Klepperlehölzer
Klepperlehölzer sind in Karnevalskreisen verwendete Rhythmusinstrumente beziehungsweise Klanggeräte. Sie werden auch „Gegenschlagplättchen“ genannt. Im allgemeinen süddeutschen Sprachgebrauch sind sie als „Klepperle“ bekannt.
Die Klepperle besitzen Ausbuchtungen, damit sie sicher zwischen den Fingern in der Hand liegen.
Material
Überwiegend wird zur Herstellung Hartholz verwendet. Akazienholz (gilt als eines der besten Hölzer, das jedoch sehr selten ist), Buche, Kirschbaum, Esche; teilweise auch: Birkenholz, Nußbaumholz (Tessin), Ulme (Schwyz)
selten:
Eiche, Kalbsrippenknochen
Nur gut getrocknete und lang gelagerte Hölzer (am besten mehrere Jahre lang) ohne Risse oder Astlöcher können verwendet werden.
Idealerweise verläuft die Maserung des Holzes genau quer zur späteren Schlagrichtung der Klepperle.
Teilweise wurde vor allem früher das untere schlagende Ende behandelt:
Einschlagen von Nägeln mit runden Köpfen, Ansengen, Aushöhlen, Beschweren mit Bleikugeln, Einlegen in einer Jauchegrube.
Größe
Die Holzbrettchen sind etwa elf bis 15 Zentimeter lang, vier bis fünf Zentimeter breit und zehn bis zwölf Millimeter dick.
Die Klepperle haben in den zahlreichen Orten unterschiedliche Größen: Diejenigen in Radolfzell sind die größten und werden von Klepperern aus anderen Orten teilweise als „Prügel“ bezeichnet.
Herstellung
Die Herstellung der einfachen Klepperle benötigt mindestens 45 Minuten für ein Paar.
Zuerst wird die Kerbe für die Finger ausgebohrt.
Dann sägt man zwei Rohlinge zusammen aus.
Danach werden sie zur endgültigen Form geschliffen.
Schließlich werden sie mit einer Holzraspel in Fasson gebracht.
Zum Schluss werden die Klepperle in Handarbeit fein geschmirgelt.
Bei der Klepperleherstellung kommt es auf das Detail an. Man darf z. B. nicht zu viel wegschleifen, sonst fangen die Klepperle an zu "schäppern".
Geschichte
Noch nicht einmal die Schreibweise ist eindeutig. Manche behaupten, es käme von Klappern und schreiben es deshalb "Kläpperle".
In den letzten Jahren hat sich jedoch die Schreibweise "Klepperle" durchgesetzt.
Einige behaupten, ohne dieses genauer belegen zu können, dass das Kleppern etwas mit den Rebbauern in den Weinbergen zu tun haben könnte, die derartige Instrumente zum Krachmachen benutzten, um Stare und andere Vögel aus den Reben zu vertreiben.
Wahrscheinlicher ist jedoch der hier geschilderte Zusammenhang mit der Fastenzeit und der mittelalterlichen Nutzung bei Aussätzigen und Narren.
Anwendung
Preiskläppern in Radolfzell
Klepperlekönig und -königin zu werden, ist der Wunsch vieler Kinder. Aber dazu gehört viel Geduld, Übung und auch Begabung.
Das Preiskleppern in Radolfzell findet alljährlich am Mittwochabend vor dem "Schmotzigen Dunschtig" direkt nach dem Hemdglonkerumzug statt. Die feierliche Zeremonie dauert etwa eine Stunde.
Anmeldung
Die Anmeldung zum Wettbewerb muss spätestens zwei Übungsabende vor dem Preiskleppern stattfinden. Dieses ist üblicherweise der Mittwoch, eine Woche vor dem Preiskleppern.
Teilnahmeberechtigt sind alle Kinder bis zum 14. Lebensjahr.
Mitglied der Garde kann man bereits in sehr jungen Jahren werden.
König, Königin, Prinz oder Prinzessin darf man jedoch erst ab 8 Jahren werden.
Umzug
Alle Klepperer nehmen zuerst am traditionellen Hemdglonkerumzug teil. Dieser findet am Mittwoch vor dem "Schmotzigen Dunschtig" gegen 19.00 Uhr statt und läutet in Radolfzell die Fasnet ein.
Erst anschließend geht man ins alte Radolfzeller Milchwerk, wo jährlich ab 20.00 Uhr die Ausscheidungswettkämpfe stattfinden.
Absetzung
Der Zeremonienmeister begrüßt alle Anwesenden, besonders die "Großkopfete". Danach schreitet er zur Amtsabsetzung des alten Königs- und Prinzenpaares samt der alten Garde.
"Des Klepperlevolk isch nimme z´friede mit ene, Klepperle seied wurmstichig und de Königsglanz sei verblasst."
Dann huldigt der Klepperlechor dem alten Königspaar zum letzten Mal mit einem Marsch. Chor (alle am Preiskleppern Beteiligte): Hoorig - 5 Paar lederne Strümpf... - Narrenmarsch
Zeremonienmeister: "Nehmt Ihnen ab die K r o n e und M a n t e l!
Die Gewänder werden auf die "Nachthäfen" gelegt, auf denen sonst die Hoheiten thronen.
Das abgesetzte Königspaar kann sich in einem Jahr erneut die Königswürde erkämpfen." Oder auch: "Kommet her Ihr Vier und lond Euer Glanz und Gloria abnemma, könnet eu numol astrenge im nächste johr, villicht weret er wieder gwählt."
Jury
Nach der Absetzung des Königspaares folgt die Erklärung des Wettkampfes, die mit der Vorstellung der Jury durch den Zeremonienmeister beginnt.
„Vor Beginn stelle ich Euch das hochnärrische international-städtische Kampfgericht vor: ...“
Es besteht aus vier bis fünf Richtern / Richterinnen
Haltung, Ton, Rhythmus, Melodie, 1. Schriftführer, 2. Schriftführer, Zeremonienmeister. Für jedes Detail gibt es mindestens einen Richter im Kampfrichterteam.
Hinzu kommen noch ein bis zwei Schriftführer, um alle Noten aufzuschreiben.
Gewertet werden in der Pflicht die bekannten Radolfzeller Klepperleverse, die zum Kleppern auch gesprochen werden müssen.
Danach ist ein Fantasiestück (eine Kür) zu kleppern.
Die Wertung unterscheidet sich in: Haltung, Tonfülle, Rhythmus, Melodie.
Benotet wird in einem an den Turnsport angelehnten 10-Punktesystem. Hierbei ist die niedrigste vergebene Punktezahl 6 und die höchste 10.
Pflicht und Kür
Bewertet werden von den Richtern:
- Der saubere Schlag
- Der Rhythmus. Er soll gleichbleibend sein und darf nicht zu schnell werden
- Der Klang der Kleppern. Der Ton der Klepperle muss klingend und schallend sein
- Die Körperhaltung und Bewegung des Klepperers. Sie soll locker aufrecht sein, um uneingeengt und frei kleppern zu können.
- Die Melodie. Hier kommt es auf die Komposition, den Erfindungsreichtum, die Variation und die Eleganz an
Pflicht:
Beidhändiges Kleppern auf einen Narrenspruch. Aufgrund der unterschiedlichen Sprech- und Versrhythmen der Narrensprüche ergeben sich zwangsläufig unterschiedliche Schwierigkeitsgrade der rhythmischen Begleitung.
Kür:
Nach der Pflicht muss jeder Bewerber / jede Bewerberin eine freie Eigenkomposition darbieten. Hier kommt es besonders auf die phantasievollen Varianten an.
Krönung
Nach dem Preisklepperln werden eine Königin, ein König, eine Prinzessin und ein Prinz gekrönt. Als Insignien trägt das Königspaar je eine Krone, einen hermelinbesetzten Königsmantel und einen roten Baldachin. Außerdem gibt es für das Königspaar den goldenen Klepperleorden und für das Prinzenpaar den silbernen Klepperleorden. Getreu der Zeremonie werden die Gesichter der Paare mit frischer Schlagsahne „gesalbt“. Danach trägt der Klepperlechor den Radolfzeller Klepperle-Jubelmarsch In der Höllstraß Nr. 6 vor. Ferner werden noch sechs Gardemitglieder ernannt.
Alle Sieger und Siegerinnen (Hoheiten) erhalten neben den Orden in Silber beziehungsweise Gold eine Urkunde mit ihrem Namen.
Auftritte
Das Königs- und Prinzenpaar muss nach der eigenen Krönung bis zur Krönung des nächsten Paares zahlreiche Auftritte bewältigen:
- Narrenbaumumzug der Narrizella
- Einmarsch beim Bürgerball (und dem Gardeball)
- Kinderumzug
- Fasnetverbrennung
- Narrenspiegel (und Brauchtumsabend) im folgenden Jahr