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Die Gedanken sind frei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Gedanken sind frei ist ein deutsches Volkslied über die Gedankenfreiheit.

Geschichte

Um 1780 wurde der Text zum ersten Mal auf Flugblättern veröffentlicht. Im Zeitraum zwischen 1810 und 1820 entstand die Melodie dazu, und das Lied wurde in der Sammlung „Lieder der Brienzer Mädchen“ in Bern gedruckt. Im Jahr 1842 wurde das Lied in „Schlesische Volkslieder“ von Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter veröffentlicht, diese letzte Version stammt von Hoffmann von Fallersleben. Das Kernmotiv des Liedtextes findet sich schon im 13. Jahrhundert unter anderem bei Freidank (Bescheidenheit, 1229)

diu bant mac nieman vinden,
diu mîne gedanke binden.
man vâhet wîp unde man,
gedanke niemen gevâhen kan [1]

und Walther von der Vogelweide (joch sint iedoch gedanke frî [2] – Sind doch Gedanken frei).

Später wurde zu dem ursprünglich vierstrophigen Lied eine weitere Strophe hinzugefügt. Heute variiert die Reihenfolge der Strophen und ist nicht mehr eindeutig festgelegt. Zu Zeiten der Märzrevolution (1848/1849) war das Lied in Teilen Deutschlands verboten.

Das Lied wird in Studentenverbindungen häufig bei Kneipen und zu ähnlichen Anlässen gesungen.

Text

: Heute verbreitete Fassung : Fassung um 1800 [3] : Fassung vor 1865 [4]

1. Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!

2. Ich denke, was ich will
und was mich beglücket,
doch alles in der Still’
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!

3. Und sperrt man mich ein
im finsteren Kerker,
das alles sind rein
vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei!

4. Drum will ich auf immer
den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer
mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
stets lachen und scherzen
und denken dabei:
Die Gedanken sind frei!

5. Ich liebe den Wein,
mein Mädchen vor allen,
sie tut mir allein
am besten gefallen.
Ich bin nicht alleine
bei meinem Glas Weine,
mein Mädchen dabei:
Die Gedanken sind frei!

1. Beleget den Fuß
Mit Banden und mit Ketten
Daß von Verdruß
Er sich kann nicht retten,
So wirken die Sinnen,
Die dennoch durchdringen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.

2. Die Gedanken sind frei
Wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
Wie nächtliche Schatten;
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Kerker verschließen
Wer weiß, was es sei?
Die Gedanken sind frei.

3. Ich werde gewiß
Mich niemals beschweren,
Will man mir bald dies,
Bald jenes verwehren;
Ich kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen;
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei

4. Ich denk was ich will
und was mich erquicket,
Und das in der Still
Und wenn es sich schicket;
Mein Wunsch und Begehren
Kann Niemand mir wehren;
Wer weiß was es sei?
Die Gedanken sind frei.

5. Wird gleich dem Gesicht
Das Sehen versaget,
So werd ich doch nicht
Von Sorgen geplaget.
Ich kann ja gedenken,
Was soll ich mich kränken?
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.

6. Ja fesselt man mich
Im finsteren Kerker,
So sind doch das nur
Vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.

1. Die Gedanken sind frei
Wer kann sie erraten?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!

2. Ich denke was ich will
Und was mich beglücket,
Doch alles in der Still
Und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
Kann niemand verwehren.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!

3. Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Das alles sind rein
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.

4. Nun will ich auf immer
Den Sorgen entsagen,
Und will mich auch nimmer
Mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen
Und denken dabei:
Die Gedanken sind frei.

5. Ich liebe den Wein,
Mein Mädchen vor allen,
Die tut mir allein
Am besten gefallen.
Ich sitz nicht alleine
Bei einem Glas Weine,
Mein Mädchen dabei:
Die Gedanken sind frei.

Des Knaben Wunderhorn

Unter dem Titel „Lied des Verfolgten im Turm“ (Nach Schweizerliedern) fand das Lied auch Aufnahme in den dritten Teil der 1806/08 von Achim von Arnim und Clemens Brentano herausgegebenen Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn. Der Text wurde in dieser Fassung zu einem Zwiegespräch zwischen dem Gefangenen und einem Mädchen ausgeweitet, indem zwischen die ursprünglichen vier Strophen des Gefangenen jeweils eine weitere in anderem Versschema eingeschoben wurde.

Der Gefangene

Die Gedanken sind frei
Wer kann sie erraten?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.

Das Mädchen

Im Sommer ist gut lustig sein
Auf hohen wilden Heiden,
Dort findet man grün Plätzelein,
Mein herzverliebtes Schätzelein,
Von dir mag ich nicht scheiden.

Der Gefangene

Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Dies alles sind nur
Vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei,
Die Gedanken sind frei.

Das Mädchen

Im Sommer ist gut lustig sein
Auf hohen wilden Bergen
Man ist da ewig ganz allein,
Man hört da gar kein Kindergeschrei,
Die Luft mag einem da werden.

Der Gefangene

So sei es, wie es will
Und wenn es sich schicket,
Nur alles in der Still;
Und was mich erquicket,
Mein Wunsch und Begehren
Niemand kann’s mir wehren;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.

Das Mädchen

Mein Schatz, du singst so frühlich hier
Wie’s Vögelein in dem Grase;
Ich steh so traurig bei Kerkertür,
Wär ich doch tot, wär ich bei dir,
Ach, muß ich denn immer klagen.

Der Gefangene

Und weil du so klagst
Der Lieb ich entsage
Und ist es gewagt,
So kann mich nicht plagen,
So kann ich im Herzen
Stets lachen, bald scherzen;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.

Diese Textfassung diente auch Gustav Mahler als Grundlage seiner 1898 entstandenen völligen Neuvertonung, die in seine Sammlung von Liedern aus Des Knaben Wunderhorn aufgenommen wurde.

Aktuelle Verwendung

  • Im September 1997 hat die deutsche Punk-Band The Wohlstandskinder auf ihrem Album „Poppxapank“ eine eigene Interpretation des Liedes veröffentlicht.
  • In dem Film "23 – Nichts ist so wie es scheint" aus dem Jahre 1998 wird das Lied von den beiden Hauptdarstellern während einer Zugfahrt angestimmt.
  • Anfang 2005 nutzte der E-Mail-Provider GMX dieses Lied für einen Fernseh-Werbe-Spot, womit das Lied an Popularität gewann.
  • Ebenfalls Anfang 2005 veröffentlichte die New Yorker Musikgruppe Brazilian Girls auf ihrem gleichnamigen Album eine Version dieses Liedes.
  • Im August 2006 veröffentlicht Achim Reichel seine Version des Liedes auf dem Tonträger Volxlieder.
  • Auf der CD „Volkslieder“ wurde das Lied in einer neuen Version mit präpariertem Klavier, Klarinette und Megaphon von Bobo In White Wooden Houses neu eingespielt.
  • 2007 veröffentlicht Evelyn Fischer es auf ihrer gleichnamigen CD mit einer Sammlung von im Pop- und Jazzstil überarbeiteten deutschen Volksliedern.
  • 2007 veröffentlichte der aus Rathenow stammende, exentrische Hip-Hop-Künstler Ernst Erz das Lied "Die Gedanken sind frei" in einer Neuinterpretation auf seiner EP "Zwiefach sind die Phantasien"
  • Eine Verballhornung des Liedes ist das Trinklied „Die Getränke sind frei“.

Quellen

  1. Georg Friedrich Benecke, Wilhelm Müller, Friedrich Zarncke: gedanc, Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Leipzig 1854–1866
  2. Walther von der Vogelweide: ob ich mich selben rüemen sol, Lied der „Neuen Hohen Minne“
  3. Fliegendes Blatt in Achim von Arnims Sammlung Sieben sehr schöne Neue Lieder. (Aus den Jahren um 1800). Zitiert nach: Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten. Band II. Akademie-Verlag, Berlin-DDR 1962, S. 163 f.
  4. aus: Franz Ludwig Mittler, Deutsche Volkslieder. Zweite Ausgabe. Frankfurt a. M. 1865. Nr. 996. Zitiert nach: Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten. Band II. Akademie-Verlag, Berlin-DDR 1962, S. 164 f.