Bartgeier
Bartgeier | ||||||||||||||
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Wissenschaftliche Klassifikation | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Gypaetus barbatus |
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus), früher fälschlich Lämmergeier genannt, gehört zur Gattung (Gyptaeus) der Familie Greife.
Aussehen
Borstenartige Federn hängen dem Bartgeier über den Schnabel - einem Barte gleich. Wenn der Vogel aufgeregt ist, leuchtet ein auffällig roter Ring um seine Augen. Er hat lange, schmale Schwingen, die beim Gleiten leicht nach unten hängend gehalten werden, einen langer keilförmiger Schwanz, der deutlich größer als beim Steinadler ist. Er ist deutlich schmalflügeliger und langschwänziger als Gänsegeier und Steinadler. Junge Bartgeier sind dunkel, ausgewachsene haben eine orange-rötliche Körperunterseite und dunkelgraue Schwingen. Mit fünf bis sieben Jahren tragen die Bartgeier das erwachsene Federkleid.
Größe
Seine Flügelspannweite beträgt 2,5-3m, seine Körperlänge 110cm, sein Gewicht 4,5-7kg.
Lebensweise
Seine Lebenserwartung beträgt 30-40 Jahre und er wird mit 5-7 Jahren geschlechtsreif. Er brütet zwischen Januar und März, wobei die Eiablage zwischen Mitte Januar und Anfang Februar erfolgt. Die Brutdauerbeträgt 52 bis 58 Tage und die Nestlingszeit 110 bis 120 Tage. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, wobei jedoch immer nur ein Junges überlebt. Seine Nahrung besteht zu 80% aus Knochen von gefallenen Tieren und Aas.
Lebensraum
Typischer Lebensraum sind Bergregionen oberhalb der Waldgrenze sowie Schluchten. Er ist von den Pyrenäen über die Alpen, den Balkan, Korsika, Kreta und die Türkei bis hin zum Kaukasus und Himalaya verbreitet.
Geschichte
Lebte der Bartgeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch in einem Großteil des Alpenbogens, wurde er in weniger als hundert Jahren in den Alpen restlos ausgerottet. Der Bartgeier waren als bestialisches Wesen verschrien und die letzten Vögel wurden 1886 in der Schweiz (Visp VS), 1906 in Österreich und 1913 in Italien (Aosta-Tal) erlegt. Ein letztes Nest wurde zerstort.
In den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts erschien eine Wiederansiedlung möglich, denn es gab wieder große Mengen wild lebender Huftiere (Ungulata), die als Beute für den Bartgeier in Frage kamen. Dazu trat ein neues Gesetz in Kraft, das den Bartgeier schützte und die Anwendung von Strychnin in Ködern untersagte. Angeregt durch Zuchterfolge im Innsbrucker Alpenzoo seit 1973 bildete sich eine internationale Gruppe mit dem Ziel der Wiederansiedlung des Bartgeiers durch Auswilderung in den Alpen.
1986 wurde im Rauriser Krumltal (Nationalpark Hohe Tauern) der Versuch der Auswilderung in Gefangenschaft geborener junger Bartgeier gestartet. Dafür wurden etwa 10 Wochen alte noch flugunfähige Jungtiere in einem künstlichen Horst ausgesetzt und bis zum Erstflug mit ca. 4 Monaten ohne Menschenkontakt gefüttert. Danach wird noch solange Futter im Gelände angeboten, bis die jungen Geier selbsständig ernähren können.
Wegen des Erfolges kamen in den folgenden Jahren noch weitere Freilassungsplätze in den Nationalparks Hochsavoyen, Mercantour (Frankreich), Stilfser Joch (Italien) und im Schweizer Nationalpark sowie in den Seealpen (Italien) dazu. Bis im Herbst 2002 waren ins gesamt 114 junge Bartgeier ausgesetzt worden, von denen rund 80 in den Alpen überlebt haben.
Junggeier aus Gefangenschaftszucht entwickelten sich problemlos zu selbsständig überlebensfähigen Individuen. Die Überlebensrate war höher als erwartet und liegt bei etwa 70 Prozent. Die Vögel finden nach wie vor gute Lebens- und Brutbedingungen in den Alpen.
Der erste Brutversuch fand 1997 in der Haute-Savoie statt. Seither hat das sehr fruchtbare Paar vier weitere Male erfolgreich Junge aufgezogen. Bis heute (2002) haben insgesamt 8 Paare in den Alpen gebrütet, sechs davon erfolgreich Die anderen Paare, die sich gefunden haben, setzten weitere 16 junge Bartgeier in die Welt. 2002 wurden sechs Jungvögel in den Alpen geboren, drei in Italien und drei in Frankreich.
Der erste 1997 in Hochsavoyen geborene Vogel ist jetzt geschlechtsreif und ein Nisten der zweiten Generation ist in den nächsten ein bis zwei Jahren möglich. 15% der aktuell 80-90 in den Alpen lebenden Bartgeier stammen schon aus Freilandbruten. Die Freilassung soll in den nächsten Jahren auslaufen. Noch intensiver als bisher soll für eine natürliche Verwertung abgestürzter Weidetiere durch Aasfresser geworben werden.