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Radiästhesie

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Radiästhesie (lat. radius, »Strahl«, griech. aisthanomai, »empfinden«) bedeutet Strahlenfühligkeit oder Strahlenempfindlichkeit und bezeichnet eine wissenschaftlich umstrittene Theorie, wonach es auf konventionelle Art nicht messbare Strahlungen gibt, die unter anderem das menschliche Wohlbefinden beeinflussen. Geprägt wurde der Begriff 1930 durch den Geistlichen Abbé Mermet L. Bouly, der ein Buch darüber verfasste, welches 1935 unter dem Titel Grundlagen und Praxis der Radiästhesie erschien.

Wünschelrutengehen, neben dem Pendeln ein Teilgebiet der Radiästhesie, wird schon seit dem späten Mittelalter belegt.[1]

Einsatzgebiete

Die Radiästhesie untersucht:

Naturwissenschaftliche Beurteilung

In den Naturwissenschaften[2] besteht heute ein weithin vorherrschender Konsens, dass die angenommenen physikalischen Wirkungszusammenhänge nicht nachweisbar, sondern dem Bereich Para- oder Pseudowissenschaften zuzuordnen seien. Das Ausschlagen der Wünschelrute oder vergleichbarer Pendelinstrumente wird stattdessen zuweilen neuropsychologisch als Ergebnis eines ideomotorischen Prozesses erklärt (Carpenter-Effekt), bei dem die Vorstellung von einer bestimmten Bewegung unbewusste Bewegungsimpulse in denjenigen Muskeln auslöst, die zur Ausführung der Bewegung erforderlich sind [3] [4]. Bei einer der aufwendigsten jüngeren Untersuchungen, den 1987/88 in München durchgeführten Scheunen-Experimenten [5], konnten zwar mit ausgewählten Testpersonen bei einigen der durchgeführten Experimente Ergebnisse erzielt werden, die nach Auffassung der Autoren der Studie als statistisch signifikant zu bewerten sind und für die Existenz eines Phänomens sprechen, das mit herkömmlichen Mitteln nicht zu erklären sei[6]. Die statistische Bewertung ist jedoch zwischen den Autoren [7] und ihrem Kritiker J. T. Enright umstritten geblieben [8] [9], der die Testergebnisse seinerseits im Bereich des statistisch Erwartbaren sieht und sie als klare Widerlegung der von den Rutengängern beanspruchten Fähigkeiten interpretiert[10].

Forscher auf dem Gebiet Radiästhesie

Gustav Freiherr von Pohl, Ernst Hartmann, Manfred Curry, Victor Rambeau, Josef Oberbach, Anton Benker, Herbert L. König, Hans-Dieter Betz, Jörg Purner, Käthe Bachler, Andreas Kopschina

Literatur

  • Käthe Bachler: Erfahrungen einer Rutengängerin. Geobiologische Einflüsse auf den Menschen. 1998, 19. Auflage (Okt. 2006), ISBN 3853294634.
  • Berta Eggersberger: Die Wahrheit über "Erdstrahlen". 1998, ISBN 3-9802186-2-7.
  • H. L. König, H. D. Betz: Der Wünschelruten-Report - Wissenschaftlich umstrittener Untersuchungsbericht. 1989, ISBN 3-923819-05-6.
  • Jörg Purner: Radiästhesie – Ein Weg zum Licht? Wettswil, 1994, ISBN 3907029356.
  • Jörg Purner: Radiästhetische Untersuchungen an Kirchen und Kultstätten. Innsbruck 1981.
  • Hans Schmidt: Der Wünschelruten-Effekt. In: bild der wissenschaft Nr. 1/1992. Seite 38-42.
  • Andreas Kopschina: Die Erdstrahlen als Krankheitsursache. 1990, ISBN 3927110167.
  • Hartmut Lüdeling: Handbuch der Radiaesthesie. 4. Auflage. Drachen Verlag, 2006, ISBN 3-927369-28-4.

Einzelnachweise

  1. William Barrett und Theodore Besterman: The Divining Rod: An Experimental and Psychological Investigation. Methuen, London 1926, S. 1ff. (A Brief Historical Sketch of Browsing); Gaston Burridge: Does the Forked Stick Locate Anything? An Inquiry into the Art of Dowsing. In: Western Folklore. Band 14,1, 1955, S. 32-43; Michael R. Lynn: Divining the Enlightenment: Public Opinion and Popular Science in Old Regime France. In: Isis. Band 91,1, 2001, S. 34-54
  2. Zur älteren Forschung siehe Evon Z. Vogt: Water Witching: An Interpretation of a Ritual Pattern in a Rural American Community, in: The Scientific Monthly 75,3 (1952), S. 175-186, S. 175.
  3. Colin Goldner: Mit Pendel und Wünschelrute, sueddeutsche.de, 25. August 2007 (letzter Zugriff: 21.10.2007)
  4. Ray Hyman: Psychology and 'Alternative Medicine': The Mischief-Making of Ideomotor Action, in: The Scientific Review of Alternative Medicine 3,2 (1999), S. 34-43
  5. H. Wagner, H.-D. Betz, H. L. König: Schlußbericht 01 KB8602, Bundesministerium für Forschung und Technologie, 1990
  6. Hans-Dieter Betz, Unconventional Water Detection, in: Journal of Scientific Exploration 9 (1995), S. 12: Other Documented Results of Dowsing Techniques, einer der federführenden Autoren, fasst das Ergebnis folgendermaßen zusammen: "The results show with very high statistically founded certainty that such reactions [d.h. location-dependent reactions of test persons] exist; they defy any clarification by traditional and classical means and, as a consequence, speak in favor of the existence of the long debated dowsing phenomenon" ("Die Ergebnisse zeigen mit sehr hoher statistisch begründeter Gewissheit, dass solche Reaktionen [d.h. ortsbedingte Reaktionen von Testpersonen] existieren; sie entziehen sich jeder Erklärung mit traditionellen und klassischen Mitteln und sprechen folglich für die Existenz des vielumstrittenen Wünschelrutenphänomens.")
  7. H.-D. Betz, H. L. König, R. Kulzer, R. Trischler, J. Wagner: Dowsing reviewed — the effect persists, in: Naturwissenschaften 83 (1996), S. 272-275.
  8. J. T. Enright: Water dowsing: The Scheunen experiments, in: Naturwissenschaften 82 (1995), S. 360-369
  9. J. T. Enright: Dowsers lost in a barn, in: Naturwissenschaften 83 (1996), S. 275-277
  10. Vgl. J. T. Enright: Testing Dowsing: The Failure of the Munich Experiments, in: Skeptical Inquirer magazine, Jan./Febr. 1999: "In fact, it is difficult to imagine a set of experimental results that would represent a more persuasive disproof of the ability of dowsers to do what they claim. The experiments thus can and should be considered a decisive failure by the dowsers. ("Tatsächlich ließe sich nur schwer eine Reihe von Testergebnissen vorstellen, die auf überzeugendere Weise widerlegen könnten, dass die Rutengänger die von ihnen beanspruchten Fähigkeiten wirklich besitzen.")