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Bistum Speyer

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Bistum Speyer
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Karte Bistum Speyer
Basisdaten
Staat Deutschland
Kirchenprovinz Bamberg
Metropolitanbistum Erzbistum Bamberg
Diözesanbischof Karl-Heinz Wiesemann (ernannt)
Weihbischof Otto Georgens
Emeritierter Diözesanbischof Anton Schlembach
Emeritierter Weihbischof Ernst Gutting
Gründung 4. Jahrhundert
Fläche 5893 km²
Dekanate 10 (1. Januar 2007)
Pfarreien 346 (1. Januar 2007)
Einwohner 1.400.000 (1. Januar 2007)
Katholiken 604.613 (1. Januar 2007)
Anteil 43,2 %
Diözesanpriester 373 (2004)
Ordenspriester 53 (2004)
Katholiken je Priester 1419
Ständige Diakone 49 (1. Januar 2007)
Ordensbrüder 50 (1. Januar 2007)
Ordensschwestern 750 (1. Januar 2007)
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache deutsch
Kathedrale Speyerer Dom
Anschrift Kleine Pfaffengasse 16
Postfach 1160
D-67343 Speyer
Website www.bistum-speyer.de
Kirchenprovinz

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Speyerer Dom
Abgrenzung des Bistums im Mittelalter

Das Bistum Speyer (lat. Dioecesis Spirensis) ist eine Diözese der Römisch-Katholischen Kirche. Sie nimmt den Süden des Bundeslandes Rheinland-Pfalz ein, wo sie die gesamte Pfalz umfasst, sowie den Südosten des Saarlandes, den Saarpfalz-Kreis.

Der Bischofssitz befindet sich in der pfälzischen Stadt Speyer am Rhein. Nach dem Rücktritt des Bischofs Anton Schlembach am 10. Februar 2007 ist das Bistum vakant und wird durch Weihbischof Otto Georgens, der am gleichen Tag durch das Speyerer Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt wurde, bis zur Ernennung eines neuen Bischofs geleitet. Am 19. Dezember 2007 ernannte Papst Benedikt XVI. den Paderborner Weihbischof Karl-Heinz Wiesemann zum neuen Bischof von Speyer. Seine Amtseinführung steht noch bevor.

Das Bistum Speyer ist Suffraganbistum des Erzbistums Bamberg. Sein Bischof ist Mitglied der Freisinger Bischofskonferenz.

Geschichte

In etwas anderem Zuschnitt als heute gehört das Bistum Speyer zu den ältesten Bistümern Deutschlands, es geht auf das 4. Jahrhundert zurück. Bereits 346 wurde ein Bischof von Speyer erstmals urkundlich erwähnt. Das Bistum besaß jahrhundertelang als reichsunmittelbares Hochstift auch weltliche Verwaltungsfunktionen, die vom jeweiligen Fürstbischof wahrgenommen wurden.

In der Spätantike erstreckte sich das Bistum zunächst nur auf die Pfalz links des Rheins. Mit der Christianisierung der Franken wurde das Sprengel nach Osten stark erweitert, wozu vor allem die Bemühungen des Klosters Weißenburg beitrugen. Kaiser Otto I. gab dem Bistum den Status der Reichsunmittelbarkeit. In der Regierungszeit der Salier wurden zahlreiche Klöster und Kirchen im Bistum gebaut. 1030 wurde der Grundstein zum Speyerer Dom gelegt.

Das Bistum bestand in seiner größten Ausdehnung bis 1801 aus einem linksrheinischen und einem rechtsrheinischen Teil. Linksrheinisch umfasste das Gebiet die Süd- und die Vorderpfalz, nördlich etwa bis Bad Dürkheim, westlich bis Dahn. Auch die heute zum Elsass gehörenden Orte Weißenburg und Lauterburg gehörten zu Speyer. Rechtsrheinisch erstreckte sich das Bistum über einen großen Teil des heutigen Baden-Württembergs, nördlich bis Sinsheim, südlich bis Wildbad und östlich bis Vaihingen, wobei ein schmaler Streifen bis Backnang ebenfalls dazugehörte.

Während der Reformationszeit verlor das Bistum nicht nur zahlreiche Kirchen, sondern auch zwei Drittel seines Vermögens und seines Landbesitzes. Dadurch, dass vorher etwa 40 verschiedene kleine Fürstentümer auf dem Gebiet des Bistums herrschten, die sich teils für die Reformation, teils dagegen entschieden, kam es zu einer Zersplitterung des Fürstbistums in viele unzusammenhängende Gebiete. Viele Katholiken leben seitdem in der Diaspora, dies gilt vor allem in der Nordpfalz. In den katholisch gebliebenen Gebieten führte Bischof Eberhard von Dienheim die tridentinischen Reformen durch. Zahlreiche Schulen wurden gegründet, 1599 wurde ein deutschsprachiges Gesangbuch herausgegeben, um die innere Teilnahme der Bevölkerung am Gottesdienst zu verstärken.

Pfingsten 1689 brannte im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekrieges der Dom und ganz Speyer aus. Im Frieden von Rijswijk 1697 wurden viele reformierte Kirchengemeinden wieder katholisch. Die folgenden Bischöfe bemühten sich um Wiederaufbau der Verwüstungen und eine gründliche Reform der verarmten Diözese.

1794 floh Fürstbischof Damian August Philipp Karl von Limburg-Stirum vor den französischen Truppen. Der linksrheinische Teil wurde von den Revolutionstruppen besetzt, der gesamte Kirchenbesitz wurde eingezogen. 1790 wurde das linksrheinische Bistumsgebiet dem Département Bas-Rhin zugeschlagen. Die Jurisdiktion wurde dem Bischof entzogen, die Geistlichen mussten bis 1792 entweder den Eid auf die Revolution leisten oder wurden ausgewiesen. 1792 wurde Speyer von den französischen Truppen gestürmt und verwüstet.

Der Friedensvertrag von Campo Formio von 1797 sah die Abtretung des linkshreinischen Gebiets an Frankreich vor. Die Pfalz gehörte nun zum Departement Donnersberg, dieses wurde von Mainz aus verwaltet. Der letzte Fürstbischof Wilderich von Walderdorf verzichtete 1802 in Gehorsam gegen das Konkordat auf seine linksrheinischen Gebietsansprüche. Die Orte südlich der Queich wurden nun dem Bistum Straßburg zugeschlagen, das restliche Gebiet gehörte zum Bistum Mainz. Nun gehörte auch die Westpfalz mit Zweibrücken und Landstuhl sowie die Nordpfalz bis Lauterecken und Obermoschel zu Mainz. Auch das Bistum Worms war im Bistum Mainz aufgegangen.

Der Mainzer Bischof Joseph Ludwig Colmar betreute nun die gesamte Pfalz und mühte sich ab, die Schäden der Revolutionszeit zu beseitigen. Die Diözesen waren ausgeplündert, viele Kirchen zerstört. Einige überzeugende Persönlichkeiten wie der Priester Johann Michael Schang in Pirmasens sowie Philipp Jakob Gillmann in Rheinzabern, halfen mit das Glaubensleben zu erhalten. 1806 sollte der Dom von Speyer abgerissen werden, doch erreichte Colmar eine Zusage Napoleons, dass das Bauwerk erhalten bleiben werde.

1815 löste sich mit dem Sturz Napoleons das künstlich geschaffene pfälzische Bistum auf. In der jetzigen Form wurde das Bistum Speyer dann 1817 in den Grenzen des seit 1816 bayerischen Rheinkreises neu errichtet, der zusätzlich zur Pfalz noch den heutigen Saarpfalz-Kreis enthielt. Das Konkordat von 1817 sah die Errichtung von zwei Erzbistümern mit je drei Suffraganbistümern im Königreich Bayern vor. Aus dieser politischen Vergangenheit erklärt sich auch die Zugehörigkeit zum Erzbistum Bamberg, denn trotz der Trennung des Rheinkreises von Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Bistum Speyer kirchenrechtlich mit Bayern verbunden. Die Pfalz war der Ersatz für das Fürstentum Salzburg, das Bayern nach dem Wiener Kongress an Österreich abgeben musste.

In einer päpstlichen Bulle vom April 1818 wurden die neuen Grenzen des Bistums umschrieben. Es war auf ein Viertel seiner ursprünglichen Ausdehnung zurückgegangen. Die politischen Unruhen des 19. Jahrhunderts machten den Wiederaufbau des Gemeindelebens und das Entwickeln einer gemeinsamen Identität im Bistum nicht leicht. Die verfassungsgarantierte Religionsfreiheit war durch die Staatskirchenhoheit des Königs praktisch nicht vorhanden. Der Kulturkampf brachte das Bistum erneut in große Schwierigkeiten.

Anfang des 20. Jahrhunderts nahm das Gemeindeleben einen Aufschwung, der sich in vielen Kirchenbauten, neu auflebenden Wallfahrten und dem Aufleben katholischer Verbände äußerte. Dem stand die vergleichsweise weitverbreitete Begeisterung der pfälzischen Bevölkerung für den Nationalsozialismus gegenüber. Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg beinhaltete unter anderem auch die Integration der vielen katholischen Gastarbeiter aus Italien, Spanien und Portugal, die in den Spinnereien und Schuhfabriken der Pfalz Arbeit fanden.

In der derzeitigen Situation des Priestermangels sind von 350 Pfarreien fast ein Drittel zur Zeit nicht besetzt. 1973 wurden die Pfarrverbände eingerichtet, was auch zu einer Vergrößerung der Dekanate führte.

Verwaltung

Bischof

Das Bistum wird durch den Bischof geleitet. Gemäß dem Bayerischen Konkordat vom 29. März 1924, das auch für das Bistum Speyer gilt, ist jeder Bischof der sieben bayerischen Bistümer und des Bistums Speyer sowie jedes der acht Domkapitel gehalten, alle drei Jahre eine Liste mit Kandidaten, die für das Bischofsamt im jeweiligen Bistum geeignet sind, an die Kurie in Rom zu senden. Steht eine Ernennung an, werden die aktuellen Kandidaten durch die Apostolische Nuntiatur in Berlin einem sogenannten Informationsprozess unterzogen. An dessen Ende sendet der Nuntius die Prozessakten sowie einen Vorschlag an die Bischofskongregation des Papstes nach Rom. Der Papst sucht dann den neuen Oberhirten aus und ernennt ihn[1].

Die bisherigen Bischöfe sind der Liste der Bischöfe von Speyer zu entnehmen.

Bistumsstruktur

Das Bistum Speyer ist in die folgenden Dekanate eingeteilt, deren Zuschnitt sich weitgehend mit politischen Gliederungen deckt. Abweichungen gibt es nur dort, wo die rheinland-pfälzische Verwaltungsreform (1969/1972) durch das Bistum nicht übernommen wurde.

Dekanat Stadt / Landkreis Dekan
Bad Dürkheim Stadt Neustadt, Landkreis Bad Dürkheim Pfarrer Michael Janson, Haßloch
Donnersberg Donnersbergkreis Pfarrer Thomas Brenner, Gerbach
Germersheim Landkreis Germersheim Msgr. Pfarrer Felix Hirsch, Bellheim
Kaiserslautern Stadt Kaiserslautern, Landkreis Kaiserslautern Pfarrer Ewald Sonntag, Kaiserslautern-Erfenbach
Kusel Landkreis Kusel Pfarrer Rudolf Schlenkrich, Kusel
Landau Stadt Landau, Landkreis Südliche Weinstraße Pfarrer Klaus Ambrust, Landau
Ludwigshafen Stadt Ludwigshafen, Nordteil des Rhein-Pfalz-Kreises Pfarrer Dr. Gerd Babelotzky, Ludwigshafen-Friesenheim
Pirmasens Stadt Pirmasens, Stadt Zweibrücken, Landkreis Südwestpfalz Pfarrer Rudolf Banzer, Pirmasens
Saarpfalz Saarpfalz-Kreis Pfarrer Pirmin Weber, Homburg
Speyer Stadt Speyer, Stadt Frankenthal, Südteil des Rhein-Pfalz-Kreises Pfarrer Peter Nirmaier, Schifferstadt

Presse

Mit der Wochenzeitung Der Pilger, gegründet 1848, verfügt das Bistum über eine der ältesten Zeitungen in Deutschland überhaupt. Der Pilger ist älter als der Osservatore Romano, der erst 1861 ins Leben gerufen wurde. Unterbrochen war die Tradition nur durch das Verbot von 1941 bis 1945 während der Zeit des Nationalsozialismus.

Zwischen 2005 und 2007 wurden alle bisherigen Pilger-Ausgaben von der Pfalzbibliothek mikroverfilmt. Die Zeitung steht seither der Kirchengeschichte, Missionsgeschichte und Sozialgeschichte als Quelle zur Verfügung.

Organisationen

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sakralbauten

Kunstwerke

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich im Sommer wird in Johanniskreuz der Diözesankatholikentag gefeiert.

Einzelnachweise

  1. Anne-Susann von Ehr: Namenspoker um den neuen Oberhirten. In: Die Rheinpfalz, Ludwigshafen, 19. Oktober 2007

Literatur

  • Hans Ammerich: Das Bistum Speyer und seine Geschichte. 6 Bände. Sadifa Media, Kehl am Rhein 1998–2003
  • Josef Meller, Johannes Friedrich Werling: Das Bistum Speyer. Ein Gang durch seine Geschichte (auf der Grundlage von Ludwig Stamers "Kirchengeschichte der Pfalz" bis zur Gegenwart weitergeführt). Pilger-Verlag, Speyer 1987, ISBN 3-87637-030-2
  • Bischöfliches Ordinariat Speyer (Hrsg.): Handbuch des Bistums Speyer. Bischöfliches Ordinariat, Speyer 1991
  • Georg Gresser: Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, Band 89. Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1998, ISBN 3-929135-21-3
  • Markus Lothar Lamm: Das Bistum und Hochstift Speyer unter der Regierung des Kardinals Franz Christoph von Hutten (1743–1770). Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, Band 95. Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1999, ISBN 3-929135-27-2
  • Hans-Josef Krey: Bischöfliche Herrschaft im Schatten des Königtums. Studien zur Geschichte des Bistums Speyer in spätsalischer und frühstaufischer Zeit. Europäische Hochschulschriften: Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Band 703. Lang, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris und Wien 1996, ISBN 3-631-30133-2
  • Andreas Urban Friedmann: Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen. Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, Band 72. Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1994, ISBN 3-929135-04-3
  • Hans Ammerich (Hrsg.): Lebensbilder der Bischöfe von Speyer seit der Wiedererrichtung des Bistums Speyer 1817/21. Festgabe zum 60. Geburtstag Seiner Exzellenz Dr. Anton Schlembach, Bischof von Speyer. Schriften des Diözesan-Archivs Speyer, Band 15. Pilger-Verlag, Speyer 1992, ISBN 3-87637-044-2
  • Hans Hausrath: Forstgeschichte der rechtsrheinischen Theile des ehemaligen Bisthums Speyer. Springer, Berlin 1898

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