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Schloss Eggenberg (Graz)

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Schloss Eggenberg, Luftaufnahme von Osten

Schloss Eggenberg in Graz ist die bedeutendste barocke Schlossanlage der Steiermark und zählt mit seiner erhaltenen Ausstattung, dem weitläufigen Landschaftsgarten sowie mit den im Schloss untergebrachten Sammlungen des steiermärkischen Landesmuseums Joanneum zu den wertvollsten Kulturgütern Österreichs. Es zeigt mit seiner Bau- und Ausstattungsgeschichte den Wandel und das Mäzenatentum des einst mächtigsten Geschlechtes der Steiermark.

Das Schloss befindet sich im Westen der Landeshauptstadt Graz. Neben der historischen Gartenanlage und der Besichtigung der Prunkräume des Schlosses, bietet Eggenberg auch die Möglichkeit des Besuches anderer Sammlungen: Im Norden des Schlossparkes befinden sich der Planetengarten und das daran anschließende Lapidarium. Die numismatische Sammlung sowie die Alte Galerie sind im Schloss untergebracht.

Die Familie Eggenberg

Die Herkunft der Familie Eggenberg ist trotz zahlreicher Versuche bis heute nicht vollständig geklärt. Das erste nachweisbare Mitglied der Familie ist Ulrich Eggenberger (gest. 1448), der in seiner Funktion als Grazer Stadtrichter erstmals 1432 urkundlich erwähnt wird. Unter seinen beiden Söhnen Hans und Balthasar teilte sich die Familie in zwei Linien. Hans begründete die Radkersburger (später Ehrenhausener) Linie und Balthasar die Grazer Hauptlinie.

Balthasar Eggenberger zu Eggenberg (gest. 1493) erhielt nach dem Tod seines Vaters ein stattliches Vermögen übertragen und führte die wirtschaftlich äußerst ertragreichen Handels- und Münzgeschäfte weiter. Unter ihm entstanden auch geschäftliche Verbindungen mit dem Habsburger Kaiserhof. Der zum größten Teil in Graz residierende Kaiser Friedrich III. machte Balthasar zum Münzmeister von Graz, Laibach und St. Veit an der Glan. Diese enge Verbindung zum Kaiserhaus und das ausgeprägte wirtschaftliche Talent Balthasars führte naturgemäß zu einer beträchtlichen Vergrößerung der Eggenberger Finanzen und Besitzungen. Das 15. Jahrhundert war geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen und Bedrohungen durch Ungarn- und Türkeneinfälle. In dieser Zeit der politischen Verwirrungen wechselte Balthasar mehrfach die Seiten. So wurde er auch als Leiter der königlichen Finanzkammer des ungarischen Königs Matthias Corvinus genannt. Von Corvinus (lat.: Rabe) stammt wohl auch das neue, in seinen Formen bereits adelige Wappen der noch bürgerlichen Familie Eggenberg: drei gekrönte Raben, die eine Krone tragen. Balthasar Eggenberger erwarb 1463 das Gut im Westen von Graz, das er zum Stammsitz der Familie ausbauen ließ und das Areal bildet, auf dem sich Schloss Eggenberg heute befindet. 1470 wurde in diesem neuen Stammsitz die gotische Marienkapelle urkundlich erwähnt, die heute noch den Mittelpunkt der barocken Schlossanlage bildet.

Die Familie Eggenberg blieb bis ins 16. Jahrhundert eine der bedeutendsten Patrizierfamillien der Steiermark. Einen wesentlichen Grundstein für den weiteren Aufstieg der Familie bildete Ruprecht von Eggenberg (gest. 1611) aus der Ehrenhausener Linie, dessen militärische Verdienste im Kampf gegen das osmanische Reich unter anderem zur Erhebung der gesamten Familie in den Freiherrenstand zur Folge hatte.

Repräsentationsportrait des Fürsten Hans Ulrich von Eggenberg, G. P. de Pomis, nach 1615

Die erfolgreiche Karriere des Ruprecht von Eggenberg wurde jedoch vom kometenhaften Aufstieg seines jüngeren Grazer Vetters Hans Ulrich von Eggenberg (1568-1634) in den Schatten gestellt. Er zählt zu den bedeutendsten Staatsmännern, die die Steiermark hervorgebracht hat: 1598 Freiherr, 1623 Reichsfürst, 1628 Herzog von Krumau, nachdem er bereits 1620 mit dem Goldenen Fließ ausgezeichnet worden war, 1625 kaiserlicher Statthalter von Innerösterreich.

Nach einem Aufenthalt an der Tübinger Universität und ausgedehnten Reisen in die Niederlande, nach Spanien und Italien kehrte Hans Ulrich nach dem Tod seines Vaters nach Graz zurück, um das Erbe anzutreten. Graz war von 1564-1619 Residenz- und Hauptstadt der Innerösterreichischen Erzherzoge. Hans Ulrich entschloss sich in den Hofdienst Erzherzog Ferdinands von Innerösterreich einzutreten, um dort seine Karriere zu beginnen. In den folgenden Jahren entwickelte sich Hans Ulrich zum wichtigsten Berater und Vertrauten am Grazer Hof. Erzherzog Ferdinand wurde 1619 zum Kaiser Ferdinand II. des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt. Im selben Jahr wanderte der kaiserliche Hof nach Wien und Hans Ulrich ging mit ihm. Für zwei Jahrzehnte wurde damit der Sohn einer Grazer Patrizierfamilie zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Männer des Heiligen Römischen Reiches und federführendsten Diplomaten der Habsburger in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Er blieb dem kaiserlichen Hof immer treu ergeben, kehrte aber 1625 als Gubernator von Innerösterreich nach Graz zurück und regierte hier bis zu seinem Tode „an Kaisers statt“. Diesen neuen Ansprüchen genügte der alte Familiensitz im Westen von Graz nicht mehr. Hans Ulrich gab im Zenit seiner Macht 1625 den Auftrag zum Ausbau des Schlosses Eggenberg zu einer prunkvollen und standesgemäßen Residenz. Als gedanklicher Schöpfer von Schloss Eggenberg erlebte er dessen Fertigstellung nicht. Hans Ulrich von Eggenberg verstarb 1634.

Der einzige Sohn Hans Ulrichs, Johann Anton I. Reichsfürst von Eggenberg (1610-1649) genoss seine Ausbildung unter anderem an der Grazer Jesuitenuniversität. Nach einer ausgedehnten Kavalierstour durch ganz Europa kehrte er schließlich 1632 nach Graz zurück. Zu dieser Zeit setzte er sich für den Weiterbau des Schlosses in Graz ein. Seine bevorzugten Wohnsitze waren jedoch das Eggenberger Palais in der Grazer Sackstraße und die Residenz in Krumau. Auch er trat in den kaiserlichen Hofdienst und bewehrte sich unter Kaiser Ferdinand III. Ein wichtiges Ziel für Johann Anton I. war die Erlangung der Reichsstandschaft, die schon sein Vater Hans Ulrich vergebens zu erreichen versucht hatte. 1647 gewährte ihm der Kaiser die Möglichkeit, die gefürstete Grafschaft Gradisca mit der Stadt Aquileia und weiteren Ortschaften zu kaufen. Damit waren die Eggenberger nicht mehr nur in den Habsburgischen Ländern begütert, sondern auch im Reich. Die Eggenberger konnten nun Sitz und Stimme auf der Fürstenbank einnehmen.

Nach dem unerwartet frühen Tod Johann Antons I. und aufgrund des Fehlens eines rechtsgültigen letzten Willens kam es zwischen seinen beiden Söhnen Johann Christian und Johann Seyfried wegen der Teilung des väterlichen Erbes zu Differenzen. Man einigte sich auf eine gleichwertige Teilung des Erbes. Johann Christian erhielt die böhmischen Länder und Johann Seyfried entschied sich für die innerösterreichischen Besitzungen. Der eigentliche große Erbschaftsstreit entbrannte um Gradisca, denn damit war schließlich der Sitz im Reichsfürstentag verbunden. Es sollte bis zum Jahr 1672 dauern, bis man sich auf einen neuen Erbvertrag einigen konnte. Es blieb bei der Länderteilung, wobei Johann Seyfried ein erhöhtes Kapital erhielt. Johann Christian verwaltete Gradisca, jedoch im Namen beider Brüder.

Johann Seyfried legte sein Hauptaugenmerk auf die prachtvolle Ausgestaltung der ihm zugesprochenen innerösterreichischen Güter, vor allem die Fertigstellung der Grazer Residenz. Unter seiner Regentschaft erhielt Schloss Eggenberg auch seine erste prunkvolle Ausstattung und die erste Gartenanlage wurde errichtet. Die wohl wichtigste Aufgabe erfuhr Johann Seyfried als Gastgeber der kaiserlichen Braut Kaiser Leopolds I. im Jahre 1673. Im Zuge der einzigen Kaiserhochzeit, die in Graz stattfand, residierte die zukünftige Kaiserin Claudia Felicitas von Tirol in der neuen Familienresidenz der Eggenberger. Weder für sein fürstliches Mäzenatentum, noch für die Gestaltung des kaiserlichen Besuches scheute Johann Seyfried Kosten. Während sein Bruder Johann Christian als vorbildlicher Wirtschafter seine Güter zu vermehren wusste, schien Johann Seyfried das wirtschaftliche Talent seiner Familie nicht geerbt zu haben. Binnen weniger Jahrzehnte ruinierte er sich fast vollständig. Nur durch den Verkauf verschiedenster Besitzungen und durch die engen Verbindungen zum Kaiserhaus konnte er sich immer wieder retten. Nach dem Tod Johann Christians erhielt Johann Seyfried als Universalerbe die Einkünfte aus den böhmischen Ländereien, wodurch sich seine finanzielle Lage wieder entspannte.

Nach dem Tod Johann Seyfrieds 1713 war der Bestand der Familie Eggenberg durch männliche Nachkommen noch gesichert. Doch bereits 1716 starb sein kränklicher einziger Sohn Johann Anton II. im Alter von 47 Jahren. Nur ein Jahr später starb auch dessen einziger Sohn, der letzte Fürst von Eggenberg, Johann Christian II. im Alter von 13 Jahren an einer Blinddarmentzündung. Mit seinem Tod war die Familie Eggenberg, 1717, im Mannestamm erloschen.

In der Folge begann der Zerfall der ausgedehnten Eggenbergischen Besitzungen. Eine der beiden Schwestern Johann Christians II., Maria Eleonore Reichsfürstin zu Eggenberg, heiratete in dritter Ehe Johann Leopold Graf Herberstein. Bedingt durch ihre Kinderlosigkeit, wurde nach ihrem Tod 1774 ihr Gemahl als Universalerbe eingesetzt. Dadurch ging der Besitz, samt Schloss Eggenberg in Graz, in eine Nebenlinie der Familie Herberstein über.

Mit dem Jahre 1774 war das wohl berühmteste Geschlecht der Steiermark ausgestorben. Ihr ehemaliger Besitz wurde geteilt und an andere Familien weitergegeben.

Das Schloss

Die Baugeschichte des Schlosses

Schloss Eggenberg präsentiert sich heute auf den ersten Blick als einheitlicher Neubau des 17. Jahrhunderts. Große Teile des Baubestandes stammen jedoch aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit.

Balthasar Eggenberger kaufte zwischen 1460 und 1463 den „Orthof“ auf den Algersdorfer Feldern. Dieser befestigte Edelsitz bekam den Namen der Familie und wurde in den folgenden Jahren erweitert und umgestaltet. Noch vor 1470 wurde in den freistehenden Turm ein quadratischer Kapellenraum eingerichtet. Von dieser Kapelle existiert ein römischer Kardinalsablass, datiert mit dem 30. Mai 1470, welcher der „capella Beate Marie Virginis sita in Castro Eckenperg“ gewisse Privilegien verleiht. Dieses Dokument liefert den „terminus ante quem“ für die Fertigstellung der Kapelle. Balthasar stiftete für diesen Kapellenraum auch einen prächtigen Flügelaltar, dessen Tafeln sich auch heute wieder am ursprünglichen Aufstellungsort befinden.

Im 16. Jahrhundert wird dieses, wahrscheinlich L- förmige, spätmittelalterliche Schloss mit einem Turm mehrfach erweitert und der sozialen Stellung der Familie angepasst. Merkmale am Gebäude, die Teile dieser Bauphasen noch heute zeigen, sind Fensterrahmungen, die Aufschluss über die ehemaligen Geschoßhöhen geben, Eckquaderungen und akanthusumrahmte Biforienfenster und malerische Dekorationen einzelner Räume. Als dieses Gebäude den Ansprüchen der neuen fürstlichen Familie nicht mehr gerecht werden konnte, begann man 1625 mit dem grundlegenden Umbau. Die bestehenden älteren Bauteile wurden dabei geschickt in den Neubau integriert. Einerseits wahrscheinlich wegen der Kostbarkeit von Baumaterial, andererseits aber auch der offensichtliche Wille, das Stammhaus der Familie nicht vollkommen zu zerstören. Die gotische Marienkapelle blieb sogar unverändert und wurde zum Mittelpunkt der neuen Anlage bestimmt.

Idealperspektivische Ansicht Eggenbergs. Kupferstich von Andreas Trost, vor 1700

Fürst Hans Ulrich beauftragte 1625 den Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis mit der Planung seines neuen Schlosses. Der aus Lodi bei Mailand stammende de Pomis wurde als Architekt, Maler und Medailleur zum wichtigsten Künstler am Grazer Hof. Er begleitete zusammen mit Hans Ulrich Erzherzog Ferdinand auf den Hofreisen nach Italien und Spanien. Diese Reisen haben die architektonische Formensprache de Pomis‘ mit großer Wahrscheinlichkeit geprägt. Sein Stil beruht auf der oberitalienisch-manieristischen Architektur der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem die Bauten Palladios und der charakteristisch schmucklose Herrera-Stil sind zu erwähnen. Die Anlage des Grundrisses von Schloss Eggenberg zitiert fast wörtlich den des Palazzo Thiene, während das Äußere, trotz der enormen Unterschiede in der Dimension, verblüffend stark an das Schloss und Kloster El Escorial bei Madrid erinnert. Weitere Parallelen lassen sich auch in den stilistischen Ähnlichkeiten, wie die Schmucklosigkeit und betonte Horizontalität der Fassaden, die an den Ecken turmartig erhöht sind, sowie die Gegenüberstellung von Festsaal und Kirchenraum finden. Die bedeutendste Gemeinsamkeit dieser beiden Gebäude liegt jedoch in der Zeichenhaftigkeit der Architektur, die die Vorstellungen der jeweiligen Bauherren von der Natur des Universums zu einem umfassenden intellektuellen symbolischen Konzept formuliert.

De Pomis leitete die Bauarbeiten bis zu seinem Tod 1631. Der Festungsbaumeister Laurenz van de Syppe führte die Arbeiten für zwei Jahre weiter, bis das Gebäude schließlich unter den beiden Polieren de Pomis‘, Pietro Valnegro und Antonio Pozzo, fertiggestellt wurde. 1635/36 scheint der Rohbau zu Ende geführt worden sein. Daran schlossen sich von 1641 bis 1646 die Ausgestaltungsarbeiten der Steinmetze und Zimmerer. Zu diesem Zeitpunkt war das Schloss benutzbar und temporär auch von der Familie bewohnt. Mit dem überraschenden Tod des zweiten Fürsten, Johann Anton, kamen die Ausgestaltungsarbeiten der noch fehlenden Beletage vorübergehend zum Stillstand.

Johann Seyfried von Eggenberg ließ ab 1666 schließlich das Schloss im Sinne der barocken Prachtentfaltung fertigstellen. Unter ihm wurde in nur 7 Jahren der ca. 600 Gemälde umfassende Deckenzyklus der Räume des Prunkgeschoßes ausgeführt. Als sich 1673 die kaiserliche Braut als Gast ansagte war das Haus offensichtlich fertiggestellt. Lediglich der Festsaal verfügte noch über keine malerische Dekoration. 1678 trat Hans Adam Weissenkircher in Graz seinen Dienst als fürstlich Eggenbergischer Hofmaler an. Er stellte die Gemäldefolge des Festsaales, nunmehr Planetensaal genannt, bis 1684/85 fertig. Damit waren die Ausstattungsarbeiten dieser ersten Phase von Schloss Eggenberg abgeschlossen.

Nach dem Aussterben der Eggenberger im Mannesstamm zeigten sich die Eggenberger Prunkräume in einem halbgeleerten und vernachlässigten Zustand. Der Gemahl der letzten Eggenberger Prinzessin, Johann Leopold Graf Herberstein, gab eine umfassende Erneuerung der Anlage in Auftrag. Zwischen 1754 und 1762 erfuhren das Haus und die Gartenanlage eine zweite große Ausstattungsphase, ganz im Geschmack des Rokoko. Vor allem die Einrichtung des Prunkgeschoßes wurde modernisiert. Der Planetensaal und der Zyklus der Deckengemälde blieben jedoch unverändert. So beschränkten sich die Arbeiten auf Wanddekorationen, Öfen und Möbel. Ganz im Geschmack der Zeit wurden drei ostasiatische Kabinette eingebaut und fünf Räume an der Nordseite erhielten neue Wandbespannungen. Der wohl massivste Eingriff bestand im Abriss des Eggenberger Schlosstheaters, an dessen Stelle eine Schlosskirche errichtet wurde. Leiter dieser Arbeiten war der Grazer Hofarchitekt und Hildebrandt-Schüler Joseph Hueber. Die dritte Phase der Veränderungen im 19. Jahrhundert beschränkte sich auf die Wohnräume im ersten Geschoß des Schlosses. Die Beletage blieb über das gesamte Jahrhundert unberührt und auch unbenutzt. Das Hauptaugenmerk dieser Zeit lag in der vollständigen Umgestaltung des barocken Formalgartens in einen romantischen Landschaftgarten im englischen Stil.

Bis 1939 blieb die gesamte Anlage im Besitz der Familie Herberstein. Kurz vor dem Krieg wurde Schloss Eggenberg samt Park vom Land Steiermark erworben. Nach schweren Beschädigungen in Kriegs- und Besatzungszeit, ist Schloss Eggenberg dem steiermärkischen Landesmuseum Joanneum eingegliedert und nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten seit 1953 dem Publikumsbesuch geöffnet.

Das Programm

Der gedankliche Schöpfer der Schlossanlage, Fürst Hans Ulrich von Eggenberg, verwirklichte mit seiner neuen Residenz ein tief von der magischen Naturphilosophie und von der Vorstellung der Ordnung der Welt geprägtes architektonisches Konzept. Vor allem Astronomie, Astrologie und Alchemie waren große Bestandteile der Bildung eines weltgewandten Fürsten. All diese Aspekte flossen in das Konzept des Neubaus ein, mit diesem man ein wohlgeordnetes, logisch-mathematisch erklärbares System errichten wollte, das das Universum repräsentiert.

Schloss Eggenberg ist über einem rechteckigen Grundriss errichtet, dessen geometrisches Zentrum vom Mittelturm samt gotischer Kapelle gebildet wird. An jeder Ecke befindet sich eine turmartige Erhöhung. Jeder dieser vier Türme ist genau in eine Himmelsrichtung ausgerichtet. Die Zahl 4 steht des Weiteren für die vier Jahreszeiten und die vier Elemente.

Als weitere Grundlage für dieses errichtete Universum Schloss Eggenberg gilt der Kalender. Das System der gregorianischen Kalenderreform stellte in der Zeit des Schlossbaues eine große Neuerung dar, das den Schlossbau logisch und mathematisch ordnet und zu dem sämtliche Werte der Zeitrechnung wiederspiegelt. Schloss Eggenberg besitzt 365 Außenfenster für die Tage eines Jahres. Im zweiten Stock, der Beletage, befinden sich 52 Außenfenster für die Wochen eines Jahres. Jedes Stockwerk im Haus birgt genau 31 Räume für die maximale Anzahl der Tage eines Monats. Im zweiten Stock sind außen, ringförmig 24 Prunkräume angeordnet, die die Stunden eines Tages symbolisieren. Der gesamte Bau ist sehr symmetrisch aufgebaut. Dadurch ergeben sich im zweiten Stock zwei gleich große Hälften, zu denen je 12 Räume zählen, die für die Tages- und Nachthälfte stehen.

Schloss Eggenberg, Planetensaal

Auch die Raumdisposition muss als Programm verstanden werden. Das Gebäude folgt einer streng hierarchischen Ordnung. Im Erdgeschoß befanden sich ausschließlich die Räume für wirtschaftliche Zwecke. Das erste Geschoß diente dem alltäglichen Leben. Dort befanden sich die Wohnräume der Familie und genau in der Mittelachse, über der Tordurchfahrt, richtete Hans Ulrich seinen Audienzsaal ein. Der zweite Stock ist als Prunkgeschoß, das gegebenenfalls in Appartements für Gäste unterteilt werden konnte, eingerichtet und birgt Repräsentations- und Festräume. Genau in der Mittelachse, über der Tordurchfahrt und dem Audienzsaal befindet sich der Planetensaal als Kulminationspunkt des Programmes.

Der Planetensaal

Hans Adam Weissenkircher, Merkur, Schloss Eggenberg Planetensaal

Der Haupt- und Festsaal stellt als Mittelpunkt des Programmes den Anfang und das Ende des Kranzes von 24 Prunkräumen dar. Der von Hans Adam Weissenkircher geschaffene Zyklus an Gemälden verknüpft das architektonische Programm mit dem Bildschmuck des Schlosses und errichtet damit eine gewaltige Allegorie des Goldenen Zeitalters, das unter der Regierung der Familie Eggenberg herrscht. Die Decke und das Spiegelgewölbe des Saales nehmen sieben gerahmte Ölgemälde auf, die die sieben klassischen Planeten und deren Eigenschaften repräsentieren. Die symbolische Aussagekraft gipfelt in diesen Gemälden, da sie gleichzeitig für die sieben alchemistischen Metalle, sieben Wochentage, sieben großen Besitzungen der Familie und für sieben wichtigsten Mitglieder der Familie stehen. In den Ecken des Gewölbes werden die vier Elemente dargestellt. Die Wandflächen zwischen den Fenstern tragen großformatige Ölgemälde, die die 12 Tierkreiszeichen darstellen und damit die 12 Monate thematisieren.

Die Beletage

Die 24 Prunkräume des zweiten Geschoßes sind außen kranzförmig angeordnet. Das Programm der Deckengemälde umfasst ungefähr 600 Einzelszenen. Diese erzählen die Vorstellung der Geschichte der Menschheit und der Welt. Sie beinhalten Szenen der Mythologie, religiöse Szenen des Alten Testaments und Szenen der Geschichte. Dieses Deckenprogramm mit dem rahmenden Stuck stammt noch aus der ersten Ausstattungsperiode des 17. Jahrhunderts.

Unter dem Ehepaar Eggenberg-Herberstein wurden die 24 Räume der Beletage ab der Mitte des 18. Jhs. im Geschmack des Rokoko neu eingerichtet. Neben neuen Sitzmöbeln, Lustern, Wandappliquen und Fayence-Öfen erhielten fast alle Zimmer auch neue einfärbige Seidendamastbespannungen. Fünf Säle im Nordtrakt des Prunkgeschoßes wurden mit großen bemalten Leinwandbespannungen ausgestattet. Der steirische Künstler Johann Anton Baptist Raunacher widmete jedem Zimmer ein anderes Thema. In Eggenberg finden sich neben Gesellschaftsszenen und Jagddarstellungen auch Schäferspiele, Theater- und Spielszenen. Zwischen den Räumen wurden hohe Doppelflügeltüren eingebaut und anstelle des Eggenberger Theaters im Westtrakt, wurde eine barocke Schlosskirche errichtet. Zusätzlich wurden in die Raumfolge drei kostbare ostasiatische Kabinette eingebaut. Die ersten beiden zieren wertvolle Imari Porzellanteller- und schalen sowie chinesische Seidenmalerei. In die Wandbespannungen des dritten Kabinetts wurden die acht Bahnen eines kostbaren japanischen Stellschirms eingelassen. Diese Paraventteile zeigen das Schloss und die befestigten Stadt Osaka vor 1615. Wobei die Ausführung der Arbeiten wahrscheinlich etwas später erfolgt worden ist. Aus frühneuzeitlicher Zeit gibt es nur 4 oder 5 Ansichten von Osaka, sodass diese Werke besonders bemerkenswert sind. Aufgrund des Blickwinkels auf Osaka stellen die Eggenbergischen Paravents sogar ein Unikat dar.

Der Eggenberger Schlosspark

Alle Besitzer und Bauherren haben das Schloss und den umgebenden Garten immer als gleichbedeutendes Element betrachtet. So hat jede Generation größere Veränderungen vorgenommen.

Schon zur Zeit der Errichtung der Schlossanlage im 17. Jahrhundert berichten Quellen über einen bestehenden, südöstlich des Schlosses umfriedeten Garten. Der nächste große Ausbau des Gartens erfolgte nach der Fertigstellung des Hauses unter Johann Seyfried von Eggenberg. Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts wurde der Garten großzügig um das Gebäude erweitert. Er folgte dem Muster des streng gegliederten italienischen Gartens, mit Parterres, Boskettbereichen, Springbrunnen, Volièren und Fasangärten.

Nach dem Aussterben der Familie Eggenberg im 18. Jahrhundert ließ Johann Leopold Graf Herberstein die gesamte Anlage zu einem französischen Garten des Rokoko umgestalten. Seine Dimension wird durch die heute noch bestehende Umfassungsmauer gekennzeichnet. Ansonsten sind aus dieser Zeit nur der Pavillon und die vier Kolossalfiguren vor dem Schloss erhalten. Bereits in den 70er Jahren des 18 Jahrhunderts wurde der Eggenberger Schlossgarten dem Grazer Publikum geöffnet.

Zur Zeit der Aufklärung und der immer größer werdenden Liberalität unter Kaiser Joseph II. änderte sich auch das Naturbewusstsein in Österreich grundlegend. Man verstand die barocken Gartenanlagen als hässliche, in Normen gepresste und beschnittene Natur. Auch Jerome Graf Herberstein, als fanatischer Gartenliebhaber, teilte diese Anschauung und veranlasste ab 1802 die modische Umgestaltung des Eggenberger Schlossparks in einen romantischen Garten im englischen Stil. Labyrinth, Brunnenanlagen, die rasterförmige Wegführung und hierarchische Gliederung des gesamten Gartens, sowie die große Aussichtsterrasse nördlich des Schlosses mussten weichen. Abgesehen vom geraden Einfahrtsweg, der erhalten blieb, wollte man mit der geschwungenen Wegführung, den gewollten Blickführungen, und mit gezielt gepflanzten Einzelbäumen und Gehölzbouquets ein Landschaftgemälde erschaffen. Den Höhepunkt dieser Gartenanlage des 19. Jahrhunderts bildete der Rosenhügel, den man über eine geschwungene Wegführung leicht erklimmen konnte, um sich am Plateau, unter einem künstlichen Schattenspender niederzulassen und den gesamten Garten in biedermeierlicher Manier zu überblicken und genießen.

Schloss Eggenberg, Schlosspark

Schon am Beginn des 20. Jahrhunderts schwand das Interesse am Garten, und der Eggenberger Schlosspark verfügte über keinen Gärtner mehr. Dies hatte zur Folge, dass die einzelnen Bestandteile des Gartens abgerissen wurden, im Laufe der Jahrzehnte immer mehr verwilderten und die gesamte Anlage immer mehr zum einfachen Stadtpark wurde.

Der Schlosspark Eggenberg ist einer der wenigen historischen Gärten Österreichs, der unter Denkmalschutz steht. Daher wurde 1993 in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt ein Gartenpflegewerk in Auftrag gegeben, dessen Zielsetzung die Erhaltung und Rekonstruktion des Gartens als Kulturdenkmal der Romantik ist. Die noch erhaltenen Elemente sollen erkennbar gemacht, der kostbare Bestand gesichert werden und die verlorenen Elemente, so weit wie möglich, wieder ergänzt werden. Die bereits erfolgten Schritte auf diesem Gebiet waren die Rekonstruktion des 1848 eingerichteten Frühstücksgartls hinter dem Schloss. Als weiterer großer Schritt erfolgte in den Wintermonaten 2007/2008 die Wiedererkennbarmachung und Rekonstruktion des Rosenhügels, als eines der wichtigsten Bestandteile des romantischen Landschaftsgartens.

Der Plantengarten

Der an der Nordecke des Gartens eingefriedete Extragarten durchlief im Laufe der Geschichte verschiedenste Gestaltungen und Nutzungen, bis er schließlich nur mehr als räumliche Struktur wahrnehmbar war. Nachdem für diese Anlage keine brauchbaren Pläne oder Ansichten erhalten sind, entschloss man sich im Jahr 2000 zur Neuanlage eines Blumengartens, der die noch vorhandenen Fragmente der historischen Anlage integriert. Es entstand ein neuer Garten über einer alten Idee. Die Architektin Helga Tornquist griff den Leitgedanken des Eggenberger Programms auf und setzte diesen in eine zeitgenössische Gartengestaltung um.

Schloss Eggenberg, Planetengarten, Detail aus der Luft

Diese Neugestaltung greift in spielerischer Form das uralte System planetarischer Signaturenlehre auf, die für das Bildprogramm von Schloss Eggenberg große Bedeutung hat. Über den Fundamenten der ehemaligen Orangerie errichtete man das Lapidarium als Point de Vue, und um der Römersteinsammlung des Joanneum einen adäquaten Platz zu geben.

Literatur

  • Barbara Kaiser: Schloss Eggenberg. Verlag Christian Brandstätter, Graz-Wien 2006, ISBN 3-85033-024-9

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