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Bihać

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Bihać
Бихаћ

Bihać (Bosnien und Herzegowina)
Bihać (Bosnien und Herzegowina)
Basisdaten
Staat: Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina
Entität: Föderation BiH
Kanton: Una-Sana
Koordinaten: 44° 49′ N, 15° 52′ OKoordinaten: 44° 48′ 45″ N, 15° 51′ 59″ O
Höhe:
Fläche: 900 km²
Einwohner: 60.991 (2006)
Bevölkerungsdichte: 68 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: +387 (0) 37
Postleitzahl: 77000
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Hamdija Lipovača (SDP)
Webpräsenz:
Lage der Gemeinde Bihać in Bosnien und Herzegowina (anklickbare Karte)SokolacRogaticaRudoVišegradPaleFočaGackoKalinovikNevesinjeBilećaTrebinjeRavnoLjubinjeKonjicIstočni MostarBerkovićiNeumMostarStolacČapljinaČajničeGoraždePale-PračaUstipračaFoča-UstikolinaSrebrenicaBratunacMilićiHan PijesakZvornikBijeljinaBrčkoUgljevikLopareVlasenicaŠekovićiOsmaciOlovoIlijašHadžićiIlidžaTrnovoIstočni Stari GradIstočna IlidžaVogošćaSarajevo-Stari GradSarajevo-CentarSarajevo-Novi GradIstočno Novo SarajevoNovo SarajevoVisokoGlamočLivnoBosansko GrahovoKupresKupres (RS)ŠipovoJajceDonji VakufBugojnoGornji VakufProzor-RamaJablanicaTomislavgradPosušjeGrudeŠiroki BrijegLjubuškiČitlukFojnicaKreševoKiseljakBusovačaNovi TravnikTravnikZenicaVitezKakanjVarešBrezaKladanjŽiviniceKalesijaSapnaTeočakTuzlaLukavacČelićSrebrenikBanovićiZavidovićiŽepčeMaglajTešanjUsoraDobretićiGradačacGračanicaDoboj IstokVelika KladušaCazinBužimBosanska KrupaBihaćBosanski PetrovacDrvarSanski MostKljučPetrovac (RS)Istočni DrvarRibnikMrkonjić GradJezeroKneževoKotor VarošTeslićBanja LukaOštra LukaKrupa na UniPrijedorNovi GradKostajnicaKozarska DubicaGradiškaSrbacLaktašiČelinacPrnjavorDerventaDobojStanariModričaBosanski BrodPelagićevoDonji ŽabarOrašjeDomaljevac-ŠamacŠamacOdžakVukosavlje
Lage der Gemeinde Bihać in Bosnien und Herzegowina (anklickbare Karte)
Kapitänsturm und Turm des Heiligen Antonius
Lage der Gemeinde im Kanton Una-Sana
"Djevojka sa Une"
Blick auf die Innenstadt von Bihać

Bihać ist eine Stadt im äußersten Nordwesten der Föderation Bosnien und Herzegowina, einem von zwei Teilstaaten der Republik Bosnien und Herzegowina. Sie liegt nahe der Grenze zu Kroatien am Fluss Una. Es ist Hauptstadt des Kantons Una-Sana. Die Gemeinde Bihać, die neben der eigentlichen Stadt auch das nähere Umland umfasst, hat 60.000 Einwohner. Mehr als 97% der Einwohner sind Bosniaken. Im Gegensatz zu den anderen Städten konnte man Bihać im Krieg sehr gut verteidigen und somit größtenteils vor Zerstörungen bewahren.

Geografie

Die Stadt liegt im Tal der Una, welches sich hier zu einem breiten Talkessel ausdehnt. Ober- und unterhalb des Stadtgebietes verläuft der Fluss dagegen durch enge Schluchten. Südöstlich von Bihać erheben sich die Berge des Grmeč-Gebirges bis auf über 1100 m, im Westen verläuft die kroatische Grenze auf dem Bergzug der Plješevica, deren höchster Gipfel (1649 m) Bihać überragt.

Klima

Das Klima in Bihać ist feucht-gemäßigt und mitteleuropäisch geprägt. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 10,6 °C; der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt 1308 mm.

Die tiefste jemals gemessene Temperatur lag bei -24,8 °C (am 24. Januar 1963), die höchste bei 38,6 °C (am 28. Juli 1983)[1].

Geschichte

Bis 1918

Die Stadt wurde erstmals 1260 in einem Dokument des ungarischen Königs Béla IV. erwähnt, wo sie als Eigentum des Zisterzienser-Klosters von Topusko bezeichnet wird. Im Mittelalter gehörte Bihać zu Kroatien. Während dieser Zeit war sie zeitweise Sitz kroatischer Könige.

1592 kam die Grenzfestung unter osmanische Herrschaft und wurde Teil des Paschaluks Bosnien, dessen Geschichte es seitdem teilte. Als osmanische Festung nahe der Grenze zur österreichischen Militärgrenze wurde Bihać in den Türkenkriegen mehr als 63 mal von den österreichischen Armeen belagert, doch nie eingenommen. Bihać galt damals aufgrund seiner hohen und starken Mauern als uneinnehmbar.

Infolge des Berliner Vertrags fiel 1878 die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Stadt zusammen mit Bosnien-Herzegowina unter die Verwaltung Österreich-Ungarns.

1918 bis 1990

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem daraus folgenden Zerfall von Österreich-Ungarn gehörte die Stadt zum neu gegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 in Königreich Jugoslawien umbenannt wurde. Hier wurde Bihać Kreisstadt in der Banschaft Vrbas.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Bihać am 13. April 1941 von deutschen Truppen überfallen und anschließend Teil des mit Deutschland verbundenen Vasallenstaats Unabhängiger Staat Kroatien. Bereits wenige Tage nach dem Überfall formierte sich in der Stadt und deren Umgebung der Widerstand gegen die Besatzung, der im April 1942 in der Übernahme der Stadt durch die Partisanen und der Ausrufung der Bihaćer Republik gipfelte. Am 26. und 27. November 1942 fand hier die erste Sitzung des Antifaschistischen Rats der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ) statt, der die Basis für die spätere jugoslawische Regierung unter Tito bildete. Am 29. Januar 1943 gelang es den deutschen Truppen, die Stadt wieder einzunehmen. Sie blieb unter deutscher Besatzung bis zu deren Befreiung durch die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee am 28. März 1945.

Während der Zeit des sozialistischen Jugoslawiens gehörte Bihać als Kreisstadt zur innerhalb Jugoslawiens neu gebildeten Sozialistischen Republik Bosnien und Herzegowina und entwickelte sich zum wirtschaftlichen und Verwaltungszentrum in Nordwestbosnien.

Ab 1990

Im Bosnienkrieg bildete das Gebiet um Bihać 1992 bis 1995 eine von serbischen Milizen (aus der Republika Srpska auf der einen und aus der so genannten Republik Serbische Krajina auf der anderen Seite) umzingelte Enklave, die sich über die gesamte Länge des Krieges in bosniakischer Hand befand und zur UN-Schutzzone erklärt wurde.

Zeitweise wurde von Verantwortlichen um den früheren Agrokomerc-Direktors Fikret Abdić aus dem nördlich der Stadt gelegenen Gebiet ein Sonderfrieden mit den Belagerern vereinbart. Dies wurde jedoch von der Führung des bosniakischen Armeekorps in Bihać abgelehnt, was zeitweilig zu Kämpfen zwischen bosniakischen Truppen führte.

Im Sommer 1995 verschärfte sich die Lage der Enklave Bihać dramatisch. Laut damaligen Schätzungen der UNO drängten sich rund 150.000 Flüchtlinge in der Enklave, die nun verstärkt unter serbischem Artilleriebeschuss lag und die Serben ihre Stellungen in die Enklave vorantrieben. Auch internationale Beobachter rechneten im Juli 1995 bereits für Bihać mit der gleichen humanitären Katastrophe, wie sich diese beinahe zur selben Zeit in Srebrenica ereignet hatte, als serbische Truppen unter General Ratko Mladić die eigentliche UNO-Schutzzone eroberten und anschließend das Massaker von Srebrenica verübten.

Am 4. August 1995 begann die kroatische Armee in einer groß angelegten Militäroffensive (Militäroperation Oluja) mit der Rückeroberung der serbisch besetzten Gebiete in Kroatien. Diese Operation dauerte vier Tage; die gesamte so genannte Republik Serbische Krajina wurde wieder in kroatisches Hoheitsgebiet integriert. Die drohende Gefahr für die bisherige Enklave Bihać war durch diese kroatische Offensive in "letzter Minute" abgewendet. Gleichzeitig, wohl in koordinierter Militäroperation, kämpften kroatische und bosnische Einheiten auch in Westbosnien erfolgreich gegen die Serben, die sich immer stärker in die Defensive gedrängt sahen. In wenigen Wochen war ganz Westbosnien wieder in der Hand der bosnisch-kroatischen Föderation, das bosnische Kernland konnte fortan wieder mit dem Gebiet Bihać verbunden werden.

Bevölkerung

Bei der Volkszählung von 1991 hatte die Gemeinde Bihać 70.732 Einwohner. Davon bezeichneten sich 46.737 als Bosniaken (66,07 %), 12.689 als Serben (17,93 %) und 5.580 als Kroaten (7,88 %). Weitere 8 % gaben an, entweder Jugoslawen oder anderer Nationalität zu sein bzw. machten keine Angaben.

Seit dem Bosnienkrieg besteht die Bevölkerung fast ausschließlich aus Bosniaken.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die sehenswerte Altstadt von Bihać befindet sich auf dem linken Ufer der Una und wurde auf einem Hügel erbaut, der die Talebene der Una überblickt.

Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Kirche des hl. Antonius, von der seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch der Kirchturm und einige Grundmauern des Kirchenschiffs erhalten sind. Der Antonius-Kirchturm - von den Einwohnern auch einfach als Bihačka kula („Bihaćer Turm“) bezeichnet - ist jenes Bauwerk der Altstadt, welches die Stadtsilhouette beherrscht.

Unmittelbar neben dem Kirchturm befindet sich am südlichen Ausgang der Altstadt der Kapitänsturm, ein trutziges Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung, in dem heutzutage ein Museum zur Stadtgeschichte untergebracht ist. Im südlichen Teil der Altstadt sind zudem die alten Stadtmauern erhalten.

Regelmäßige Veranstaltungen

Im Juni findet jährlich das Theaterfestival Bihačko ljeto („Bihaćer Sommer“) statt. Im Juli wird auf dem Flussabschnitt der Una oberhalb von Bihać die internationale Una regata veranstaltet.

Wirtschaft

Die Stadt ist Sitz der Preminger AG, welche die größte Brauerei Nordwestbosniens betreibt.

Verkehr

Bihać stellt den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt im Nordwesten des Landes dar. Es liegt an der Kreuzung der Magistralstraßen 5 (nach Jajce und Sarajevo) und 14 (nach Bosanska Krupa und Novi Grad).

Die Stadt verfügt über einen Bahnhof an der Bahnstrecke Sisak-Knin, der sich im östlichen Teil der Stadt befindet. Die Strecke wird jedoch gegenwärtig von Personenzügen nur in Richtung Bosanska Krupa befahren (Stand: 2007).

Commons: Bihać – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Navigationsleiste Gemeinden im Kanton Una-Sana

  1. http://www.fzs.ba/BihB/Temperatures.htm