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Oscar Niemeyer

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Oscar Niemeyer

Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho (* 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer Architekt. Er gilt als Wegbereiter der modernen brasilianischen Architektur. Niemeyer entwarf die brasilianische Hauptstadt Brasília, die 1987 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Biografie

Oscar Niemeyer ist der Sohn deutschstämmiger Eltern. Er schloss 1934 sein Studium an der Nationalen Schule der Schönen Künste in Rio de Janeiro ab und arbeitete im Anschluss mit einem brasilianischen Architektenteam zusammen mit Le Corbusier am neuen Ministerium für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro. 1945 schloss er sich der brasilianischen Kommunistischen Partei (Partido Comunista do Brasil) an. In den Jahren 1947 bis 1953 war er der Vertreter Le Corbusiers im Planungsgremium der UNO für das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City. Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier sollte sein späteres Schaffen stark beeinflussen.

Niemeyer setzte früh fast ausschließlich auf Beton als Baumaterial. Er wurde berühmt durch seine futuristische und plastische Formensprache mit kurvenreichen, weichen Konturen, die stets ein ausgewogenes Verhältnis zwischen freiem Raum und Volumen einhält. Der Orthogonalität vieler seiner Kollegen schwor er fast vollständig ab. Seine kühnen und unkonventionellen Entwürfe begründeten sein Ansehen als einer der wichtigsten Vertreter und Erneuerer der architektonischen Moderne.

Am bekanntesten sind seine Entwürfe für den Bau der brasilianischen Planhauptstadt Brasília zwischen 1957 und 1964. Alle öffentlichen Gebäude in der auf dem Reißbrett geplanten Stadt stammen aus seiner Hand. 1987 wurde Brasília von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

1966, zwei Jahre nach der Machtergreifung durch die Militärs im Jahre 1964, ging er wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei nach Frankreich ins Exil. Ende der 1960er Jahre konnte er seine Arbeit in Brasilien fortsetzen. Er lehrte unter anderem an der Universität von Rio de Janeiro, kehrte jedoch erst nach der Generalamnestie von 1979 im Jahr 1982 ganz nach Brasilien zurück. Während seiner Jahre im Exil erbaute er unter anderem die Zentrale der Parti communiste français in Paris, das Haus der Kultur in Le Havre und das Verlagshaus von Mondadori in Mailand.

Oscar Niemeyer ist auch mit 100 Jahren noch als Architekt tätig und konzipierte mehr als 600 erbaute Gebäude.

Privatleben

Niemeyer heiratete 1938 Annita Baldo, die 2004 verstarb. Aus der Ehe stammt die Tochter Ana Maria. Am 16. November 2006, einen Monat vor seinem 99. Geburtstag, heiratete er seine 38 Jahre jüngere Sekretärin Vera Lucia.

Werke (Auswahl)

Realisierte Projekte

Edifício Copan – São Paulo
Kongressgebäude („Congresso Nacional“) – Brasília
Datei:109-0979 IMG.JPG
Kathedrale von Brasilia
Casino in FunchalMadeira
Museu de Arte Contemporânea, Niterói
Städtische Bibliothek von Duque de Caxias

Oscar Niemeyer zählt zu den schaffensreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Mehr als 600 Projekte wurden von ihm verwirklicht. Sein Werk teilt Niemeyer selbst in fünf Perioden: Pampulha, Pampulha bis Brasília, Brasília, Bauten in Übersee (Paris, Mailand usw.) und Spätwerke. Etliche Bauten gelten als Architekturikonen der Moderne.

Nicht realisierte Projekte

  • Freizeitbad in Potsdam – 2007 (wird endgültig nicht gebaut)

Auszeichnungen (Auszug)

Zitate

Der rechte Winkel zieht mich nicht an, und auch nicht die gerade, harte inflexible Linie, die der Mensch geschaffen hat. Was mich anzieht, ist die freie und sinnliche Kurve, die ich in den Bergen meines Landes finde, im mäandernden Lauf seiner Flüsse, in den Wolken des Himmels, im Leib der geliebten Frau. Das ganze Universum ist aus Kurven gemacht. Das gekrümmte Universum Einsteins.

Oscar Niemeyer, 1996 [1]

Man muss gegen die funktionalistische Architektur ankämpfen, die sich des armierten Betons bedient, um rechtwinklige und öde Räume zu gestalten.

Oscar Niemeyer [1]

Die Architektur besteht aus Traum, Phantasie, Kurven und leeren Räumen.

Oscar Niemeyer [1]
Über Niemeyer

Nie wieder wird die Zukunft so gut aussehen wie mit den Bauten des Brasilianers.

Der Spiegel, 2007 [2]

Literatur

  • Oscar Niemeyer: Curves of Time. The Memoirs of Oscar Niemeyer. Phaidon Press, 2000, ISBN 0-7148-4007-6
  • Ingeborg Flagge, Paul Andreas: Oscar Niemeyer. Eine Legende der Moderne / A Legend Of Modernism. Edition Deutsches Architekturmuseum/Birkhäuser Verlag, Basel 2003, ISBN 3-7643-6992-2
  • Alan Hess: Oscar Niemeyer. Häuser. DVA, München 2006, ISBN 3-421-03580-6
  • Christian Hornig: Oscar Niemeyer. Bauten und Projekte. Ernst und Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-7879-0213-9
  • David Kendrick Underwood: Oscar Niemeyer and the Architecture of Brazil, Rizzoli 1994, ISBN 0-8478-1687-7
  • Jan Op Gen Oorth: Oscar Niemeyer – Architekt der Moderne. In: Tópicos – Deutsch-Brasilianische Hefte. 43. Jg., Nr. 2, 2003, S. 42–45, ISSN 0949-541X (PDF; 0,23 MB)
  • Heike Werner: Rio de Janeiro für Architekten. München 2003, ISBN 3-00-012540-X

Quellen

  1. a b c aus: Oscar Niemeyer: Paroles d'Architecte, Mailand 1996, herausgegeben (und übersetzt) von: Robert Schediwy: Städtebilder, LIT Verlag, Wien 2005, S. 50 ff.
  2. Carmen Stephan: „Die Leute brauchen Schönheit“, Der Spiegel, 10. Dezember 2007
Zum 100. Geburtstag