Naturpark Südheide

Der Naturpark Südheide ist ein deutscher Naturpark in der südlichen Lüneburger Heide nördlich von Celle in Niedersachsen. Er ist gekennzeichnet durch große Wald- und Heideflächen.
Lage
Der etwa 500 km² große Naturpark Südheide beginnt wenige Kilometer nördlich von Celle. Er erstreckt sich von dort zwischen der Stadt Bergen im Westen, über Faßberg im Norden sowie Weyhausen und Steinhorst im Osten. Weitere Heideorte in dem Naturpark sind Eschede, Hermannsburg, Müden (Örtze), Unterlüß, Eldingen und am Rand des Naturparks Winsen (Aller).
Die Grenzen des Naturparks sind nicht identisch mit dem im Sprachgebrauch eingebürgerten Begriff "Südheide". Damit wird die Region südlich der Linie Munster-Uelzen bis nach Gifhorn bezeichnet. Nordwestlich des Naturparks Südheide liegt der Naturpark Lüneburger Heide, und nördlich davon die Nordheide. Zusammen werden diese Regionen dann die "Lüneburger Heide" genannt.
Entstehung und Geschichte
Die Landschaft des Naturparks ist von der Eiszeit geprägt worden. Die in dieser Zeit abgelagerten Kiese und Sande bilden ein wellig bis sanft hügeliges Gelände. Es ist aufgebaut aus Sanderflächen, Grundmoränenplatten und Endmoränenresten.
Etwa im 18. und 19. Jahrhundert wurden auf den nährstoffarmen Sanden der Geest Nadelwälder angepflanzt. Als Ackerböden wurden früher nur die lehmhaltigeren Böden genutzt. Diese Verhältnisse erklärten die dünne Besiedlung des Gebietes mit Streusiedlungen und die wenigen Verkehrswege. Mit der Einführung des mineralischen Düngers konnten auch die kargen Sandböden für den Ackerbau genutzt werden. Die ehemals flächendeckenden Heidegebiete wurden dadurch zum großen Teil zu landwirtschaftlich genutzten Flächen umgewandelt.
Beschreibung
Der Naturpark Südheide ist Teil eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, hauptsächlich geprägt durch Kiefern und Fichten. Teile der früheren königlichen Holzungen, wie z.B. der Lüßwald im Nordosten des Naturparks, besitzen noch alte Buchen- und Eichenbestände.
Besonderer Bestandteil der Landschaft sind die 525 ha Heideflächen. Sie sind Reste der ausgedehnten Heideflächen des Mittelalters, die sich zwischen Celle und Lüneburg erstreckten. Diese sind inzwischen als Naturschutzgebiet oder als Teil des europäischen Schutzgebietssystems NATURA 2000 gesichert.
Träger des 1964 gegründeten Naturparks ist der Landkreis Celle in der östlichen Mitte Niedersachsens. Das gesamte Parkgelände ist fast gänzlich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen; in ihm befinden sich mehrere Naturschutzgebiete, zum Teil mit europäischer Bedeutung. Das größte ist das NSG Lutter (Lachte- Luttergebiet) mit insgesamt 2435,3 ha. Weitere große Naturschutzgebiete im Naturpark sind, der Weesener Bach mit 348 ha, die Heideflächen mittleres Lüßplateau (Tiefental) mit 293 ha und das Bornrietmoor mit 115 ha. Der Naturpark Südheide besteht heute zu 65 Prozent aus Waldlandschaft. Die Parkverwaltung bemüht sich um den Erhalt der Heideflächen, unter anderem durch Beweidung mit Heidschnuckenherden. Wo das nicht ausreicht, kommen teilweise auch schon Maschinen beim abplaggen der Heide zum Einsatz.
Geographie, Fauna und Flora




Im Park liegen die naturnahen Heidebäche Örtze, Weesener Bach, Aschau, Lutter und Lachte mit Beständen an Fischottern, Bachforellen und Flussperlmuscheln. In den zum Teil unter Naturschutz stehenden Bächen haben zahlreiche gefährdete Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum. Der Ursprung der Heidebäche liegt oft in idyllischen Mooren. Die Örtze ist wegen seiner Mäander ein bei Kanuten beliebtes Fließgewässer.
Die Lutter mit ihren Nebenbächen Schmalwasser und Ahrbeck und die Lachte, die im östlichen Teil des Naturparks Südheide fließen, bilden mit insgesamt ca. 2.450 Hektar, ein weit verzweigtes Fließgewässersystem, das als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Das Gebiet ist als naturnaher Bereich der Südheide für den Naturschutz von ganz besonderer Bedeutung. Nicht nur die Bäche selbst als Lebensraum von Fischen und Fischotter, sondern auch angrenzende Auen- und Bruchwälder, Moore, Sümpfe und Quellbereiche, in denen Vogelarten wie Schwarzstorch, Seeadler, Kranich und seltene Fließgewässerlibellen, wie u.a. die vom Aussterben bedrohte Scharlachlibelle und der stark gefährdete Kleine Blaupfeil heimisch sind. Über 160 gefährdete Tier - und Pflanzenarten leben an und in diesen Heidebächen. Besonders bedeutsam sind hier die letzten Vorkommen der nordwest-europäischen Flussperlmuschel, sie stellen besonders hohe Ansprüche an die Qualität ihres Lebensraumes. Das Bundesamt für Naturschutz, das Land Niedersachsen sowie die Landkreise Celle und Gifhorn fördern seit 1989 dieses Naturschutzgroßprojekt.
Die höchste Erhebung des Naturparkes ist der Haußelberg mit 118 m über NN. Es existieren noch einige intakte Hochmoore. Zu allererst das unter Naturschutz stehende Bornrietmoor bei Oldendorf, aber auch bei Hetendorf und Müden/Örtze sind noch kleine Moore die einen Bestand von geschützten Pflanzen, wie Sonnentau oder Wollgras, und auch seltene Orchideen wie das gefleckte Knabenkraut und die weiße Waldhyazinthe, aufweisen.
Durch die Wiedervernässung der Moore, in Verbindung mit dem niedersächsischen Kranichschutzprogramm, ist es gelungen, den schon total erloschenen Bestand des Grauen Kranich wieder aufleben zu lassen. Nach über 20jähriger Vakanz erschienen 1986 erstmals wieder zwei Kranichpaare im Landkreis Celle. Der Graue Kranich konnte inzwischen auf der "Roten Liste der in Niedersachsen gefährdeten Brutvogelarten" von der Stufe 1 ( ist vom Erlöschen bedroht) auf die Stufe 3 (ist gefährdet)herabgestuft werden.
Bestandsentwicklung des Grauen Kranichs im LK Celle
| Jahr | Revierpaare | Brutpaare | Jungvögel |
|---|---|---|---|
| 1986 | 2 | 1 | 0 |
| 1987 | 2 | 2 | 2 |
| 1988 | 3 | 2 | 2 |
| 1989 | 3 | 3 | 1 |
| 1990 | 3 | 3 | 5 |
| 1991 | 5 | 4 | 5 |
| 1992 | 6 | 5 | 7 |
| 1993 | 6 | 6 | 8 |
| 1994 | 9 | 9 | 7 |
| 1995 | 12 | 11 | 11 |
| 1996 | 16 | 12 | 15 |
| 1997 | 16 | 13 | 19 |
| 1998 | 22 | 19 | 18 |
| 1999 | 29 | 20 | 17 |
| 2000 | 34 | 23 | 23 |
| 2001 | 38 | 24 | 28 |
| 2002 | 41 | 26 | 22 |
| 2003 | 42 | 29 | 31 |
| 2004 | 51 | 36 | 33 |
| 2005 | 54 | 46 | 30 |
| 2006 | 55 | 47 | 51 |
Sehenswürdigkeiten
Die größten noch zusammenhängenden Heideflächen befinden sich bei Hermannsburg (mittleres Lüßplateau, Tiefental) sowie zwischen Müden/Örtze und Unterlüß in der Nähe von Oberohe. Weitere Heideflächen findet man noch bei Müden/Örtze (Wietzer Berg (102 m) bei Schmarbeck (Wacholderwald), bei Gerdehaus (Ritterheide), beim Haußelberg(118 m) und bei Lutterloh. Drei große Heidschnuckenherden leben noch in der Region. Je eine Herde in Niederohe, eine Herde in Schmarbeck und eine Herde bei Hermannsburg. Sie halten durch ihren Verbiss die Heide kurz und vertilgen die aufkommenden Kiefern und Birken. Bei dem Wacholderpark bei Schmarbeck handelt es sich um eine mit alten Wacholdern bestandene Heidefläche. Auf dem Wietzer Berg südlich von Müden/Örtze steht in einer Heidefläche der Lönsstein, der an den Heidedichter Hermann Löns erinnert. Zwischen Hermannsburg und Müden/Örtze befindet sich eine Weggabelung, an der in sieben verschiedene Richtungen Wege abgehen.
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Heidschnuckenstall in Niederohe
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Heidschnuckenherde bei Schmarbeck
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Siebenarmiger Wegweiser bei Hetendorf
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Heide in Tiefental
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Heidefläche am Haußelberg
Naturkatastrophen
Orkan 1972
Am 13. November 1972 zog das Orkantief Quimburga über den Naturpark Südheide und hinterließ hier großen Sturmschaden. Wegen der enormen Schäden, die der Orkan in Niedersachsen anrichtete, wurde das Ereignis als Niedersachsenorkan bezeichnet.

Die Brandkatastrophe in der Südheide begann am 9. August 1975 um 12.50 Uhr mit einem Feuer im Raum Unterlüß/Schmarbeck. Am 10, August 1975 um 12.30 Uhr wurde zwischen Eschede und Oldendorf, nahe dem kleinen Ort Queloh (Gmd. Eschede), ein Waldbrand gemeldet. In den Kiefern-Monokulturen breitete sich das Feuer rasch aus. Am 10. August erklärte der Lüneburger Regierungspräsident den Katastrophen-Zustand. Die Ortsfeuerwehren unter Leitung des Oberkreisdirektor (OKD) wurden nicht mehr Herr der Lage. Erst als schließlich die Bundeswehr die Einsatzleitung übernahm, wurde die Brandbekämpfung professionell koordiniert. Am 18. August waren die schlimmsten Brandherde unter Kontrolle und der Katastrophenalarm konnte beendet werden. Im Bereich des Naturparks waren ca. 6000 Hektar Wald-, Moor- und Heideland verbrannt.
Um in Zukunft besser gerüstet zu sein, wurden im Naturpark befestigte Zufahrtswege ausschließlich für Löschfahrzeuge angelegt. An vorhandenen Seen, Fischteichen oder Kiesgruben wurden Löschwasser- Entnahmestellen eingerichtet. Außerdem wurden in der Südheide neue Löschteiche angelegt. Wo Fließgewässer fehlten, legte man ausgediente Heizöltanks, mit jeweils zwischen 20.000 und 100.000 Liter Wasser, in die Erde. Sie dienen jetzt als Löschwasser-Vorratstanks. Bei der Wiederaufforstung wollte man ursprünglich von der Kiefern-Monokultur abgehen und wieder mehr Laubbäume (Eichen und Buchen) anpflanzen. Bodenuntersuchungen ergaben aber, dass dieses nur auf ganz wenigen Flächen möglich war, da der karge Sandboden das nicht zuließ . Das Feuer hatte auch noch viel von dem vorhandenen Humusboden zerstört. An den Waldrändern pflanzte man teilweise Lärchen, die als Brandschutz dienen sollten. Ansonsten wurden die Brandflächen wieder flächendeckend mit Kiefern aufgeforstet.