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Palmengewächse

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Palmengewächse

Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis)

Systematik
Überabteilung: Samenpflanzen (Spermatophyta)
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Palmenartige
Familie: Palmengewächse
Wissenschaftlicher Name der Ordnung
Arecales
Bromhead
Wissenschaftlicher Name der Familie
Arecaceae
L.

Die Palmengewächse oder Palmen (Arecaceae, veraltet Palmae (Lat. für Hand) oder Palmaceae) sind die einzige Familie der Ordnung der Palmenartigen (Arecales) innerhalb der Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta). Verwandte Arten waren schon vor etwa 70 Millionen Jahren in der Kreidezeit weit verbreitet. Die Familie der Palmengewächse (Arecaceae) enthält laut aktuellen Schätzungen etwa 200 Gattungen mit etwa 2600 Arten.

In der Familie der Palmen findet sich das längste Blatt (bei Palmen der Gattung Raphia mit bis zu 25 Meter Länge), der größte Same (von der Seychellenpalme (Lodoicea maldivica) mit bis zu 22 Kilogramm Gewicht), sowie der größte Blütenstand Infloreszenz (in der Gattung Corypha mit geschätzten 10 Millionen Blüten pro Infloreszenz) des Pflanzenreichs.

Beschreibung

Palmengewächse sind mehrjährige, verholzende Pflanzen mit einem charakteristischen Blattschopf. Palmen gehören zu den Einkeimblättrigen Blütenpflanzen und vermehren sich durch Samen; eine vegetative Vermehrung, wie bei vielen anderen Pflanzen, erfolgt bei ihnen nicht. Der Stamm weist, anders als bei Bäumen, kein sekundäres Dickenwachstum auf. Schon am Beginn des Wachstums einer Palme erreicht der Stamm weitestgehend seinen endgültigen Stammdurchmesser. Selten sind Palmen verzweigt, Ausnahme sind zum Beispiel die Hyphaene-Arten und wenige Arten in der Gattung Dypsis. Einige Arten kriechen oder klettern (z. B. Rotang-Palmen). Die Laubblätter der Palmengewächse heißen Palmwedel. Die Blattspreite wird anfangs immer ungeteilt gebildet und teilt sich erst später.

Die Blütenstände befinden sich seitlich oder an der Spitze. Befindet sich der Blütenstand an der Spitze der Palme (terminal), dann stirbt die Pflanze nach dem Blühen und Fruchten ab. Die Blütenstände sind meistens stark verzweigt und werden von einem Spatha als Schutz für die Blütenknospen umhüllt. Die Blüten können zwittrig sein, aber meistens sind sie eingeschlechtig. Es gibt einhäusige (monözische) und zweihäusige (diözische) Palmen-Arten. Die Blüten sind immer dreizählig und sind meistens radiärsymmetrisch, selten ist der Blütenaufbau schraubig. Sie werden von Insekten (Entomophilie) oder durch den Wind (Anemophilie) bestäubt. Palmen haben Schließfrüchte, meistens Beeren oder Steinfrüchte.

Verbreitung

natürliche Verbreitung

Palmen sind weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten verbreitet, auch auf zahlreichen ozeanischen Inseln. Die nördlichsten natürlichen Vorkommen liegen in Europa bei 44° nördlicher Breite in Südfrankreich für die Zwergpalme, in der Schweiz im Kanton Tessin (Tessinerpalme), in Nordamerika in Kalifornien und Georgia bei 33° nördlicher Breite. Das südlichste Vorkommen liegt bei 44°18´ südlicher Breite auf den Chatham-Inseln, wo die Nikau-Palmeund die Princilia-Palme vorkommt. Die Palmen wachsen je nach Art auf Meereshöhe als auch in bis zu 4000 Metern NN.

als Gartenpflanze

Unabhängig vom natürlichen Vorkommen werden Palmen in weiten Teilen der Welt in öffentlichen und privaten Gärten gepflanzt. In den südeuropäischen Ländern sind kanarische Dattelpalmen an öffentlichen Plätzen allgegenwärtig. Diese von den kanarischen Inseln stammende Fiederpalme ist preiswert, schnellwüchsig und pflegeleicht wodurch die Bepflanzung und Pflege nur mit geringen Kosten verbunden ist. Obwohl die Kälteresistenz dieser Art nur zwischen -5°C und -10°C liegt, ist diese Art auch in kälteren Gebieten Südeuropas zu finden, die eigentlich nicht dafür geeignet sind, da sich erfrorene Pflanzen aufgrund des geringen Anschaffungswertes und überschüssigen Produktion leicht ersetzen lassen. In Mitteleuropa ist die selbige Art als Kübelpflanze beliebt, die mit Ausnahme der Frosttage das ganze Jahr im freien stehen können. Bei einer Auspflanzung müsste diese Art an den kältesten Wintertagen beheizt werden, wobei aufgrund der entstehenden Energiekosten die Haltung als Kübelpflanze bevorzugt wird.

Als sehr kälteresistent gilt die chinesische Hanfpalme, die Temperaturen bis -17°C sicher überstehen kann und sogar in Teilen Südschwedens anzutreffen ist. In Deutschland sind viele Exemplare auf der Insel Helgoland zu finden, wobei die Auspflanzung von Palmen durch Stadtgärtnereien bislang sehr unpopulär ist. In privaten Gärten sind sie immer häufiger anzutreffen, was vor allem daran liegt, daß zur Aufpflanzung geeignete Pflanzen in immer mehr Gärtnereien und z.T. sogar Baumärkten zum Sortiment gehören. Allgemein wird eine Auspflanzung ohne Winterschutzvorkehrungen jedoch nur in Regionen mit mildem Winter - beispielsweise an der Küstenregion oder im Oberrheintal empfohlen.

Neben den beiden erwähnten Arten gibt es eine Reihe weiterer Arten, die in Mittel- oder Südeuropa wachsen können und eine ähnlich hohe Kälteresistenz wie die Hanfpalmen aufweisen können. Diese Arten sind ebenfalls käuflich erwerblich, jedoch sehr teuer, da sie sehr schwierig zu züchten sind und zum Teil unter Naturschutz stehen. So hat beispielsweise die chilenische Honigpalme eine ähnliche Kälteresistenz wie die Hanfpalme, wobei diese Art auf der roten Liste steht, sehr langsam wächst und eine intensive Pflege benötigt. Sie bildet erst nach Jahrzehnten einen Stamm, wodurch zur Auspflanzung geeignete Exemplare einen enormen Preis haben. Die seltenen Arten sind außerhalb ihrer natürlichen Umgebung von daher meist nur in botanischen Gärten zu finden.

Nutzung

Für viele Menschen ist die Palme als Nutzpflanze von großer Bedeutung. So lässt sie sich auf vielfältige Weise nutzen:

Nahrungsmittel

Früchte von Borassus akeassii.

Von rund 100 Palmen sind die Früchte essbar (Dattelpalme, Palmyrapalme), von anderen die Samen (Kokosnuss, Betelnuss, Palmyrapalme). Den essbaren Vegetationskegel bezeichnet man als Palmherz, aus dem Mark des Stammes einiger Arten lässt sich Sago gewinnen. Im indomalayischen Raum hat die Sagopalme eine große Bedeutung als Stärkelieferant. Der Saft von Palmen wird zur Herstellung von Getränken benutzt, aus ihm kann auch Zucker gewonnen werden. Durch Gärung entsteht Palmwein. Auch durch die Vergärung von Fruchtfleisch lassen sich Getränke herstellen. Wenige Palmenblüten locken Bienen an, Palmhonig wird nicht von Bienen gewonnen sondern entsteht durch Einkochen des Palmensaftes etwa wie Ahornsirup.

Baumaterialen

In vielen Ländern ist die Palme das Grundmaterial für den Hausbau, wobei die Stämme als Holz und die wasserabweisenden Blätter für die Dacheindeckung genutzt werden. Aus Rotangpalmen (Calamus) werden Rattan-Möbel hergestellt.

Systematik

In der heute meistgebrauchten Klassifikation nach Dransfield und Uhl von 1986 [1] sind Palmen in sechs Unterfamilien unterteilt. Diese gliedern sich wiederum in Triben und Subtriben. Die Anzahl der jeweiligen Gattungen und viele Palmen-Gattungen oder bekanntere Palmen-Arten sind als Beispiele aufgeführt.

Nypa fruticans
Raphia australis
Zwergpalme
(Chamaerops humilis)
Washingtonia filifera
Kubanische Königspalme (Roystonea regia)
Dictyosperma album
Kokospalme (Cocos nucifera)
  • Unterfamilie Nypoideae Griffith: Mit nur einer Art:
    Nipapalme (Nypa fruticans)
  • Unterfamilie Calamoideae Beilschmied: Mit zwei Tribus und 21 Gattungen:
    • Tribus Calameae: Mit acht Subtribus:
      • Subtribus Ancistrophyllinae: Mit drei Gattungen (Auswahl):
        Laccosperma
        Eremospatha
      • Subtribus Eugeissoninae: Mit der einzigen Gattung:
        Eugeissona
      • Subtribus Metroxylinae: Mit den zwei Gattungen:
        Korthalsia
        Metroxylon - Sagopalmen
      • Subtribus Calaminae: Mit acht Gattungen (Auswahl):
        Calamus - Rotangpalmen: Mit etwa 400 Arten.
        Daemonorops: Mit etwa 115 Arten.
        Eleiodoxa
        Salacca - Salak-Palmen
      • Subtribus Plectocomiinae: Mit den drei Gattungen:
        Plectocomia
        Myrialepis
        Plectocomiopsis
      • Subtribus Pigafettinae: Mit der einzigen Gattung:
        Pigafetta
      • Subtribus Raphiinae: Mit der einzigen Gattung:
        Raphia
      • Subtribus Oncocalaminae: Mit der einzigen Gattung:
        Oncocalamus
    • Tribus Lepidocaryeae: Mit den drei Gattungen:
      • Lepidocaryum
        Mauritia:
        Mauritiella
  • Unterfamilie Coryphoideae Burnett: Mit drei Tribus und 45 Gattungen:
    • Tribus Corypheae: Mit vier Subtribus:
    • Tribus Phoeniceae: Mit der einzigen Gattung:
      Dattelpalmen (Phoenix)
    • Tribus Borasseae: Mit zwei Subtribus:
      • Subtribus Lataniinae: Mit vier Gattungen:
        Borassus - Palmyrapalmen (Borassus flabellifer)
        Borassodendron
        Latania
        Lodoicea - Seychellenpalme (Lodoicea maldivica)
      • Subtribus Hyphaeninae: Mit drei Gattungen:
        Bismarckia Hildebr. & H.Wendl.: Mit der einzigen Art:
        Doumpalmen (Hyphaene)
        Medemia
  • Unterfamilie Ceroxyloideae Drude: Mit drei Tribus und acht Gattungen:
  • Unterfamilie Arecoideae Burnett: Mit fünf Tribus und 112 Gattungen:
    • Tribus Caryoteae: Mit drei Gattungen (Auswahl):
    • Tribus Iriarteae: Mit zwei Subtribus:
      • Subtribus Iriarteinae: Mit vier Gattungen (Auswahl):
        Socratea - Stelzenpalmen
      • Wettiniinae (2)
    • Subtribus Podococceae: Mit der einzigen Gattung:
    • Tribus Areceae: Mit fünfzehn Subtribus:
      • Subtribus Oraniinae: Mit zwei Subtribus und nur zwei Gattungen:
      • Subtribus Manicariinae: Mit der einzigen Gattung:
        Manicaria
      • Subtribus Leopoldiniinae: Mit der einzigen Gattung:
        Leopoldiana
      • Subtribus Malortieinae: Mit der einzigen Gattung:
        Reinhardtia
      • Subtribus Dypsidinae: Mit sechs Gattungen (Auswahl):
      • Subtribus Euterpeinae: Mit sechs Gattungen (Auswahl):
        Euterpe - Kohlpalme (Euterpe edulis)
      • Subtribus Roystoneinae: Mit der einzigen Gattung:
        Roystonea - Königspalmen
      • Subtribus Archontophoenicinae: Mit sieben Gattungen (Auswahl):
      • Subtribus Cyrtostachydinae: Mit der einzigen Gattung:
        Cyrtostachys
      • Subtribus Linospadicinae: Mit vier Gattungen (Auswahl):
        Howea - Kentia-Palmen
      • Subtribus Ptychospermatinae: Mit neun Gattungen (Auswahl):
      • Subtribus Arecinae: Mit acht Gattungen (Auswahl):
        Areca - Betelpalmen
        Pinanga
      • Subtribus Iguanurinae: Mit etwa 27 Gattungen (Auswahl):
      • Subtribus Oncospermatinae: Mit acht Gattungen (Auswahl):
      • Subtribus Scelerospermatinae: Mit zwei Gattungen:
        Marojejya
        Sclerosperma
    • Tribus Cocoeae: Mit sechs Subtribus:
      • Subtribus Beccariophoeniinae: Mit der einzigen Gattung:
        Beccariophoenix
      • Subtribus Butiinae: Mit den acht Gattungen:
        Allagoptera
        Butia - Gelee-Palme (Butia capitata)
        Cocos - Kokospalme (Cocos nucifera)
        Jubaea - Honigpalme (Jubaea chilensis)
        Lytocaryum - Kokospälmchen (Lytocaryum weddelianum)
        Parajubaea
        Polyandrococos
        Syagrus
      • Subtribus Attaleinae: Mit der einzigen Gattung:
        Attalea - Babassupalme (Attalea phalerata)
      • Subtribus Elaeidinae: Mit den zwei Gattungen:
        Barcella
        Elaeis - Ölpalmen
      • Subtribus Bactridinae: Mit den sechs Gattungen:
        Acrocomia
        Aiphanes
        Astrocaryum
        Bactris - Pfirsichpalme (Bactris gasipaes)
        Desmoncus
        Gastrococos
      • Subtribus Geonominae: Mit sechs Gattungen:
        Asterogyne
        Calyptrogyne
        Calyptronoma
        Geonoma
        Pholidostachys
        Welfia
  • Unterfamilie Phytelephantoideae: Mit drei Gattungen:
    Ammandra
    Palandra
    Phytelephas (siehe auch Steinnuss)

Seit 1995 gibt es einen phylogenetischen Stammbaum der Palmen die die Klassifikation von 1986 nur teilweise bestätigt. Er zeigt die Nipapalme (Nypa fruticans) als Schwesterart aller übrigen Palmen. Unter allen Palmen ohne der Nipapalme ist die Unterfamilie Calamoideae die Schwestergruppe der restlichen.[2]

Palmen (Arecaceae)
   ├─Nipapalme (Nypa fruticans)
   └─NN
     ├─Calamoideae 
     └─Alle übrigen Palmen

Literatur

  • David L. Jones: Palmen. Könemann in der Tandem Verlags-GmbH, 2002, ISBN 3-8290-4889-0
  • Natalie W. Uhl, John Dransfield: Genera Palmarum: A Classification of Palms Based on the Work of Harold E. Moore, Jr.. Genera Palmarum, 1987, ISBN 0-935868-30-5
Commons: Arecaceae – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. La Klassifikation nach Dransfield & Uhl (französisch)
  2. William J. Hahn: Arecanae The palms Tree of Life Web Project

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