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Iljuschin Il-76

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Die Iljuschin Il-76 (NATO-Codename: Candid) ist ein schweres sowjetisches Transportflugzeug. Sie verfügt über vier Düsentriebwerke des Typs Solowjow D-30. Das Flugzeug ist in der Lage, schweres militärisches Gerät wie Panzer und Geschütze zu transportieren. Die militärische Variante der Il-76 ist mit einer rückwärtigen Geschützkuppel mit 23-mm-Kanonen ausgestattet. Die Besatzung besteht aus sechs bis sieben Mann. Sie ist zwischen Lockheed C-141 Starlifter und Boeing C-17 Globemaster anzusiedeln.

Datei:Iljushin Il 76 MF jno 036.17.jpg
Iljuschin Il-76 MF

Geschichte

Die Entwicklungsarbeiten für ein Nachfolgemodell der An-12 begannen Ende der 1960er Jahre unter Leitung des damaligen Chefkonstrukteurs von Iljuschin, Genrich Nowoshilow. Der Erstflug des Prototypen (Kennung SSSR-86712) erfolgte am 25. März 1971 vom Flughafen Chodinka aus. Die staatliche Flugerprobung fand von Scheremetjewo aus statt. Im Mai 1971 wurde der Prototyp auf dem 29. Pariser Aerosalon der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Serienproduktion begann 1973 und ab 1974 wurde die Maschine bei den sowjetischen Transportfliegerkräften WTA (etwa 405 Stück) und der Aeroflot (über 120) in Dienst gestellt.

Im Juli 1975 wurden mit einer Serienmaschine 25 Weltrekorde aufgestellt. So wurde eine Nutzlast von 70 Tonnen in eine Höhe von 11875 m befördert. Über eine Entfernung von 5000 Kilometern wurde mit einer Nutzlast von 40 Tonnen eine Geschwindigkeit von 816 km/h geflogen.

Außer in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten war oder ist die Il-76 auf Kuba, im Irak, Algerien, Indien, Libyen, Ungarn (Kennung HA-TCB, Standort Budapest), Südkorea und Syrien im Einsatz. Verhandlungen mit China über ein Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden US-Dollar für 38 Il-76 und Il-78s wurden erfolgreich abgeschlossen.

Die Produktion findet derzeit in den Tschkalow-Werken (GAS-84) bei Taschkent in Usbekistan statt, wird aber in nächster Zeit nach Russland zu Iljuschin in Uljanowsk verlagert werden. [1] In den letzten 30 Jahren wurden etwa 900 Exemplare der Il-76 gebaut, wovon etwa 100 in nicht-(ex)sowjetische Länder exportiert wurden.

Als Nachfolgerin bei der russischen Armee ist die Tupolew Tu-330 vorgesehen.

Einsatz / Varianten

Die Il-76 wird außer im Transportbereich auch für andere Aufgaben eingesetzt.

Als Tankflugzeug Il-78 Midas wird das Flugzeug mit zwei 14000-Liter-Tanks und drei Sonden Swesda UPAZ-1A Sachalin ausgerüstet und ist in der Lage, drei Jagdbomber Suchoi Su-24 gleichzeitig im Flug zu betanken. Bei größeren Flugzeugen wie der Tupolew Tu-22M oder Tupolew Tu-95 wird der dritte Betankungscontainer, der normalerweise unter dem Flügel mitgeführt wird, am linken Rumpfheck befestigt. Diese Tankversion kann jederzeit auf die normale Frachtversion zurückgerüstet werden. Eine reine Tankerversion ohne Laderampe und mit verstärkten Flügelwurzeln ist die Il-78M.

Die AWACS-Frühwarnversion A-50 Mainstay wurde in den späten 1970er Jahren entwickelt. Dabei nahm das OKB Berijew strukturelle Verstärkungen der Zelle vor. Auf dem Rumpfrücken befindet sich das Random des Radargerätes VEGA-M Shmel. Damit können bis zu 50 Ziele von der Größe einer MiG-21 auf eine Entfernung von 200 Kilometern erfasst und verfolgt werden. Die Antennen zur Kommunikation über Satellit befinden sich unter einer Verkleidung auf dem Rumpf vor den Flügeln. Etwa 30 Flugzeuge wurden solchermaßen umgerüstet.

Der Irak schuf durch Einbau eines französischen Tigre-Radars anstelle der Heckklappe das Frühwarnflugzeug Bagdad-1, ein zweites bekam ein Random auf dem Rumpfrücken und die Bezeichnung Adnan-1.

Unter der Bezeichnung Il-76WKP oder Il-82 dienen zwei mit einer ausfahrbaren 5-km-Antenne ausgestattete Flugzeuge als fliegende Kommandostände für die russische Atom-U-Boot Flotte.

Die Il-76MDK dient als Parabelflugzeug zur Simulation von Schwerelosigkeit bei der Ausbildung von Kosmonauten. Sie besitzt eine verstärkte Rumpfstruktur und einen verkleideten Frachtraum.

Die Feuerlöschversion Il-76P verfügt über einen WAP-2 Rüstsatz, der 44.000 kg Löschmittel aufnehmen kann, die durch die geöffnete Heckklappe abgegeben werden.

Als Seenot-Rettungsvariante Il-76PS verfügt das Flugzeug über ein mit zehn Fallschirmen ausgestattetes abwerfbares kleines Schiff.

Die modernste Weiterentwicklung des Flugzeugs flog erstmals am 1. August 1995 und trägt die Bezeichnung Il-76MF(TF). Dieses Modell verfügt über einen um 6,6 Meter verlängerten Laderaum und über leistungsfähigere, dabei aber sparsamere Triebwerke des Typs Awiadwigatel PS-90. Dies ermöglicht ein erhöhtes Ladegewicht von bis zu 52 Tonnen und eine um bis zu 15 % vergrößerte Reichweite (bis 5800 Kilometer). Bisher existieren allerdings erst Prototypen. Es existieren Verträge, denen zufolge 2010 die ersten zehn Flugzeuge dieses Typs an die russische Luftwaffe ausgeliefert werden sollen. Langfristig soll das russische Arsenal 100 dieser Maschinen umfassen.

Die Il-76-MD-90 ist eine ebenfalls serienreife Variante, die für den Einsatz mit Luftlandetruppen optimiert ist. Sie kann entweder drei Luftlandepanzer oder 128 Fallschirmjäger aufnehmen, in der zweistöckigen Variante 225 Personen mit persönlicher Ausrüstung und Waffen.

Die Il-76LL ist ein fliegender Triebwerkprüfstand mit drei ZTL-Triebwerken Solowjew D-30KP (je 117,7 kN) plus ein Erprobungstriebwerk. Einzelne LL’s fungieren als fliegende Prüfstände für ein Laserlabor, elektronische Kampfführung oder synthetische Apertur.

Technische Beschreibung

Die Il-76 ist ein Schulterdecker, die Triebwerke befinden sich an Pylonen unter den Flügeln. Der untere Teil der Flugzeugnase verfügt als Arbeitsplatz des Navigators über Sichtfenster. Der freitragende Flügel ist um 25° gepfeilt. In ihm befinden sich drei Kraftstoffbehälter mit einem Gesamtvolumen von 81.830 Litern. An der gesamtem Flügelvorderkante befinden sich Vorflügel. Für möglichst geringe Landegeschwindigkeiten befinden sich Dreifachspaltklappen an der Hinterseite des Flügels.

Das Flugzeug ist für Einsätze bei einem Temperaturbereich von -70 bis +45 Grad Celsius ausgelegt, kann also sowohl in den Polarregionen als auch im wärmeren Klima der südlichen Regionen Russlands betrieben werden. Der hermetisierte Frachtraum ist 20 Meter lang (Grundversion), besitzt ein Raumvolumen von 235,28 cm³ und einen Querschnitt von 3,4 × 3,4 Metern. Er verfügt als Ladehilfe über zwei 3-t-Winden und vier Deckenlaufkatzen mit einer Tragfähigkeit von 10 Tonnen.

Das Fahrwerk ist für den Einsatz auf unbefestigten Landebahnen konstruiert und kann durch Veränderung des Reifendrucks von 2,5 bis 5 kg/cm² während des Fluges an den Untergrund optimal angepasst werden. Das Hauptfahrwerk verfügt über 16 Räder (acht pro Seite, je vier auf zwei Achsen hintereinander angeordnet) und wird beim Einziehen um 90° geschwenkt.

Technische Daten

Kenngröße Iljuschin Il-76TD
Länge

46,59 m ( 53,19 m Il-76MF)

Spannweite 50,50 m
Höhe

14,76 m (14,45 Il-76MF)

Flügelfläche

300 m² (400 m² Il-76MF)

Maximales Startgewicht (MTOW)

190.000 kg (170.000 kg Il-76M/T, 210.000 kg Il-76MF)

Maximaler Rumpfdurchmesser 4,80 m
Frachtraumbreite 3,46 m
Frachtraumhöhe 3,40 m
Nutzlast

48.000 kg (40.000 kg Il-76M/T, 52.000 kg Il-76MF/TF)

Triebwerkstypen 4 Solowjow D-30 D-30KP mit je 118 kN
Höchstgeschwindigkeit 850 km/h
Reisegeschwindigkeit 780 km/h
Reichweite mit maximaler Zuladung

4.400 km (5.000 km Il-76M/T, 5.800 km Il-76MF)

Erstflug 25. März 1971
Anzahl der Exemplare 242, davon noch 164 im Dienst, 46 stillgelegt und vier ohne Eigentümer

Siehe auch

Commons: Ilyushin Il-76 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Russland holt Il-76 heim (englisch)