Delligsen
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Delligsen ist eine Einheitsgemeinde und ein Flecken im Landkreis Holzminden in Niedersachsen (Deutschland).
Geografie
Nachbargemeinden
Beginnend im Südosten im Uhrzeigersinn grenzen an den Flecken Delligsen die Stadt Einbeck (Landkreis Northeim), die gemeindefreien Gebiete Wenzen und Grünenplan (Landkreis Holzminden) sowie die Gemeinde Coppengrave (Samtgemeinde Duingen), die Stadt Alfeld (Leine) und die Gemeinde Freden (Leine) (Samtgemeinde Freden (Leine)) (alle Landkreis Hildesheim).
Gemeindegliederung
Nach § 1 Abs. 2 der Hauptsatzung gliedert sich der Flecken Delligsen in die sechs Ortschaften
- Ammensen
- Delligsen
- Grünenplan
- Hohenbüchen
- Kaierde
- Varrigsen
Grünenplan
Der heutige Luftkurort liegt in rund 300 m über dem Meeresspiegel, mitten im Gebirgszug Hils, zwischen Weser- und Leinebergland. Der höchste Punkt im Hils ist die 480m hoch gelegene „Bloße Zelle“.
Geschichte
Herzog Carl I. von Braunschweig (1735-1780) ließ im Zuge der von ihm verfolgten merkantilistischen Bevölkerungs- und Wirtschaftspolitik 1744 die fürstliche Spiegelglashütte „Zum Grünen Plan“ errichten, benannt nach einer örtlichen Waldwiese gleichen Namens. Aus ihr entstand des Werk Grünenplan der Deutschen Spiegelglas AG, heute zu Schott Desag AG, und ist das älteste Werk der glaserzeugenden Industrie in Niedersachsen.
Der Forst- und Oberjägermeister Johann Georg von Langen läßt 1749 mit dem „Neuen Anbau am Grünen Plan“ die erste planmäßig angelegte Arbeitersiedlung aufbauen. Unter seiner Leitung wurde 1752/1753 auch die Kunst des Spiegelgusses in Grünenplan durchgeführt. Durch die 1774 bis 1776 aufgebaute konkurrierende Spiegelglashütte in Amelith bei Bodenfelde auf hannoveranischer Seite, geriet Grünenplan in einer wirtschaftlichen Krise, die fast zum Stillstand des Betriebes führte. Die Deutsche Spiegelglas AG beschäftigte 1965 noch über 1.500 Mitarbeiter im Werk in Grünenplan, während die Gemeinde 3.200 Einwohner verzeichnete.
Bedeutend war auch der Handel mit Kanarienvögel in Grünenplan. 1860 schuf Ludwig Ruhe (1828-1888) in der Gemeinde das Standbein für seine weltbekannte Tierhandlung. 1866 bis 1869 gründete das Unternehmen bereits Niederlassungen in Lima, New York (Manhattan) und London. [1] 1882 erfolgte der Umzug nach Alfeld in die Kalandstrasse. Später fortgeführt von Hermann Ruhe und Hermann Ruhe jr. bis 1993 die Firma in Alfeld in Konkurs ging.
Hohenbüchen
Hohenbüchen liegt zwischen dem Hils und dem Reuberg. Hier leben ungefähr 600 Einwohner. Der Name des Dorfes stammt von drei hohen Buchen, welche einst auf der höchsten Erhebung des Dorfinneren standen. Später im Mittelalter wurde der Name von Hohenbuchen in Hohenbüchen geändert. Im Zeitraum um 1500 befand sich eine Burg in Hohenbüchen. Sie war Teil des Burgendreiecks mit Brunkensen und der Hohen Warte. Heute sind nur noch Überreste unter der Erde vorhanden.
Die Siedlungen der Hilsmulde, dazu gehört im nachfolgenden auch Hohenbüchen, gehörten - seit dessen Bestehen ab 815 - zum Bistum Hildesheim. Im 12. Jahrhundert tritt in der Hildesheimer Überlieferung das Adelsgeschlecht der Edelherren von Delligsen auf, das sich ab 1209 von Hohenbüchen (de Alta Fago) nannte und dort eine Burg als Zentrum ihrer Herrschaft errichtete. Diese Herrschaft Hohenbüchen umfaßte die westlichen Teile der Hilsmulde. Mit dem Aussterben dieses Geschlechts im 13. Jahrhundert fiel die Herrschaft Hohenbüchen an das Hildesheimer Dienstadelsgeschlecht von Rössing und durch Kauf Mitte des 14. Jahrhunderts an die Edelherren von Homburg bei Stadtoldendorf. Den Edelherren von Homburg gehörte auch die Vogtei Greene, zu der der östliche Teil der Siedlungen der Hilsmulde gezählt wurde.
Seit 1497 gehörten die Herrschaft Hohenbüchen und die Vogtei Greene endgültig zum Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel und - seit 1918 - zum Freistaat Braunschweig.
Mit der Reformation im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel 1568/69 wurde Hohenbüchen evangelisch-lutherisch.n der Frühen Neuzeit wurden die Dörfer der Hilsmulde vom Amt Greene aus verwaltet, bis im 19. Jahrhundert die Kreise und Amtsgerichtsbezirke eingerichtet wurden. Hohenbüchen gehörte zum Kreis Holzminden. Mit der Auflösung des Kreises Gandersheim während der Gebietsreform 1974 wurde Hohenbüchen als bisher selbständige Gemeinde dem Flecken Delligsen und somit dem Landkreis Holzminden zugeordnet.
Kaierde
Kaierde liegt im niedersächsischen Gebirgszug Hils, hat rund 1.000 Einwohner und ist umgeben von Feld- und Waldflächen.
Geschichte
Delligsen wird mehrfach als Disaldishusen bereits 850 in den Archiven im Kloster Corvey genannt, dass in der Nachbarschaft in Kaierde und Gerzen Güterbesitz erwarb.
Im Jahr 1007 wird die Eringaburg südlich von Delligsen in einer vom Bischof Bernward aus dem Bistum Hildesheim beauftragten Grenzbeschreibung erwähnt, die Bodenfunde deuten aber auf eine weit frühere Besiedlung hin.
Als Herren von Delligsen wird 1140 das von Corvey belehnte edelfreie Geschlecht genannt, dass seit dem 13. Jahrhundert sich nach seiner nahegelegenen Burg Hohenbüchen nannte. 1355 ging die Herrschaft an die Edelherren von Homburg über und ab 1409 an die Welfen.
1691 begann sehr früh die Industrialisierung des Ortes durch den Bau einer Papiermühle und ab 1735 die errichtete herzögliche Carlshütte, die die Wasserkraft des Flusses Wispe und das Holz aus dem Hils zur Verhüttung der dortigen Eisenerzen verwendete. Am 24. Mai 1736 wird die Friedrich-Carls-Hütte zu Delligsen zum Erzabbau und als Eisenhütte gegründet. 1871 Umfirmierung in Eisenwerke Carlshütte AG, 1895 wird die Verhüttung und 1896 der Eisenerzabbau eingestellt und der Betrieb beschränkt sich auf einen reinen Giessereibetrieb. Im Februar 1901 erfolgt der Konkurs infolge von Überschwemmungen. Weiterbetrieb als Braunschweigisch-Hannoversche Maschinenfabrik AG. Nach Fusion mit der Bernburger Maschinenfabrik firmiert die Carlshütte unter diesem Titel weiter. 1917 Umfirmierung in Maschinen- und Fahrzeugfabriken Alfeld/Delligsen. 1930 erneuter Konkurs des Betriebes. Die Carlshütte wird ab 1933 wieder als Alfelder Maschinen- und Apparatebaugesellschaft wieder in Betrieb genommen. 1938 übernimmt die Eisengiesserei August Engels in Velbert den Betrieb und hat 1944 über 1.200 Mitarbeiter. Ab April 1955 erfolgt eine gesellschaftlichen Neuordnung und die Carlshütte wird aus den Velberter August-Engels Werken ausgegliedert und firmiert unter Eisen-, Stahl- und Armaturenwerk Friedrich-Carl-Hütte Delligsen weiter. 1984 als FCH-Friedrich-Carl-Hütte GmbH Stahlgiesserei erfolgt mit 700 Mitarbeitern erneut der Konkurs der Hütte. Eine Landesbürgschaft von 500.000 DM zur vorübergehenden Fortführung der Produktion durch den Landeskreditausschuß des Landes Niedersachsen wurde abgelehnt.
Ab 1846 hatte Delligsen eine eigene Postexpedition.
Am 1. April 1974 wurde der Flecken Delligsen als Einheitsgemeinde aus den vormals selbständigen Gemeinden Ammensen, Delligsen, Kaierde und Varrigsen des nunmehr aufgelösten Landkreises Gandersheim und Hohenbüchen und Grünenplan des Landkreises Holzminden gebildet.
Im Dezember 1996 lebten 9.375 Einwohner in dem Flecken Delligsen.
Politik
Gemeinderat 2006-2011
- SPD 11 Sitze
- CDU 5 Sitze
- Unabhängigige Wählergemeinschaft (UWG) 4 Sitze
- WG Bürgerlich und Sozial Delligsen 1 Sitz
- ein fraktionsloser Sitz (Panitz)
Wappen
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Gemeindewappen
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Wappen Teilort Delligsen
Motiv 1 (oben links) Ortschaft Grünenplan Die silberne Tanne weist auf den Grünenplan umgebenden Tannenwald und dem sich hieraus ergebenden Fremdenverkehr hin. Der silbern dargestellte Glasbläser ist im Zusammenhang mit der Glaserzeugung im Hils in der Nähe Grünenplans zu sehen.
Motiv 2 (oben rechts) Ortschaft Delligsen Der blaue Hammer und der blaue Schlegel in Gold gekreuzt ist aus dem Wappen der ehemaligen Gemeinde Delligsen übernommen worden. Diese Abbildung soll zum Ausdruck bringen, dass die Entwicklung Delligsens mit dem früher im Hils betriebenen Erzbergwerk eng zusammenhängt. Bereits seit 1734 wurde in der in Delligsen von Herzog Carl gegründeten "Carls-Hütte" das im Hils gewonnene Erz verhüttet. Daraus entwickelte sich die eisenschaffende Industrie in Delligsen.
Motiv 3 (unten links) Ortschaft Hohenbüchen Der rote Bergfried in Gold auf grünem Dreiberg entstammt dem Wappen der ehem. Gemeinde Hohenbüchen und weist darauf hin, dass dort einmal die Burg der "Edelherren von Hohenbüchen" stand.
Motiv 4 (unten rechts) Mit diesem Motiv wird auf die ehemalige Zugehörigkeit der sechs Hilsorte zum früheren Herzogtum Braunschweig hingewiesen. Ein steigender gekrönter Löwe und die braunschweigischen Landesfarben "blau-gelb" bringen dieses zum Ausdruck.
Städtepartnerschaften
- Gatersleben in Sachsen-Anhalt seit 1990
- Grodzisk Wielkopolski (Polen) seit 2001
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Delligser Tennis Verein
- Im Herzen Delligsens befindet sich dieser kleine aber feine Tennisclub. Mit seinen zahlreichen, treuen Mitgliedern wird hier der ein- oder andere sportliche Wettkampf ausgetragen. Auch beim Feiern lassen sich die jungen Mitglieder nicht lumpen. Die alljährlichen Vereinsmeisterschaften werden von der legendären "Player's Night" gefolgt, die sich weit bis in die nächsten Morgenstunden hinzieht.
Himmelfahrt
- Das Fest der Feste um den sagenumwobenen Delligser Urgesteine n.e.V.; Im Kern geht es hierbei ums Wandern, Freunde treffen, Spass haben.
Heimatfest
- Delligsen feiert alle vier Jahre das mehrtägige Heimatfest inklusiver zahlreicher Umzüge und großem Festzelt. Das nächste Heimatfest findet im Mai 2008 statt.
Museen
- Erich-Mäder-Glasmuseum, Am Park 2 (Tourismuszentrum), 31073 Grünenplan
- Glasmacherhaus, Kirchtalstraße 13, 31073 Grünenplan
- Turmuhrenmuseum Delligsen, Rotestraße, 31073 Delligsen
- Heimatmuseum Delligsen, Rotestraße, 31073 Delligsen
- Dorfzimmer Kaierde, Hagentalstraße, 31073 Delligsen-Kaierde
Wallanlagen
- Wallanlage Eringa-Burg in Ammensen
- Ausgeprägtes Wall-Grabensystem in Delligsen
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
In Delligsen gibt es eine Grundschule und eine Realschule als Ganztagsschule. Hauptschüler nehmen im Schulverbund an der Schule in Duingen teil und das nächstgelegene Gymnasium befindet sich in Alfeld.
Quellen
Literatur
- Hugo Busch: Von Tafelmachern und Vogelhändlern. Grünenplan und Alfeld 1993.
- A. Reuter: 1100 Jahre Delligsen. Geschichte der Hilsmulde und des Ortes Delligsen, 1950