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Dietrich Bonhoeffer

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Dietrich Bonhoeffer (* 4. Februar 1906 in Breslau, † 9. April 1945, hingerichtet im KZ Flossenbürg), war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Dietrich Bonhoeffer wurde in Breslau als das achte Kind in ein großbürgerliches Elternhaus hineingeboren; sein Vater war ein angesehener Psychologe. Den ersten Weltkrieg, in dem sein älterer Bruder fiel, erlebte er bewußt mit; eventuell fasste er aufgrund dieser Erfahrung den Entschluss, Theologie zu studieren und Pastor zu werden. Seine Familie, obwohl überrascht, unterstützte ihn in seinem Vorhaben.

Nach Abschluss des Abiturs mit 17 Jahren nahm er das Studium der Theologie in Tübingen auf. Hier studierte er unter anderem unter Karl Barth. Mit 21 Jahren promovierte er in Berlin summa cum laude, und habilitierte sich mit 24 Jahren. Es folgte ein Jahr am Union Theological Seminary in New York, wo er auch die Folgen der Weltwirtschaftskrise insbesondere auf die farbige Minderheit kennenlernte; praktische Pastoralarbeit lernte er in den Kirchengemeinden Harlems kennen.

Nach seiner Rückkehr bekam er 1931 eine Lehrposition an der Berliner Universität, und wurde im November 1931 ordiniert.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde am 1. Februar 1933 eine im Rundfunk übertragene Ansprache aufgrund des kritischen Inhaltes unterbrochen. Danach engagierte er sich im Pfarrernotbund, um kurz danach aber nach London (England) zu gehen, wo er für zwei deutsche Kirchengemeinden verantwortlich war. Hier lernte der auch den anglikanischen Bischof Geoge Bell kennen.

Nach der Abspaltung der Bekennenden Kirche durch Martin Niemöller und Karl Barth von den gleichgeschalteten evangelisch-lutherischen Deutschen Christen kehrte Bonhoeffer nach Deutschland zurück, und leitete die Ausbildung angehender Pastoren im Finkenwerder Seminar, welches 1939 vom Staat geschlossen wurde.

In dieser Zeit war Bonhoeffer aktiv in der Ökumenischen Bewegung aktiv; sein Bestreben war, die christlichen Kirchen weltweit zum Einsatz gegen die laufenden Kriegsvorbereitungen zu bewegen. Aufgrund dieser Altivitäten lernte er hohe kirchliche Würdenträger in ganz Europa kennen.

Einer zweiten Einladung in die USA im Jahre 1939 folgend, kehrt er schnell zurück, da er seine Reise als Flucht betrachtete.

Die nun in Gang kommende systematische Judenverfolgung und andere Grausamkeiten der Regierung bewegten Bonhoeffer zu einer Neubewertung der Situation. In Dietrich Bonhoeffers Elternhaus trafen sich eine Reihe von Gegnern des Nationalsozialistischen Regimes, die teilweise hohe Positionen innerhalb der 'Abwehr' oder der Wehrmacht innehatten; diese Personen beabsichtigten, Hitler durch ein Attentat umzubringen. Dietrich Bonhoeffer schloss sich diesem Widerstandkreis nach langem Bedenken an. Die Frage des Tyrannenmordes (Darf ein Christ gegen das Gebot "Du sollst nicht Morden" verstoßen) beschäftigte ihn zutiefst; seine Gedanken zu dieser Fragestellung finden sich im später entstandenen Buch Ethik wieder.

Seine aus der Ökumenischen Bewegung bestehenden Kontakte sollte Bonhoeffer für die Verschwörer nutzen, um mit den Alliierten Verhandlungen einzuleiten. Bonhoeffer war also nicht an der Planung der Attentate selbst beteiligt, sondern diente als Verbindungsmann, offiziell im Auftrag der 'Abwehr'.

Ein zufälliger Aktenfund bei seinem Schwager Hans von Dohnanyi belastete auch Dietrich Bonhoeffer, der darauf am 5. April 1943 verhaftet wurde, und im Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Tegel einsaß.

Das misslungene Attentat vom 20. Juli 1944 führte letztendlich dazu, dass er in die Hände der Gestapo geriet, und als Mitverschwörer belastet wurde.

Kurz vor Kriegsende, am 8. April 1945, wurde Dietrich Bonhoeffer auf ausgrücklichen Befehl Adolf Hitlers, dass allen Verschwörern vom 20. Juli 1944 der Prozess zu machen sei, von einem Standgericht unter dem Ankläger Huppenkothe durch den Richter Otto Thorbeck zum Tode verurteilt. Ein Verteidiger war nicht anwesend, Zeugen wurden nicht vernommen, und es wurden auch keine Prozessakten angelegt.

Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 durch Erhängen hingerichtet.

Bis in die 90er Jahre hat die deutsche Justiz dieses Urteil nicht aufgehoben. Erst durch einen Bundestagsbeschluss wurden NS-Unrechtsurteile für nichtig erklärt, und damit auch Dietrich Bonhoeffer formell für unschuldig erklärt.

Theologie

Die Theologie Dietrich Bonhoeffers war zuerst von Karl Barth geprägt. Daneben stellte die Bergpredigt einen Ausgangspunkt seiner Überzeugungen dar.

Die Entwicklung in Deutschland bedingte, dass er die Rolle der Kirche neu bewertete. Der traditionellen Duldung der Staatsgewalt stellte er das Bild der Kirche entgegen, die in die Speichen des Rades greifen müsse, bevor die Staatsmaschine Unschuldige überrolle.

Werk

Promotionsschrift Sanctorum Communio, 1927
Habilitatinsschrift, 1930
Nachfolge
Ethik
Verantwortung und Hingabe
Die Weisheit Gottes - Jesus Christus
Gemeinsames Leben

Biographien

Die bekannteste und bedeutendste Biographie Dietrich Bonhoeffers wurde von seinem engen Freund Eberhard Bethge herausgegeben.

Das Leben Dietrich Bonhoeffers wurde auch verfilmt:

  • Bonhoeffer (2003, Regie: Martin Doblmeier) ein Dokumentarfilm.
  • Bonhoeffer - Die letzte Stufe (Bonhoeffer: Agent of Grace, 2000, Regie Eric Till) im Stil eines Spilfilmes.
  • Dietrich Bonhoeffer - Nachfolge und Kreuz, Widerstand und Galgen (1982), Dokumentarfilm