Klemens Brosch
Klemens Brosch (* 21. Oktober 1894 in Linz, † 17. Dezember 1926 in Linz ) war ein österreichischer Maler und Grafiker.
Leben
Klemens Brosch kam am 21.10.1894 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz zur Welt. Er war das sechste von insgesamt acht Kindern des Ehepaares Franz Philipp und Elisabeth Brosch, geb. Kastner. Diese entstammte einer alteingesessenen Lebzelter- und Konditorsfamilie, der Vater war Hauptschuldirektor. Bereits als Kind wird Klemens durch intensive photographische, botanische und zeichnerische Arbeiten seines Vaters, sowie seines ältesten Bruders Franz angeregt. Später sollten dann Klemens Brosch ausgedehnte Wanderungen vor allem durch Oberösterreich, einige auch nach Deutschland bis Nürnberg sowie durch Oberitalien, führen. Nach der Volksschule besucht er mehrere Schulen in Linz und macht hier 1913 sein Abitur an der k.k. Staatsoberrealschule. Seinen Lehrern fällt er einerseits durch „Anstiftung zu grobem Unfug“, andererseits durch sein zeichnerisches Talent auf. 1913 gründet er mit seinem Bruder Franz und anderen die Linzer Künstlervereinigung MAERZ. Vier Jahre später kündigt er „angewidert“ seine Mitgliedschaft.
Klemens Brosch wird aufgrund einer Lungenkrankheit bis Herbst 1914 zunächst vom Militärdienst befreit. Er kann sein Studium an der Akademie für bildende Künste in Wien beginnen, das mit der Mobilmachung Österreich-Ungarns im August 1914 unterbrochen wird. An der Front in Galizien (Polen) zeichnet Brosch rastlos, wirklichkeitsnah, radikal, anklagend. Seine Lungenkrankheit wird, wie damals nicht unüblich, mit Morphium behandelt. Viel später erst erkennt er, dass sein Leben ohne Gift nicht mehr zu ertragen ist. Nach knapp 50 Tagen an der Front wird Brosch vom Militärdienst befreit. Kriegsdarstellungen, einige erinnern an Goya, beschäftigen ihn bis 1916. Die Jahre 1915-1919 sind dann die seiner großen Erfolge – er erhält mehrere Preise und Stipendien – und setzt sein Studium in Wien bei Prof. Ferdinand Schmutzer bis 1919 fort. 1920 heiratet er in Linz Johanna Springer. Inflation sowie die Beschaffung von Morphium und Kokain machen die beiden bald mittellos, in Linz stadtbekannt und auf den Verkauf seiner Arbeiten angewiesen. Auch seine Frau wird drogenabhängig. Düstere Romantik bestimmt meist die Bilder dieser Zeit. Ersehnte Aufträge an den akademischen Graphiker für den Entwurf von Banknoten oder Briefmarken sowie eine Berufung an die österreichische Staatsdruckerei in Wien treffen nicht ein. Zu Beginn 1924 unterzieht er sich der ersten von zwei Entwöhnungskuren in der sog. Landes-Irrenanstalt (heute: Wagner-Jauregg Krankenhaus) in Linz, die letztlich keinen Erfolg zeitigen. Zu seinen letzten Aufträgen zählen in diesem Jahr die zeichnerische Dokumentation von Bauten der Oberösterreichischen Wasser- und Elektrizitätsgesellschaft. Am 17.12.1926 ging Klemens Brosch am Linzer Pöstlingberg mit Hilfe von Chloroform in den von ihm präzise vorbereiteten Freitod.
Werk
Das künstlerische Werk von Klemens Brosch umfasst insgesamt an die 1000 Werke, die weitaus meisten in kleineren Formaten mit Feder in Tusche oder Bleistift, ab 1924 vor allem mit Pinsel und Tusche, nur ein paar Ölbilder und Aquarelle, wenige, um die 15 Lithographien, 11 Exlibris-Drucke, einschließlich des eigenen „Bucheigenzeichens“ sowie Entwürfe für sog. Notgeld von neun oberösterreichischen Gemeinden. Es diente in der Zeit der Währungsreform um 1920 dazu, Münzmetall einzusparen. Von seinen 35 gedruckten Entwürfen existieren oft mehrere Auflagen und Fassungen, zudem Sonderauflagen, die vor allem für Sammler bestimmt waren. Bezeichnend ist, dass nur dieses Notgeld in sehr hohen Auflagen gedruckt wurde und, oft nicht als seine Werke beachtet, heute noch einfach erhältlich sind. Der bei weitem größte Teil, 452 seiner Werke, sind im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz deponiert und so der Öffentlichkeit schwer zugänglich, der Rest im privaten Besitz. Nur als Rarität taucht alle paar Jahre eines seiner Bilder am internationalen Kunstmarkt auf.
Wie alle entscheidenden künstlerischen Unternehmungen entzieht sich das Werk von Klemens Brosch den vorgefügten Stilbegriffen der Kunstgeschichte. Bezeichnungen wie Hyperrealismus, Symbolismus oder naturalistischer Surrealismus greifen zu kurz. Brosch gehorcht keiner Ideologie. Manche seiner Studienblätter oder die Bilder blühender Bäume, wie die „Kirschblüten“ 1912, erinnern an japanische Holzschnitte (ukiyo-e), einzelne Naturdarstellungen an Jacob Izaaksoon van Ruisdael, andere seiner Werke an Max Klinger, an Caspar David Friedrich oder, wie erwähnt, seine Bilder des Weltkrieges an Francisco Goya. Im 20. Jahrhundert könnte Horst Janssen ein ihm unter den Aspekten von Konturierung und Perspektive bis hin zur Thematik einzelner Blätter künstlerisch Verwandter sein. Folgt man dem Satz von Ernst Klee: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“, dann kann Klemens Brosch mit seiner Bildsprache für eine Verheißung der Kunst einstehen, ihr Versprechen der Bewahrung der „conditio humana.“ Brosch, der sich auch schriftlich präzise zu äußern vermochte, notierte 1924 während seiner Entziehungskur: „Mit der Kontur in der Zeichnung ist es, wie in der Musik mit dem Leitmotiv.“ Die Titel, die Brosch einigen seiner Bilder gegeben hat, sind bezeichnend: „Landschaft im Sturm“ (1910), „Badesteg“ (1911), „Weigelienblüten“ und „Kirschblüten“ (1912), „In der Felseinöde“ (1912), „Eintritt in den Wald“ (1913), „Der Überfall“ (1915), „Siesta der Henker“ (1916), „Abendlied“ (1917), „Pianist am Fenster“ (1920), „Die Tore gehen auf“ (1922), „Christus vertreibt die Schächer aus dem Tempel“ (1922), „Montage der Generatoren“ (1924), „Der Abend“ (1925), „Zwei Telefonarbeiter“ (1926) oder „Wiese mit ausgebreiteter Wäsche (1926).
Aus Biografie und Zeitumständen heraus ist nachvollziehbar, dass es keine vollständige Dokumentation der Werke von Klemens Brosch geben kann – nicht wenige seiner Bilder wurden zudem, so durch Brand, zerstört, bei anderen wieder verlieren sich die Spuren bis heute, z.B. im Verlauf von Hinterlassenschaften. Es existieren mehrere Artikel und einige Kataloge anlässlich von Ausstellungen seiner Werke. Der sowohl von der Zahl der Abbildungen wie auch vom Kommentar hervorragende unter ihnen dürfte der von Otfried Kastner 1963 in Druck erschienene sein. Die ausführlichste wissenschaftliche und stilistisch bemerkenswerte Aufarbeitung von Biografie, Werk und kunstgeschichtlicher Rezeption von Klemens Brosch bietet das Werk von Elisabeth Nowak-Thaller, dem der erste Teil des vorliegenden Artikels weitgehend folgt. Literarisch hat sich Richard Wall mit Leben und Werk von Klemens Brosch auseinander gesetzt.
Literatur
- Elisabeth Nowak-Thaller: Klemens Brosch. Ritter-Verlag Klagenfurt, 1991. 262 Seiten, 17 Farb-, 179 Schwarz-Weißabbildungen ISBN 3-58415-100-4
- Otfried Kastner: "Klemens Brosch", J. Wimmer Verlag Linz 1963, 44 Seiten, 43 Schwarz-Weißabbildungen
- Richard Wall: Klemens Brosch oder Eine Einübung ins Unmögliche. Ein Triptychon. Ritter-Verlag Klagenfurt, 2001, 141 Seiten, 43 Schwarz-Weißabbildungen. ISBN 3-85415-289-2
Weblink
Personendaten | |
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NAME | Brosch, Klemens |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Grafiker |
GEBURTSDATUM | 21. Oktober 1894 |
GEBURTSORT | Linz |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1926 |
STERBEORT | Linz |