Augustinus von Hippo

Augustinus von Hippo, (auch: Augustinus von Tagaste, dt. Augustin, fälschl. Aurelius Augustinus aufgrund einer Verwechslung mit Aurelius von Karthago), (* 13. November 354 in Tagaste in Numidien; † 28. August 430 in Hippo Regius im heutigen Algerien), war westlicher Kirchenlehrer, christlicher Theologe und Philosoph. Er wird als katholischer Heiliger verehrt; sein Tag ist der 28. August. Aber auch auf den Protestantismus hatten seine Gedanken immensen Einfluss, vielleicht noch stärker als im Katholizismus selbst.
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Leben
Augustin wurde in der kleinen nordafrikanischen Stadt Thagaste geboren. Der Vater Patricius war ein städtischer Verwaltungsbeamter ohne großes Vermögen. Erst kurz vor seinem Tod (372) ließ er sich taufen. Die Mutter Monica (Schreibweisen: Monika, Monnica u.ä.) war jedoch überzeugte Christin.
Bis 370 besuchte Augustin die Schule in Thagaste (Madaura). Schon hier wurde, v.a. anhand Vergils, die Wort(-für-Wort)-Exegese betrieben. Ab 370 studierte Augustin dann Rhetorik in Karthago. In dieser Zeit war die Beschäftigung mit Ciceros Hortensius, einer Einführung in die Philosophie, für Augustin bestimmend. Damit einhergehend lehnte er in dieser Phase das Christentum ab, wandte sich aber sukzessive dem Manichäismus zu.
Ab 375 fand sich Augustin dann als Lehrer für Grammatik und Rhetorik erst in Thagaste, dann in Karthago. Gleichzeitig wirkte er als auditor im Manichäismus. Nach einer Begegnung mit dem dieser Richtung zugehörigen Bischof Faustus kam es dann zur enttäuschten Abkehr vom Manichäismus um 383. Stattdessen machten sich nun Tendenzen hin zum Skeptizismus der Neuen Akkademie bemerkbar, der ihm allerdings zu erkenntnistheoretisch ausgerichtet war.
383 ging Augustin nach Rom, 384 dann als Lehrer für Rhetorik nach Mailand. In der Begegnung mit dem Bischof Ambrosius wurde Augustin dessen sog. allegorische Schriftauslegung vermittelt, die ihm einen Zugang zum Alten Testament eröffnen sollte. Dennoch wandte sich Augustin dann 386 erst einmal dem Neuplatonismus zu und rezipierte die libri platonicorum, die von Marius Victorinus ins Lateinische übertragen worden waren (Augustinus selbst lernte nie Griechisch). Durch den Presbyter Simplicianus wurden Augustin erstmals die logos-Spekulation in der Lehre Plotins und die Gnadenlehre des Apostel Paulus vermittelt.
387 erfolgte dann die Bekehrung zum Christentum, mit der sowohl die Niederlegung des Lehr-Amtes als auch ein Eheverzicht und ein fortan in nahezu monastischer Rückgezogenheit auf einem Landgut in Cassiciacum geführtes Leben einhergingen. In der Osternacht ließ sich Augustin dann gemeinsam mit seinem Sohn Adeodatus und seinem Freund Alypius von Ambrosius taufen. Schon 388 bereitete er seine Rückkehr nach Nordafrika vor. Bei der Einschiffung in Ostia starb Augustins Mutter Monica (* ca. 332; † 387), so dass sich die Abreise um nahezu ein Jahr verzögerte.
389 war Augustin schließlich wieder in Thagaste angekommen. 390 (oder 391) akzeptierte er widerwillig die Priesterweihe durch Bischof Valerius, den Augustin dann zunehmend als informell bereits designierter Nachfolger vertritt. Es kam zu ersten kirchenpolitisch-dogmatischen Auseinandersetzungen mit dem Manichäismus, Donatismus und Pelagianismus. Um 397 wurde Augustin Bischof von Hippo. Dort starb er 430 während der Belagerung durch die Vandalen. Seine Gebeine befinden sich heute in der Kirche "San Pietro in Ciel d'Oro" in Pavia/Norditalien.
Werke
- Confessiones (dt. Bekenntnisse) -- Autobiographische Betrachtungen
- De civitate Dei (dt. Vom Gottesstaat)
- De Trinitate (dt. Über die Dreifaltigkeit) -- fünfzehnbändiges Hauptwerk)
- De beata vita (dt. Über das Glück) -- Über den Zusammenhang zwischen Glück und Gottesbegegnung)
- De magistro (dt. Über den Lehrer) -- Zur Bedeutung der Sprache
- De vera religione (dt. Über die wahre Religion) -- Zur Bedeutung der christlichen Religion
- Soliloquien (dt. Selbstgespräche) -- Zur rationalen Selbsterkenntnis.)
- De immortalitate animae (dt. Von der Unsterblichkeit der Seele.)
- De doctrina christiana (dt. Über die christliche Bildung)
- Retractationes (dt. Überarbeitungen) -- enthält nachträgliche Korrekturen und Anmerkungen zu seinen früheren Schriften
Literatur
zum Leben
- G. Wills, Augustinus; Berlin 2004
- P. Brown, Augustinus von Hippo. Eine Biographie; ND München 2000
- J. Bouman, Augustin - Lebensweg und Theologie; 1987
- C. Cremona, Augustin. Eine Biographie; 1988
- K. Flasch, Aurelius Augustinus
- C. Jansenius, Augustin; 3 Bde.; 1640, ND 1965 (in 1 Bd.)
- H. Marrou, Augustin; 1958
zum theologischen Werk
- A. Adam, Der manichäische Ursprung der Lehre von den zwei Reichen bei Augustin; in: ThLZ 77 (1952), 385-390
- ders., Das Forwirken des Manichäismus bei Augustin; in: ZKG 69 (1958), 1-25
- K. Adam, Die Eucharistielehre des heiligen Augustin; 1908
- Ernst Benz, Marius Viktorinus; 1932
- ders., Augustins Lehre von der Kirche; 1954
- W. Bessner, Augustins Bekenntnisse als Erneuerung des Philosophierens. 13 Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie von Augustin bis Boethius; 1991
- A. Dahl, Augustin und Plotin. Unters zur Trinitätslehre und zur Nuslehre; 1945
- E. Dinkler, Die Anthropologie Augustins; 1934
- H.R. Drobner, Persons-Exegese und Christologie bei Augustin. Zur Herkunft der Formel Una Persona; 1986
- N. Fischer; Augustins Philosophie der Endlichkeit. Zur systematischen Entfaltung seines Denkens aus der Chorismoproblematik; 1987
- H. Fuchs, Augustin und der antike Friedensgedanke; 1926
- F. Genn, Trinität und Amt nach Augustin; 1986
- A. Hamel, Der junge Luther und Augustin; 2 Bde., 1934/35
- E. Hendrikx, Augustins Verhältnis zur Mystik; 1936
- M. Henschel; Das malum in Augustins "De civitate Dei"; Diss. 1957
- J. Hessen, Augustins Metaphysik der Erkenntnis; 1931.
- F. Hofmann, Der Kirchenbegriff des heiligen Augustin; 1933
- K. Holl, Augustins innere Entwicklung; in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte, Bd.3, 1928, 54-116
- C. Horn (Hg.), Augustin. De civitate dei; 1997
- B. Kälin, Die Erkenntnislehre des heiligen Augustin; Diss. 1920
- H. Kusch, Studien über Augustin; in: FS F.Dornseiff, 1953, 124-200
- K. Kuypers, Der Zeichen- und Wortbegriff im Denken Augustins; 1934
- J. Laufs, Der Friedensgedanke bei Augustin; 1973
- M. Löhrer, Der Glaubensbegriff des heiligen Augustinus in seinen ersten Schriften bis zu den Confessiones; 1955
- R. Lorenz, Fruitio Dei bei Augustin; in: ZKG 63 (1950), 75-132
- ders., Die Herkunft des a Frui Deo; in: ZKG 64 (1952/53), 34-60
- ders., Die Wissenschaftslehre Augustins; in: ZKG 67 (1956), 29-60 u. 213-251
- F.G. Maier, Augustin und das antike Rom; 1955
- C. Mayer, Die Zeichen in der geistigen Entwicklung und in der Theologie des jungen Augustin; 1969
- J. Mausbach, Die Ethik des heiligen Augustin; 2.Aufl. 1929
- Chr. Müller, Geschichtsbewusstsein bei Augustin. Ontologische, anthropologische und universalgeschichtlich/heilsgeschichtliche Elemente einer augustinischen "Geschichtstheorie"; 1993
- W.M. Neumann, Die Stellung des Gottesbeweises in Augustins "De libero arbitrio"; 1986
- A. Niebergall, Augustins Anschauung von der Gnade. Ihre Entstehung und Entwicklung vor dem pelagianischen Streit; 1951
- J. Nörregaard, Augustins Bekehrung; 1923
- H.de Noronha Galvão, Die existentielle Gotteserkenntnis bei Augustin; 1981
- G. Nygren, Das Prädestinationsproblem in der Theologie Augustins; 1956
- J. O'Meara, The young Augustin; 1954
- D. Pirson, Der Glaubensbegriff bei Augustin; Diss. 1953 (vgl. ThLZ 79 (1954), 126ff. (Ref.))
- K. Pollmann, Doctrina Christiana. Untersuchungen zu den Anfängen der chrristlichen Hermeneutik unter bes Berücksichtigung von Augustins ""De doctrina christiana"; 1996
- Joseph Ratzinger, Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche; 1954
- H. Reuter, Augustin -Studien; 1887
- J. Rief, "Bellum" im Denken und in den Gedanken Augustins; 1990
- H. Rommel, Zum Begriff des Bösen bei Augustin und Kant; 1997
- T. Schächtele, Das Verständnis des allgemeinen Priestertums bei Augustin; 1990
- K.H. Schelkle, Virgil in der Deutung Augustins; 1939
- A. Schindler, Wort und Analogie in Augustins Trinitätslehre; 1965
- M. Schmaus, Die psychologische Trinitätslehre des heiligen Augustin; 1927
- E.A. Schmidt, Zeit und Gesch bei Augustin; 1985
- M. Seybold, Sozialtheologische Aspekte der Sünde bei Augustin; 1964
- S. Soennecken, Misogynie oder Philogynie? Philologisch-theologische Untersuchungen zum Wortfeld Frau bei Augustin; 1993
- U. Störmer-Caysa, Augustins philosophischer Zeitbegriff. Ein Vorschlag zum Verständnis der distentio animi im Lichte von "De musica"; 1996
- G. Strauss, Schriftgebrauch, Schriftauslegung und Schriftbeweis bei Augustin; 1953 (dazu: ThLZ 79 (1954), 179f (Ref.))
- W. Thimme, Augustins geistige Entwicklung in den ersten Jahren nach seiner "Bekehrung"; 1908
- Ernst Troeltsch, Augustin, die christliche Antike und das Mittelalter; 1915
- F. van der Meer, Augustin der Seelsorger; 2.Aufl., 1953
- K.A. Wohlfahrt, Der metaphysische Ansatz bei Augustin; 1969
- A. Zumkeller, Das Mönchtum des heiligen Augustin; 1950.
zu den confessiones
- N. v. Fischer/ C. Mayer (Hg.), Die Confessiones des Augustinus von Hippo. Einführung und Interpretation zu den 13 Büchern; o.J.
- Kurt Flasch, Was ist Zeit? Augustinus von Hippo. Das XI. Buch der Confessiones. Historisch-philosophische Studie; 1993
- Romano Guardini, Die Bekehrung des Aurelius Augustinus. Der innere Vorgang in seinen Bekenntnissen; 2.Aufl. 1950
- Adolf Harnack, Augustins Confessiones; 1888
- G.N. Knauer, Psalmenzitate in Augustins Confessiones; 1955
- Jostein Gaarder, Vita Brevis - Das Leben ist kurz; 1997
Weblinks
- Texte im Internet
- E-Texte (englisch)
- Hervorragender Eintrag aus der Stanford Encyclopedia of Philosophy
- Zentrum für Augustinusforschung Würzburg
- Augustinus (Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon)
- Zur Metaphysik Augustins
- Augustins Philosophischer Grund
Siehe auch
Illuminationslehre, Augustinusregel, Erbsünde, Aurelius von Karthago
Personendaten | |
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NAME | Augustinus von Hippo |
ALTERNATIVNAMEN | Augustinus von Tagaste [Alternativ], Heiliger Augustinus, Augustin [Deutsch] |
KURZBESCHREIBUNG | war westlicher Kirchenlehrer, christlicher Theologe und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 13. November 354 |
GEBURTSORT | Tagaste, Numidien |
STERBEDATUM | 28. August 430 |
STERBEORT | Hippo Regius im heutigen Algerien |