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Hautfarbe

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Die Hautfarbe ist ein individuelles Merkmal, das vor allem durch die Pigmentierung der Haut und die Struktur der Blutgefäße bestimmt wird.

Ursachen für die individuelle Hautfarbe

Einteilung von Hautfarben nach der Luschan-Skala

Pigmentierung

Verschiedene Pigmente haben eine Auswirkung auf die Hautfarbe. Besonders Ausschlag gebend ist dabei die Menge des vorhandenen Melanins.

Der Anteil an Melanin in der Haut ist genetisch bedingt, aber Melanin wird innerhalb einer gewissen Bandbreite auch durch Sonnenbestrahlung (Ultraviolettstrahlung) vermehrt gebildet. Melanin tritt in zwei Varianten auf: zum einen gibt es das Eumelanin, ein braunes bis schwarzes Pigment, und zum anderen das Phäomelanin, ein rotes bis gelbes Pigment.

Das Eumelanin bestimmt den Hauttypen und somit die Hautfarbe. Der Anteil an Phäomelanin erzeugt dann insbesondere bei den hellen Hauttypen einen rötlichen oder gelblichen Unterton. Rote Haare sind ein eindeutiges Indiz dafür, dass wesentlich mehr Phäomelanin als Eumelanin gebildet wird. So wird der extrem helle Hauttyp I meistens mit roten Haaren assoziiert.

Blutgefäße

Als zweiter farbbeeinflussender Faktor bei hellen Hauttypen wird die Rötlichkeit der menschlichen Haut durch die Blutgefäße bestimmt, die unter der Haut liegen. Diese können sich kurzfristig verengen und erweitern, hierdurch ist das Erblassen oder Erröten möglich.

Körperregion

Die Hautfarbe ist nicht überall am Körper gleich: Die Handflächen und Fußsohlen sind melaninfrei und deshalb heller und/oder rötlicher als die übrige Haut. Die Lippen sind wie die Schleimhäute von roter Farbe. Auch die Haut der Fingerkuppen, Knöchel, Ohren und der Nase ist oft etwas rötlicher, da hier mehr Blutgefäße dicht unter der Oberfläche liegen. Im Bereich der Brustwarzen ist die Haut durch einen erhöhten Melaninanteil dunkler.

Geschlecht

Auch das Geschlecht hat Auswirkungen auf die Hautfarbe. Frauen haben im Schnitt eine drei bis vier Prozent hellere Haut als Männer[1].

Besondere Veranlagungen

Auch besondere genetische Veranlagungen können teilweise erhebliche Auswirkungen auf die Hautfarbe haben. Albinismus z.B. hat als genetischer Defekt das Vorhandensein keines oder einer sehr geringen Menge an Melanin zur Folge, und wodurch die betroffenen Individuen weiße oder hellere Haut und Haare erhalten.

Entwicklung der Hautfarben in Populationen (Evolutionstheorie)

Weltweite Verteilung der Hautfarben im Jahr 1927 nach der Luschan-Skala

Im Rahmen der Evolutionstheorie stellt sich die Frage nach den Ursprüngen für stark abweichende Hautfarben zwischen ganzen Populationen, bei Menschen insbesondere zwischen den ethnischen Gruppen der Europäer, Asiaten und Afrikaner.

Entwicklungsgeschichte

Höhlenmalerei aus Valtorta in Spanien, ca. 13.000 Jahre alt

Als unumstritten gilt heute, dass der dunkle, afrikanische Hautton den ursprünglichen Hautton dargestellt haben muss und die helleren europäischen und asiatischen Hauttöne unabhängig voneinander später entstanden sind[2]. Eine 2007 veröffentlichte Studie des anthropologischen Instituts der Universität von Arizona[3] kommt nach mehrjähriger Untersuchung der für die Hautfarbe relevanten Gensequenzen zu dem Schluss, dass sich die helle Haut von Europäern und Asiaten sich in Folge eines einzelnen Gendefekts ausgebildet haben könnten und sich in bislang unerwartet kurzer Zeit innerhalb der Populationen verbreitet haben müssen. Die ersten Europäer müssten demzufolge einen dunklen, dem afrikanischen Hauttypen ähnlichen Teint gehabt haben und sich die Hautfarbe in der Population in weniger als 5.000 Jahre oder 100 Generationen flächendeckend zu helleren Tönen gewandelt habe. Diese Annahme unterstützt bereits bekannte Indizien, wie z.B. steinzeitliche europäische Höhlenmalereien, in denen die Menschen sogar dunkler dargestellt sind als die gejagten Rehe (siehe Abbildung).

Der Hinweis auf eine so schnelle Adaption der neuen Hautfarben in Europa und Asien unterstützt grundsätzlich Erklärungsversuche, dass die hellere Hautfarbe in den betreffenden Regionen einen erheblichen evolutionären Wettbewerbsvorteil mit sich gebracht haben müsse und sich deswegen durchgesetzt habe. Ungeklärt bleibt aber weiterhin, worin dieser Wettbewerbsvorteil genau gelegen haben könnte und warum die Ausbreitung so schnell stattgefunden hat. In dieser Hinsicht widersprechen die Studienergebnisse der bisher gängigen Annahme, die Verbreitung habe im Wesentlichen durch die typische Kombination der Evolutionsfaktoren Mutation, Gendrift und natürlicher Selektion stattgefunden. Um ausschließlich auf diesem Wege eine solche Bandbreite an (teilweise rezessiven) Merkmalen wie in Europa durchzusetzen, wäre im Normalfall eine Zeitspanne von mindestens 35.000 Jahren (im Falle der Augenfarbe sogar: ca. 1 Million Jahre) anzunehmen.

Melanin als möglicher evolutionärer Vorteil

Die am weitesten verbreitete Vorteilsannahme ist verknüpft mit den Haupt- und Nebenwirkungen eines niedrigeren Melaninspiegels in Zusammenhang mit der z.B. in Europa vorherrschenden Sonneneinstrahlung.

Melanin schützt Haut vor der Ultraviolettstrahlung der Sonne geschützt; ohne Melanin würde die Haut eher altern, oder leichter Hautkrebs entwickeln. Das Melanin unterbindet die potentiell erbgutschädigende Wirkung, insbesondere der UV-B-Strahlung. Insofern ist ein hoher Melaninanteil in Regionen mit starker Sonneneinstrahlung ein Vorteil, in Regionen mit niedriger Sonneneinstrahlung dagegen aber nicht unbedingt im selben Maße erforderlich. Allerdings trifft diese Funktion im Wesentlichen nur auf das Eumelanin zu und nicht auf das Phäomelanin, welches keine nennenswerten UV-protektiven Eigenschaften besitzt.

Der zweite Nutzen des Melanin ist, dass im Blut zirkulierende Folsäure vor der Ultraviolettstrahlung geschützt wird; ohne diesen Schutz würde sie schnell abgebaut. Folsäure ist wichtig für die Entwicklung des jungen Embryos und spielt eine wichtige Rolle bei der Spermienproduktion. Hellhäutige Menschen, die zu viel ultraviolette Strahlung abbekommen und nicht vermehrt Folsäure durch die Nahrung aufnehmen, müssen daher mit verminderter Fruchtbarkeit oder einem erhöhten Risiko von Entwicklungsschäden des Kindes rechnen.

Melanin hat aber auch eine nachteilige Rolle. Je mehr Melanin in der Haut ist, umso weniger Vitamin D kann in der Haut produziert werden. Dunkelhäutige Menschen, die in hohen Breiten leben, können an Vitamin-D-Mangel leiden und sollten daher ihre Nahrung entsprechend zusammenstellen. Hellhäutige Menschen laufen weniger schnell Gefahr, unter entsprechenden Mangelerscheinungen zu leiden.

Bedeutung im Rassismus

Rassismus geht davon aus, dass Menschen nach Rassen unterteilt und nach Wertigkeit eingeteilt werden können. „Rassentheorien“, die etwa seit Kant und der Aufklärung[4] lange einen „Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhoben haben“ (Arndt)[5], greifen „aus einer Vielzahl von zumeist visuell sichtbaren körperlichen Merkmalen einzelne (wie etwa die Hautfarbe)“ heraus, um damit Menschen auf der Grundlage eines somit als „natürlich gegebenen“ und „relevanten Kriteriums“ wie der Hautfarbe auch in ihrem Wesen zu unterscheiden. Hierbei werden den vermeintlich gegebenen, statischen und objektiven „Rassenmerkmalen“ bestimmte soziale, kulturelle und religiöse Eigenschaften und Verhaltensmuster zugeschrieben. Die so hergestellten Unterschiede werden, wie Albert Memmi zeigte, in einem Prozess hegemonialer Praxis verallgemeinert, verabsolutiert und gewertet. Ausgehend von einer konstruierten Normsetzung des „Eigenen“ wird das „Andere“ identifiziert und homogenisiert[6]. Im Rassismus wird Hautfarbe meist als „ein-farbig“ dargestellt, obwohl Hautfarbe immer in einem Spektrum von Farben changiert[7]. Die Einteilung von Menschen nach dem widersprüchlichen und nicht immer klar abgrenzbaren Merkmal der Hautfarbe, wie etwa „weiß“ oder „schwarz“, erfolgt damit nach den Kriterien des Biologismus und einer ihm folgenden ideologischen Essentialisierung[8].

Bedeutung in der Technik

In der Informatik (speziell im Bildverstehen) kommt der Detektion von Hautfarbe eine besondere Bedeutung zu. So wird sie beispielsweise eingesetzt, um automatisch Gesichter und Mimiken in Bildern zu erkennen und nicht jugendfreien Inhalt im Internet zu filtern. Insbesondere rückt dadurch die Möglichkeit etwas näher, intuitiver und menschenähnlicher mit Rechnern und Robotern zu kommunizieren. Durch den großen Farbbereich der menschlichen Haut stellt dies eine schwierige Herausforderung dar. Wählt man den als Hautfarbe deklarierten Bereich zu groß, werden auch ähnlichfarbige Objekte (z. B. Holztüren) fälschlicherweise als Haut erkannt. Wählt man ihn andererseits zu klein, werden nicht alle menschlichen Hautfarben erkannt.

In Australien hat das Biotech-Unternehmen EpiTan Ltd. eine künstliche Nachahmung des Hormons -msh mit dem Namen Melanotan entwickelt. Dabei ist das synthetische Hormon bis zu 1000x wirkungsvoller als das natürliche Original, da es eine festere Bindung mit dem Melanocortinrezeptor MC1R eingeht. -msh dockt an den Melanocyten an, die in der Folge den braunen Farbstoff Melanin (Eumelanin) herstellen. Insbesondere fördert die synthetische -msh Variante verstärkt die Produktion von Eumelanin. In der Folge steigt der Melaningehalt in der Haut um bis zu 100% an, was bei einem Hauttyp II einen Wechsel zu Hauttyp IV bedeutet. In der Folge treten weniger Lichtschäden und Sonnenbrand auf, was letztendlich auch das individuelle Hautkrebsrisiko senken soll.

Einzelnachweise

  1. Spektrum der Wissenschaft, Juni 2003
  2. Genetic Evidence for the Convergent Evolution of Light Skin in Europeans and East Asians. Oxford Journals, abgerufen am 20. Dezember 2006 (englisch).
  3. Schwarzer Kontinent Europa. Die Zeit, abgerufen am 26. April 2007 (deutsch).
  4. Vgl. zum Thema Aufklärung und Rassismus/Hautfarbe: Arnold Farr: Wie Weißsein sichtbar wird. Aufklärungsrassismus und die Struktur eines rassifizierten Bewusstseins. In: Maureen Maisha Eggers, Grada Kilomba, Peggy Piesche, Susan Arndt (Hg.) (2005): Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland, Münster. (Rezension h-soz-kult [1]).
  5. Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk., S. 10
  6. (Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk., S. 10 f.)
  7. Bauer/Petrow: Farbige/Farbiger. In: Arndt/Honrscheid: Afrika und die deutsche Sprache.
  8. Vgl. Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk., S. 11f; David R. Roediger: Towards the Abolition of Whiteness. New York 1994; Albert Memmi: Rassismus. Frankfurt/M. 1987 u.a.