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Philosophie der Antike

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Die Philosophie der Antike war die Geburt der Philosophie in Europa. Erkenne dich selbst ist ihr großes Motto.

Zusammen mit der hebräischen, ägyptischen und mesopotamischen Kultur und Religion hat sie die Weltanschauung des Abendlandes geschaffen.

Wer die Vorstellung einer langweiligen altbackenen Moralpredigt hat, der täuscht sich. Der Marktplatz in Athen (Polis) symbolisiert die Freiheit des Denkens durch Agon, ein Wort das Freundschaft und Wettkampf verbindet. Um eine zum Merken runde Zahl zu nennen, wurden etwa um 800 vor unserer Zeitrechnung die Olympischen Spiele begonnen und die homerischen Epen Ilias und Odyssee geschrieben.

Aber schon die Vorsokratiker und Sophisten glauben nicht mehr alles, was Homer beschreibt. Thales sagt 585 v. Chr. eine Sonnenfinsternis voraus, und trägt mit Anaximander ("Homer lügt") zur Entgötterung der Natur bei. Mit dem 6. Jahrhundert v. Chr. entstand so im antiken Griechenland die klassische Philosophie, die auch heute noch große Auswirkungen hat. Der Mathematiker und Philosoph Alfred North Whitehead bemerkte einmal, dass alle späteren Entwürfe der europäischen Philosophie im Grunde nur Fußnoten zu Platon (einem der wichtigsten Philosophen der klassischen griechischen Antike, der große Schüler des Sokrates) seien. Aristoteles war ein Schüler Platons und der Lehrer von Alexander dem Großen. - Im Jahre 392 v. Chr. wird ein großer Teil der Bibliothek in Alexandrien zerstört, große Schätze der griechischen Mathematik und Philosophie gehen verloren. Im Hellenismus entsteht das Christentum, das ohne die antike philosophische Bildung des Paulus gar nicht denkbar wäre. Paulus gelingt das Unvorstellbare. Er verschmelzt die griechische und die hebräisch-jüdische Kultur miteinander, obwohl die beiden Kulturen sich sehr fremd zu sein schienen. Bevor nach den ersten großen christlichen Konzilen die antike Philosophie endete, entstehen noch einige philosophische Richtungen im Mittelmeerraum: die Stoa, Epikur, die antike Skepsis, der Neuplatonismus, Plotin und andere.


Vorsokratiker

Mit der Erfindung der Philosophie entdeckt sich das Denken selbst. Denken ist dabei Dialog. Die ersten griechischen Philosophen erfinden die Gesetze der Logik. Sie atmen den freinen Geist (Logos), der die Geometrie, die Musiktheorie und die Astrologie erfunden hat. Sie binden das Denken an die öffentliche Gemeinschaft (Polis). Das Orakel zu Delphi sagt: Erkenne dich sebst. Die Vorsokratiker suchten nach einem Verständnis der Natur und ihrer Vorgänge. Zudem wollten sie die Welt auf einen Urstoff zurückführen. Diese auch Naturphilosophie genannte Richtung entstand etwa 600 v. Chr. in Ionien in Kleinasien; bekannte Vertreter sind Thales, Anaximander und Anaximenes. Heraklit ist ein etwas unverständlicher, aber sehr interessanter Philosoph der frühen Zeit. Leider gibt es von ihm nur bruchstückhafte Texte. Der Ausspruch "Alles fließt" ist von ihm überliefert. "Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen." Man deutet es so, als habe er sogar den großen Zentralbegriff des Abendlandes Logos zuerst erfunden.

Einen mehr ethischen Zugang suchten Xenophanes und Pythagoras. Letzterer gründete mit den Pythagoreern eine Schule, die ebenso wie die des Empedokles religiös ausgerichtet war. Xenophanes dagegen begründete den Monismus der Eleaten, den Parmenides wesentlich prägte. Ein Hochpunkt der Naturphilosophie war mit der Atomlehre des Demokrit erreicht, der zeitgleich mit Anaxagoras und Diogenes wirkte.

Die seit 450 v. Chr. entstehenden Sophisten richteten ihre Überlegungen von der Natur auf den Menschen, und suchten nach Methoden, den Menschen geistig und körperlich zu stärken.

Die drei großen klassische Philosophen

Sokrates, Platon und Aristoteles waren die bedeutendsten Philosophen der Antike und man kann fast sagen aller Zeiten. Um eine angmessene Vorstellung der antiken Philosophie zu bekommen, sollte man unbedingt die drei Artikel von diesen Philosophen lesen.

Über Sokrates wissen wir vor allem aus den Dialogen des Platon. Sokrates selbst hat nichts aufgeschrieben. Meist ist es in den Dialogen so, dass Sokrates jemanden der behauptet, etwas zu wissen, befragt, was er denn genau meine. Und dann weist er Schritt für Schritt nach, dass das unhaltbar ist. Sokrates wird in einem spektakulären Prozess zum Tode verurteilt und trinkt den Becher mit tötlichem Gift.

Platon ist ein mathematisch und systematisch schreibender Denker, der eine Art Staatsphilosophie Politeia entwickelt und eine Ideenlehre schafft. Er versucht das Werk von Sokrates durch Gründung der Akademie fortzuführen.

Aristoteles ist eher ein Philosoph des gesunden Menschenverstandes. Er lehrte auf dem öffentlichen Platz in Athen, dem Lyzeum. Seine Werke sind geprägt von großem logischen und auch biologisch-medizinischem Verstand. Im Mittelalter sagte man nicht "Aristoteles", sondern "der Philosoph", und jeder wußte, wer gemeint war.

War Platons Philosophie geprägt von den reinen Ideen, so ist die Philosophie von Aristoteles geprägt von Form und Stoff.

Die Nachklassische Philosophie

Die seit 300 v. Chr. aktiven Nachsokratiker entstanden in Athen: Zenon gilt als Vater der Stoa (Stoiker), zu denen auch Kleanthes, Chrysippos, Panaitios, Poseidonios, Seneca und Marcus Aurelius gezählt werden, Epikuros gilt als Vater der Epikureer. Ihnen standen die Skeptiker des Pyrrhon gegenüber.

Der dieser Epoche zugerechnete Eklektizismus ist eine Lehre, die aus unterschiedlichen philosophischen Schulen nur die 'angenehmen' Teile übernahm, und dabei eine Geschlossenheit der Lehre aufgab. Sie war unter anderen bei den Römern beliebt.

Im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung kamen die neue Sophistik noch einmal kurz auf, um schließlich mit dem Neuplatonismus zu verschmelzen. Das dominante Christentum nahm danach unter Augustinus die klassischen Philosophien auf.

Übersicht: einige Philosophen der Antike

um 585 v. Chr. Thales
geb. um. 610 v. Chr. Anaximander
vor 494 v. Chr. Anaximenes
um 535 v. Chr. Pythagoras
unbestimmt Xenophanes
um 500 v. Chr. Heraklit
unbestimmt Parmenides von Elea
geb. um 500 v. Chr. Anaxagoras
geb. um 500 v. Chr. Protagoras
470 v. Chr. - 399 v. Chr. Sokrates
um 440 v. Chr. Empedokles
um 440 v. Chr. Leukipp
427 v. Chr. - 347 v. Chr. Platon
um 384 v. Chr. Aristoteles

siehe auch

Literatur

  • Horn, Christoph / Rapp, Christof (Hgg.): Wörterbuch der antiken Philosophie, München 2002
  • Kranz/Diehls (Hrsg.): Die Fragmente der Vorsokratiker. Berlin, 1961
  • Rapp, Christof: Vorsokratiker, München 1997 (sehr gut lesbare Einführung mit Literaturempfehlungen, Zeittafel und Index)
  • Ricken, Friedo: Philosophie der Antike, Stuttgart 2000