Zum Inhalt springen

Reyhan Şahin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Dezember 2007 um 03:06 Uhr durch Juliabackhausen (Diskussion | Beiträge) (Diskographie). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Reyhan Şahin (* 1. Juli[1] 1980[2] oder 1981[3] in Bremen), Künstlernamen Lady Ray und Lady Bitch Ray, ist eine deutschsprachige Rapperin, Schauspielerin und ehemalige Radiomoderatorin.

Schul- und Ausbildungszeit

Şahin stammt aus einer von der Türkei nach Deutschland übergesiedelten Gastarbeiterfamilie und wuchs im Bremer Arbeiterviertel Gröpelingen auf.[4] Nach ihrem Abitur studierte sie Linguistik, Germanistik und Sexualpädagogik[5] an der Universität Bremen und schloss ihr Studium als Magistra ab.[3] Ihre Magisterarbeit mit dem Thema „Jugendsprache anhand der Darstellung der Jugendkultur HipHop“ wurde in einer Anthologie im Brockmeyer-Universitätsverlag veröffentlicht. Derzeit arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit über „Semiotik der Kleidung“.[6] Außerdem leitet sie an der Universität Bremen als Lehrbeauftragte im Wintersemester 2007/2008 die Lehrveranstaltung „Einführung in die Kleidungssemiotik“.[7]

Medienkarriere

Şahin wurde durch ihre Arbeit beim öffentlich-rechtlichen Radioprogramm Funkhaus Europa bekannt, wo sie vier Jahre als freie Mitarbeiterin und Moderatorin arbeitete. Im Mai 2006 wurde ihr von Radio Bremen, welches zusammen mit dem WDR Funkhaus Europa produziert, gekündigt, weil ihre Rap-Texte "pornographische Inhalte" transportieren würden.[8] Einen Track mit dem Titel Hengzt Arzt Orgi, der von einer fiktiven Sexorgie mit den Rappern King Orgasmus One, Bass Sultan Hengzt und Frauenarzt handelt, hatte Şahin kostenlos ins Internet gestellt. Nachdem der Radiosender dies herausgefunden hatte, wurde die Moderatorin vor die Wahl gestellt, den Song aus dem Internet zu nehmen oder den Sender zu verlassen. Dieser Sachverhalt wurde unter anderem von der Bild popularisiert. Dagegen berichteten die New York Post[9] und The Sun,[10] die Zusammenarbeit sei wegen ihres zu knappen Kleidungsstils beendet worden. Laut der Hindustan Times wehrt sich Şahin gegen die Trennung von Radio Bremen mit rechtlichen Mitteln.[11]

In der Folge veröffentlichte Şahin den Track Ich hasse dich, in dem sie sich beleidigend über die Popstars Jeanette Biedermann und Sarah Connor[12] sowie die Musikproduzentin Melbeatz äußert. In ihrer dritten Rapveröffentlichung Ich tret' dein Arsch macht sie den Berliner Rapper Kool Savas verächtlich. Die Rapperin nutzte bei dem Song den Beat von Savas' Single Komm mit mir, welche einige Zeit zuvor veröffentlicht worden war. Das Hip-Hop-Magazin Juice berichtete 2006 über Lady Ray und veröffentlichte den Track Deutsche Schwänze auf einer Juice-CD.

Şahin vermarktet ihre Produkte bisher hauptsächlich über das World Wide Web. Von 2006 bis 2000 moderierte sie die Pay-per-View-Talkshow Große Fische, kleine Fische, in der sie Gäste wie B-Tight, Henning Wehland oder Jan Delay interviewte.[13] Ihre Website bei MySpace erzielte bis Dezember 2007 800.000 Aufrufe.[14]

Am 8. März 2007 gründete Lady Bitch Ray ihr eigenes Label Vagina Style Records. Die ersten Veröffentlichungen waren am 30. März die EP Vorhang auf und am 7. Dezember 2007 die Single Mein Weg. Beide können bisher ausschließlich im Internet käuflich erworben werden.[5]

Rezeption

Bei ihren pornographischen Texten geht es der Rapperin laut eigener Aussage um türkisch-weibliche Emanzipation;[6] Şahin sieht sich als Gegenentwurf zu männlich-chauvinistischen Rappern wie Sido oder Bushido, derer Ideologie sie im Stile eines Sacha Baron Cohen entlarven will.[15] Ihren Unmut darüber, wie in Deutschland deutsch-türkische Frauen gesehen werden würden, drückte sie in einem Interview mit der tageszeitung aus.[6]

Şahins Werk wird kontrovers rezipiert. Laut Süddeutscher Zeitung reichen die Gästebucheinträge ihrer Website von: "Du bist eine Schande für jede türkische Frau" bis "Die ist voll powerful, sexy, ich hab' Schiss vor der. Respekt!!"[8] Einer ihrer Auftritte im Internetfernsehen Raywatch, bei dem sie ihre Brüste zeigte und masturbierte, erregte selbst unter ihrer Hip-Hop-Anhängerschaft Aufsehen.[3] Das Bremer Stadtmagazin citybeat attestiert ihr, dass sie eine Frau sei, die „unter einem penetranten Selbstdarstellungsdrang [leide] und […] dringend Karriere machen [wolle], egal um welchen Preis.“[16] Das Hamburger Abendblatt kritisierte ihre Internetsendung als „geschmacklos“[13], und die tageszeitung wandte ein, dass ihr „derbes, freizügiges Auftreten […] kaum Diskussionen über Integration“, sondern „vielmehr über Emanzipation und Geschmack“ auslöse.[17] Das online-Magazin Europolitan spricht ihr sogar jeglichen weiblichen Emanzipationseffekt ab.[18]

Durch einen Auftritt bei Menschen bei Maischberger wurde Şahin Ende 2007 erstmal in der breiten deutschen Öffentlichkeit bekannt.[19] Şahin erklärte im Laufe des Sendung wiederholt, sie propagiere in ihren Liedern die Emanzipation der Frauen und eine „vaginale Selbstbestimmung“ und sehe in ihrer selbstironischen Bezeichnung als Bitch einen Fortschritt im Hinblick auf die Emanzipation. Die Sendung stoß auf ein breites Medienecho. Peer Schader bezeichnete Şahin in Folge im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „armes Provokationswürstchen im goldenen Glitzerdarm“ mit „giftiger Engstirnigkeit“.[20] Der Tagesspiegel, der ihre Musik als „professionell“ lobte, stellte fest, dass es ihr nicht darum gehe, Mechanismen von Provokation und Vermarktung vorzuführen - sie bediene sie vielmehr ganz offen. Ihre Strategie, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, gehe daher auf.[21] Bild online glaubte, dass es einen solchen „Porno-Talk […] noch nie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gegeben hatte“[22] Der Bundestagsabgeordnete Markus Löning konstatierte gar einen „Skandal“ ob des seiner Ansicht nach niedrigen Niveaus der Sendung.[23]

Diskographie

  • Ich hasse dich
  • Du bist krank
  • Suck It

Bisher erschienen zwei EPs.

  • Vorhang auf! (30. März 2007, Vagina Style Records)
  • Mein Weg (6. Dezember 2007, Vagina Style Records)

Quellen

  1. N.N.: „Lady Bitch Ray“, <http://www.lifego.de/starvote/24/Lady-Bitch-Ray.html>, letzter Zugriff: 13. Dezember 2007.
  2. Ebensen, René: „Nackt-Rapperin macht ihren Doktor!“, Bild.de, 16. November 2007.
  3. a b c Doğan, Kemal: „Hip hop'ta Reyhan rüzgarı“, Hürriyet, 12. Januar 2007.
  4. Gernert, Johannes: „Mit den Waffen einer Frau: Als "Lady Ray" lehrt Rapperin Reyhan Sahin die Machos der HipHop-Branche das Fürchten“, Frankfurter Rundschau 13. November 2007, S. 48.
  5. a b Dominik D. & Stefan: „[Lady Bitch Ray - No.1 Bitch]“, Rap.de, <http://www.rap.de/features/727>, letzter Zugriff: 12. Dezember 2007.
  6. a b c Irler, Klaus: „Keine ist so krass wie ich“, die tageszeitung, 3. Juli 2006, S. 5. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „taz“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  7. www.fb10.uni-bremen.de/lvv/lvv.aspx?sem=6&vak=10-79-5-5a-04, letzter Zugriff: 21. November 2007.
  8. a b Buettner, Julia: „Die Parallelgesellschaft von nebenan: Wie mit den Mitteln des Fernsehens versucht wird, die starren Migranten-Klischees der Deutschen aufzubrechen“, Süddeutsche Zeitung, 12. Februar 2007, S. 17.
  9. Kranes, Marsha: „Weird, but true“, New York Post, 27. Mai 2006, S. 19.
  10. N.N.: „Get 'er off“, The Sun, 27. Mai 2006.
  11. N.N.: „Now, wearing sexy outfits to work can get you fired!“, Hindustan Times, 29. Mai 2006.
  12. Ebensen,René: „Rüpel-Rapperin Lady Ray: Ich bin die weibliche Bushido ... und singe meine Skandal-Texte bald bei arte“, Bild.de, <http://www.bild.t-online.de/BTO/leute/2007/11/14/lady-ray-rapperin/bushido-weiblich,geo=2952096.html>, letzer Zugriff: 12. Dezember 2007.
  13. a b liv: „Aberwitziger Talk“, Hamburger Abendblatt, 9. November 2006, S. 4.
  14. dre: „«Ich bin für vaginale Selbstbestimmung»“, 20 Minuten, 6. Dezember 2007, <http://www.20min.ch/unterhaltung/sounds/story/28888966>, letzter Zugriff: 13. Dezember 2007.
  15. N.N.: „Lady Ray: Die Doktorschlampe“, stern.de 7. Dezember 2007, <http://www.stern.de/unterhaltung/musik/:Lady-Ray-Die-Doktor-Schlampe/603207.html>, letzter Zugriff: 13. Dezember 2007.
  16. citybeat: „Lady Ray: Zielgruppengerechtes Internet-TV“, letzter Zugriff: 11. Juni 2007.
  17. N.N. „Lady Ray und die Wollust an der Provokation“, die tageszeitung, 3. Juli 2006, S. 5.
  18. Glöckner, Christian: „Porno-Rapper: Lady Bitch Ray & Co stürmen ARD und ZDF“, Europolitan 13. Dezember 2007, <http://www.europolitan.de/Kommentar_der_Woche/PORNO-RAPPER/304,25,0,0.html>, letzter Zugriff: 13. Dezember 2007.
  19. Buß, Christian: „Sex, die anstrengendste Sache der Welt“, Spiegel Online, <http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,521452,00.html>, 6. Dezember 2007, letzter Zugriff: 11. Dezember 2007.
  20. Schader, Peer: „Bitte nicht mehr über Sex reden, Frau Maischberger!“, FAZ.net 5. Dezember 2007, <http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EEAFE63497B8A433CBD15F5542E314102~ATpl~Ecommon~Scontent.htm>, letzter Zugriff: 11. Dezember 2007.
  21. Reichert, Kolja: „Wege zum Ruhm“, Der Tagesspiegel 9. Dezember 2007, online: <http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Lady-Bitch-Ray;art1117,2435631>, letzter Zugriff: 11. Dezember 2007.
  22. Ebensen, René & Sven Kuschel: „Sind Sie wirklich so versaut, Lady „Bitch“ Ray?“, Bild.de, letzter Zugriff: 11. Dezember 2007.
  23. N.N.: „Sex-Talk in der ARD erregt die Nation: Schmuddel-Alarm bei Maischberger“, Berliner Kurier 6. Dezember 2007, S. 33, online-Version: <http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/nachrichten/198690.html>, letzter Zugriff: 12. Dezember 2007.

Bibliographie

  • Şahin, Reyhan (2006): „Jugendsprache anhand der Darstellung der Jugendkultur HipHop“, S. 143-242 in Possession, Quantitative Typologie und Semiotik: Georgisch, Irisch, Türkisch, herausgegeben von Thomas Stolz, Bochum: Brockmeyer. ISBN 3-8196-0674-2