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Russland

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Nationalflagge Russlands: Querstreifen, Weiß-Blau-Rot

Wappen Russlands
(Details) (Details)
Amtssprache Russisch, Sprachen der Nationalitäten in den Teilrepubliken
Hauptstadt Moskau
Staatsform Präsidialrepublik
Präsident Wladimir Putin
Ministerpräsident Michail Fradkow
Fläche 17.075.400 km²
Einwohnerzahl 147.000.000 (Stand 2003)
Bevölkerungsdichte 8 Einwohner pro km²
Gründung 12. Juni 1990 (Ausrufung)
26. Dezember 1991 (Zusammenbruch der Sowjetunion)
Währung Rubel
Zeitzone MEZ +2 bis +12
Nationalhymne Hymne der Russischen Föderation
Kfz-Kennzeichen RUS
Internet-TLD .ru
Vorwahl +7

Russland (russisch Россия), bzw. Russische Föderation (russisch Российская Федерация) - beide Bezeichnungen sind gleichwertig -, ist eine Bundesrepublik in Ost-Europa und Asien. Es ist der flächenmäßig größte Staat der Erde. Sein Gebiet umfasst große Teile von Osteuropa und Nordasien. Der alte ostslawische Name für das Gebiet des europäischen Russlands war Rus (siehe Kiewer Rus), der davon abgeleitete mittelalterliche lateinische Name war Ruthenia, in latinisierter slawischer Version Russia (ab dem frühen 18. Jahrhundert Rossija).

Wörtlich übersetzt bedeutet Rossijskaja Federazija ‚Russländische Föderation‘ (von Rossija ‚Russland‘). Man hat bewusst nicht Russkaja Federazija (‚Russische Föderation‘) als Staatsbezeichnung gewählt, um auch die nicht-russischen Ethnien einzubeziehen. Ist von dem russischen Volk oder der russischsprachigen Kultur die Rede, spricht man daher im Russischen von russkij (m)/russkaja (f)/russkoje (n) (‚russisch‘). Ist dagegen von den Staat Russland betreffenden Sachverhalten die Rede, verwendet man das Adjektiv rossijskij (m)/rossijskaja (f)/rossijskoje (n).

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Russlands

Die früheste Geschichte des eigentlichen, europäischen Russlands (für die Geschichte des asiatischen Teils, siehe Geschichte Sibiriens) ist im Norden geprägt von finno-ugrischen Völkern und Balten, und im Süden von den indogermanischen Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerier, Skythen, Sarmaten und Alanen; später kamen hier noch Griechen, Goten, Hunnen und Awaren hinzu. In der Mitte, zwischen Dnjepr und Bug, fand die Ethnogenese der slawischen Völker statt, die sich ab dem 6. Jahrhundert auch nach Norden und Osten auszudehnen begannen.

Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse, gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen Vorbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der "Kiewer Rus" mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet und an der Wolga waren hingegen Reiche der aus Asien eingeströmten Turkvölker der Chasaren und Wolgabulgaren entstanden, mit denen die Rus Handel trieben, aber auch mehrfach Kriege führten. Intensive Kontakte mit dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 zur orthodoxen Christianisierung der Kiewer Rus.

Großfürstentum Moskau

Im 12. Jahrhundert begann die Kiewer Rus zu zerfallen, was es den ab 1223 einfallenden Mongolen erleichterte, die zerstrittenen russischen Fürstentümer zu unterwerfen. Die Goldene Horde beherrschte nun für zwei Jahrhunderte einen großen Teil Russlands, ein anderer Teil wurde dem Großfürstentum Litauen eingegliedert. Das Großfürstentum Moskau konnte sich schließlich von der mongolischen Fremdherrschaft befreien, und Großfürst Iwan IV. ließ sich 1547 zum ersten "Zaren der ganzen Rus" krönen. Unter seiner Herrschaft begann auch die Eroberung Sibiriens, die russische Kosaken erstmals im 17. Jahrhundert bis an den Pazifik brachte.

An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das teilweise in mittelalterlichen Strukturen erstarrte russische Reich westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. Zarin Katharina die Große ging Peters Weg weiter und betrieb konsequent Expansionspolitik, im Laufe derer sie die Schwarzmeerküste von den Türken eroberte (siehe Türkenkriege) und sich an den Polnischen Teilungen beteiligte. 1812 fielen Napoleons Truppen in Russland ein und eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Bald darauf zog Zar Alexander I. als "Retter Europas" in Paris ein. Russland war nun die führende Macht in Europa und erlebte ein goldenes Zeitalter.

Ab 1825 gab es im unzufriedenen Volk und bei der Intelligenzija immer wieder Unruhen und Attentate (siehe Dekabristen), und in den 1860er Jahren kam es endlich zur Aufhebung der Leibeigenschaft. Trotz erheblicher Industrieproduktion (Stahl, Kohle, Öl, Militärbedarf) geriet Russland immer mehr ins Hintertreffen gegenüber den westeuropäischen Großmächten. Die Industrialisierung drang nicht in die ländlichen Provinzen des Riesenreichs vor, und mangelnde Infrastruktur, die Armut der Arbeiter und Bauern und die fehlende Demokratisierung bereiteten große Probleme, wie das Zarenreich erstmals im Krimkrieg und schließlich 1905 bei der Niederlage gegen Japan schmerzlichst erfahren musste. Allerdings war Zar Nikolaus II. anscheinend unfähig aus diesen Fehlern zu lernen, wirkliche Reformen blieben aus. Ein weitgehend funktionsloses Parlament, die Duma, das er notgedrungen genehmigt hatte, ließ er kurze Zeit später wieder auflösen.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erfasste das Land neuerlich eine patriotische Welle. Die anfänglichen Erfolge, vor allem gegen Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich, wurden jedoch bald abgelöst von einem zermürbenden Stellungskrieg, bis schließlich 1917 die Moral der russischen Soldaten nachgab und die Front zusammenbrach. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die desolate Versorgungslage waren die Ursachen, und der Zar wurde zum Abdanken gezwungen. Eine bürgerliche Regierung unter Kerenski kam an die Macht, der bald darauf die von Lenin und den Bolschewiki initiierte Oktoberrevolution ein Ende machte. Im darauf folgenden Bürgerkrieg zwischen roten und weißen Kräften, der Millionen Menschen das Leben kostete, gingen die Kommunisten als Sieger hervor. Im Laufe des Bürgerkriegs verlor Russland 1920 Teile Weißrusslands und der Ukraine (="Ostpolen") an Polen. Aus Russland wurde unter Einbeziehung der vorherigen russischen Kolonie Sibirien die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), die den wichtigsten Teil der Sowjetunion darstellte.

Am 30. Dezember 1922 wurde der Zusammenschluss aller sowjetischen sozialistischen Republiken zur UdSSR beschlossen und eine staatlich kontrollierte Wirtschaftspolitik ausgerufen. Die Sowjets wurden als Eigentümer von Boden und Produktionsmitteln erklärt. Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, im dem sich Josef Stalin gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror gegen seine Widersacher. Seit 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahresplänen unterworfen, die Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes, vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert.

Im August 1939 unterschrieb Stalin einen geheimen Nichtangriffspakt mit Hitler und sicherte sich die Eingliederung der ostpolnischen Gebiete, des Baltikums und Bessarabiens. Nach dem Überfall Deutschlands auf Russland am 22. Juni 1941 trat Russland an der Seite der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg (in Russland Großer Vaterländischer Krieg genannt) ein. Große Teile der westlichen Landesteile wurden verwüstet, bei der Belagerung Leningrads verhungerten über eine Million Zivilisten. Die Rote Armee fügte den deutschen Truppen bei Moskau, Stalingrad und Kursk schwere Niederlagen zu. Zu Ende des Krieges eroberten und besetzten sowjetische Truppen schließlich japanisches Gebiet im Fernen Osten (Mandschurei, Karafuto, Korea und die Kurilen). 1945 bekam die RSFSR nach dem Potsdamer Abkommen das nördliche Ostpreußen, die heutige Oblast Kaliningrad, hinzu. Daneben gewann es das südliche Sachalin und die Kurilen von Japan. Nach Ende des Krieges, aus dem die UdSSR als Siegermacht hervorging, entfremdete sich die Sowjetunion jedoch zunehmend von den Alliierten und sicherte sich großen Einfluss auf die angrenzenden Länder Polen, Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien sowie auf Bulgarien und die DDR, zeitweise auch auf Albanien. In diesen Ländern blieben Hunderttausende sowjetische Soldaten stationiert. Der Kalte Krieg dominierte bis 1989 die Weltpolitik.

1957 schenkte Nikita Chruschtschow die bis dahin russische Halbinsel Krim der Ukraine.

Russland hat im Jahre 1991 als größte ehemalige Sowjetrepublik das Erbe der Sowjetunion angetreten. Siehe hierzu auch Auflösung der UdSSR.

Unter Boris Jelzin befand sich Russland in einer sehr instabilen Phase des wirtschaftlichen Niedergangs. Nach dem Amtsantritt Wladimir Putins 2000 stabilisierte sich die politische und wirtschaftliche Lage vorerst jedoch. Ein international beachteter Konfliktherd bleibt jedoch die Situation in der abtrünnigen Republik Tschetschenien, die zunehmend auch auf das restliche Land ausstrahlt.

Aufgrund des Anschlages auf eine Schule im südrussischem Beslan, das nach den aus Moskau gesteuerten Präsidentschaftswahlen in Tschetschenien von tschetschenischen Terroristen verübt wurde, wobei hunderte Schüler gestorben sind, wurden von Präsident Putin Maßnahmen zur Stärkung der Terrorabwehr eingeleitet, die nach Meinung vieler westlicher Medien und Politiker die demokratischen Strukturen in Russland unterhöhlen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die russische Demokratie weiter- oder zurückentwickeln wird.

Geographie

Nachbarländer und Meere

Russland grenzt (entgegen dem Uhrzeigersinn) an Norwegen, Finnland, die Ostsee, Estland, Lettland, Weißrussland, die Ukraine, das Schwarze Meer, Georgien, Aserbaidschan, das Kaspische Meer, Kasachstan, China (erster, etwa 50 km langer Grenzabschnitt), die Mongolei, China (zweiter, knapp 2.000 km langer Grenzabschnitt), Nordkorea (8 km lange Grenze), den Pazifischen Ozean und an das Nordpolarmeer. Die Exklave Kaliningrad grenzt an Litauen und Polen und ist wie das Mutterland Ostsee-Anrainer.

Großlandschaften

Russland gliedert sich geographisch hauptsächlich in diese Großlandschaften auf (West-Ost-Richtung):

Flüsse & Ströme

Die Newa bei Sankt Petersburg

Die wichtigsten Flüsse und Ströme sind (alphabetisch sortiert; die bedeutsamsten Flüsse sind fett gedruckt):

Amur, Angara, Bureja, Chor, Dnjepr, Don, Düna, Indigirka, Irtysch, Jenissei, Kama, Kolyma, Kuban, Lena, Memel, Moskwa, Newa, Ob, Oka, Petschora, Pregel, Seja, Selenga, Tobol, Tschulym, Tunguska: Steinige & Untere Tunguska, Ural, Ussuri, Wjatka, Wolchow, Wolga.

Gebirge

Die Gebirge sind (alphabetisch sortiert):

Altai, Baikalgebirge, Chibinen, Kaukasus, Kolymagebirge, Putoranagebirge, Sajangebirge, Stanowojgebirge, Stanowojhochland, Tannu-ola-Gebirge, Tscherskigebirge, Ural, Werchojansker Gebirge.

Städte & Inseln

Die größten Städte Russlands sind Moskau (8,64 Mio.), Sankt Petersburg (4,66 Mio), Nowosibirsk (1,4 Mio), Nischni Nowgorod (1,35 Mio), Jekaterinburg (1,26 Mio), Samara (1,16 Mio) und Omsk (1,15 Mio).

Siehe auch:

Klima

Datei:Klima moskau.png
Klimadiagramm Moskau
Datei:Klima jekaterinburg.png
Klimadiagramm Jekaterinburg
Datei:Klima novosibirsk.png
Klimadiagramm Nowosibirsk
Datei:Klima bomnak.png
Klimadiagramm Bomnak

Große Teile des Landes sind vom Kontinentalklima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern geprägt. Die vier Klimastationen Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk und Bomnak liegen alle etwa auf 55° nördlicher Breite von West nach Ost. An ihnen lässt sich die zunehmende Kontinentalität mit immer ausgeprägteren Differenzen zwischen dem wärmsten und kältesten Monat des Jahres gut erkennen. Im Nordosten Sibiriens liegt der Kältepol der Nordhalbkugel.

Die Klima- und Vegetationszonen verlaufen in Russland weitgehend breitenkreisparallel, so dass stark schematisiert folgende Nord-Süd-Abfolge entsteht:

Klimazone
Klima
Vegetationszone Verbreitung
Polare Zone
Eisklimate
Kältewüste Inseln im Nordpolarmeer, nördlicher Teil der Taimyr-Halbinsel
Tundrenklimate Kältesteppe (Tundra) 200-800 km breite Zone nördlich des Polarkreises, im Mittelsibirischen Bergland nördlich 70° nördlicher Breite
Gemäßigte Zone
Kaltgemäßigte Klimate
borealer Nadelwald, in Sibirien "Taiga" 1000-2000 km breite Zone nörlich der Linie Sankt Petersburg - Ufa - Irkutsk - Sachalin
Kühlgemäßigte Klimate sommergrüner Laub- und Mischwald im europäischen Russland das Dreieck St. Petersburg - Odessa - Ufa, in Westsibirien der Streifen Tscheljabinsk - Krasnojarsk; Amur-Gebiet
Trockenklimate der mittleren Breiten winterkalte Steppe
winterkalte Halbwüste
am Unterlauf von Don und Wolga, Nordkaukasus
Kaspische Senke
Subtropische Zone
Mittelmeerklima
Hartlaubwald Schwarzmeerküste zwischen Noworossisk und Krim


Karte Russlands Lage von Russland

Verwaltung

Die höchste Ebene der Verwaltung sind sieben Föderationskreise. Diese teilen sich wiederum auf in 89 Subjekte der Verwaltung mit unterschiedlicher Autonomie: 21 autonome Republiken, 6 Regionen (Krajs), 49 Oblaste, 2 Städte mit Subjektstatus, 1 Autonomes Gebiet und 10 autonome Kreise.

Details siehe Verwaltungsgliederung Russlands

Politik

Russland bildete früher die mit Abstand größte und in jeder Hinsicht dominierende Teilrepublik der Sowjetunion und ist seit deren Auflösung im Dezember 1991 unabhängig. Mit Zustimmung der restlichen ehemaligen Sowjetrepubliken ist Russland Rechtsnachfolger der ehemaligen Sowjetunion. Nach einer Ära der Unsicherheit gewann Wladimir Putin im März 2000 die Präsidentschaftswahlen mit 52,94 Prozent der Stimmen. Ausgestattet mit einer großen Machtfülle stabilisierte er das Land, allerdings oft auf Kosten der Meinungs- und Pressefreiheit. Russlands politisches System gilt deshalb als defekte Demokratie. Es ist mit Weißrussland in der Russisch-Weißrussischen Union verbunden. Mit Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan bildet Russland ein militärisches Verteidigungsbündnis, der so genannte Rat für kollektive Sicherheit.

Siehe auch: Medien in Russland, GUS

Präsidentschaftswahlen 2004

Im März 2004 kam es kurz vor den Präsidentschaftswahlen zu einer Neubildung der russischen Regierung. Präsident Wladimir Putin ernannte den bisherigen Botschafter bei den Vereinten Nationen, Sergej Lawrow, zum neuen Außenminister. Der frühere Außenminister Igor Iwanow wurde zum Sekretär des russischen Sicherheitsrates bestellt.

Pressefreiheit

Immer wieder wird die Pressefreiheit im Land kritisiert. Sie sei von der Regierung eingeschränkt, wie die mehrjährigen Gefängnisstrafen von Kritikern wie Grigori Pasko und Igor Sutjagin belegten. Nach den Anschlägen in Beslan wurde die Pressfreiheit weiter modifiziert.

Bevölkerung

Auferstehungskirche in Sankt Petersburg

Russland ist ein Vielvölkerstaat. So leben neben den Russen, die mit 81,5 % die Mehrheit der Bevölkerung stellen, noch fast 100 andere Völker auf dem Gebiet des Landes. Größere Minderheiten sind die Tataren, die Tschuwaschen, die Baschkiren, die Ukrainer und andere. Zu den kleineren Minderheiten zählen beispielsweise die Mescheten. Sie sprechen meistens Sprachen aus dem Kreis der finno-ugrischen Sprachen, Turksprachen oder mongolische Sprachen. Für die nicht-russischen Völker wurden Republiken mit weitgehender Autonomie errichtet. Ohne eigene autonome Republik leben 400.000 Polen zerstreut über ganz Russland. In den letzten Jahren erlebt Russland einen Bevölkerungsrückgang. Dennoch ist Russland eines der wichtigsten Einwanderungsländer der Welt. Herkunftsländer sind hierbei vor allem die ärmeren, südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens und des Kaukasus. Eine bedeutende Rolle unter den Einwanderern spielen Russen, die während der Sowjetzeit in anderen Teilrepubliken angesiedelt wurden und nun mit ihren Familien nach Russland zurückkehren.

Russisch ist die einzige Amtssprache, jedoch sprechen die einzelnen Republiken oftmals ihre Muttersprache als zweite Amtssprache. Das kyrillische Alphabet ist die einzige offizielle Schrift, d. h. diese jeweiligen Sprachen sind in Kyrillisch niederzuschreiben. Die russisch-orthodoxe Kirche bildet die beherrschende christliche Gruppe in der Föderation; zu anderen Religionen zählen der Islam, verschieden protestantische Richtungen, (darunter die ELKRAS) die katholische Kirche, der Buddhisten und das Judentum.

Verkehr

Datei:Transsib gr.png
Transsibirische Eisenbahn

Mit Abstand wichtigster Verkehrsträger in Russland ist die Eisenbahn, wichtigste Verkehrsachse ist die Transsibirische Eisenbahn (rote Linie in der Graphik) von Moskau nach Wladiwostok. Parallel dazu wurde Ende des 20. Jahrhunderts zur Erschließung des fernen Ostens Sibiriens die sogenannte Baikal-Amur-Magistrale (BAM, grüne Linie in der Graphik) vom Baikalsee zum Fluss Amur gebaut. Durch diese beiden und die abzweigenden Strecken wird das Land in West-Östlicher Richtung erschlossen.

Zwischen den größten Städten Moskau und Sankt Petersburg pendelt seit wenigen Jahren ein Hochgeschwindigkeitszug.

Der Straßenverkehr hat vor allem im europäischen Teil Russlands Bedeutung für den Regionalverkehr innerhalb der Föderationssubjekte, der Luftverkehr ist in den nördlichen Gebieten wichtig, in denen verkehrsfeindliches Klima und ebensolche Gegebenheiten herrschen. Erst seit kurzem (2003) existiert eine durchgehende Straßenverbindung von der Ostsee zum Pazifik.

Wichtige Wasserstraßen sind die Wolga, die Kama, die Nischni Nowgoroder Oka, die Wjatka, der Don und die Kanäle, die diese Flüsse miteinander verbinden. Für den Verkehr zwischen dem russischen Kernland und der Exklave Kaliningrad ist der Fährverkehr sowie die Korridor-Eisenbahnverbindung durch Litauen und Weißrussland von Bedeutung.

In einem so großen Land kommt der Luftfahrt eine besondere Bedeutung zu. Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen außer Moskau auch andere russische Städte an, innerrussische Verbindungen werden allerdings immer noch häufig von der Aeroflot angeboten. Es gibt heute auch noch andere russische Fluggesellschaften, so zum Beispiel Pulkowo oder KMV.

Siehe auch: Kfz-Kennzeichen (Russland), Wikipedia:WikiProjekt Russische Luftfahrt

Wirtschaft

Der Hauptteil des Bruttoinlandsproduktes wird durch den Reichtum an Bodenschätzen erwirtschaftet. Hierbei sind vor allem Erdöl und Erdgas, Metalle (Nickel, Platin, Gold unter anderem ) sowie Uran, Kobalt und Diamanten zu nennen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion fiel die verarbeitende Industrie (Maschinenindustrie, Autoindustrie) in eine tiefe Krise. Seit einigen Jahren geht es aber mit diesem Industriezweig wieder bergauf, nachdem sich die russischen Erzeugnisse als einfacher und preiswerter als westliche Konkurrenzprodukte profilieren konnten und so Märkte v.a. in der GUS wiedererschlossen wurden und neue Märkte in Asien gefunden wurden. Einer der wichtigsten Handelspartner ist Deutschland, das unter anderem den Großteil seines Erdölbedarfs aus Russland bezieht. Russlands Anteil am gesamten Welthandel ist jedoch vergleichsweise gering und beträgt etwa 2 % (vergleichbar mit dem Anteil Singapurs).

Wirtschaftliche Rahmendaten

Seit dem Machtantritt Präsident Putins erlebt Russland eine wirtschaftliche Erholung mit einem Wachstum, das seit dem Jahr 2000 weit über dem der EU-Länder liegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im ersten Halbjahr 2004 gegenüber der gleichen Zeitspanne 2003 um 7,4 Prozent. Die Investitionen hatten sich um 12,6 Prozent und das Realeinkommen der Bevölkerung um 9,8 Prozent vergrößert. Die Verbraucherpreise stiegen um 6,1 Prozent.

Der "Fall Jukos"

Für weltweites Aufsehen sorgte im Jahr 2004 der "Fall Jukos". Der Geschäftsführer des mächtigen privaten Ölkonzerns wurde wegen Steuervergehen inhaftiert. Die russische Regierung fordert Steuernachzahlungen in Milliardenhöhe. Während Kritiker von Russland dem Land vorwerfen, man wolle den neuen Machtfaktor Privatwirtschaft brechen und daran ein Exempel statuieren, wenden Befürworter ein, es könne nicht angehen, dass Jukos dem Staat die Steuern nicht zahlt, außerdem sei der Konzern mit mafiösen Strukturen entstanden.

Siehe auch: Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft, Tourismus in Russland

Kultur

Pjotr Iljitsch Tschaikowski

Russland ist wie Deutschland ein Land der Dichter, Denker und Komponisten. In Russland werden die großen Schriftsteller und Komponisten verehrt wie Ikonen und Propheten.

Literatur

Zu den russischen Schriftstellern von Weltrang gehören: Lew Tolstoi (Krieg und Frieden), Fjodor Dostojewski (Schuld und Sühne), Alexander Puschkin (Eugen Onegin), Nikolai Gogol (Die toten Seelen), Iwan Turgenew (Väter und Söhne), Anton Tschechow (Die Möwe), Michail Lermontow (Ein Held unserer Zeit), Maxim Gorki (Nachtasyl), Iwan Bunin (Ein unbekannter Freund), Vladimir Nabokov (Lolita), Michail Bulgakow (Der Meister und Margarita), Michail Scholochow (Der stille Don), Boris Pasternak (Doktor Schiwago) und Alexander Solschenizyn (Archipel Gulag) (siehe auch: Russische Literatur).

Musik

Bedeutende russische Komponisten sind Peter Tschaikowski, Modest Mussorgski, Alexander Borodin, Nikolai Rimski-Korsakow, Michail Glinka, Alexander Glasunow, Sergei Rachmaninow, Alexander Skrjabin, Igor Strawinski, Sergei Prokofjew und Dmitri Schostakowitsch. Weitere bekannte Komponisten sind Anatoli Ljadow, Michail Ippolitow-Iwanow, Mili Balakirew, César Cui, Anton Rubinstein, Alexander Dargomyschski, Wassili Kalinnikow, Anton Arenski, Reinhold Glière, Nikolai Mjaskowski, Dmitri Kabalewski und Alfred Schnittke.

Russland brachte auch einige der wichtigsten europäischen Filmregisseure hervor, beispielsweise Sergei Eisenstein und Andrei Tarkowski (siehe auch: Russische Filmgeschichte).

Architektur

Sophienkathdrale im Nowgoroder Kreml: das zweitälteste erhaltene Gebäude einer russisch-orthodoxen Kirche

Die frühe Architektur Russlands orientiert sich an der des Byzantinischen Reichs: frühe Sakralbauten orientieren sich wie die byzantinischen am griechischen Kreuz, das von fünf Kuppeln gekrönt wird. Beispiele hierfür sind die Sophienkathedrale in Nowgorod oder die Kirche Sankt Demetrios in Wladimir.

Ein eigenständiger russischer Stil entwickelte sich wahrscheinlich erst im Bereich der Holzbauten, von denen aufgrund des Baumaterials aber keine Bauten erhalten sind, die älter als das 17. Jahrhundert sind. Die Kirchen, die daraus entstanden zeichnen sich durch eine einfachere zentrale Anlage und einen großen oktagonalen Mittelturm aus. Diese wurden im Laufe der Zeit immer dekorativer ausgestaltet. Ein berühmtes Beispiel ist die Basiliuskathedrale auf dem Moskauer Roten Platz von 1555.

Westeuropäische Einflüsse breiteten sich mit dem Barock aus. Der russische Barock. Barockeinflüsse begannen sich Ende des 17. Jahrhunderts in Russland zu zeigen (Kirche der Mutter Gottes von Wladimir in Moskau).

Datei:KH vom garten.JPG
Katherinenhof, Gartenansicht

Ihren Durchbruch erreichte sie jedoch in der von Zar Peter I. gegründeten Stadt Sankt Petersburg. Europäische Architekten wie Schlüter oder Domenico Trezzini kamen nach Russland, sie bauten Gebäude wie das Menschikow-Palais oder die Peter-Pauls-Festung.

Architektur von Weltniveau erreichten die Baumeister unter Katharina II.. Bartolomeo Francesco Rastrelli. Die Paläste wie der Winterpalast in St. Petersburg, der große Palast in Peterhof oder der große Palast in Katharinenpalast zeigen an den Fassaden einen großen und gewaltigen Rokoko-Stil und sind im inneren exorbitant luxuriös ausgestattet.

Mit dem Klassizismus, der in Russland ungefähr zur selben Zeit einsetzte wie im restlichen Europa begannen erstmals originär russische Baumeister wie Iwan Jegorwitsch Starow eine herausragende Stellung einzunehmen. Die meisten Gebäude der Petersburger Innenstadt sind bis heute streng klassizistisch geprägt. E

Alexandra-Theater am Ende der Rossistraße

in Paradebeispiel dafür ist die Rossistraße, deren gesamte Anlage einschließlich der Häuser einem streng geometrischen Gesamtmuster folgt. In den Sakralbauten wie der Isaakskathedrale allerdings mischen sich klassizistische und traditionell russische Stilelemente.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren avantgardistische Strömungen in der gesamten russischen Kultur stark. Nach der Oktoberrevolution konnten ihre Verfechter diese kurze Jahre umsetzen. Beispielgebend ist hier El Lissitzky oder neuartige Prototypen für Wohnungsbau, Industriebau und für die öffentlich Verwaltung. Internationale Architekten wie Le Corbusier konnten in Moskau bauen.

Innerhalb weniger Jahre erfolgte ein traditioneller Rückschlag. Ins Monumentale gesteigerte klassiche Muster. Der stalinistische Zuckerbäckerstil begann vorherrschend zu werden, die Repräsentativität stand gegenüber künstlerischen Entwürfen kalr im Vordergrund.

Sport

Es gibt kein Land, das in so vielen Sportarten zur Spitzenklasse zählt wie Russland (speziell in den Kategorien Leichtathletik, Wintersport, Turnen/Gymnastik, Gewichtheben). Die Lieblingssportarten der Russen sind Eishockey, Handball, Basketball, Fußball (siehe auch: Fußball in Russland) und neuerdings auch Tennis. Die meisten Schachweltmeister und -Großmeister kommen aus Russland.

Alltagskultur

Teetrinken hat in Russland Tradition, was wie bei den Engländern auf die alten Handelsbeziehungen mit dem Orient und Asien zurückgeht. Wahrscheinlich lernten die Russen den Tee schon durch die Chasaren kennen. Daher auch das turksprachige Wort für "Tee" in der russischen Sprache: Tschai.

Militär

Hauptartikel: Russische Streitkräfte

Russland hat den von der Sowjetunion 1949 erlangten Status als Atommacht "geerbt" und verfügt heute nach den USA über die meisten Atomsprengköpfe.

Literatur



Siehe auch: Portal Osteuropa minnan:Lō·-se-a