Informel
Informel (frz.: art informel: informelle Kunst) ist eine künstlerische Stilrichtung, die sich 1945/46 in Paris im Rahmen der École de Paris als Gegenpol zur geometrischen Abstraktion bildete. Die informelle Malerei ist die erste Kunstrichtung, die fast die ganze Welt umspannte, denn gleichzeitig zum frz. Tachismus entwickelte sich in den USA (New York und Albany) der Abstrakte Expressionismus, der oft auch als Action Painting bezeichnet wird.
Allen Ausprägungen des Informel ist gemeinsam, dass das Gefühl, die Emotion und die Spontanität wichtiger sind als Perfektion, Vernunft und Reglementierung. Als Beginn dieser Art von Malerei gelten Kandinskys frühe Improvisationen (jede Farbe drückt ein Gefühl aus).
Die informelle Malerei teilt sich in verschiedene Richtungen, ist also eine Art Sammelbegriff:
- Das in den USA entstandene Action Painting hauptsächlich vertreten durch Pollock, de Kooning, Gorky und Kline.
- Der in Europa entstandene Tachismus (Wols, Fautrier, der ähnlich wie das Action Painting den spontanen Schaffensakt dem früher durchkomponierten Bild den Vorzug gab
- Die Farbfeldmalerei (Colour Field Painting) geprägt durch die Künstler Newman, Still und Rothko
- Art Brut (Rohe Kunst), spontane Bilder angeregt durch Bilder von Kindern oder Geisteskranken vertreten durch die Gruppe CoBrA
- Lyrische Abstraktion
Auch in Deutschland spielte die informelle Malerei in den 1950er und 1960er Jahren eine große Rolle. Zu den Vertretern gehören u.a. die Mitglieder der Gruppe CoBrA sowie Hans Hartung, Wilhelm Wessel und Wols. Vor allem im Ausland bekannt ist der deutsche Künstler Emil Schumacher.
Der Cercle Volney 1955, die erste große deutsche Kunstausstellung in Paris seit über vierzig Jahren, gilt als eine der wichtigsten Ausstellungen zum Informel. Vom 7. April bis 8. Mai 1955 organisierte der französische Kunsthändler Rene Drouin dort zusammen mit Wilhelm Wessel die große Ausstellung Peintures et sculptures non figuratives en Allemagne aujourd'hui (Nichtfigurative Kunst in Deutschland). Hier wurden rund 100 Werke von 37 damals noch meist unbekannten deutschen lebenden Künstlern ausgestellt.
Auch zu erwähnen sind folgende Künstler des (deutschen) Informel, die, neben Hartung oder Schumacher, von nicht minder internationaler kunsthistorischer Bedeutung sind: Peter Brüning, Emil Cimiotti, Karl Fred Dahmen, K. O. Götz, Gerhard Hoehme, Hans-Jürgen Schlieker, Bernard Schultze, K.R.H. Sonderborg, Fred Thieler und Hann Trier.
Entscheidend beigetragen zum Import des Informel nach Deutschland hat Hans Platschek zusammen mit dem dänischen Maler Asger Jorn; diese Zusammenarbeit fand hauptsächlich statt aufgrund einer darauffolgenden Initiative des Münchner Galeristen Otto van de Loo; er hat auch nachfolgende Künstlergruppierungen im Sinne der (später weiterentwickelten) Informel-Theorie wesentlich gefördert, als da wären: SPUR und später folgend WIR und der Zusammenschluss der beiden Gruppen unter dem Namen Geflecht.
Künstler
- Karel Appel (1921–2006)
- Armando (* 1929)
- Peter Brüning (1929–1970)
- Günter Brus (* 1938)
- Jean Dubuffet (1901–1985)
- Jean Fautrier (1898–1964)
- Gerson Fehrenbach (1932–2004)
- Helen Frankenthaler (* 1928)
- Albert Fürst (* 1920)
- Karl Otto Götz (* 1914)
- Arshile Gorky (1904–1948)
- Philip Guston (1913–1980)
- Hans Hartung (1904–1989)
- Gerhard Hoehme (1920-1989)
- Hans Hofmann (1880–1966)
- Rolf Iseli (* 1934)
- Asger Jorn (1914–1973)
- Franz Kline (1910–1962)
- Willem de Kooning (1904–1997)
- Laszlo Lakner (* 1936)
- Jupp Lückeroth (1919–1993)
- Fritz Martin (* 1909)
- Georges Mathieu (* 1921)
- Jean Miotte (* 1926)
- Robert Motherwell (1915–1991)
- Barnett Newman (1905–1970)
- Jackson Pollock (1912–1956)
- Richard Pousette–Dart (1916–1992)
- Ad Reinhardt (1913–1967)
- Jean–Paul Riopelle (1923–2002)
- Mark Rothko (1903–1970)
- Antonio Saura (1930–1998)
- Hans–Jürgen Schlieker (1924–2004)
- Bernard Schultze (1915-2005)
- K.R.H. Sonderborg (* 1923)
- Pierre Soulages (* 1919)
- Nicolas de Staël (1914–1955)
- Clyfford Still (1904–1980)
- Antoni Tàpies (* 1923)
- Wilhelm Wessel (1904–1971)
- Wols (1913–1951)
Literatur
- Tayfun Belgin (Hg.): Kunst des Informel. Malerei und Skulptur nach 1952. Köln 1997
- Manfred de la Motte (Hrsg.): Dokumente zum deutschen Informel. Reihe Hennemann Nr. 9, Bonn 1976.
- Geiger Ursula: Die Maler der Quadriga. Und ihre Stellung im Informel, Nürnberg 1987.
- Christian Hartard: Über den toten Punkt. Die Anfänge der informellen Malerei in Deutschland. 2002. - PDF-Version
- Informel. - Dortmund : Harenberg. - (Schriftenreihe des Museums am Ostwall)
- Bd.1: Der Anfang nach dem Ende. - 2002. - ISBN 3-611-00825-7
- Bd.2: Begegnung und Wandel. - 2002. - ISBN 3-611-01062-6
- Bd.3: Die Plastik - Gestus und Raum. - 2003 - ISBN 3-611-01156-8
- Bd.4: Material und Technik. - 2004. - ISBN 3-925998-44-6
- Gabriele Lueg: Studien zur Malerei des deutschen Informel. Diss. Aachen 1983
- Joachim Melchers und Adam C. Oellers (Hrsgg.): aufbruch im westen. Die informelle Malerei der 50er und 60er Jahre in der Region Maas/Rhein, B. Kühlen Verlag, Mönchengladbach 2006. - ISBN 3-87448-270-7
- Marie-Luise Otten und Willi Kemp: Impulse - Informel und Zero in der Sammlung Ingrid und Willi Kemp. DruckVerlag Kettler, Bönen/Westfalen 2006. - ISBN 3-926-538-60-0
- Irmgard Sonnen: Anna Blume ist rot, Farbe als Ereignis. Mit Arbeiten und Texten von Jackson Pollock, Mark Rothko, Yves Klein, Gerhard Richter u.v.a. Düsseldorf 2007 ISBN 978-3-00-021255-0
- Christoph Wagner: Der beschleunigte Blick - Hann Trier und das prozessuale Bild, Gebr. Mann Verlag, Berlin 1999.
- Rolf Wedewer: Die Malerei des Informel. Weltverlust und Ich-Behauptung - Deutscher Kunstverlag, München 2007. - ISBN 3422065601