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Löwe

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Raubtier "Löwe". Für andere Bedeutungen siehe Löwe (Begriffsklärung)


Löwe
Datei:Loewe 1.jpg
Löwe, Männchen
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Vorlage:Ordo: Raubtiere (Carnivora)
Vorlage:Superfamilia: Katzenartige (Feloidea)
Vorlage:Familia: Katzen (Felidae)
Vorlage:Subfamilia: Pantherinae
Vorlage:Genus: Panthera
Vorlage:Species: Löwe (P. leo)

Der Löwe ist eine in Afrika und Asien verbreitete Katze, unverkennbar wegen der Mähne des Männchens. Er ist die vielleicht erfolgreichste aller Großkatzen, hatte er doch einst eine viele Kontinente umfassende Verbreitung, die heute allerdings sehr zusammengeschrumpft ist.

Merkmale

Nach dem Tiger ist der Löwe die zweitgrößte Katze. Er ist außerdem das größte Landraubtier Afrikas. Ein Löwenmännchen hat eine Kopfrumpflänge von 180 cm, eine Schulterhöhe von etwa 120 cm, eine Schwanzlänge von 1 m und ein Körpergewicht von durchschnittlich 225 kg. Etwas zierlicher ist die Löwin mit 160 cm Kopfrumpflänge, einer Schulterhöhe von 100 cm, 85 cm Schwanz und 150 kg Gewicht. Die größten Löwen leben im südlichen Afrika, die kleinsten in Asien.

Löwen haben ein kurzes, gelbliches Fell. Männliche Löwen haben außerdem eine lange Mähne, die meistens dunkelbraun ist, aber auch schwarz, hellbraun oder rotbraun sein kann. Diese Mähne breitet sich von den Wangen bis über Schultern und Brust aus. Der Sinn der Mähne liegt wahrscheinlich darin, dass sie den Löwen größer erscheinen lässt und zum Beispiel auf eine um Futter konkurrierende Hyäne Eindruck macht. Eine andere Theorie besagt, dass die Anziehungskraft eines Männchens auf die Löwinnen durch eine volle und große Mähne stärker wird. Felduntersuchungen zufolge haben Löwen mit besonders dunklen und großen Mähnen mehr Erfolg beim Gewinnen eines Weibchens. Asiatische Löwen haben viel weniger ausgeprägte Mähnen als afrikanische Löwen. Jungen Löwen fehlt die Mähne. Es dauert über fünf Jahre, bis ein Löwenmännchen eine voll ausgebildete Mähne hat.

Auffällig ist beim Löwen außerdem die schwarze Schwanzquaste. Junge Löwen haben dunkle Flecken auf dem Körper, die aber schon während des ersten Lebensjahres verblassen. In sehr seltenen Fällen bleiben diese Flecken auch beim erwachsenen Löwen sichtbar, aber stets undeutlich und nur aus der Nähe betrachtet.

Wie bei Tigern gibt es bei Löwen gelegentlichen Leukismus; darunter versteht man das Auftreten von Löwen mit weißem Fell. Sie sind jedoch keine Albinos, denn sie haben keine roten Augen. Die weiße Fellfarbe wird über ein rezessives Gen vererbt; da weiße Löwen für potenzielle Beutetiere leicht zu sehen sind, haben solche Tiere es schwerer, zu überleben. Dagegen gibt es zwar Berichte über Melanismus (schwarze Löwen), doch keinen Beweis über deren Existenz.

Lebensraum

Löwin

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Löwen umfasste nicht nur Afrika, sondern auch das südliche Europa sowie Vorderasien und Indien. In der Eiszeit war er auch in Mitteleuropa (Unterart Höhlenlöwe) und in Nordamerika verbreitet, hier verschwand er aber beim Rückzug des Eises. Dass auf dem Balkan noch in der Antike Löwen lebten, berichten zahlreiche zeitgenössische Gelehrte (zum Beispiel Herodot, Aristoteles). Man nimmt an, dass der Löwe in Europa durch menschliches Zutun im 1. Jahrhundert ausstarb.

Heute ist der Löwe ein Tier, dessen Verbreitung weitgehend auf Afrika südlich der Sahara beschränkt ist. Nördlich der Sahara starb er in den 1940ern aus, und die asiatischen Löwenpopulationen wurden während des 20. Jahrhunderts nahezu vollständig vernichtet; nur ein kleiner Bestand hat sich bis heute im Gir-Nationalpark in Gudscharat (Indien) gehalten.

Früher kamen Löwen in allen Habitaten, mit Ausnahme von Wäldern vor, das heutige Verbreitungsgebiet ist also stark verkleinert. Das bevorzugte Habitat des Löwen ist die Savanne. Sie bewohnen aber auch Trockenwälder und Halbwüsten und fehlen lediglich in Wüsten und Regenwäldern.

Lebensweise

Sozialverhalten

Männlicher Löwe im Tierpark Berlin

Im Gegensatz zu den eher einzelgängerischen übrigen Großkatzen lebt der Löwe im Rudel. Ein solches Rudel besteht vor allem aus verwandten Weibchen. Das Gelände und die Beutetiere bestimmen dabei die Rudelgröße, die zwischen 3 und 30 Exemplaren liegen kann. Ein Löwenmännchen geht stets nur eine temporäre Bindung an ein Rudel ein, um es später zu verlassen und sich einem neuen Rudel anzuschließen. Trotzdem stehen sie in der Rangordnung eindeutig über den Weibchen. Für gewöhnlich gibt es in einem Rudel nur ein ausgewachsenes Männchen. Die Jungen bleiben etwa drei Jahre im Rudel; danach werden die männlichen Jugendlichen vertrieben, während sich die nun ausgewachsenen Weibchen dauerhaft dem Rudel anschließen.

Jugendliche Männchen bilden lockere Verbände und ziehen einige Jahre umher, ehe sie ihre Rolle als Rudelführer einnehmen. Erst wenn sie sechs Jahre oder älter sind, nehmen sie diese Rolle wahr.

Oft kommt es zur Übernahme eines Rudels durch ein fremdes Löwenmännchen. Dies kann geschehen, wenn das vorherige dominante Männchen alt und schwach geworden ist. Ein jüngeres Löwenmännchen stellt sich dann zum Kampf, der mit dem Tod oder der Flucht des unterlegenen Männchens endet. Hat der Neuankömmling Erfolg, tötet er auch die Jungen seines Vorgängers, damit wird die Paarungsbereitschaft der Weibchen gefördert.

Ein von einem Löwenrudel gehaltenes Revier umfasst 20 bis 400 km². Die Fläche des Territoriums hängt von der Größe des Rudels, vor allem aber vom Reichtum an Beutetieren ab. Das Revier des Rudels wird mit Kot, Urin und weithin hörbarem Gebrüll abgesteckt.

Es gibt allerdings auch Rudel die kein Territorium haben und nomadisch leben.

Fortpflanzung

Löwen paaren sich bis zu 115 mal am Tag. Um die Paarungsbereitschaft eines Weibchens festzustellen benutzt der Löwe das Jacobsche Organ, welches sich am oberen Gaumen befindet. Dazu zieht der Löwe die Oberlippe zurück und öffnet leicht das Maul. Dieser Vorgang wird auch als Flehmen bezeichnet. Auch wenn ein Männchen die Spitze der Rangordnung einnimmt, kann es sich mit einem Weibchen nur mit dessen Zustimmung paaren. Hierzu legt sich die Löwin auf den Bauch und erlaubt dem Männchen, sie zu besteigen. An der Gewilltheit der Weibchen, die Paarung einzugehen, kann ein Beobachter gut den Stellenwert des Männchens ersehen und wie wahrscheinlich es ist, dass es bald abgelöst wird.

Junge Löwen

Nach einer Tragzeit von etwa vier Monaten bringt die Löwin zwei bis vier Junge zur Welt, die jeweils etwa 1,5 kg wiegen. Die jungen Löwen saugen nicht nur bei der Mutter, sondern auch bei den anderen Weibchen, so dass die Erziehung allen weiblichen Mitgliedern des Rudels obliegt. Im Alter von vier Monaten werden Löwenjunge entwöhnt, und bleiben dann noch ungefähr zwei Jahre bei der Mutter. Mit drei (Weibchen) beziehungsweise fünf (Männchen) Jahren sind sie dann geschlechtsreif.

Die Lebensdauer eines männlichen Löwen beträgt in der Wildnis ca. 7 Jahre. Weibchen werden etwa doppelt so alt. Im Zoo beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung ca. 20 Jahre. Im Zoo haben manche Löwen jedoch bis zu 34 Jahre gelebt.

Datei:Löwenfamilie.jpg
Löwenfamilie

Ernährung

In der Regel jagen nur die Löwinnen; männliche Löwen jagen ausnahmsweise nur, wenn es um sehr große Beutetiere geht (z.B. Kaffernbüffel). Die Beute wird angepirscht und mit einem Sprung niedergedrückt. Beutetiere werden getötet, indem ihr Genick oder Kehle durchgebissen wird.

Die Jagd erfolgt meistens in der Nacht oder in den kühlen Morgenstunden.

Zu den Beutetieren gehören vor allem Antilopen, Gazellen, Gnus und Zebras, aber auch Hasen, Vögel und manchmal Fische. Nach dem Jagderfolg kommt die Rangfolge im Rudel zum Tragen. Das Männchen darf zuerst fressen, es folgen die ranghöchsten Weibchen, zuletzt die Jungen. Am Kadaver kommt es nicht selten zu Rangkämpfen, bei denen sich die Rudelmitglieder blutige Wunden holen.

Oft fressen Löwen auch Aas. Männliche Löwen, die aus einem Rudel vertrieben worden sind, verlegen sich notgedrungen ausschließlich auf solche Nahrung. Sie sind sehr rabiat dabei, andere Raubtiere wie Leoparden oder Geparden von der Beute zu vertreiben. Oft vertreibt der Löwe auch die Tüpfelhyäne von ihrer Beute - und nicht umgekehrt, wie früher angenommen wurde.

Mähne

Die Farbe der Mähne reicht von Blond bis Schwarz. Sie kann vom Hals bis zur Brust reichen. Teilweise gibt es auch eine Ellenbogenbehaarung. Über den Sinn der Mähne wird viel spekuliert. Die Annahme, dass die Mähne bei Rangordnungskämpfen schützt ist eigentlich nicht haltbar. Denn es gibt auch Löwen (fast) ohne Mähne (Tsavo-Löwen) und diese kämpfen auch. Laut einem Experiment von Craig Packer (University of Minnesota) hat die Farbe der Mähne eine Auswirkung auf die Weibchen. Blonde Kater waren bei den Weibchen weniger beliebt als schwarze. Kater mit schwarzer Mähne sind demnach potenter als die mit heller Mähnenfarbe.

Sinnesorgane

Augen

Die Pupillen des Löwen sind, wie bei allen Großkatzen, rund. Dazu kommt noch eine lichtreflektierende Schicht in den Augen (tapetum lucidum), wie bei allen Katzen. Zusätzlich, zum besseren Sehen in der Dunkelheit, kommt ein weißer Fellstreifen unter den Augen (siehe Bilder). Dieser reflektiert zusätzlich das Licht in die Augen. Die Augen sind viel "schärfer" als beim Menschen um bei großer Entfernung noch kleine Details zu erkennen. Der Löwe kann seine Augen nicht nach rechts oder links bewegen, deshalb muss er, um sich "umzusehen", den ganzen Kopf bewegen. Dazu kommt noch, dass er keinen so guten Farbsinn wie der Mensch hat. Dies betrifft vor allem die Farbe Rot.

Geruchssinn

Der Geruchssinn des Löwen ist, wie bei allen Katzen, nicht so gut ausgeprägt wie beim Hund. Nur ausnahmsweise verfolgt ein Löwe eine Spur riechend. Der Geruchssinn wird zur Feststellung von Reviergrenzen (diese werden durch Urin markiert) und zur Witterung von Beutetieren eingesetzt.

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Schnurrhaare (Fibrissen)

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Gefährdung

Löwe im Eberswalder Tierpark

Wie bei fast allen Großtieren Afrikas geht die Hauptgefährdung der Löwen von der Jagd aus. Diese wurde jedoch in den letzten Jahren in beinah allen Verbreitungsgebieten auf ein erträgliches Maß zurückgeschraubt.

Krankheiten stellen ein weiteres Problem dar, vor allem im südafrikanischen Kruger-Nationalpark. Seit 1995 hier zum ersten Mal ein tödlicher Fall von Tuberkulose bei den Löwen aufgetaucht ist, wurden im Kruger Park umfassende Untersuchungen durchgeführt. Das Ergebnis ist erschreckend: Im südlichen Bereich des Parks sind mehr als 90 Prozent der Tiere mit den tödlichen Bakterien infiziert und die Seuche breitet sich auch in die nördlichen Gebiete aus. Die Infektion stammt von Büffeln, die die Hauptnahrung der Löwen darstellen und die durch den Kontakt mit infizierten Hausrindern die Krankheit in den Park eingeschleppt haben. Die Rinder leiden zu etwa 70 Prozent an einer Lungentuberkulose, bei den Löwen manifestiert sich die Krankheit vor allem im Verdauungssystem. Die Tiere werden schwächer, magern extrem ab und sterben innerhalb weniger Jahre.

Neben dieser Tuberkulose gibt es jedoch noch eine zweite besorgniserregende Krankheit unter den Löwen, die diese enorme Ausbreitung der Tuberkulose vielleicht erst ermöglich hat. Etwa 60 bis 70 Prozent der Löwen sind mit einem Virus namens FIV (Feline Immunodeficiency Virus) infiziert, einem dem menschlichen HI-Virus sehr ähnlichen Krankheitserreger, der die Immunabwehr der Tiere lahmlegt und so der Tuberkulose den Weg ebnet. Gegen beide Erreger gibt es keine Impfstoffe, entsprechend scheinen die Tage des "Königs der Tiere" im Kruger Park gezählt.

Unterarten

Von den dreizehn beschriebenen Unterarten sind wohl zwei ausgestorben: Der Berberlöwe (P. l. leo) lebte in Nordafrika und hatte offenbar eine besonders mächtige Mähne. Die exzessive Nachstellung führte im Jahre 1922 zum Tod des letzten Vertreters dieser Unterart in Freiheit, die sich bis dahin im Atlas-Gebirge gehalten hatten. Ob die europäischen Löwen zu dieser Unterart gehörten, ist nicht bekannt.

Einige Privatleute und Zoos (z. B. Wien und Dortmund) züchten Löwen, die den Berberlöwen äußerlich weitgehend ähneln und wohl noch Berberlöwenblut in sich tragen. Ob es sich dabei aber um reine Berberlöwen oder um Löwen mit einem gewissen Berberlöwen-Anteil handelt, war bisher kaum zu ermitteln. Es werden jedoch zur Zeit genetische Untersuchungen durchgeführt um dies zu klären Moroccan Barbary Lion Genetic Project. Die Löwen stammen von Tieren ab, die über mehrere Generationen in Gefangenschaft gehalten wurden und über deren genaue Herkunft nichts wirklich Stichhaltiges zu ermitteln ist. Da Löwen in Gefangenschaft relativ leicht zu züchten sind, ist es durchaus möglich, dass es sich um Berberlöwen handelt.

Ausgestorben ist der Kaplöwe (P. l. melanochaita) Südafrikas; diese größte Löwen-Unterart fiel im 19. Jahrhundert den Großwildjägern zum Opfer.

Von den übrigen elf Unterarten leben zehn in Afrika südlich der Sahara. Der Asiatische Löwe (P. l. persica) schien ebenfalls dem Aussterben geweiht zu sein. Zwischenzeitlich gab es nur noch zwanzig Individuen. Im Gir-Nationalpark Indiens konnte die Population nun wieder auf 300 Tiere anwachsen.

Keine Unterart sondern eine besondere Form scheinen die Tsavo-Löwen in gleichnamigen Nationalpark in Kenia zu sein. Die Männchen sind fast mähnenlos und es ranken sich viele Geschichten um ihren Mut und ihre Aggressivität. Es scheint erwiesen, dass die Tsavo-Löwen schon des Öfteren Menschen und Kaffernbüffel erlegt und gefressen haben, was andere Löwen normalerweise nicht tun.

Der Marozi soll ein gefleckter Löwe mit kurzer Mähne sein, welcher im Hochland von Kenia leben soll. Seit Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es keine Sichtung mehr. Deshalb gibt es keinen endgültigen Beweis seiner Existenz. Ist dieser Löwe eine Kreuzung zwischen Leopard und Löwe (Hybride)?

Weitere Infos: Kryptozoologie Online Marozi

Siehe auch

Ausgestorbene Tierarten Europas, Big Five

Literatur

  • P. Caputa: Der kahle König. In: National Geographic (deutsch). Juni 2002
  • Richard Despard Estes: The behaviour guide to African mammals. Univ. of California Press, Berkeley 1991, ISBN 0-520-05831-3 S. 369
  • Gus Mills, Martin Harvey: African Predators. Struik Publishers, Cape Town 2001 ISBN 1-86872569-3
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Vol. 1. 6. Aufl. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore 1999 ISBN 0-8018-5789-9 S. 832
  • Bruce D. Patterson: The lions of Tsavo. Exploring the legacy of Africa's notorious man-eaters. McGrawHill, New York 2004 ISBN 0-07-136333-5