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Anton Bruckner

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Datei:AntonBruckner.jpg
Anton Bruckner
Anton Bruckner Denkmal in seinem Geburtsort Ansfelden

Anton Bruckner (* 4. September 1824 in Ansfelden, Österreich; † 11. Oktober 1896 in Wien) war ein österreichischer Komponist, der neben geistlicher Musik vor allem elf Sinfonien schuf.

Leben und Werk

Bruckner war ein begnadeter Organist und berühmt für seine Improvisationskunst auf diesem Instrument. Der tiefreligiöse Künstler erkämpfte sich erst in seinem fünften Lebensjahrzehnt den Durchbruch zum Sinfoniker. Seine demütige Verehrung von Autorität zeigt sich z. B. darin, dass er seine 7. Sinfonie dem bayerischen König Ludwig II., die 8. Sinfonie dem Kaiser Franz Joseph und die 9. (unvollendete) Sinfonie dem lieben Gott widmete „wenn er sie nehmen mag“, wie er dazu sagte. Der Dirigent Günter Wand erklärte, dass das Werk Anton Bruckners für ihn ein Gottesbeweis sei, weil es allein mit dem Wirken menschlicher Kräfte nicht erklärbar sei.

Bruckners Werke zeichnen sich durch eine monumentale und ausdifferenzierte Klangarchitektur aus. Die religiöse Motivation zeigt sich darin, dass die Kopfsätze der Sinfonien nach dem Vorbild der Dreifaltigkeit immer drei große Themengruppen aufweisen. Die Herkunft von der Orgel verrät sich in der „Stufendynamik“, den abrupten Wechseln zwischen verschiedenen Lautstärkenstufen, und in der Behandlung der Instrumentengruppen nach Art von Orgelregistern.

Bruckners sinfonisches Schaffen verlief in einer steten Evolution – unbeirrt der Tatsache, dass er allgemein für einen Sonderling gehalten und als Komponist nicht ernstgenommen und von maßgeblichen Kritikern verspottet wurde. Das änderte sich erst 1884 mit der Uraufführung der 7. Sinfonie in Leipzig. Die Suggestivkraft des melodischen Hauptthemas, das als Grabgesang für Richard Wagner konzipierte und mit grandiosen Höhepunkten versehene Adagio, das kraftvolle Scherzo und das zum strahlenden Abschluss strebende Finale überzeugte die Welt vom Genius des zu diesem Zeitpunkt schon 60-jährigen Komponisten. Dennoch waren die Gräben zwischen den Verfechtern der absoluten Musik um Eduard Hanslick und Johannes Brahms sowie den Wagnerianern, zu denen Bruckner von damaligen Kritikern simpel gezählt wurde, tief. Eine ernsthafte Würdigung von Bruckners Schaffen und Wesen fällt bereits ins 20. Jahrhundert.

Bedeutung erlangte Bruckner als Lehrer, 1868 wurde er als Professor für Generalbass, Kontrapunkt und Orgel an das Konservatorium in Wien berufen. Zu seinen wichtigsten Schülern zählten Gustav Mahler, Arthur Nikisch, Hans Rott und Josef Schalk, der auch Bruckners Sinfonien bearbeitete. 1878 wurde Bruckner Organist der Hofkapelle Wien, 1891 erhielt er ein Ehrendoktorat der Wiener Universität.

Anton Bruckner auf einem Gemälde von Ferry Bératon

Bruckner pflegte seine Sinfonien auch nach der Fertigstellung weiter zu bearbeiten. Während man dabei von einem Feilen am Detail und einem fließenden Wandel der Vorstellung (v. a. in Periodik und Instrumentation) sprechen kann, entschloss er sich bei der ersten, dritten, vierten und achten Symphonie zu durchgreifenden Änderungen, so dass er gänzlich neue Partituren niederschrieb. Vor allem die Vierte (Romantische) ist kaum noch als die gleiche Komposition anzusprechen, da das Scherzo und Finale mit den alten Kompositionen nur noch wenig gemeinsam haben. Die Erstfassungen zeichnen sich durch vielschichtige Komplexität aus, sowie dadurch, dass sie auf die aufführungspraktischen Möglichkeiten kaum Rücksicht nehmen. Die späteren Fassungen wirken in mancher Hinsicht geglättet und sind in Harmonik und Instrumentation naturgemäß dem gewachsenen Können Brucknes angepasst. Oft ist aber dem Bemühen um kürzere und konzisere Abläufe die architektonische Balance zum Opfer gefallen. Während dieser Umstand erst seit den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ins allgemeine Bewusstsein zu dringen beginnt, war die Anfangszeit der Brucknerrezeption durch Umarbeitungen durch Bruckners Schüler Ferdinand Löwe sowie die Brüder Schalk geprägt. In diesen – gutgemeinten – Fassungen, die als Erstdrucke veröffentlicht wurden, ist das Klangbild weitgehend dem Wagnerschen Ideal gemischter Orchesterfarben angenähert, und Kürzungen verzerren den Formsinn. Bruckners originale Konzeption kam erst seit dem denkwürdigen Konzert von 1932 unter Siegmund von Hausegger zum Vorschein, indem dieser Erstdruck und Autograph der ersten drei Sätze der Neunten Symphonie gegenüberstellte. In der Folge wurde dann erstmals eine kritische Gesamtausgabe veröffentlicht, die den autograph niedergelegten Notentext wiedergab.

Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt – er war die einzige Person, die unter der Regierung der Nationalsozialisten in dieser Weise geehrt wurde. Bruckner liegt in der Kirche von Stift Sankt Florian unterhalb der Orgel begraben.

Das Sinfonie- und Theaterorchester der Stadt Linz, wurde nach ihm Bruckner Orchester Linz benannt.

Werkauswahl

  • Sinphonien:
    • Sinphonie f-moll, 1863
    • 1. Sinphonie c-moll, 1866 (Linzer Fassung), 1890/91 (Wiener Fassung)
    • Sinphonie d-moll, 1869 (sog. Nullte [Annullierte])
    • 2. Sinphonie c-moll, 1872, 1877
    • 3. Sinphonie d-moll, 1873, 1876, 1877, 1889
    • 4. Sinphonie Es-Dur (Die Romantische), 1874, 1878, 1880 (neues Finale), 1889
    • 5. Sinphonie B-Dur, 1878
    • 6. Sinphonie A-Dur, 1881
    • 7. Sinphonie E-Dur, 1883
    • 8. Sinphonie c-moll, 1887, 1890
    • 9. Sinphonie d-moll (unvollendet), 1887-
  • Messen in d-moll, f-moll und e-moll (letztere für achtstimmigen Chor und Bläser)
  • die geistlichen Werke Ave Maria, 150. Psalm und Te Deum
  • Sinfonischer Chor Helgoland für Männerchor und Orchester
  • Streichquartett c-moll
  • Streichquintett F-Dur
  • Motetten für gemischten Chor
  • einige kürzere Orgelwerke

Literatur

  • Werner Notter: Schematismus und Evolution in der Sinfonik Anton Bruckners (Dissertation). Musikverlag Katzbichler, München/Salzburg 1983 ISBN 3-87397-084-8
  • Renate Ulm (Hg.): Die Symphonien Bruckners: Entstehung, Deutung, Wirkung. dtv, München 1998 ISBN 3-423-30702-1
  • Constantin Floros: Anton Bruckner · Persönlichkeit und Werk. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2004, ISBN 3434505660, Gebunden, 300 Seiten