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Conduit (Kapitalmarkt)

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Als Conduit wird eine Refinanzierungsstruktur bezeichnet, die mittels einer Zweckgesellschaft(oft auch als SIV bezeichnet) Forderungen wie beispielsweise langlaufende Kredite, Handelsforderungen oder extern geratete Wertpapiere einmalig oder revolvierend ankauft und diese über die Ausgabe von Geldmarktpapieren in international gängigen Währungen refinanziert. Diese Geldmarktpapiere können Wertpapiere mit kurzer Laufzeit (Asset Backed Commercial Paper, ABCP), oder Wertpapiere mit mittlerer Laufzeit (Medium Term Notes, MTN), sein.
Anfang Oktober 2006 betrug das Volumen der mittels Conduits begebenen ABCPs 993,1 Milliarden US-Dollar.[1]

Struktur

In einem Conduit werden meist verschiedene Programme verschiedener Kunden gebündelt. Dafür wird von jedem Kunden ein Pool von gleichen oder ähnlichen Aktiva zusammengefasst, dessen Historie und Werthaltigkeit im Rahmen der Strukturierung untersucht wird. Basierend auf der Ausfallhistorie und der damit zusammenhängenden Qualität der Aktiva wird ein prozentualer Anteil des Gesamtbetrages dieser Aktiva mittels Geldmarktpapieren refinanziert. Der somit verbleibende Abschlag wird als Overcollateralization bezeichnet.
Die arrangierende Bank stellt zusätzlich bonitätsverstärkende Fazilitäten im Rahmen des ABCP-Programms zur Verfügung, unter anderem in der Form von Liquiditätslinien, Letter of Credit oder Nachrangdarlehen. Die Höhe dieser Fazilitäten wird meist durch die Ratingagenturen festgesetzt, um das entsprechende Rating der begebenen Geldmarktpapiere zu erreichen. Die Fazilitäten werden meist bei kurzfristigen Absatzproblemen der CPs im Geldmarkt oder bei kurzfristiger Uneinbringbarkeit der Forderungen gezogen.



Anhand der nachfolgenden Grafik soll die grundlegende Conduit-Struktur noch einmal verdeutlicht werden:


--Waldner 13:08, 16. Dez. 2007 (CET)

Conduits deutscher Banken während der Subprime-Krise 2007

Die Subprime-Krise in den USA und die plötzliche Illiquidität der ABCP-Papiere und ABS-Anleihen brachten im Jahre 2007 die beiden Bankhäuser IKB Deutsche Industriebank und Sachsen LB in existenzbedrohende Krisen, da sie ihre angekauften Forderungen nicht mehr im Geldmarkt refinanzieren konnten.[2][3]

Einzelnachweise

  1. The ABCP Paper Trail, auf www.securitization.net.
  2. IKB-Krise verschärft sich, auf www.sueddeutsche.de (Süddeutsche Zeitung) vom 11. August 2007.
  3. Unternehmen droht Kreditklemme, auf www.handelsblatt.com (Handelsblatt) vom 20. August 2007.