Karl Lagerfeld
Karl Otto Lagerfeld (* 10. September 1933, in Hamburg als Karl Otto Lagerfeldt) ist ein deutscher Modeschöpfer, Designer, Fotograf und Kostümbildner.
Leben
Lagerfeld wuchs als Sohn des Hamburger Dosenmilch-Fabrikanten (Glücksklee-Milch-GmbH) Otto Lagerfeld und dessen Frau Elisabeth in wohlhabenden Verhältnissen auf, trotzdem wünschte er sich mehr Geld, um Erspartes an Arme abgeben zu können. Nach eigenen Aussagen blieb das Verhältnis zu seiner Mutter sein Leben lang recht distanziert. Andererseits war die Beziehung - mehr als die losere zu seinem Vater - von bewunderndem Respekt geprägt, und er habe vieles von seiner Mutter gelernt, z. B. „die richtigen Antworten zu geben“. „Meine Eltern fand ich toll“, äußerte Lagerfeld einmal. Sein Geburtsjahr gibt er gerne mit 1938 an; Bild am Sonntag veröffentlichte jedoch Auszüge des kirchlichen Taufregisters Hamburg sowie Kommentare seiner Lehrerin und eines Klassenkameraden, die 1933 bestätigen. 1944 zog er nach Bad Bramstedt auf das heute abgerissene Landgut Bissenmoor. Dort ging er einige Jahre zur Schule. 1953 verließ Lagerfeld zusammen mit seiner Mutter Deutschland und ging nach Paris. Zunächst besuchte er dort eine Privatschule und das Lycee Montaigne.
Lagerfeld entdeckte 1990 seine zeitweilige Muse Claudia Schiffer, die später zum bestbezahlten Fotomodell avancierte und 1993 in einem von Lagerfeld mit Koranversen bestickten Mieder auf einer Modenschau einen Skandal provozierte. Zuvor war Inès de la Fressange seine Muse, die für Chanel in den 1980er Jahren modelte und 1989 im Streit mit Lagerfeld auseinander ging, im selben Jahr aber die Französische Nationalfigur Marianne (als Nachfolgerin von Catherine Deneuve und Vorgängerin von Laetitia Casta) repräsentierte.[1]
Lagerfeld, der unter anderem sagte: „Ich bin Opportunist und mag die Veränderung, deswegen ist Mode für mich OK“, übt noch weitere Tätigkeiten aus. Er ist zum Beispiel als Fotograf und Fotosammler tätig und brachte 1975 eine eigene Parfüm-Kollektion Photo heraus, 1978 folgte Lagerfeld und 1983 KL.
Markenzeichen Lagerfelds ist neben seinem gepuderter Haarzopf auch seine Sehfehler korrigierende Sonnenbrille. Außerdem pflegte er einige Jahre lang einen großen Fächer zu tragen. 2001 kam er durch seine deutlich schlanker gewordene Gestalt in die Schlagzeilen, die er mit viel Disziplin und mit Hilfe einer neuen „3D-Diät“ erreicht haben will. Empörung löste er im November 2006 aus, nachdem zwei Pariser Nachwuchsmodels an Magersucht verstorben waren. Zu diesen Vorfällen von internationalen Medienvertretern befragt, gab er die Stellungnahme ab: „In Frankreich sind über 15 Prozent der Mädchen zwischen 15 und 25 zu dick. Anorexie beträgt nicht mal ein Prozent. Da müssen wir erst mal über die Dicken sprechen, damit die schlank werden. Und ich sehe diese Mädchen nie. Die Mädchen, die wir nehmen, sind schmal, aber die können auch nicht mehr wiegen, weil die einen ganz anderen Knochenbau haben.“[2]
Trivia
- Im Dezember 2006 sprach Lagerfeld erstmals in einem autorisierten Interview über die langjährige Beziehung zu seinem Lebensgefährten Jacques de Bascher de Beaumarchais, einem französischen Playboy und Model, die im Jahr 1989 durch dessen Aids-Tod endete.
- Lagerfeld lebt und arbeitet in Paris, Biarritz, wo er ein Schloss im Stil des 18. Jahrhunderts einrichten ließ. Außerdem hat er Wohnungen in Monte Carlo, Rom und New York. In Paris arbeitet er an acht Schreib- bzw. Arbeitstischen parallel; auf jeder Arbeitsplattform schwerpunkt- und projektbezogen. So behält er nach eigenen Aussagen Übersicht, profitiert aber als Augenmensch von der Präsenz der optischen Gleichzeitigkeit, mit der die ausgelegten Arbeiten und Projekte in den verschiedenen Stadien sich gegenseitig beeinflussen. Außerdem sei er ein passabler Tänzer, der in seinem Pariser Domizil einen großen Raum als Tanzsaal gestaltet habe, den er allein oder auch zusammen mit Gästen öfter für den vorgesehenen Zweck nutze.
- Am 15. Januar 2007 scheiterte er vor einem Pariser Gericht mit seiner Klage gegen „The Beautiful Fall“, einem Buch aus der Modewelt, geschrieben von der Autorin Alicia Drake. Der Vorsitzende Richter konnte im Unterschied zu Lagerfeld keinen Angriff auf dessen Privatsphäre feststellen, da das Buch in Frankreich nicht verlegt wurde.
- Es wird berichtet, dass Karl Lagerfeld an einer Biografie über Liselotte von der Pfalz sowie an einem Buch über die Geschichte der Mode von 1900 bis 1975 arbeitet.
- Lagerfeld hat ca. 60 Apple iPods sowie ca. 60.000 CDs [3]. Für die iPods sowie das Zubehör hat Louis Vuitton ihm einen Koffer angefertigt.
- Seine Bibliothek umfasst ca. 300.000 Bücher[4], die auf seine verschiedenen Anwesen verteilt sind. Diese Zahl beinhaltet Doubletten, da Lagerfeld Wert darauf legt, bestimmte Bücher in mehreren seiner Wohnungen stets griffbereit zu haben. Inhaltliche Schwerpunkte bilden dabei Mode, Fotografie, Design, Architektur und Innenarchitektur. Der Umfang erfordert bereits Rollregale. Nach eigenen Aussagen sei sein eigenes Ablagesystem nach Themenschwerpunkten gegliedert, wobei ihm sein hervorragendes optisches Gedächtnis hinsichtlich der Buchrücken die Suche sehr erleichtere. Im Gegensatz zur senkrechten Aufstellungen bevorzuge er aus optisch-praktischen Gründen sehr häufig die horizontale Stapelung, da er auf diese Weise die Buchtitel sofort auf einen Blick erfassen könne[5]. Angestellte bedenkt er bei Aufenthalten in Hamburg großzügig tütenweise mit Büchern und Bildbänden. Aus praktischen Gründen hat er in Paris einen eigenen kleineren Buchladen eröffnet, der ihm als Buchliebhaber den kostengünstigeren Einkauf „gleich bei sich selbst“ ermöglicht.
Diät
Seit 1. November 2000 hat Lagerfeld durch die 3D-Diät innerhalb von 13 Monaten ca. 42 kg Gewicht verloren. Grund seien die schmal geschnittenen Anzüge des Designer-Kollegen Hedi Slimane gewesen, die er gerne anziehen wollte. Auch heute noch gibt er Eitelkeit als Motiv für seine Ernährungsgewohnheiten an: „Ich trage enge Anzüge, damit ich nicht zunehmen kann. Mein einziger Ehrgeiz ist es, weiterhin bei Dior Größe 48/46 tragen zu können.“[6]
Mode
Mit einem Wollmantel gewann er 1955 einen Preis in einem Wettbewerb des Internationalen Wollsekretariats IWS. Daraufhin bekam er eine Stelle bei Pierre Balmain. Sein Wollmantel ging später auch bei Balmain in Produktion. 1958 wechselte er zu Jean Patou, wurde jedoch bereits nach einem Jahr freiberuflich für Häuser wie Valentino und Krizia tätig. 1964 verließ er das Modegeschäft und begann ein Kunststudium, kehrte aber nach drei Jahren wieder zurück.
Bis 1983 entwickelte er Kollektionen für Chloé, weltweite Anerkennung brachte ihm 1972 die Deco-Kollektion ein, die aus Schwarz-Weiß-Drucken mit geschicktem, asymmetrischem Schnitt bestand. Sodann wechselte er zu Chanel, wo er Chefdesigner der Kollektion und insbesondere der Prêt-à-Porter-Sparte wurde. Außerdem entwirft er seit 1965 noch für das italienische Pelzhaus Fendi.
Daneben gründete er sein eigenes Label, bekannt für extravagante Strickmode, das er 2004 an den US-Modekonzern Tommy Hilfiger verkaufte. Die Pariser Designer-Kollektion für Damen, LAGERFELD GALLERY, wurde umbenannt in LAGERFELD COLLECTION und von zwei jüngeren Labels, KARL LAGERFELD für Damen sowie KL LAGERFELD für Herren, komplementiert, welche sich am Stil der New Yorker Mode-Szene orientieren. Hauptvertriebspunkte sind der europäische und asiatische Raum. Mitte 2006 gab Tommy Hilfiger Corp - selbst erst Ende 2005 vom britischen Finanzinvestor Apax Parntners aufgekauft[7] - bekannt, dass die Lagerfeld-Kollektionen in den USA nicht weiter vertrieben werden.[8]
Im November 2004 erregte Lagerfeld durch seine Zusammenarbeit mit dem schwedischen Discount-Modefilialisten Hennes & Mauritz (H&M) Aufsehen, für den er eine kostengünstige Kollektion entwarf.
Von 1980 bis 1984 war Lagerfeld als Gastprofessor der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst Wien tätig, seine Nachfolgerin wurde Jil Sander.
Kostümbildnerei
Lagerfeld war wiederholt als Kostümbildner für Theater und Oper tätig, etwa 1978 in Genua (Der grüne Kakadu/Komtesse Mizzi von Arthur Schnitzler, Regie Luca Ronconi), 1980 am Wiener Burgtheater (Komödie der Verführung von Arthur Schnitzler; Regie Horst Zankl, Bühnenbild Hans Hollein) sowie beim Maggio Musicale in Florenz (Les Contes d'Hoffmann von Jacques Offenbach, Regie Ronconi), 1982 an der Mailänder Scala (Les Troyens von Hector Berlioz; Regie Ronconi, Bühnenbild Ezio Frigerio), 1990 bei den Salzburger Festspielen (Der Schwierige von Hugo von Hofmannsthal; Regie Jürgen Flimm, Bühnenbild Erich Wonder; übersiedelte später nach Wien ans Burgtheater).
Fotografie
Neben der Mode und der Kostümbildnerei entdeckte Lagerfeld 1987 die Fotografie als neues Steckenpferd. 1996 erhielt er für seine Arbeiten den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Fotografie.[9] Vom 11. November 2006 bis 18. Februar 2007 wurden 350 Fotografien und Multimedia-Installationen Lagerfelds in der Berliner Galerie C/O Berlin ausgestellt. Unter dem Titel One Man Shown zeigten sie alle das US-amerikanische Fotomodell Brad Kroenig, das der Designer entdeckt und gefördert hatte. Die klassischen Schwarzweiß-Porträts, die in einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren entstanden und sowohl Modeaufnahmen als auch Aktfotografien einschlossen, wurden vom Publikum erfolgreich angenommen. Die Kritik reagierte verhalten und teilweise ablehnend auf die fotografischen Studien Lagerfelds. Während Der Spiegel die Gleichförmigkeit der Bilder anprangerte und attestierte, dass der Modeschöpfer auch Langeweile perfekt verkaufen könne,[10] kritisierte der US-amerikanische Star-Fotograf David LaChapelle Lagerfeld als „Dilettanten“, der der Geschichte der Fotografie nichts neues hinzuzufügen hätte.[11]
Auszeichnungen
Lagerfeld wurde 1993 mit dem Lucky Strike Designer Award der Raymond-Loewy-Stiftung ausgezeichnet. 1996 erhielt er den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie, 1989 und 2005 den Bambi.
Quellen
- ↑ Inès de la Fressange.
- ↑ Mörderische Mode 26. November 2006 ZDF-Frauenmagazin ML Mona Lisa
- ↑ Lagerfeld im Interview mit Beckmann, 17.12.2007
- ↑ Lagerfeld im Interview mit Beckmann, 17.12.2007
- ↑ Lagerfeld im Interview mit Beckmann sowie Filmeinspielung am 17.12.2007
- ↑ Lagerfeld über den modernen Mann
- ↑ www.finanzen.net
- ↑ www.just-style.com
- ↑ vgl. Lagerfeld-Ausstellung «One Man Shown» wird verlängert, ddp Basisdienst, 4. Januar 2007, 2:28 PM GMT
- ↑ vgl. Zylka, Jenni: Das Model und der Silberfuchs bei spiegel-online.de
- ↑ vgl. Hildebrandt, Hans Georg: Harte Kritik an Lagerfeld. In: SonntagsZeitung, 10. Dezember 2006, S. 95
Weblinks
- Vorlage:PND
- Offizieller Internetauftritt von Karl Lagerfeld und Lagerfeld Collection
- Porträt von Karl Lagerfeld bei VOGUE.com
- Lagerfeld im Interview bei Johannes B. Kerner
- Lagerfeld in Alt-Bramstedt
- Lagerfeld im Interview bei Maischberger, 5. Dezember 2006 (Real-Media-File)
- "Ich diskutiere nicht" - Karl Lagerfeld im Interview bei Vanity Fair Online, 7. Mai 2007
Personendaten | |
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NAME | Lagerfeld, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Lagerfeld, Karl Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Modeschöpfer, Designer und Fotograf |
GEBURTSDATUM | 10. September 1933 |
GEBURTSORT | Hamburg |