Sklaverei

Ein Sklave ist ein Mensch, der seiner persönlichen Freiheit beraubt ist, als Sache behandelt wird und als solche zumeist als Eigentum eines anderen angesehen wird. Wichtige Merkmale sind das Festhalten der Person gegen ihren Willen mittels (physischer oder institutioneller) Gewalt, der Verlust aller mit Geburt und Genealogie verbundenen Ansprüche (natal alienation) sowie die Ehrlosigkeit des Sklaven.[1] Sklaverei dient meistens, aber nicht immer, dem Zweck der wirtschaftlichen Ausbeutung. Offiziell ist die Sklaverei heute in allen Staaten der Welt abgeschafft. Dennoch befinden sich immer noch viele Menschen in einer derartigen Abhängigkeit. Der Handel mit Sklaven wird Sklavenhandel genannt. In verschiedenen Kulturen hatten Sklaven einen unterschiedlichen Status. Die Herkunft des Begriffes "Sklave" ist nicht völlig klar. Die meisten Lexika nehmen einen Zusammenhang mit der Bezeichnung für "Slawen" an, an anderer Stelle findet man eine Anlehnung an das griechische Verb skyleúo, skyláo "ich mache Kriegsbeute".[2] In der rumänischen Sprache bezeichnete man die Slawen im Mittelalter als "şchiau". Dieser Begriff stammt aus dem lateinischen "sclavus".
Sklaverei in der Antike

Alter Orient
Dem Gesetz des Hammurabi lässt sich entnehmen, dass Sklaverei üblich war. So musste jemand, der den Tod eines Sklaven verursachte, dessen Besitzer den seinerzeit gezahlten Kaufpreis erstatten oder einen neuen Sklaven als Ersatz anbieten. Unter Rim-Sin von Larsa war gallabu (Kennzeichner von Sklaven) ein eigener Beruf.
Feigin (1934) führt aus der Regierungszeit von Rim-Anum von Uruk 20 Texte über asîru, Kriegsgefange, auf. Es wird sogar ein bit asiri (É-A-SI-RUM/É-SI-A-RUM), Haus der Gefangenen erwähnt, das eigenen Aufsehern unterstand. Sie wurden als Sklaven von Handwerkern eingesetzt, zum Beispiel von Brauern, Webern und Lastträgern (?). Sie mahlten scheinbar auch Mehl für sich selbst, königliche Beamte und Arbeiter des bît šaprim. Einige wurden vermutlich auch freigekauft, wie im Gesetzbuch des Hammurabi vorgesehen. Weibliche Kriegsgefangene (asîrtu) wurden oft zu Konkubinen gemacht. Das bit asiri wird auch in altbabylonischen Texten erwähnt.
Aus neubabylonischer Zeit Mesopotamiens sind zahlreiche Belege für die Existenz von Sklaven (ardu oder qallu) erhalten. In den Gesetzen jener Epoche werden Sklaven nicht erwähnt, aber der Verkauf von Leibeigenen wird durch Keilschrift-Urkunden aus zahlreichen Privatarchiven belegt. Sklaven konnten verschenkt werden, Teil einer Mitgift bilden, oft wurden sie auch weiterverliehen, um eine Schuld zu begleichen. Sklaven wurden vielfach schon im Haushalt geboren, doch größtenteils rekrutierte sich die Sklaven aus verkauften Kriegsgefangenen oder abgeurteilten Verbrechern. Die in der späteren Antike später übliche Schuldknechtschaft ist aus dieser Zeit nicht häufig überliefert. Sklaven wurden gern als Lehrlinge zu Handwerkern gegeben; dabei konnte der Vertrag Strafen festlegen, wenn der Handwerker sie nicht angemessen ausbildete. Die Freilassung eines Sklaven wurde auf einer Tontafel festgehalten.
Altes Testament
Das Judentum ("Volk Israel") definierte seinen eigenen Status in einzigartiger Weise, nämlich als den eines von Gott aus der Sklaverei Ägyptens befreiten Volkes. Dies gebot ihm, dass kein Jude uneingeschränkt und dauerhaft im Sklavenstatus leben dürfe.
Demgemäß wurde die Sklaverei im Alten Testament in einem besonderen Austauschverhältnis zur nichtjüdischen Umwelt geregelt: Sklaven wurden vor allem durch Gefangennahme im Krieg mit fremden Völkern erworben; sie konnten gekauft und verkauft sowie für Arbeitsdienste verwendet werden. Für hebräische Sklaven galten besondere Schutzvorschriften; sie konnten im Fall des Selbstverkaufs (bei äußerster Not des sich Anbietenden) erworben werden. Nach spätestens sechs Jahren waren sie freizulassen, in Erinnerung an die Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten. Die Grundlage dazu ist in der Tora zu finden (5. Mose 15,12–18) und stellt daher ein unveräußerliches und universelles Recht dar. Der Sklave ist im antiken Israel nicht völlig rechtlos, da er ebenso wie sein Herr von Gott geschaffen ist und diesem als Mensch gleichsteht. So wird in den Zehn Geboten (2. Mose 20,10) jeder Jude dazu angehalten, am siebten Tag nicht zu arbeiten und auch seinen Sklaven nicht arbeiten zu lassen. Mit dieser neuen Wertung war ein Zeichen gesetzt auch für die Nachbarvölker Israels.
Dem widerspricht nicht, dass auch im jüdischen Volk gewisse Rückfälle in noch inhumanere Verhaltensweisen vorkamen. Sklaverei aus Rache war dem Judentum ebenso bekannt; als ersten Sklaven der nach-sintflutlichen Zeit erwähnt die Bibel Kanaan, einen Enkel Noachs: „(…) Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern!“ (1. Mose 9,25). Kanaan musste seinen Brüdern dienen, da sein Vater Ham die Blöße seines Vaters Noah erblickt und ihn so entehrt hatte.
Neues Testament
Aus Kolosser 4,1 geht eindeutig hervor, dass Christen Sklaven gehalten haben. Eine Abschaffung des Sklavenstandes wird nicht erwogen, in 1. Korinther 7,20ff. werden sogar christliche Sklaven ausdrücklich ermahnt, in ihrem Stand zu bleiben. Es wird jedoch betont, dass vor Christus Sklave und Herr gleichwertig sind (Kolosser 3,11; Galater 3,28; Epheser 6,8).
Ein konkreter Fall des Herren-Sklaven-Verhältnisses wird im Brief des Paulus an Philemon geschildert. Paulus verlangt hier von seinem Glaubensbruder Philemon, dass er in seinem Sklaven Onesimus vorrangig den Glaubensbruder sehen soll und nicht den Sklaven. Eine Abschaffung des Sklavenverhältnisses fordert er allerdings nicht ein (V. 16).
Eisenzeit
Nach Taylor (2001) sind aus dem eisenzeitlichen Europa fast 50 Sklavenketten bekannt, etwa aus Hay Hill, Lord’s Bridge, Cambridge und Llyn Cerrig Bach, Anglesey.
Gallier
Nach Diodor (V.26) konnte ein italischer Kaufmann in Gallien für eine Amphore Wein einen Sklavenjungen eintauschen.
Griechenland
Schon im mykenischen und homerischen – Mittelmeerraum war die Sklaverei verbreitet. In mykenischer Zeit finden wir Sklavinnen und Sklaven vor allem als Palastdienerinnen und „Sklaven der Götter“. Die Palastwirtschaft in Pylos verfügte über fast 2.000 unfreie Bedienstete. Sie stammten meist aus Raubzügen oder waren Kinder von Sklavinnen und dienten als Haushaltssklaven oder in der Textil- und Metallproduktion.
In den homerischen Epen (Ilias und Odyssee) wurden Sklaven und Sklavinnen auf Kriegszügen oder von Piraten erbeutet, weiter verkauft oder vererbten ihren Status an die Kinder („patriarchalische Sklaverei“). Sie wurden zumeist in Haus- und Landarbeit (Ackerbau, Viehzucht), gelegentlich im Waffendienst eingesetzt (siehe auch Sklaverei bei Homer).
Mit dem Aufkommen des Handels wurde vielerorts ein System der „Schuldsklaverei“ rechtlich verankert – der Schuldner musste seine Schuld als Sklave (doulos) abarbeiten. In Athen führten Revolten der einfachen Leute gegen diese Praktiken zur Verfassungsreform des Solon, der einen Schuldenerlass (Seisáchteia, „Lastenabschüttelung“) verfügte und diese Form der Schuldsklaverei verbot.
Viele Soldaten gerieten durch Kriegsgefangenschaft in die Unfreiheit.
Aristoteles hielt die Sklaverei für von Natur aus gerechtfertigt; Sklave sei, wer „mit den Kräften seines Leibes das so Vorgesehene auszuführen imstande“ sei. Dies traf seiner Meinung nach aber nicht auf alle zu, die körperlich geeignet sind, sondern nur auf Nicht-Griechen, so genannte „Barbaren“ (Menschen, die nicht Griechisch sprechen). Barbaren sind nach Aristoteles Sklaven von Natur aus. Sie besäßen nicht nur den Körper, der sie zur Verrichtung der Arbeit prädestiniere, sondern seien auch in ihren geistigen Fähigkeiten eingeschränkt, sodass sie von der Sklaverei profitierten, indem ihr Besitzer für sie denke. Ohne diese Ansicht war seine Theorie der Polis undenkbar, da sie auf der Muße der Herrschenden aufbaute, sich mit „höheren“ Dingen zu beschäftigen.
Ein Zensus für Attika aus der Zeit zwischen 317 und 307 v. Chr. zählte 21.000 Bürger, 10.000 Metiöken und 400.000 Sklaven, auf einen (männlichen, erwachsenen) Bürger kamen demnach 19 Sklaven. Der Abbau in den Silberminen von Laurion und Thasos wurde weitgehend durch Sklaven betrieben. Xenophon (IV.14–15) berichtet von Athener Bürgern, die 1.000 Sklaven in den Minen besaßen.
Sklaven hatten die Möglichkeit, Bürger zu werden, wenn sie sich freigekauft hatten. Manche wurden freilich auch ohne Bezahlung freigelassen - etwa, wenn sie ihren Herren einen ganz besonderen Dienst erwiesen hatten (Lebensrettung u.ä.).
Eine besondere Rolle spielte die Sklaverei als Helotie in der Gesellschaft Spartas. Die als Heloten bezeichneten Unfreien entwickelten sich ursprünglich aus der von den Doriern unterworfenen Urbevölkerung und den später unterworfenen Bewohnern Messeniens. Die herrschende Elite erklärete den Heloten jedes Jahr formal den Krieg, um deren rechtlosen Status zu erhalten; regelmäßige Aufstände und vor allem die Furcht davor prägten die gesamte spartanische Innenpolitik.
Rom

Auch in der Römischen Republik war ursprünglich ein System der Schuldsklaverei üblich, daneben wurden in geringem Maße auch Kriegsgefangene versklavt. Die Schuldsklaverei wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. verboten, offiziell auf Druck der Bevölkerung. Tatsächlich kamen zu jener Zeit wegen der Eroberungsfeldzüge der Römer immer mehr Kriegsgefangene als Sklaven nach Rom, wodurch die Schuldsklaverei zunehmend uninteressant wurde. Zeitweise waren ein Drittel bis mehr als die Hälfte der Einwohner des Römerreiches Sklaven.
Der Sklave (lateinisch zumeist servus, aber auch mancipium, ancilla ("Magd") und andere Termini) war nach römischem Recht keine Person und besaß somit auch keine Rechtsfähigkeit, sondern unterstand mit den untergeordneten Mitgliedern der zugehörigen Familie der Außenvertretung des Oberhauptes des Hauses (patria potestas). Er war als bloße Sache Gegenstand des Handels. Sklavenkinder waren von Geburt an Sklaven; dem Herrn (dominus) stand prinzipiell das Recht über Leben und Tod des Sklaven zu. Was der Sklave verdiente, war Eigentum des Herrn. Zu den berühmtesten Schriften, welche die Sklaverei zum Thema haben, gehören Senecas "Sklavenbriefe". In diesen spricht er von Menschen (homines), wohingegen Cato maior noch von Dingen (res) sprach.
Schon früh nachweisbar ist das Pekulienwesen, das dem Sklaven gestattete, aus seinem Nebenverdienst eigenes Vermögen (peculium) zu bilden, das gleichwohl juristisch Eigentum des Herrn blieb, der es seinem Sklaven lediglich freiwillig beließ. Das peculium eröffnete diesem jedoch die Möglichkeit, sich loszukaufen. Es gab verschiedene Arten der Freilassung (manumissio) von Sklaven. Möglich waren unter anderem:
- letztwillige Verfügung im Testament (per testamentum)
- Rechtsakt vor dem Magistrat (per vindictam)
- Eintragung durch den Zensor in die Bürgerrolle als freier Bürger (per censum)
- Zusendung eines Freibriefs durch den Herrn (per epistolam)
- oder endlich durch eine einfache Willenserklärung des Herrn in Gegenwart Dritter (inter amicos, per mensam, per convivium)
In Rom hatten freigelassene Sklaven (liberti) zwar die Bürgerrechte – im Gegensatz zu vielen griechischen Staaten –, waren als Klienten aber immer noch von dem Patron, der sie freigelassen hatte, abhängig und beschützt.
In der frühen Kaiserzeit nahm die Zahl der Freilassungen so stark zu, dass Kaiser Augustus Gesetze erließ, die die Freilassung einschränkten (der Sklave musste zum Beispiel mindestens 30 Jahre alt sein, um freigelassen zu werden). Trotzdem stieg die Zahl der Freigelassenen weiter an.
Die Behandlung der Sklaven gab durch Willkür und Grausamkeit wiederholt Anlass zu blutigen Sklavenaufständen und drei Sklavenkriegen. Insbesondere war es der Spartacus-Aufstand (73 bis 71 v. Chr.), der für Rom gefährliche Ausmaße annahm.
Andererseits gab es in der römischen Rechtsprechung den Begriff des Scheinsklaven (bona fide serviens), eines Freien, der sich als Sklave ausgab, um schlechten Lebensumständen oder dem Militärdienst zu entgehen.
Milderungen der Sklaverei sind schon sehr früh nachweisbar, anfangs über die soziale Kontrolle durch andere Sklavenherren, später zunehmend durch rechtliche Beschränkungen der Herrengewalt. Seit der Spätantike ging die Sklaverei in Mitteleuropa zurück und wurde teilweise vom Kolonat abgelöst, das sich durch Vermischung des bei den Germanen herrschenden Systems aus Freien und Unfreien zum System der Leibeigenschaft weiterentwickelte. Leibeigenen Bauern, die von einem Adligen abhingen, war es verboten, ihr Land zu verlassen. Sie waren zu zahlreichen Arbeitsleistungen und hohen Abgaben gegenüber ihrem Herrn verpflichtet.
Wege der Versklavung
- Kriegsgefangenschaft: Die Kriegsgefangenen der zahlreichen römischen Eroberungskriege wurden als Sklaven verkauft. Das war die Herkunft der meisten römischen Sklaven.
- Räuber oder Piraten entführten nicht selten ihre Opfer und verkauften sie auf Sklavenmärkten.
- Schuldsklaverei: Schuldner mussten ihren Körper verkaufen, um ihre Schulden zu begleichen. Die Schuldsklaverei wurde im 2. Jahrhundert vor Christus verboten.
- Sklaverei als Strafe bei bestimmten Verbrechen.
- Kinder von Sklaven.
Verschiedene Gruppen und Klassen von Sklaven
- Feldsklaven: Diese Sklaven arbeiteten in der Landwirtschaft und wurden dort oft wie Tiere behandelt und von unbarmherzigen Aufsehern beaufsichtigt, die nicht selten zu brutalen Strafmethoden griffen. Alles (Essen, Trinken, Schlafen, Kleidung der Sklaven) zielte darauf ab, die Sklaven bis zum Äußersten zu fordern, damit sie möglichst viel Geld einbrächten. „Das schlimmste für den Betrieb waren untätige Sklaven, weil sie etwas kosten anstatt etwas einzubringen und so beschäftigte sich Cato intensiv mit der Frage, welche Arbeiten bei schlechtem Wetter erledigt werden können.“(Andreas Reißmann,1999)
- Haussklaven: Sie gehörten zur familia ihres dominus. Sie waren für die Erledigung aller Aufgaben im Haushalt zuständig, wie Kochen, Putzen, Waschen. Bei Festgelagen bedienten, musizierten und tanzten sie. Sie hatten oft eine enge und freundschaftliche Beziehung zu ihrem dominus und wurden nicht wie die Feldsklaven bis zum Äußersten ausgebeutet. Ihre Aufgaben waren nicht am wirtschaftlichen Profit orientiert sondern zum Verwöhnen ihres dominus und zur Repräsentation seiner Macht und Würde. Gut ausgebildete Sklaven wurden als Hauslehrer oder Ärzte eingesetzt.
- Sklaven im öffentlichen Dienst: Diese Sklaven kümmerten sich um die Stadt - sie bauten Straßen und Gebäude, pflegten diese und arbeiteten im Hafen. Viele Sklaven arbeiteten auch in Bergwerken und Münzprägereien.
- Sklaven in der Verwaltung: Manche Sklaven arbeiteten auch unter der Gunst des Kaisers in dessen Hofstaat oder in der Verwaltung.
- Gladiatoren: Viele Gladiatoren waren Sklaven, die von ihren domini gezwungen wurden, in Arenen auf Leben und Tod zu kämpfen. Hierzu wurden sie in speziellen Schulen ausgebildet.
- Viele weibliche Sklaven wurden zur Prostitution gezwungen.
- Beim Militär gab es keine Sklaven, sie wären „unwürdig" gewesen, „Waffen zu tragen“. Als entlaufene Sklaven erkannte Soldaten wurden umgehend hingerichtet.
Unterschiedliche Erkennbarkeit
Feldsklaven arbeiteten in der Regel halbnackt und hatten keinen Ausgang. Sie wurden in kleine Hütten gepfercht und traten in der städtischen Öffentlichkeit kaum in Erscheinung. Haussklaven bekamen oft ähnliche Kleidung wie ihre Besitzer und waren so nur an ihrem Verhalten zu erkennen.
Sklavenmärkte
Alle Sklaven wurden auf Sklavenmärkten verkauft. Die Preise unterschieden sich erheblich. Besonders hoch waren die Preise gebildeter Sklaven, die nicht selten vor ihrer Versklavung in ihrer eroberten Heimat einen hohen sozialen Status gehabt hatten. Angesichts des antiken Körperkultes waren auch schöne Sklavinnen und Sklaven teuer.
In Delos wurden ca. 10.000 Sklaven täglich verkauft.
Siehe auch: Furca
Sklaverei im Mittelalter
Einen Aufschwung erlebte die Sklaverei zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert. Bereits vor dem Eindringen der Skandinavier in den baltischen Raum betrieben Turkvölker wie die Chasaren einen regen Handel mit hellhäutigen Sklaven aus Europa. Nachdem die Waräger oder Rus in den osteuropäischen Raum eingedrungen waren und sich etabliert hatten, übernahmen sie diesen Handel von den Chasaren, mit denen sie teils intensive Handelsbeziehungen pflegten und teils in starker Konkurrenz standen. In der Folge betrieben auch die wikingischen Kriegerkaufleute einen regen Handel mit Kriegsgefangenen, die sie als Sklaven in den Orient verkauften. In den islamischen Ländern nannte man die hellhäutigen, europäischen Menschen Saqaliba.
Auch im angelsächsischen und dem normannischen England des 11. Jahrhunderts gab es neben unfreien Bauern (villani) auch Sklaven (servi, ancillae; thraells im Danelaw). 1086 gab es nach dem Domesday Book 28.200 Sklaven. Es scheinen aber nicht alle Sklaven berücksichtigt worden zu sein, die Zahl war vermutlich wesentlich höher. In manchen Grafschaften bildeten die servi bis zu 25 % der Bevölkerung. Auch Klöster (etwa Ely Abbey) setzten Sklaven in der Landwirtschaft ein, auf den Gütern der Abtei lebten nach dem Doomesday book 112 unfreie Bauern, 27 Kleinbauern (bordarii) 1 Priester und 16 Sklaven.
Im Spätmittelalter schließlich ging der baltische Sklavenhandel wieder zurück. Die meisten europäischen Völker waren mittlerweile christlich missioniert und seit der Zeit Karls des Großen war es Christen ausdrücklich verboten, andere Christen als Sklaven zu verkaufen oder zu erwerben, eine Regelung, die jedoch oft missachtet wurde. Im Mittelmeerraum herrschte weiterhin reger Menschenhandel, an dem sich auf christlicher Seite besonders die Stadtstaaten Italiens sowie katalanische Seeleute beteiligten. Seestädte wie Genua oder Venedig handelten in großem Umfang mit Sklaven aus dem Schwarzmeerraum und vom Balkan, die sie meist an die ägyptischen Mamlukenherrscher oder in Italien bzw. Westeuropa verkauften. Während die muslimischen Mamluken Sklaven vor allem für ihre Armee brauchten (und daher männliche Sklaven dort am gefragtesten waren), arbeiteten Sklaven in Italien meist im Haushalt (daher auch der hohe Anteil weiblicher Sklaven dort). Nicht selten auch wurden Sklaven von Italienern und Katalanen auf den Mittelmeerinseln (zum Beispiel auf Zypern und Mallorca, seltener in Sizilien und auf Kreta) in der Landwirtschaft eingesetzt. Mit dem Ausbau der atlantischen Seefahrt nahm auch die Zahl schwarzafrikanischer Sklaven zu, die mit der Besiedlung der neuen Welt dann explodieren sollte. In Italien blieben die importierten Sklaven selten bis zum Ende ihres Lebens Sklaven: Freilassungen oder Freikäufe waren relativ häufig, oft jedoch an die Bedingung geknüpft, dass die so "frei" gewordenen Sklaven für eine bestimmte Zeit weiterhin bei ihren ehemaligen Herren arbeiteten.
Sklaverei im Islam
Sklaverei ist nach den normsetzenden Schriften (Koran und Sunna) des Islam nicht verboten. Der Religionsstifter Mohammed war selbst Sklavenhalter (siehe Maria al-Qibtiyya) und versklavte auf seinen Kriegszügen nachweislich hunderte von Menschen, etwa alle Frauen und Kinder der Banu Quraiza. Die Sklaverei unterliegt jedoch bestimmten festgesetzten Regeln, die das Verhalten des Sklavenbesitzers gegenüber dem Sklaven und umgekehrt beschreiben. Diese Regeln bedeuteten im Vergleich zur vorislamischen Zeit eine gewisse Aufwertung des Rechtsstatuts der Sklaven. In religiöser Hinsicht gelten die Sklaven, wenn sie Muslime sind, als vor Gott den freien Muslimen ebenbürtig. Überdies gilt das Befreien eines Sklaven im Islam als besonders ehrenwerte Tat.
Gleichwohl widersetzten sich die Gebiete im Geltungsbereich des Islam mit am stärksten der Abschaffung der Sklaverei. Als letztes Land der Erde schaffte das streng muslimische Saudi-Arabien in Jahre 1962 die Sklaverei ab.
Während seiner ganzen Vorgeschichte und bis heute kennen die Gebiete vorislamischer Kultur den Sklavenhandel und die Sklaverei, sowohl mit schwarzafrikanischen als auch mit europäischen Sklaven. Der Charakter der Sklaverei war aber ein anderer als etwa in der Antike oder in der neuen Welt, abgesehen von den Zandsch genannten schwarzen Sklaven im Südirak.
Häufig wurden Sklaven im Bereich der Unterhaltung (meist weibliche Sklaven, die mit den Frauen im Harem lebten), als persönliche Bedienstete der Herrscher oder im Harem (meist als Eunuchen) eingesetzt. Einer bestimmten Gruppe männlicher Sklaven wurde die Fortpflanzung durch Kastration verwehrt. Die Kastration sollte vor allem die Abmilderung des Sexualtriebes bezwecken, damit die männlichen Sklaven, welche im Harem beschäftigt waren und mit den Haremsfrauen im Alltag verkehrten, nicht in die Versuchung eines unerlaubten Geschlechtsaktes kamen. Sklavinnen hingegen wurden unter anderem zu sexuellen Diensten herangezogen und konnten auch Kinder von ihren Herren bekommen (siehe hierzu auch Konkubinat im Islam).
Da in der vorislamischen Kultur die Abstammung über die männliche Linie Priorität hat, konnten die Kinder von Sklavinnen je nach Stellung des Kindsvaters höchste Positionen erlangen. So waren fast alle späteren Kalifen Söhne von Sklavinnen. Selbst der Gründer der Dynastie der Saud, Abd al-Aziz ibn Saud, der Vater des heutigen saudischen Königs, wusste deshalb nicht, wer die Mutter seiner Mutter war (nämlich eine unbekannte Sklavin). Wohlhabende, einflussreiche Menschen der vorislamischen Zeit hatten oft 50 Söhne von vielen Frauen unterschiedlicher Herkunft. Der so genannte „Lawrence von Arabien“ berichtet von einem Bad in einem Oasenteich nach einem langen Wüstenritt, wo junge, eng verwandte Männer aller erdenklichen Hautschattierungen nackt und munter und gleichberechtigt im Wasser planschten. Auch konnten Sklaven vor dem Islam hohe politische und militärische Ämter erlangen, blieben aber persönliches Eigentum ihrer Besitzer.
Der Militärsklave (der sog. Mamluke) wurde bald zu einer typischen Form der Sklaverei. Manchmal gelang es diesen Sklavenkriegern aber, die Macht zu erobern, wie etwa den Mamluken von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1517 in Ägypten.
Von Griechenland über Italien bis nach Spanien raubten Araber und Türken jahrhundertelang christliche und jüdische Sklaven, die auf Sklavenmärkten verkauft oder gegen Lösegelder zurückgegeben wurden.
Europäische Sklaven wurden aber nicht nur geraubt, sondern auch jahrhundertelang von den italienischen Seestädten, insbesondere Genua und Venedig, nach Ägypten verkauft, so dass wiederholt Päpste den Handel mit christlichen Sklaven zu verbieten versuchten, so etwa Klemens V. und Martin V. (vgl. Davidson, S.34).
Sklaverei in der Neuzeit





Portugiesisches Kolonialreich
Im 15. Jahrhundert begannen die Portugiesen unter dem Prinzen Heinrich der Seefahrer, einen Seeweg nach Indien zu suchen um vom Gewürzhandel zu profitieren. Die Expeditionen zur Erforschung der westafrikanischen Küste waren langwierig und teuer. Durch das Plündern von Küstendörfern konnten die Kosten nicht gedeckt werden. Schließlich verschleppten die Portugiesen Einheimische um Lösegeld zu erpressen, wie man es früher schon mit den benachbarten Mauren gemacht hatte. Da die Geiselauslösung mit weit entfernten Ländern nicht funktionierte, wurden die Gefangenen später als Sklaven verkauft. Ein Fünftel des jeweiligen Verkaufserlöses gehörte Prinz Heinrich[3].
Mit dem erreichen der Goldküste kam der Durchbruch zum finanziellen Erfolg. Ab 1450 hatten die Portugiesen intensive Handelsbeziehungen mit den wohlorganisierten Staaten in dieser Region. In Elmina wurde 1482 das Fort São Jorge da Mina errichtet, welches zu einem wichtigen Handels- und Militärstützpunkt wurde, an dem auch mit Sklaven gehandelt wurde.
Sklaverei in den amerikanischen Kolonien
Mit der Kolonisierung Amerikas bestand ein erneuter Bedarf an billigen Arbeitskräften, den Sklaven. Die Ureinwohner erwiesen sich als dazu nicht geeignet, da sie zu anfällig gegen eingeschleppte europäische Krankheiten wie Masern oder Pocken waren. Sie eigneten sich aufgrund ihrer angestammten Lebensweise auch nicht für einen effizienten Einsatz in einem feudalen Produktionssystem. Auf Kuba wurde die Urbevölkerung regelrecht ausgerottet (siehe auch: Bartolomé de las Casas). 1512 wurde die Indianersklaverei schließlich durch den spanischen König Ferdinand V. verboten. 1526 erreichten die ersten Sklavenlieferungen aus Afrika die Insel Kuba. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts gelangten mehr als 600.000 afrikanische Sklaven lebend in die spanischen Kolonien Amerikas. Die Anzahl der gefangenen und transportierten Sklaven war freilich wesentlich höher, da viele auf dem strapaziösen Weg an die Küste und beim Transport auf den Sklavenschiffen verstarben.
Die Erste Industrielle Revolution führte zu einer völlig neuen Form der Sklaverei. Während bis dahin die Sklaven weitgehend (d. h. mit einigen Ausnahmen z. B. in den Erzminen des griechischen und römischen Altertums) im Rhythmus der ländlichen Produktionsweise arbeiteten und nicht massenhaft eingesetzt wurden und meist sogar zum Haushalt von Bauern gehörten, wurde mit dem Einsatz der Dampfmaschinen die Sklavenarbeit an den Rhythmus der Maschinen angepasst. Dampfbetriebene Zuckermühlen auf Kuba, Baumwolle verarbeitende Maschinen bei den Abnehmern der Baumwolle aus den Südstaaten der USA änderten vollständig den Charakter der Sklavenarbeit. Je mehr die Maschinen im Zuge des technischen Fortschritts verarbeiten konnten, desto härter und massenhafter wurde auch der Sklaveneinsatz. Die Arbeit der Sklaven etwa auf Kuba musste sich der ungeheuren Verarbeitungskapazität der dampfgetriebenen Zuckermühlen des 19. Jahrhunderts anpassen. Die Sklaven wurden zu Hunderten in Baracken in großen Lagern untergebracht, ihre Arbeitskraft bis zur Erschöpfungsgrenze ausgenutzt. Die Peitsche wurde zum gängigen Antriebsmittel bei der Arbeit. Sklavenaufstände wie auf Haiti und Kuba Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Folge der unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Trotz fürchterlicher Strafen flüchteten Sklaven als Cimarrónes auch immer wieder in die unwegsamen Wälder. Besondere Trupps von Sklavenjägern mit speziell auf Sklaven dressierten Hunden sollten sie dort aufspüren. Wurden die entlaufenen Sklaven gefunden, drohte ihnen zur Abschreckung der anderen die öffentliche Hinrichtung, meist auf abscheuliche Weise.
Besonders nach dem Einfuhrverbot für Sklaven auf Kuba gab es „Aufzuchtprogramme“, in denen Sklavenkinder der Ersatz für den fehlenden Nachschub aus Afrika wurden. Sklavinnen entwickelten Methoden der Abtreibung (z. B. Einsatz von Kernen der Papaya), mit denen sie verhindern wollten, dass sie Kinder zur Welt brachten, deren Schicksal die Sklaverei war. Häufig kam es zum Selbstmord von Sklaven.
Massenhaft schlossen sich Sklaven in Kuba der Unabhängigkeitsbewegung an, die erst spät die Sklavenbefreiung in ihr Programm aufnahm. Als die Spanier 1898 nach dem verlorenen Spanisch-Amerikanischen Krieg aus Kuba abzogen, wurden die ehemaligen Sklaven zu Lohnarbeitern, ohne dass sich dadurch ihre soziale Lage entscheidend besserte. Während sie bis dahin als „Arbeitstiere“ auch in den Ruhezeiten der Zuckerproduktion am Leben gehalten wurden, führte Arbeitsmangel nun zu Entlassung und Hunger.
Erst am 13. Februar 1880 schaffte Spanien die Sklaverei auf Kuba per Gesetz ab.
Ab 1807 kam es zu einer Beendigung des Sklavenhandels. In diesem Jahr wurde in Großbritannien aus wirtschaftlichen und religiösen Gründen ein Verbot des Sklavenhandels verabschiedet. Um keine Konkurrenznachteile zu erleiden, übte Großbritannien Druck auf andere Kolonialmächte aus, den Sklavenhandel ebenfalls einzustellen. Während in Preußen schon seit 1713 die Sklaverei untersagt war, wurde sie erst 1815 auf britischen Druck durch die politischen Mächte Europas auf dem Wiener Kongress verboten.
Das heutige Bild der Sklaverei ist weitgehend von der Form der Sklavenausbeutung aus der Anfangszeit des Kapitalismus geprägt, zumal diese umfangreicher dokumentiert ist als die Jahrtausende alte Form der antiken Sklaverei.
Sklavenaufstand auf Haiti
Die Französische Revolution im Jahr 1789 brachte die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit hervor, diese verbreiteten sich auch in den Kolonien und lösten 1791 den Aufstand der schwarzen Sklaven auf Haiti aus. Anführer der Aufständischen war Toussaint L’Ouverture. Schließlich wurde 1794 die Sklaverei in allen französischen Kolonien und damit auch auf Haiti verboten und die Kolonie erhielt Autonomie. Allerdings führte Napoleon I. 1802 die Sklaverei wieder ein, woraufhin ein erneuter Aufstand ausbrach. 1804 erreichte Haiti endgültig seine Unabhängigkeit. Damit war die Sklaverei dort besiegt. Der Sklavenaufstand auf Haiti war der einzige, der zur Gründung eines unabhängigen Staates führte.
Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika

Allgemein bekannt ist die Sklaverei aus den Südstaaten der USA, die in großer Zahl Menschen aus Afrika als Arbeitskräfte für die Landwirtschaft importierten. Dabei sind Hunderttausende von Schwarzen ums Leben gekommen. Mit der Sklaverei entwickelte sich auch der Rassismus der Weißen gegenüber der einheitlich schwarzen Sklavenbevölkerung. Ein weiterer wichtiger Grund war der Aufschwung des Handels mit Baumwolle in der Mitte des 19. Jahrhunderts. (Der Historiker Jules Michelet schreibt, dass die Baumwolle ab 1832 preiswert wurde, während sich vorher nur Reiche Baumwolle leisten konnten. Der Anbau von Baumwolle erfordert eine beträchtliche Zahl von Arbeitskräften: Die große Nachfrage führt zu einer erheblichen Ausdehnung der amerikanischen Sklaverei.) Auch die Einwanderer in die USA gingen vor allem in die Nordstaaten, für die Südstaaten war ihr Bedeutungsverlust in den demokratischen Institutionen abzusehen. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Politiker zum Thema Sklaverei führte unter anderem zur Sezession, dem Austritt einiger Staaten aus den Vereinigten Staaten von Amerika und der Bildung der Konföderierten Staaten von Amerika. In den Konföderierten Staaten von Amerika waren laut der Volkszählung von 1860 von ca. 9,1 Millionen Einwohnern über 3,5 Millionen Sklaven. Durch die Sezession kam es zum Ausbruch des US-Amerikanischen Bürgerkrieges, in dem sich die abolitionistischen, Sklavenhaltung ablehnenden Nordstaaten durchsetzten.
Am 18. Dezember 1865 wurde mit der Ratifizierung des 13. Zusatzes („amendment“) zur US-amerikanischen Verfassung durch die Bundesstaaten die Sklaverei in den USA verboten. Trotzdem waren die ehemaligen Sklaven in vielen Bereichen der USA nicht vollkommen gleichberechtigt. Der meist friedliche Kampf für Gleichberechtigung und gegen Rassentrennung setzte sich bis in die späten Sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts fort. Die Amerikaner afrikanischer Abstammung werden heutzutage als Afroamerikaner bezeichnet.
Gegenwart
Entwicklung im 20. Jahrhundert
Im September 1926 schlossen die 44 Staaten des Völkerbundes in Genf ein Abkommen gegen die Sklaverei, das aber den europäischen Kolonialmächten weiter den Einsatz von Zwangsarbeit in ihren Kolonien ermöglichte und auch an den übrigen Formen der Sklaverei wenig änderte. 1948 wurde die Sklaverei im vierten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte erneut verboten, mit ähnlich geringem Effekt. 1956 schlossen 40 Staaten in Genf ein weiteres Abkommen über die Abschaffung der Sklaverei.
Moderne Formen der Sklaverei und sklavereiähnliche Abhängigkeiten
Im April 2006 veröffentlichte Terre des hommes Zahlen, nach denen mehr als 12 Millionen Menschen als Sklaven betrachtet werden müssen. Diese Zahlen wurden später von Seiten der Vereinten Nationen bestätigt. Davon seien etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche. Es handelt sich um Opfer von Menschenhandel und Zwangsarbeit. In Indien, Bangladesch und Pakistan leben demnach die meisten Zwangsarbeiter. Auch in den Industrieländern leben insbesondere Frauen als Zwangsprostituierte unter sklavenähnlichen Umständen. Darüber hinaus werden im Baugewerbe, in Haushalten und in der Landwirtschaft Arbeitskräfte illegal ohne Rechte beschäftigt.
Brasilien
Im nördlichen brasilianischen Bundesstaat Pará werden regelmäßig Großgrundbesitzer bei der Beschäftigung von Sklavenarbeitern gefasst. Kirchliche und Menschenrechts-Vertreter, die diese Missstände bekämpfen, werden mit dem Tode bedroht. In einer jährlich in allen Tageszeitungen veröffentlichten schwarzen Liste (Lista Negra) stehen 50 brasilianische, teilweise prominente (Groß-) Unternehmen, die Menschen durch unbezahlte Sklavenarbeit ausbeuten. Die Rekrutierung erfolgt überregional. Die weite Verbreitung von Feuerwaffen ermöglicht die gewaltsame Hinderung der Flucht von den bis zu einigen tausend Quadratkilometer großen Fazendas, auf denen in letzter Zeit heimliche Friedhöfe entdeckt wurden. Durch Korruption werden Gerichtsprozesse be- und teilweise bis zur Verjährungsgrenze verhindert. Eine Grundgesetzänderung, die betroffenen Fazendas mit der Enteignung gedroht hätte, wurde durch eine starke Lobby im Senat verhindert.
Oft werden Sklaven zur Arbeit auf Plantagen benutzt und müssen so hart arbeiten, dass viele Sklaven Selbstmord begehen. Sklavinnen werden häufig misshandelt oder an Bordelle verkauft. Die Sklaven sind der Willkür ihres „Besitzers“ völlig ausgesetzt. Wenn einem Sklaven die Flucht gelingt, kann er auch nicht zur Polizei gehen, denn diese ist so schlecht bezahlt, dass sie sich von den Großgrundbesitzern bestechen lässt und den Geflüchteten an den Großgrundbesitzer verrät. In vielen Fällen lassen Großgrundbesitzer ihre Sklaven töten, wenn sie eine Bezahlung oder die Freiheit verlangen.
Verdingung in der Schweiz und anderen Staaten Mitteleuropas
In der Schweiz und anderen Staaten Mitteleuropas (u. a. Österreich) konnten von 1800 bis zu Mitte des 20. Jahrhunderts Interessierte, vor allem Bauern, auf einem Markt „Verträge“ mit sog. Verdingkindern (häufig Waisen- sowie Scheidungskinder) abschließen. Solche Märkte erinnerten laut Augenzeugenberichten an klassische Sklavenmärkte, wo „man wie Vieh abgetastet wird“, ehe man sie kaufte. Die Verdingkinder mussten ihre Kindheit häufig unter misslichen Bedingungen verbringen, hatten keinerlei Rechte, vielmals wurde sogar der eigentlich obligatorische Schulunterricht erschwert oder unterbunden. Auch körperliche Misshandlungen waren nicht selten. Solche Kinder wurden häufig zu schwerer körperlicher Arbeit eingesetzt, erniedrigt sowie vergewaltigt. Die eigentlich zuständigen Behörden versagten vielmals in ihrer Aufsichtspflicht. Heute leben noch Tausende von ehemaligen Verdingkindern; eine offizielle Anerkennung der misslichen Umstände oder eine Entschuldigung der zuständigen Behörden lässt immer noch auf sich warten.
Zwangsprostitution
Auch heute noch können Menschen in Situationen gelangen, die mit dem Zustand der Versklavung zu vergleichen sind. Ein Beispiel dafür ist der kriminelle Menschenhandel und das Festhalten von Frauen zur sexuellen Ausbeutung. Insbesondere nach der Rückkehr Osteuropas zum Kapitalismus und infolge der Besetzung Jugoslawiens durch die NATO wurden Hunderttausende osteuropäischer Frauen und Mädchen in die Sexsklaverei gezwungen[4]. Menschenrechtsorganisationen setzen sich dafür ein, dass die Zwangsprostitution rechtlich als Sklaverei und somit als Menschenrechtsverletzung behandelt wird. Hiervon sind auch die demokratischen Staaten Mitteleuropas betroffen, wo z. T. die bestehenden Rechtsvorschriften unzulänglich praktiziert werden. Der Europarat verurteilt und kriminalisiert jegliche Art der Sklaverei nach Artikel 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention.
Kindersoldaten
Auch der Missbrauch von Kindern als Kindersoldaten wird von Menschenrechtsorganisationen als Sklaverei angeprangert.
Ideologische Begründungen
In fast allen Epochen wurde das Halten von Sklaven auch ideologisch untermauert. Die Griechen teilten die Menschheit in Griechen und Barbaren und es war nur gut und gerecht, Barbaren zu Sklaven zu machen. Aristoteles behauptete, dass einige Menschen einfach von Natur aus Sklaven seien[5] und es besser für sie sei, überlegenen Menschen als Sklaven zu dienen. Cicero spricht später von Juden und Syrern als Menschen, die zu Sklaven geboren wurden und er meint, dass es einigen Nationen gut tue, wenn sie sich in einem Zustand totaler politischer Unterwerfung befinden. Vor allem die Ansichten von Aristoteles wurden auch später benutzt, um der Sklaverei eine ideologische Begründung zu geben.
So war auch im Mittelalter ein Argument für Sklaverei und Sklavenhandel, dass damit die Christianisierung gefördert werde. Mit den päpstlichen Bullen Dum Diversas (1452) und Romanus Pontifex (1455) wurde es Christen erlaubt, Sarazenen, Heiden und andere Feinde des Christentums zu versklaven und ihren Besitz zu nehmen[3]. Später wurde mit der Bulle Sublimus Dei (1537) festgestellt, dass Indianer und andere Völker echte Menschen sind, die in der Lage sind den katholischen Glauben zu verstehen. Nun wurde es verboten, ihnen die Freiheit und ihren Besitz zu nehmen.
Im Fall der dalmatischen fante, deren Unfreiheit zeitlich begrenzt war, wurde betont, dass einige Jahre in sklavenähnlichem Arbeitsverhältnis notwendig seien, damit sie ausreichend Zeit zum Lernen hätten. 1510 wurden die Theorien von Aristoteles zum ersten Mal von dem schottischen Gelehrten John Major auf die amerikanischen Indianer angewendet.[6] Noch im 19. Jahrhundert wurde vergleichbare Ansichten vertreten. George Fitzhugh publizierte 1854 ein Buch, in dem er sagte: Einige Menschen sind mit einem Sattel auf dem Rücken geboren und andere sind gestiefelt und gespornt um diese zu reiten. Und es tut ihnen gut![7]
Quellen
- ↑ O. Patterson, Slavery and Social Death, 1982, S. 35-101
- ↑ Kluge, F., Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 2002, s.v. Sklave
- ↑ a b Ronald Daus: Die Erfindung des Kolonialismus. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, ISBN 3-87294-202-6 (Gemeinsam herausgegeben mit der GEPA).
- ↑ Sex Slavery is Big Business in Europe: Hundreds of Thousands of East European Women Sold For Sex, Europäische Union bringt „Drehscheibe des Menschenhandels“ in Schwung
- ↑ Politik I. 6
- ↑ L. Hanke: Aristotle and the American Indians, A study in Race Prejedice in the Modern World, 1959, S. 14
- ↑ Sociology of the South, or the Failure of Free Society, Richmond 1854, S. 179
Siehe auch
- Sklavenhaltergesellschaft
- Sklavenbefreiung
- Lohnsklaverei
- Sklaverei im Sudan
- Sklaverei in Westafrika
- Sklaverei in Mauretanien
- Gabriel Prosser
- Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus (im engl. Sprachgebrauch slave labor)
- Black History Month
Literatur
Sachbücher
- Michel Balard: La Romanie génoise. Ecole francaise de Rome, Rom/Genua 1978.
- Kevin Bales: Die neue Sklaverei. Kunstmann, München 2001, ISBN 3-88897-264-7.
- Heinz Bellen u. a. (Hrsg.): Bibliographie zur antiken Sklaverei. Steiner, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08206-9.
- Bibliographie
- Abkürzungsverzeichnis und Register
- Louise Brown: Sex slaves. The trafficking of women in Asia. Virago Books, New York 2002, ISBN 1-86049-903-1.
- Basil Davidson: Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung. Afrikanisch-europäische Beziehungen zwischen 1500 und 1900. Rowohlt, Hamburg 1966.
- David Brion Davis, Inhuman Bondage, the Rise and Fall of Slavery in the New World, Oxford University Press, 2006, ISBN 0-19-514073-7
- Oliver Demny: Rassismus in den USA. Historie und Analyse einer Rassenkonstruktion. Unrast-Verlag, Münster 2001, ISBN 3-89771-007-2.
- Hans Fässler: "Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei", Zürich 2005, ISBN 3-85869-303-0.
- Samuel I. Feigin The Captives in Cuneiform Inscriptions. The American Journal of Semitic Languages and Literatures 50/4, 1934, 217-245.
- Moses Finley 1962, ‘The Black Sea and Danubian regions and the slave trade in antiquity’.
- John H. Franklin, Alfred A. Moss jr.: Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA. Ullstein Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-548-26550-2.
- Eugene D. Genovese: Roll, Jordan, Roll. The world the slaves made. Vintage Books, London 1976, ISBN 0-394-71652-3.
- Daniel Gerber: Fünfzehn Dollar für ein Leben. Brunnen-Verlag, Basel 2005, ISBN 3-7655-3843-4.
- Elisabeth Herrmann-Otto (Hrsg.): Unfreie Arbeits- und Lebensverhältnisse von der Antike bis zur Gegenwart. Eine Einführung. Olms, Hildesheim 2005, ISBN 3-487-12912-4.
- Stefan Knoch: Sklavenfürsorge im Römischen Reich. Formen und Motive. Olms, Hildesheim 2005, ISBN 3-487-13023-8 (zugl. Dissertation Universität Trier 2004).
- P. Koschaker/A. Ungnad, Hammurabils Gesetz (1923).
- John S. Moore: Doomesday slavery. In: Anglo-Norman Studies, Jg. 11 (1989), S. 191 ff.
- Orlando Patterson: Slavery and Social Death. A Comparative Study. Harvard UP, Cambridge/MA & London 1982. ISBN 0-674-81083-X.
- Martin Schmidt: Die Welt des Eumaios. In: Andreas Luther (Hrg.): Geschichte und Fiktion in der homerischen Odyssee. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54192-5, S. 117–138 (zur Sklaverei im homerischen Griechenland)
- Ronald Segal: Islam's Black Slaves. History of Africa's other black diaspora. Atlantic Books, London 2003, ISBN 1-903809-81-9.
- Timothy Taylor 2001, Believing the ancients: quantitative and qualitative dimensions of slavery and the slave trade in later prehistoric Eurasia. World archaeology 33(1): 27–43.
- Charles Verlinden: L'esclavage dans l'Europe médiévale, Bd.1: Péninsule ibérique - France, De Tempel, Brügge 1955; Bd. 2: Italie - Colonies italiennes du Levant - Levant latin - Empire byzantin, Gent 1977.
- Alexander Weiss: Sklave der Stadt. Untersuchungen zur öffentlichen Sklaverei in den Städten des Römischen Reiches (Historia Einzelschriften Band 173). Steiner Verlag, Stuttgart 2004.
Belletristik
- Henriette Anofa: Keine Zeit für Tränen. Mein Leben als Sklavin in Paris. Weltbild Verlag, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-7604-2.
- Miguel Barnet: Der Cimarrón. Die Lebensgeschichte eines entflohenen Negersklaven aus Cuba. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1999, ISBN 3-518-39540-8.
- Alex Haley: Wurzeln. Roman. Fischer, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-596-22448-9.
- Edward P. Jones: Die bekannte Welt („The known world“). Dtv, München 2007, ISBN 3-423-13536-0 (behandelt die Zeit des Abolitionismus zwischen 1800 und 1870)
- Mende Nazer: Sklavin. Gefangen, geflohen, verfolgt. Droemer Knaur, München 2004, ISBN 3-426-62541-5 (autobiographische Geschichte einer Sklavin im Sudan)
- Harriet Beecher Stowe: Onkel Toms Hütte. Dtv, München 2006, ISBN 3-423-20913-5.
Weblinks
- Sklaverei. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 1018.
- Sklaverei in der Antike Übersicht von meinebibliothek.de
- Sklaverei im Mittelalter (mit Quellentexten und Abstracts von Sekundärliteratur)
- Sklaverei im Islam
- Literaturverzeichnis
- The Library of Congress Bilder zum Thema Sklaverei
- Zur Schweizer Beteiligung an der Sklaverei (mit vielen Quellentexten und parlamentarischen Vorstössen)
- Anti-Slavery International (Organisation gegen Sklaverei) (englisch)
- Free the Slaves (Organisation gegen Sklaverei)
- The History of Jim Crow Explore the complex African-American experience of segregation from the 1870s through the 1950s.
- Mee - Biografie einer thailändischen Sexsklavin