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MIAG

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Die Mühlenbau- und Industrieaktiengesellschaft, kurz MIAG genannt, ist ein ehemaliges Unternehmen aus Braunschweig. Die MIAG entstand 1925 in Frankfurt/Main durch die Fusion von fünf Getreidemühlenherstellern. Es handelten sich um die 1875 gegründeten Luther-Werke G. Luther, Maschinenfabrik und Mühlenbau, die 1895 von ehemaligen Luther-Mitarbeitern Ernst Amme, Carl Giesecke & Julius Konegen gegründete Braunschweigische Mühlenbauanstalt Amme, Giesecke & Konegen (AGK), der 1873 gegründete Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik vorm. Gebrüder Seck in Dresden, die Maschinenfabrik für Mühlenbau, vorm. C.G.W. Kapler Akt.Ges. - Berlin und die Hugo Greffenius AG in Frankfurt/Main. Anfang der 1930er Jahre wurde der Firmensitz nach Braunschweig verlegt.

Geschichte

Während des Zweiten Weltkrieges war die MIAG im Programm zur Herstellung von Sturmgeschützen und leichten Jagdpanzern eingebunden. Der Firmendirektor Ernst Blaicher, ein förderndes Mitglied der SS, unterhielt dabei den Kontakt zur SS.

Während der Big Week 1944 waren zwei Fabriken der MIAG die Ziele in Braunschweig, wo Teile für raketenfeuernde Messerschmitt Me 110 produziert wurden. 76 US-Maschinen sollten dieses Ziel angreifen. Sie waren über Braunschweig; allerdings war die Wolkendecke über der Stadt zu tief, sodass der größte Teil der Bombenlast auf Wohngebiete in der Stadt sowie andere Firmen, aber fast gar nichts auf die MIAG-Werke nieder ging. Der Angriff kostete 110 Menschen in Braunschweig das Leben, 2.000 wurden obdachlos.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten Zwangsarbeiter aus den Konzentrationslagern in der Dresdner Niederlassung, die MIAG-Mühlenbau Dresden Zschachwitz, im Panzerbau arbeiten. Dazu wurde auf dem Betriebsareal ein Fremdarbeiterlager eingerichtet. Nach einer Statistik im Januar 1945 waren es 1.097 Zwangsarbeiter. Ein Häftling, Paul Petitseigneur, berichtete wie folgt: „Bei der MIAG habe ich in der Produktion gearbeitet, zuerst im Werkzeugbau, später an den Elektro-Öfen. Nach einem Fluchtversuch wurde ich, obwohl nicht beteiligt, als Geisel genommen, um erschossen zu werden. Nachdem die SS die Geflüchteten wieder ergriffen und erschossen hatte, stellten sie die Särge, aus denen Blut floss, auf die Suppengefäße und befahlen, die Suppe zu essen.“

Die Dresdner Niederlassung wurde 1949 verstaatlicht, in den „VEB Mühlenbau Dresden-Zschachwitz“. Die MIAG in Braunschweig wurde 1972 von der Firma Gebrüder Bühler in Uzwil übernommen. Nach der Übernahme bis zum Wechsel des Firmenleitbildes 1989 hieß dessen Braunschweiger Niederlassung „Bühler-MIAG GmbH“.

Nutzfahrzeugherstellung

Die MIAG Abt. nahm 1936 den Fahrzeugbau auf, war aber nur bis 1938 in Bielefeld tätig. Dort wurden Elektrofahrzeuge hergestellt. Danach wurde der Fahrzeugbau für die Elektofahrzeuge nach Ober-Ramstadt in das ehemalige Werk der Röhr Auto AG verlegt. Bis zum Krieg wurden dort auch Gabelstapler und Kranfahrzeuge gebaut. Erst im jahr 1950 wurde wieder ein Transporter mit 2 t Nutzlast mit einem 25 PS VW Motor hergestellt. Da VW mittlerweile selbst Tranporter herstellte, musste sich MIAG mit einem Zweizylinder MWM-Motor begnügen. Die Verkaufzahlen waren nicht gut, und nach einem Jahr wurde die Produktion wieder eingestellt. Bis in die 1980er Jahre wurden vom Bühler-Konzern noch Krananlagen für LKW-Fahrgestelle hergestellt.

Quellen