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Four Thirds

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Four-Thirds-Logo

Der Four-Thirds-Standard ist ein von Olympus und Kodak entwickelter, speziell auf digitale Spiegelreflexkameras abgestimmter Standard. Dabei erfolgte von Anfang an keine Rücksichtnahme auf herkömmliche Objektive, Kameras oder Sensorgrößen. Dadurch konnten sowohl Kompatibilitätsprobleme mit alten Komponenten als auch Kompromisse bei der Auslegung der neuen Komponenten umgangen werden.

Der Standard definiert unter anderem die Sensorausmaße, das Objektivbajonett samt Kommunikationsprotokoll, den Abbildungskreis, aber auch optische Anforderungen wie maximaler Winkel zwischen den auf den Sensor treffenden Lichtstrahlen.

Aufgrund einer offenen Lizenzpolitik steht es jedem frei, gemäß diesem Standard ohne Gebühren Zubehör für das System auf den Markt zu bringen. Kompatible Komponenten verschiedener Hersteller sollen so miteinander kombiniert werden können. Die folgenden Hersteller unterstützen den Standard offiziell: Eastman Kodak Company, Fuji Photo Film, Leica Camera, Matsushita Electric Industrial (Panasonic), Olympus Imaging, Sanyo Electric und Sigma.

Namensgebend für den Standard ist das Außenmaß des Sensors (nicht dessen effektive Bilddiagonale!), definiert nach dem traditionellen Messverfahren der Nominalgröße von Bildsensoren anhand der Größe der entsprechenden Vakuum-Bildaufzeichnungsröhre[1], angegeben als Durchmesser der entsprechenden Röhre in Zoll; d. h. bei einem Four-Thirds-Bildsensor entspricht die Bildgröße der Größe des Bilds, das auf der lichtempfindlichen Fläche einer Bildaufzeichnungsröhre mit dem Außendurchmesser vier Drittel Zoll dargestellt werden kann. Mit dem Bild-Seitenverhältnis 4:3 hat die Namensgebung Four Thirds (engl. „Vier Drittel“) also nichts zu tun – auch wenn man beim Four-Thirds-Standard tatsächlich das Bildseitenverhältnis 4:3 gewählt hat[2] (im Gegensatz zum Bildseitenverhältnis 3:2 der 35-mm-(Kleinbild)-Kamera).

Die Ausmaße der optisch wirksamen Fläche des Sensors betragen 17,3 mm in der Breite und 13 mm in der Höhe. Dies ergibt eine optisch wirksame Fläche von 224,9 mm² bei einer optisch wirksamen Diagonale von 21,64 mm, der darüber hinausgehende Randbereich des Sensors ist optisch nicht wirksam. Rechnerisch ergibt sich aus der Bilddiagonale im Verhältnis zum Kleinbildfilm eine Normalbrennweite von 26 mm. Als Faustformel gilt, dass die Wirkung eines Four-Thirds-Objektivs derjenigen eines Kleinbildobjektivs mit doppelter Brennweite entspricht. Die Hersteller von entsprechenden Objektiven bieten in diesem Brennweitenbereich in der Regel ein Festbrennweitenobjektiv mit 25 mm an.

Die Olympus E-1 ist der erste Fotoapparat im Four-Thirds-Standard

Wichtige Merkmale

Anforderungen an die Objektive

Objektive des Four-Thirds-Standards haben grundsätzlich das Bajonett des Systems. Weiterhin gibt es Grenzwerte für die Auffächerung des aus dem Objektiv austretenden Lichtstrahls. Dieser soll möglichst parallel sein, da digitale Bildsensoren (im Gegensatz zu chemischem Film) ihre volle Empfindlichkeit nur bei senkrecht auftreffendem Licht haben. Der im Standard geforderte Bildkreis ist im Verhältnis zur Sensorgröße groß, um eine gleichmäßige Ausleuchtung des Sensors zu erreichen. Die Umsetzung dieser Vorgaben wirkt auch bei weitwinkligen Objektiven und bei Offenblende einer Vignettierung des Bildes entgegen.

Wie bei fast allen Digitalkameras weicht die Sensorgröße von den Ausmaßen des 35-mm-Kleinbildfilms, der aufgrund seiner einst enormen Verbreitung als Referenz genommen wird, ab. Durch seine geringere Größe ergibt sich bezüglich des Bildausschnitts eine scheinbare Verdoppelung der Brennweite. Für die Betrachtung der Schärfentiefe muss diese Anpassung hingegen nicht durchgeführt werden.

Durch die geforderte kleinere Abbildungsfläche haben auch lichtstarke Objektive kleinere Ausmaße, was sich folglich durch ein geringeres Gewicht bemerkbar macht.

Objektive des Four-Thirds-Standards sollen für Auflösungen bis zu 20 Millionen Pixel ausgelegt sein.

Grundrauschen

Da der Signalpegel eines Sensorelements proportional zur einfallenden Lichtmenge und diese proportional zur Fläche des Sensors ist, muss bei einem kleineren Sensor das Ausgangssignal mehr verstärkt werden als bei einem größeren. Bei einer solchen Verstärkung wird das unerwünschte natürliche Rauschen jedoch mitverstärkt. Unter den Spiegelreflexkameras ist der Four-Thirds-Sensor zur Zeit der kleinste. Die meisten anderen digitalen Spiegelreflexkameras haben ca 50 % größere Sensoren. Doch verglichen mit den Sensoren der meisten Kompaktkameras (1/1,8″) ist er mehr als sechsmal so groß.

Vergleich der Sensorgrößen zwischen 35-mm-KB / digitales Vollformat, APS-C / DX und Four Thirds

Kommunikation zwischen Kamera und Zubehör

Herausragendes Merkmal ist die hohe Eigenintelligenz der Komponenten, welche untereinander über ein im Standard mitdefiniertes Protokoll kommunizieren können.

Fokusdaten, Blendenwahl und Brennweite werden, wie auch beim Wettbewerb, elektronisch zwischen Kamera und Objektiv übermittelt. Das Four-Thirds-System kann darüber hinaus Eigenheiten des Objektivs wie beispielsweise Kennlinien der Verzeichnung oder Vignettierung an die Kamera übertragen, was eine digitale Kompensation ermöglicht.

Abwärtskompatibilität

Eines der Hauptziele ist eine optimale Anpassung aller Komponenten auf rein digitaler Basis, um nachteilige Kompromisse durch Abwärtskompatibilität ausschließen zu können. Dennoch ist es per Adapter möglich, bestimmte systemfremde Objektive auch am Four-Thirds-Bajonett zu betreiben.

Mit Hilfe eines Adapters lassen sich beispielsweise Olympus-OM-Objektive an das Four-Thirds-Bajonett anschließen. Dritthersteller bieten mittlerweile eine ganze Reihe von Adaptern für verschiedene andere Kamerasysteme an, wie z.B. Nikon-F- oder Leica-R-Bayonettanschlüsse. Moderne Funktionen wie elektronische Blendenwahl und Autofokus können damit bislang nicht genutzt werden.

Verfügbare Objektive

Das E-System fasst alle digitalen Systemkameras von Olympus und deren Zubehör zusammen. Mit über 17 Zuiko-Objektiven bietet Olympus als bisher einziger Hersteller eine ein weites Spektrum abdeckende Objektivpalette an. Zudem sind ein Telekonverter und ein Zwischenring erhältlich. Bedingt durch die Sensorgröße des Four-Thirds-Systems weisen diese Objektive teils außergewöhnliche Daten auf.

Sigma als etablierter Zulieferant von Objektiven behandelte den Standard anfänglich zögerlich, erst ab 2006 wurde das Engagement mit acht Objektiven deutlich.

Leica präsentierte ebenfalls 2006 ein Zoom-Objektiv (14–50 mm Brennweite) für diesen Standard, das von Panasonic hergestellt wird. Es ist das erste Objektiv mit einem optischen Bildstabilisator für das System. Ebenfalls in Zusammenarbeit mit Leica sind von Panasonic ein Normalbrennweitenobjektiv mit 25 mm und ein Zoom mit 14–150 mm Brennweite auf der PMA 2007 vorgestellt worden.

Kameras mit Four-Thirds-Standard

Alle Modelle mit Four-Thirds-Standard in der Reihenfolge ihrer Vorstellung in der Öffentlichkeit:

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eine Eigenart bei der Größenangabe einer Videoröhre bestimmt noch heute die Größen bei CCD-Sensoren von Digitalkameras: Siehe Vidicon#Größenangabe
  2. Four Thirds