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Rohrkrepierer

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Britisches 3 inch Geschütz. Zerstört durch Rohrkrepierer am Rohrende.

Ein Rohrkrepierer ist ein Sprenggeschoss, das schon im Lauf des Geschützes detoniert. Die Auswirkungen können verheerend sein: vom Tod der Geschützbedienung bis hin zum Totalverlust eines Kriegsschiffes.

Häufigste Ursache für einen Rohrkrepierer sind heißgeschossene Rohre. Dies geschieht meist dann, wenn Schnellfeuer über einen längeren Zeitraum geschossen werden muss. Auch verzogene Geschützrohre aufgrund von Feindeinwirkung oder Fehler beim Einstellen der Zünder für die Munition können Ursache sein.

Überhitzung

Wenn ein Artilleriegeschütz Schnellfeuer schießen muss und dabei nicht gekühlt werden kann, wird sowohl die Kammer als auch das Rohr stetig ungeheurer Hitze ausgesetzt. Anders als bei panzerbrechenden Geschossen bestehen Sprenggeschosse aus dünnwandigen Materialien. Das erhöht die Splitterwirkung am Einschlagsort. Ist das Rohr indes zu heiß geschossen, können die dünnwandigen Geschosswände die Hitze nicht mehr halten und bringen das Geschoss vorzeitig zur Detonation. Gleiches kann dem Zündmechanismus widerfahren. In beiden Fällen „krepiert“ das Geschoss im Rohr oder kurz davor.

Verzogene Rohre

Durch fehlende Wartung, übermäßigen Einsatz oder extremes Schnellfeuer kann sich ein Geschützrohr verziehen, das heißt eine Krümmung aufweisen. Normalerweise würde ein solches Geschütz ausgesondert oder ersetzt. In bestimmten Gefechtssituationen ist dies nicht möglich. Dann kann die Krümmung dazu führen, das ein Geschoss einfach stecken bleibt. Besonders bei großkalibrigen Geschützen mit hoher Treibladung, starker Hitzeentwicklung und langen Geschossen ein maßgeblicher Anteil.

Zünder

Häufig werden beim Verschuss Zeitzünder eingesetzt. Sie sollen sowohl über, auf oder in der Erde als auch noch später detonieren, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. Falsch eingestellte oder fehlerhafte Zünder können zu Rohrkrepierern führen.

Fazit

Im Ersten Weltkrieg war der Rohrkrepierer ein häufiges Problem, mit dem die kämpfenden Artilleristen beschäftigt waren. Die Geschütze standen, wie z. B. an der Somme, im Dauergefecht und konnten nur selten herausgelöst werden. So kam es zu häufigen Unfällen ohne Feindeinwirkung, die maßgeblich auf Rohrkrepierer zurückzuführen waren. Überhitzung und Rohrverkrümmung wurden bis zum Zweiten Weltkrieg weitgehend als Ursache für Rohrkrepierer ausgeschaltet. Dennoch kam es auch noch im Zweiten Weltkrieg immer wieder zu solchen Unfällen. Bei neuerer Artillerie ist die Zahl der Rohrkrepierer auf ein Minimum reduziert und wird fast immer auf fehlerhafte Munition zurückgeführt.

In der Umgangssprache

Als Rohrkrepierer bezeichnet man auch eine übereilte Maßnahme, die in einem Misserfolg endet.

Literatur

  • Landkrieg des 20. Jahrhunderts. Gondromverlag, Bindlach 1977