Zum Inhalt springen

Licht (Stockhausen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Dezember 2007 um 13:56 Uhr durch Michael licht (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Licht, Die sieben Tage der Woche, ist ein Opern-Zyklus von Karlheinz Stockhausen, den er zwischen 1977 und 2003 komponierte. Wie der Untertitel andeutet, trägt jede Oper einen Wochentag als Namen.

Gesamtkunstwerk

Mit dieser Heptalogie überhöht Stockhausen die Idee des Gesamtkunstwerkes, indem er nicht nur wie Richard Wagner (mit dem er nicht verglichen werden will) mehrere Opern in einen mythologischen Zusammenhang stellt und den handelnden Personen eigenes Material zuordnet (bei Wagner Leitmotive, Stockhausen bezeichnet dieses Material als Formeln). Stockhausen ging darin weiter: er versuchte weitgehend alle Bedeutungsebenen miteinander zu verknüpfen und unterwarf jede Gestaltungsebene seinem künstlerischen Willen. Er komponierte nicht nur (selbstverständlich) alle Musik, sondern schrieb sich auch (wie Wagner) seine Libretti selbst, (wobei es ihm anders als diesem an literarischen Fähigkeiten fehlte), "komponierte" die Mimik, Gestik und Bewegungssprache der Protagonisten, legte die Kostüme, die zu verwendenden Symbole und selbst die Farbskala der Lichtregie etc. fest (jedem der Wochentage ist einé bestimmte Farbe zugeordnet). So überwältigend der hochgesteckte Anspruch ist, so ernüchternd sind die (teils diletantischen) gefundenen Lösungen im Einzelfall.

Inhalt

Stockhausen hat sich für sein Schöpfungs- und Welterklärungsmythos eklektisch an einer Fülle von Religionen und Mythologien bedient. (Entscheidende Anregung war ihm hierbei das Urantia-Book.) Im Mittelpunkt stehen die Figuren von Eva, Luzifer und Michael, die in verschiedenen Konfigurationen aufeinandertreffen. Eine knappe Inhaltsangabe wäre hier wünschenswert.

Instrumentation

Im Unterschied zu traditionellen Opern ist das Instrumentarium zum einen sehr reduziert (der Einsatz eines Orchesters gehört zu den Ausnahmen) und andererseits, hauptsächlich durch Elektronik, stark erweitert, wie das Helikopter-Streichquartett zeigt. Freitag kommt z.B. mit drei Gesangsstimmen und drei Instrumentalisten aus, sowei Kinderchor und -orchester, die allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielen. Stockhausens "modernes Orchester", das ein normales Orchester ersetzen soll, ist wohl aus der Not geboren: Synthesizer und Oktophonie genannte achtkanalige Elektronik sowie Schlagzeuger sollen das Fehlen eines differenzierten Orchesterapparates ausgleichen.

Die musikalische Substanz des Gesamten ist sehr ungleich. Die mangelnde Homogenität des Gesamtzyklus ist einesteils der langen Entstehungszeit (mehr als 25 Jahre) und andererseits der Entstehungsart geschuldet. Fast jeder Akt, jede Szene ist eine Summe von Einzelstücken, die zu unterschiedlichen Anlässen entstanden und uraufgeführt wurden – aber wohl immer hinsichtlich des Gesamtzusammenhangs konzipiert sind. Letztlich erlebte jedes Teilstück eine Fülle an Uraufführungen (als Einzelstück, als Szene, als Akt, konzertant, szenisch, als Gesamtoper und (dermaleinst wohl auch) als Teil der Gesamtaufführung der Heptalogie). Unübersichtlich ist der Komplex der Opernteilstücke unter anderem dadurch, dass es viele Stücke in mehreren Varianten gibt, teils in unterschiedlichen Instrumentationen, teils in Fassungen für den Konzertgebrauch, teils aber auch in neuen Zusammenstellungen unter neuem Titel. So ist das Stück Quelle des Lebens eine Version der ersten drei Szenen des Ersten Aktes von Montag, während Freitags-Gruß und -Abschied zusammengespielt Weltraum heißt.

Gliederung

In der folgenden Auflistung der Einzelteile von Licht sind nach den Gattungsangaben die einzelnen Teile (Akte bzw. Szenen) angegeben, danach die Einzelstücke, die – teils unter anderm Namen – der Oper entnommen wurden. Die Angaben sind dem Stockhausen-Werkverzeichnis[1] entnommen. Die Auflistung der Wochentage nach der Deutschen Industrie Norm entspricht weder dem Entstehungsprozess, noch der Stockhausenschen Gesamt-Dramaturgie, die noch nicht vollständig nachvollzogen ist.

Licht (1977-2003)

Die sieben Tage der Woche

Montag (1984-88)

Oper in drei Akten, einem Gruß und einem Abschied

für 21 musikalische Darsteller (14 Solo-Stimmen, 6 Solo-Instrumente, 1 Akteur), Chor (Tonband oder live), 21 Schauspieler-Frauen (nur in szenischer Aufführung), Kinderchor, Mädchenchor, Modernes Orchester (3 Synthesizer-Spieler, 1 Schlagzeuger, Tonband), Dirigent, Klangregisseur

Montags-Gruß
- Einzelstücke:
Xi
I. Akt. Evas Erstgeburt
1. Sz. In Hoffnung
2. Sz. Heinzelmännchen
3. Sz. Geburts-Arien
4. Sz. Knaben-Geschrei
5. Sz. Luzifers Zorn
6. Sz. Das große Geweine
- Einzelstücke:
Geburts-Fest
Quelle des Lebens
Kinderspiel
Trauer mit Humor
Flautina
II. Akt. Evas Zweitgeburt
1. Sz. Mädchenprozession
2. Sz. Befruchtung mit Klavierstück - Wiedergeburt
3. Sz. Evas Lied
- Einzelstücke:
Geburtstags-Formel (Klavierstück XIV)
Die 7 Lieder der Tage
Wochenkreis
III. Akt. Evas Zauber
1. Sz. Botschaft
2. Sz. Der Kinderfänger
3. Sz. Entführung
- Einzelstücke:
Ave
Evas Spiegel
Susani
Susanis Echo
Entführung
Quitt
Ypsilon
Montags-Abschied
Dienstag (1977/1987-91)

Oper in einem Gruß und zwei Akten mit Abschied

für 17 musikalische Darsteller (3 Solo-Stimmen, 10 Solo-Instrumentalisten, 4 Tänzer-Mimen), Schauspieler, Mimen, Chor, Modernes Orchester und Tonbänder

Dienstags-Gruß
Willkommen mit Friedens-Gruß
- Einzelstücke:
Sukat
I. Akt. Jahreslauf
Piccolo
Vorstellung. Michael, Luzifer.
4 Versuchungen, 4 Anfeuerungen. 4 Tutti- Intermezzi.
- Einzelstücke:
Prozession
II. Akt. Invasion – Explosion - Dienstags-Abschied
- Einzelstücke:
Signale zur Invasion
Pietà
Synthi-Fou (Klavierstück XV)
Mittwoch (1995-97)

Oper in einem Gruß, vier Szenen und Abschied

für 9 musikalische Darsteller (Flöte, Bassetthorn, Trompete, Posaune, Streichquartett, Bass mit Kurzwellen-Empfänger), Chor mit singendem Dirigenten, Orchester (szenisch: 13 Instrumentalisten), einen Synthesizer-Spieler, 2 Tänzer-Mimen, Elektronische Musik (Tonbänder), Klangregisseur

Mittwochs-Gruß
1. Sz. Welt-Parlament
Licht-Ruf
2. Sz. Orchester-Finalisten
11 Solo-Stücke für jedes der geläufigen Orchesterinstrumente und Elektronik
3. Sz. Helikopter-Streichquartett
4. Sz. Michaelion
- Einzelstücke:
Thinki
Bassetsu
Menschen, hört
Rotary
Klavierstück XVIII (Mittwoch-Formel)
Mittwochs-Abschied
Donnerstag (1978-80)

Oper in drei Akten, einem Gruß und einem Abschied

für 14 musikalische Darsteller (3 Solo-Stimmen, 8 Solo-Instrumentalisten, 3 Solo-Tänzer), Chor, Orchester und Tonbänder

Donnerstags-Gruß
I. Michaels Jugend
1. Sz. Kindheit
2. Sz. Mondeva
3. Sz. Examen
- Einzelstücke:
Unsichtbare Chöre
Tanze Luzeva!
Bijou
Klavierstück XII (Examen)
II. Michaels Reise um die Erde
Eingang und Formel
Halt
Kreuzigung
Mission und Himmelfahrt
Michaels-Ruf
III. Michaels Heimkehr
1.Sz. Festival
2. Sz. Vision
- Einzelstücke:
Drachenkampf
Knabengeburt
Argument
Donnerstags-Abschied
Freitag (1991-94)

Oper in einem Gruß, zwei Akten und Abschied

für 5 musikalische Darsteller (Sopran, Bariton, Baß, Flöte, Bassetthorn), Kinder-Orchester, Kinder -Chor, 12 Choristen, einen Synthesizer-Spieler, 12 Paare von Tänzer-Mimen, Elektronische Musik mit Tonszenen, Klangregisseur

Freitags-Gruß
- Einzelstücke:
Weltraum
I. Akt. Paare
1. Sz. Klavierstück XVI
2. Sz. Two Couples
II. Akt. Freitag-Versuchung
- Einzelstücke:
Antrag
Kinder-Orchester
Kinder-Chor
Kinder-Tutti
Zustimmung
Fall
Kinder-Krieg
Komet (Klavierstück XVII)
Reue
Elufa
Freia
Chor-Spirale
Freitags–Abschied
Samstag (1981-83)

Oper in einem Gruß und vier Szenen

für 13 musikalische Darsteller (1 Solo-Stimme, 10 Solo-Instrumentalisten, 2 Solo-Tänzer), Harmonie-Orchester Orchester, Ballett oder Mimen, Männerchor und Orgel

Samstags-Gruß
1. Sz. Luzifers Traum
Klavierstück XIII
Traum-Formel
2. Sz. Kathinkas Gesang als Luzifers Requiem
3. Sz. Luzifers Tanz
Linker Augenbrauentanz
Rechter Augenbrauentanz
Linker Augentanz
Rechter Augentanz
Linker Backentanz
Rechter Backentanz
Nasenflügeltanz
Oberlippentanz
Zungenspitzentanz
Kinntanz
4. Sz. Luzifers Abschied
Sonntag (1998-2003)

Oper in fünf Szenen und einem Abschied

für 10 Vokalsolisten, Knabenstimme, vier Instrumental-Solisten, zwei Chöre und zwei Orchester, Elektronische Musik, Klangregisseur

1 Sz. Lichter-Wasser (Sonntags-Gruß)
2 Sz. Engel-Prozessionen
3 Sz. Licht-Bilder
4 Sz. Düfte-Zeichen
- Einzelstücke:
Cuchulainn
Kyphi
Mastix
Rosa Mystica
Tate Yunanaka
Ud
Weihrauch
Knaben-Duft
5 Sz. Hoch-Zeiten
Sonntags-Abschied
- Einzelstücke:
Strahlen

Einzelnachweise

  1. [1]. Stockhausen-Werkverzeichnis als pdf.

Literatur

  • Christoph von Blumröder/ Imke Misch u. a. (Hg.): "Internationales Stockhausen-Symposion 1998 (=Signale aus Köln Nr. 4)", Saarbrücken 1999
  • dies.: "Internationales Stockhausen-Symposion 2000: Licht (=Signale aus Köln Nr. 10)", Münster 2004
  • Michelle Kiec: "The Licht-Superformula", Baltimore, Maryland 2004
  • Peter Schnur, "Die Idee des Gesamtkunstwerks bei Karlheinz Stockhausen, dargestellt am Zyklus LICHT", GRIN Verlag 2007
  • Markus Wirtz, "Licht. Die szenische Musik von Karlheinz Stockhausen. Eine Einführung", Saarbrücken 2000