Labour Party
Die Labour Party (auch nur Labour) (dt. "Arbeiterpartei") ist neben der Conservative Party eine der beiden großen Parteien Großbritanniens. Sie stellt auch den momentanen Premierminister Tony Blair.
Geschichte
Die Partei wurde 1900 als "Labour Representation Committee" gegründet und setzte sich zu diesem Zeitpunkt aus Gewerkschaften und sozialistisch orientierten Parteien wie der "Independent Labour Party" (1893 gegründet) sowie der Fabian Society zusammen. Individuelle Mitglieder wurden erst nach der Parteireform nach dem 1. Weltkrieg aufgenommen. Nach den Unterhauswahlen 1906 wurde das LRC in Labour Party umbenannt. Zu diesem Zeitpunkt dominierten in England vor allem die Conservatives sowie die Liberals. Die Liberale Partei stand dem LRC bzw. der Labour Party jedoch näher als die Conservatives, sodaß sich eine Zusammenarbeit anbot. Diese drückte sich u.a. in Absprachen zur Vermeidung von Wahlkämpfen zwischen Labour/Liberal-Kandidaten (Wahl-Entente) aus.
Wie auch die SPD in Deutschland, so spaltete sich auch die Labour Party in England 1914 an der Kriegsfrage. Der pazifistische Flügel um Ramsay MacDonald konkurrierte mit dem patriotischen Flügel Arthur Hendersons. Dennoch kam es nicht zum Bruch, was dem föderativen Aufbau der Labour Party zugerechnet werden kann.
Infolge des Bedeutungsverlustes der Gewerkschaften, insbesondere durch gescheiterte Streikversuche ("Triple Aliance" 1921), gelang es der Führung der Labour Party um Henderson, den Einfluss der Gewerkschaften allmählich einzudämmen. Die Partei wurde für breitere Volksschichten immer wählbarer und nahm auch den abgespaltenen linken Flügel der liberalen Partei auf. Spätestens mit der Wahl von 1924, nach der die Labour Party für kurze Zeit in Koalition mit den Liberals erstmals die Regierung stellen konnten, kann die Labour Party als etabliert angesehen werden.
Tony Blairs New Labour
Seit Anfang der 90er Jahre ändert die Partei unter dem Vorsitzenden Tony Blair ihre Ausrichtung.
Statt Klassenkampf bis hin zum Fernziel Sozialismus, der Umverteilung von Reich zu Arm und der Gewerkschaftsnähe steht New Labour heute für Privatisierungen und einen liberalen, kapitalismusfreundlichen Kurs.
Daher sagen inzwischen manche Sozialdemokraten, dass die britische Labour Party inwischen nicht mehr als sozialdemokratische Partei, sondern als Mitte-Rechts Partei angesehen werden muß. Das drückte sich z.B. international sichtbar in den unterschiedlichen Positionen der Briten im Vergleich zu den Positionen der Franzosen und Deutschen in der Frage der Unterstützung des Irak-Kriegs aus.
Ähnliche Wandlungen ihrer sozialdemokratischer Parteien haben Gerhard Schröder ("Neue Mitte", "Agenda 2010") und der Spanier Zapatero ("nuevo camino", "neuer Weg") gegen vehementen Widerstand aus den eigenen Reihen vollzogen, was sich in internationalem Sozialabbau, Verstärkung der Globalisierung und dem Ruf nach der Verlängerung der Arbeitszeit ausdrückt, von Rücktritten (z.B. Robin Cooks), Austritten und Demonstrationen begleitet wird und von Kritikern als Verrat an der Sozialdemokratie bezeichnet wird.
Andere Historiker und Politologen halten die Reformen für die einzig mögliche Antwort auf die sich wandelnden wirtschaftlichen und politischen Bedingunen. Diese "New Labour"-freundliche Interpretation sieht dadurch die Wandlungsfähigkeit der europäischen Sozialdemokratie bewiesen.
Auf europäischer Ebene ist die Partei innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Europas organisiert.