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Postkarte

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Postkarte mit eingedrucktem Wertzeichen (Ganzsache) aus dem Königreich Bayern (Michel-Nr. P44/1, abgestempelt am 27. April 1895 in Nürnberg, eingegangen am 28. April 1895 in München)
Postkarte zur Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921
(abgestempelt am 19. März in Cosel)

Postkarten sind Karten, um relativ kurze, offen lesbare Mitteilungen, Nachrichten, Grüße usw. per Post zu verschicken.

Postkarten mit eingedrucktem Postwertzeichen nennt man Ganzsachen. In der Philatelie sind sie ein eigenständiges Sammelgebiet. Das Sammeln von Post- und Ansichtskarten wird auch als Philokartie bezeichnet.

Die heutige Standardnormgröße für Postkarten ist DIN A6.

Geschichte

Postkarte mit Antwortkarte

Schriftliche Nachrichten wurden bis in die neuere Vergangenheit üblicherweise als verschlossener Brief versendet.

Vorgeschichte

1760 sollen die privaten Stadtpostunternehmen der 'Petite Poste' in Paris offen lesebare Mitteilungen eingeführt haben, 1784 führte die 'Wiener Klapperlpost' Karten mit offen versandten Mitteilungen ein, aber von beiden Fällen sind keine Exemplare, die das belegen, erhalten.[1][2]

Die Postkarte ließ John P. Carlton aus Philadelphia am 17. Dezember 1861 urheberrechtlich schützen.[3] Er verkaufte diese Rechte an H. L. Lipman, der dann Karten mit der Kennzeichnung "Lipman's Postal Cards" verkaufte.[4] Diese Karten wurden verkauft bis sie 1873 durch die staatlich offiziellen U.S. Postkarten ersetzt wurden.[5]

Zum 1.6.1865 wurden in Preussen sogenannte Drucksachenkarten als offene Mitteilungen eingeführt. Dort waren die Anschrift und der gedruckte Text auf ein und derselben Seite.[6] Diese Karten wurden oft verwendet um einen Besuch eines Handelsvertreters anzukündigen und gelten als Vorgänger der Postkarten.[1][7]


Der Geheime Postrat Heinrich von Stephan schlug am 30. November 1865 bei der 5. Postvereins-Konferenz in Karlsruhe vor, ein sogenanntes Postblatt ohne Wertstempeleindruck zuzulassen. Sein Vorschlag wurde aber nicht verwirklicht, da die Mehrheit der verantwortlichen Personen die Ansicht vertrat, ein offenes Absenden von Mitteilungen sei unmoralisch und beleidigend.

1868 reichen zwei Leipziger Buchhandelsunternehmen, Fa.Friedlein und Fa. Pardubitz, unabhängig voneinander beim Berliner Generalpostamt ein, eine „Universal-Correspondenz-Karte“ einzuführen. Auf der Rückseite waren verschiedene Mitteilungen zum ankreuzen vorgedruckt. Trotz Ablehnung erscheint hier erstmals die später verwendete Bezeichnung „Correspondenzkarte“.[1][2]

Einführung

Am 1. Oktober 1869 erschien dann bei der Österreichischen Post die vom Professor der Nationalökonomie Dr. Emanuel Herrmann entwickelte Correspondenzkarte mit eingedruckter Briefmarke. Ähnlich einem Telegramm sollte die Anzahl der Worte - bei den ersten Vorschlägen - auf 20 begrenzt sein und durch eine geringe Gebühr gefördert werden. Die Rückseite der 8,5 × 12 cm großen Correspondenzkarte konnte jedoch bei Erscheinen der Karten frei beschrieben werden. Die Karte kostete nur 2 Kreuzer (im Unterschied zu 5 Kreuzer für einen Brief), was gleichzeitig dem Wert der eingedruckten Briefmarke entsprach, und verkaufte sich bereits im ersten Monat 1,4 Millionen mal.

In Deutschland zeichnete der preußische Ministerpräsident und Kanzler des Norddeutschen Bundes Otto von Bismarck am 6. Juni 1870 die "Verordnung betr: die Einführung der Correspondenzkarte" ab, die ab 1. Juli 1870 in Kraft trat.[8] Daraufhin wurden von den Postverwaltungen des Norddeutsche Postbezirks zusammen mit Bayern, Württemberg und Baden ab 1. Juli 1870 eingeführt.[9]

Das Format entsprach dem der Postanweisung. Zunächst gab es in Deutschland die Correspondenzkarte nur mit aufgeklebten Freimarken (keine Ganzsachen). Seit dem 12. Oktober 1871 konnten Correspondenzkarten auch zu Drucksachen, seit dem 1. Januar zu Postvorschusssendungen (Nachnahme) benutzt werden.

Einführung der Postkarte in anderen Ländern:[8]

  • 1870 Schweiz, Luxemburg und Großbritannien
  • 1871 Belgien, Niederlande, Dänemark und Finnland
  • 1872 Schweden, Norwegen und Russland
  • 1873 USA, Frankreich, Serbien, Rumänien und Spanien
  • 1874 Italien

Ab 1. März 1872 an wurde die Correspondenzkarte in Deutschland in Postkarte umbenannt.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>. Siehe auch: Unterpunkt Weltpostkarte.

Zur Jahrhundertwende setzte sich die Ansichtskarte im großen Stil durch, da sie zu einem geringen Preis erhältlich war und die Bilder das Schreiben längerer Städte- oder Landschaftsbeschreibungen ersparten. In vielen Tabak- und Schreibwarenläden waren Ansichtskarten zu kaufen, die vorwiegend von Berliner, Leipziger und Hannoverschen Verlagen kamen. 1899 wurden in Deutschland 88 Millionen Postkarten produziert, 1905 wurde durch die Post eine halbe Milliarde Kartensendungen gezählt.

Ab 1905 wurde die Adressenseite der Postkarte in Deutschland geteilt, wobei die linke Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand. Bis dahin mussten die Mitteilungen ausschließlich auf der Rückseite der Karten erfolgen, da die Anschriftseite ausschließlich für die Adresse verwendet werden durfte (genaueres unter Ansichtskarte).

Heute werden in Europa etwa 400 Millionen Postkarten pro Jahr verschickt.

Formen der Postkarte

Ansichtskarte

Kolorierte Ansichtskarte von 1898

siehe auch Hauptartikel: Ansichtskarte

Die erste Bildpostkarte wurde am 16. Juli 1870 von dem Oldenburger Drucker und Buchhändler August Schwartz[10] verschickt. Neueren Erkenntnissen zufolge gab es die erste deutsche Ansichtskarte schon ab 1866[11][12]. Ab 1871 verkauft die Post Ansichts- und Glückwunschpostkarten und ab dem 1. Juli 1872 werden in Deutschland private (nicht von der Post) hergestellte Motivpostkarten zugelassen.

Der Münchner Lithograf Zrenner stellt 1872 als erster Massenproduzent einer Serie von mehreren, verschiedenen Ansichtskarten her.[1]

Ansichtskarten dienten oft auch Propagandazwecken und können heute als historische Quelle dienen. [13]

Antwortkarte

Am 1. Januar 1872 erschienen die ersten Postkarten mit anhängender Antwortkarte, die später auch mit eingedrucktem Postwertzeichen verkauft wurden. Dadurch bezahlte der Absender bereits das Porto für die Antwort durch den Empfänger. Ungebrauchte Antwortkarten sind immer zusammenhängende Doppelkarten, bestehend aus je einem Frage- und Antwortteil. Das Format einer ganzen Antwortkarte entspricht zweimal der Größe einer normalen Postkarte. Diese war auf das Format einer einfachen Postkarte zusammengeklappt. Verwendung: Der erste Absender beschreibt den Frageteil und schickt die Doppelkarte an den Empfänger. Dieser entfernt den Frageteil und schickt den Antwortteil zurück. Sowohl der Frage- wie Antwortteil ist mit einem portogerechten Wertstempel versehen. Im Jahre 1992 verfügte die Generaldirektion der Deutschen Bundespost Postdienst die Einstellung der Aufträge für Antwortkarten. Die Restbestände wurden aufgebraucht. Zusammenhängende Antwortkarten hin und zurück gebraucht waren zwar nicht erlaubt, können aber vorkommen. Antwortkarten, die für den Verkehr ins Ausland bestimmt waren, haben im Anschriftteil weder Postleitzahlkreise noch Leitvermerke (Straße, Haus-Nr. usw.).

Bildpostkarte

siehe auch Hauptartikel: Bildpostkarte

Die Deutsche Reichspost führte 1925 unter federführender Mitwirkung der Gesellschaft für Postreklame als Tochter der damaligen Reichspost so genannte Bildpostkarten ein. Diese sollten der Förderung des Fremdenverkehrs dienen. Gemeindeverwaltungen bzw. die örtlichen Verkehrsvereine konnten Bildpostkarten für ihre Stadt/ihren Ort beantragen. Ursprünglich verwendete man Zeichnungen von Ortsansichten, später dann auch Fotos, die in der linken Hälfte der Anschriftenseiten oben zu finden sind. Die auftraggebende Gemeinde durfte bestimmen, in welchen Regionen die Karten in von ihr zu bestimmenden Quoten verkauft werden sollten. Bis in die späten 1970er Jahre war der Verkauf in der Gemeinde selber aus Rücksicht auf den Ansichtskartenverkauf des örtlichen Schreibwarenhandels nicht erlaubt. Verklärte und geschönte Landschaftsaufnahmen werden als Postkartenidylle beschrieben. Nach 1945 gab es die "Funklotteriekarten" mit Wertstempel.

Filmpostkarte

In den 1920er/1930er Jahren galt der Ross-Verlag (Berlin), gegründet 1912, als der in ganz Europa führende Verlag für Filmpostkarten mit Porträts bekannter Filmschauspieler und Filmszenen - zunächst aus Deutschland, später auch aus dem internationalen Filmschaffen. Schätzungsweise bis zu 40.000 verschiedene Motive wurden ausgegeben, die noch heute begehrte Sammelobjekte sind.

Gezähnte Postkarte

Ab 1. Juni 1913 lieferte die Reichsdruckerei perforierte Postkarten der Dauerserie zunächst in Streifen, dann auch im Bogen. Die Schreibmaschine verbreitete sich immer mehr, und die Streifen erlaubten ein rationelles Beschreiben nacheinander. Bald wurden auch Antwortkarten im Bogen gezähnt (1924). Bayern (1912) und Württemberg (1913) verkauften ebenfalls gezähnte Postkarten. Wenngleich die Mindestabnahme mit 1.000 Stück festgelegt wurde, gab es keinen Aufschlag, die Karten wurden zum eingedruckten Wertzeichenpreis verkauft und am Schalter des lokalen Postamtes ausgeliefert.

Weltpostkarte

Durch den Berner Postvereinsvertrag vom 1. Juli 1875 wurde die Postkarte auch für den internationalen Verkehr zugelassen und seit dem 15. Juli 1878 solche zu Weltpostkarten mit bezahlter Antwort. Die für den Verkehr in das Ausland gedachten Karten mit entsprechender Wertstufe – Weltpostkarte genannt – wiederholen in der Regel Texte in französischer Sprache (= Amtssprache des Weltpostvereines); z. B. „Postkarte mit Antwort – Carte postale avec réponse payée“. Bei der Weltpostkarte mit anhängender Antwortkarte war ebenfalls nur der Antwortteil allein abzusenden, doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Das eingedruckte Postwertzeichen wurde also vom Annahmepostamt im Ausland mit dem dort verwendeten Tagesstempel entwertet. Häufig sind Weltpostkarten-Antwortteile mit zusätzlicher Briefmarkenfrankatur zu finden, die nicht immer erforderlich war. Vielmehr glaubten Empfänger im Ausland einfach nicht, dass z.B. das mit einem deutschen Postwertzeichen bedruckte Antwortteil ohne Entrichtung des Portos zurückgesandt werden konnte. Hingegen gibt es aber auch Zusatzfrankaturen wegen Portoerhöhung, Sonderbehandlung (Luftpost, Einschreiben etc.). Der Verkehr von Weltpostkarten mit anhängender Antwortkarte wurde entsprechend einem Beschluss der Konferenz des Weltpostvereins in Tokio ab 1. Juli 1971 weltweit eingestellt.

E-Card

Die „elektronische Postkarte“ oder kurz E-Card ist das Internet-Pendant zur realen Postkarte.

Mobilfunk-Postkarte (Handy-Postkarte)

Eine moderne Form der Postkarte unter Zuhilfenahme der Mobilfunk- und Kameratechnik moderner Mobilfunktelefone. Bild und Text werden hier mit dem Mobiltelefon erstellt und in elektronischer Form zum Provider gesendet. Dort wird die Postkarte mit dem übermittelten individuellen Text und Foto gedruckt und auf herkömmlichen Weg verschickt.

Reale Postkarten aus dem Internet

Bei dieser Form der Postkarte können ähnlich der Handy-Postkarte eigene Fotos zusammen mit dem Grußtext und der Empfängeradresse bei verschiedensten Anbietern im Internet hochgeladen werden. Häufig können auch Motive aus den Datenbanken der Anbieter als Postkarte verschickt werden. Die Postkarten werden dann in den Druck gegeben und frankiert mit einer echten Briefmarke auf dem Postweg verschickt.

Quellen, Fußnoten

  1. a b c d Quelle: Otto Wicki, Geschichte der Post- und Ansichtskarten, Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996
  2. a b Quelle: Über die Geschichte der Philokartie
  3. Robertson, Patrick - "Wann war was das erste Mal?" - Ueberreuter Verlag, Berlin/Heidelberg
  4. Konwiser, Harry; "The American Stamp Collector's Dictionary," Tudor Publishing Co., New York, 1949; aus A Brief History of Postcards
  5. Quelle: http://www.postcardprime.com
  6. Quelle: Philalexikon
  7. Quelle: Lexikon der Philatelie, Autor: Wolfram Grallert, Verlag: Phil*Creativ, 2. Auflage 2007
  8. a b Quelle: Artikel: Wie es zur Postkarte und zur Bildpostkarte kam.
  9. Quelle: Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart von Margarete Rehm
  10. August Schwartz, Erfinder der Ansichtskarte
  11. vgl. Ansichtskarten-Sammlerbrief (Mittelungsblatt der Ansichtskarten-Interessensgemeinschaft im Bund deutscher Philatelist) Sonderausgabe 2006/2007, mit ausführlicher Beschreibung
  12. "Wormser Zeitung" vom 25. Januar 2002 wo es auch eine Abbildung der Karten gibt
  13. vgl. z.B. Gérard Silvain und Joël Kotek: La carte postale antisémite, de l'affaire Dreyfus à la Shoah. Berg International, Paris 2005. ISBN 2-911289-82-X
Wiktionary: Postkarte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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