Zum Inhalt springen

Eine amerikanische Tragödie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Dezember 2007 um 11:25 Uhr durch Xellameer1 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Eine amerikanische Tragödie (orig.: An American Tragedy) ist ein Roman von Theodore Dreiser, er erschien 1925.

Handlung

Im Schicksal der Zentralgestalt Clyde Griffiths, dem Sohn eines Straßenpredigers in Kansas City, vollzieht sich exemplarisch die Metapher eines tragischen Lebenslaufes.

Griffiths, Sohn einer Predigerfamilie, ist unzufrieden mit der Enge und Ärmlichkeit seiner Lebensverhältnisseist und auf der Suche nach äußerlichem Erfolg. Zunächst arbeitet er als Page in einem Hotel und erfährt dort den luxoriösen Lebensstil der Gäste als erstrebenswert; sein Streben nach einem "besseren Leben" bleibt Antriebsfeder seines Handelns. Zunehmend und durch eine Art Sog der Ereignisse, denen er sich in einer gewissen Oberflächlichkeit und Schwäche überlässt, verstrickt er sich in dieser Suche nach Glück in Schuld. Durch Zufall wird er in einen Autounfall verwickelt bei dem ein Kind stirbt. Von Panik ergriffen flieht er. In New York findet er eine Anstellung bei seinem Onkel Lycurgus. Zunächst wird er als "armer Verwandter" herablassend behandelt, doch es gelingt ihm, Eingang in die "besseren Kreise" zu gewinnen; er verliebt sich in die junge Sondra Finchley und findet in ihrer Eleganz, Schönheit, ihren oberflächlichen Briefchen und Abendgesellschaften die Illusion einer perfekten Zukunft. Doch seine Beziehung zu dem Arbeitermädchen Roberta Alden, die ein Kind von ihm erwartet, zerschlägt seine Hoffnungen. Er dringt auf eine Abtreibung, diese schlägt fehl und Roberta besteht auf eine Eheschließung. Ihr zunehmend vehementes Drängen auf eine Heirat steht seinem Lebensentwurf entgegen. In ihm reift der Plan zu einem Mord. Das Kapitel 47, in der die Bootsfahrt Clyde Griffiths mit seiner Verlobten geschildert wird, gehört zu den literarisch stärksten Passagen des Werkes. Der Protgaonist Clyde Griffiths zögert, windet sich, erschreckt vor der Tat und vor sich selbst, steht beobachtend neben sich; so wird das Ereignis, das das Boot zum Kentern bringt kein expliziter Mord, aber auch kein Unfall: In einem Handgemenge stößt er Roberta fort, will ihr sogleich danach helfen, durch diese Bewegung gerät das Boot ins Schwanken und sinkt, er kommt der Verletzten nicht zu Hilfe, handelt nicht und läßt sie schließlich ertrinken. Kaleidoskopartig ließen sich hier Bezüge zu Ödipus von Sophokles ziehen (im Prinzip der Tragik, das sich darin zeigt, daß das Verhalten, das Unheil abwenden will, selber zum Unheil führt) oder zu Joseph Conrad, dessen Lord Jim durch Unterlassung schuldig wird:

"Warte nur einen Augenblick, den Bruchteil einer Minute. Warte - warte - und höre nicht auf diesen herzzereißenden Schrei! Und dann - dann - sieh hin! Es ist vorüber, sie sinkt! Nie, nie wirst du sie lebend wiedersehen - nie mehr. Dort treibt dein eigener Hut auf dem Wasser, ganz wie du es gewollt hast, an der Rudergabel des Bootes hängt ihr Schleier. Laß ihn dort; er kann beweisen, daß es ein Unfall war."[1]

Im dritten Buch des dreiteiligen Werkes wird Clyde verhaftet, unter Mordanklage gestellt und schließlich hingerichtet. Hier entfaltet sich die innere Wandlung des Protagonisten, der vom ehemals Feigen und Getriebenen zum Reuigen wird. Im minutiös geschilderten Prozess treten die eindrucksvollen Figuren des Anklägers Mason und des Verteidigers Jephson auf; er stellt jedoch eher die moralische Fragwürdigkeit des amerikanischen Justizsystems dar als eine legitime Suche nach Gerechtigkeit. Eine herausragende Rolle nimmt hier die Mutter von Clyde ein, die bis zur letzten Minute an der Seite ihres Sohnes steht. Die Bezüge zu Dostojewski, insbesondere zu dem Werk Schuld und Sühne liegen offen.

Einige Kritiker bemängelten die Langatmigkeit und die Diskrepanz zwischen Anspruch und sprachlicher Ausgestaltung der psychologischen Dimensionen; die Schwerfälligkeit des Stils werde dem Inhalt bisweilen nicht gerecht.

Dem Roman liegt eine wahre Begebenheit zugrunde (einem Mordprozeß aus dem Jahre 1906) und löste bei seinem Erscheinen große Kontroversen aus.[2]

Einzelnachweise

  1. Eine amerikanische Tragödie
  2. Kindlers Neues Literatur Lexikon

Literatur

Ausgaben

  • Eine amerikanische Tragödie, Hamburg 1951

Verfilmungen

  • A Place In The Sun (Ein Platz an der Sonne), USA 1951, Regie: G. Stevens. In den Hauptrollen: Elisabeth Taylor und Montgomery Clift