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Schuhgröße

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Mit dem Begriff Schuhgröße, besser Schuhgrößen, ist sowohl die Schuhlänge als auch die Schuhweite gemeint. Aus Kostengründen (Produktion, Bevorratung usw.) wird bei niedrigpreisigen Schuhen jedoch häufig nur eine Einheitsweite angeboten, weshalb im allgemeinen Sprachgebrauch mit dem Begriff Schuhgröße gemeinhin die Schuhlänge gemeint ist.

Anforderungen an die Schuhlänge und Schuhweite

Füße gleicher Länge können bei unterschiedlichen Personen sehr verschiedene Breiten und Formen (li. quadratische, re. ägyptische Form) zeigen.

Füße bedürfen eines thermischen und mechanischen Schutzes, so dass sich in unseren Kulturkreisen die Fußbekleidung durch Schuhe als selbstverständlicher Teil der Gesamtbekleidung etabliert hat. Diese müssen gut passen, damit die Füße nicht krank werden sowie in ihrer Funktionalität und Leistungsfähigkeit nicht zusätzlich eingeschränkt werden (jeder Schuh stellt per se eine gewisse Einschränkung dar). Bei den mannigfaltigen Formen und Größen normaler Füße sind deshalb unterschiedlich geformte und unterschiedlich große Schuhe erforderlich. Seit Beginn der industriellen Schuhproduktion, bei der Schuhe für einen späteren Verkauf auf Vorrat produziert werden, werden folglich Schuhe auf unterschiedlich geformten Leisten und in unterschiedlichen Größen hergestellt, um damit zu gewährleisten, dass der spätere Käufer ein für seine Füße möglichst optimal passendes Schuhpaar findet. Um es dem Kunden zu erleichtern, ein passendes Paar zu finden, wurden die Schuhgrößen eingeführt.

Schuhlänge

Zu kurze Schuhe und durch sie verursachte Hammerzehen

Weil sich der Fuß bei der Schrittabwicklung im Moment des Abrollens nach vorne schiebt, ist die Innensohlenlänge im Schuh so zu bemessen, dass zusätzlich zur reinen Fußsohlenlänge ein zusätzlicher Freiraum vor den Zehen vorhanden ist. Diese Zugabe, so der Fachbegriff, beträgt etwa 15 Millimeter und ist bei der Wahl der richtigen Schuhlänge zu beachten. Beim Mondopoint-Schuhgrößensystem (siehe unten) wird diese Zugabe bereits bei der Schuhgrößenangabe mit berücksichtigt.

Die in der Praxis erforderliche Zugabe kann vom genannten Normalwert abweichen, da sie auch stark von der Schuhform und Absatzhöhe abhängig ist, ein Umstand, der bei Mondopointgrößenangabe ebenfalls seitens des Herstellers bereits berücksichtigt wird. Der tatsächlich erforderliche Freiraum in der Länge kann, um den Zehen den notwendigen Raum in der Vertikalen zu gewährleisten, zum Beispiel aufgrund einer zur Schuhspitze hin immer flacher werdenden Vorderkappe länger sein als bei einer hohen Vorderkappe. Vergleichbares gilt für spitz zulaufende Schuhe, die entsprechend länger sein müssen, damit sich die Zehen nicht in die horizontal konisch zulaufende Schuhspitze zwängen müssen, was auf Dauer zu Gesundheitsschäden wie einen Hallux valgus und folgend zu Bewegungsbeeinträchtigung führt.

Schuhweite

Zu schmale Schuhe können die Schiefstellung der Großzehe (Hallux valgus) verursachen.

Mehrere Reihenuntersuchungen belegen, dass für die Versorgung der Bevölkerung mit mehrheitlich passendem Schuhwerk fünf verschiedene Schuhweiten erforderlich sind. Bei Kinderschuhen, die unter Berücksichtigung des WMS-Systems gefertig werden, hat man das mit drei Grundweiten, ergänzt durch eine Einlage, realisiert (durch das Einlegen bzw. die Herausnahme der Einlage in den Randweiten ergeben sich fünf Weiten). Bei Schuhen für Erwachsene ist dies, mit Ausnahme weniger Marken, im üblichen Preis- und Qualitätssegment von Schuhen nicht gewährleistet. So genannte Bequem- oder Gesundheitsschuhe sind Ausnahmen, da sie grundsätzlich in verschiedenen Weiten angeboten werden; gleiches gilt für viele Herrenschuhe der oberen Preis- und Qualitätsklasse.

Die Schuhweite ist für die Passform, den Tragekomfort, die Haltbarkeit der Schuhe und die Fußgesundheit der Träger sehr wichtig. Da sich der Fuß allein durch die Belastung im Laufe des Tages in seinem Volumen verändert (abends sind die Füße größer als frühmorgens), ist neben einer von vorneherein möglichst gut passenden Schuhweite vor allem das Schaftmaterial wichtig. Leder ist hierfür bis heute das am besten geeignete Material, weil es sich während des Tages durch die Wärme und Fußfeuchte gemeinsam mit dem Fuß ausdehnt, um nach einem Ruhetag, während dessen es trocknet und auf seine ursprüngliche Passform zurückzieht, wieder seine ursprünglichen Abmessungen zeigt. Deshalb sind Tragepausen und Schuhspanner zum Erhalt der richtigen Weite bei Lederschuhen elementar. Bei Laufschuhen, die ein synthetisches, nicht dehnbares Obermaterial haben, werden bei einigen Modellen links und rechts im Ballenbereich elastische Knautschzonen, die dem Fuß Spielraum in der Breite geben, eingebaut.

Sind die Schuhe zu weit (bereits seit dem Kauf, oder durch ständiges Tragen, ohne dem Lederschaft die Gelegenheit zum Rückstellen zu geben), rutscht der Fuß nach vorne, mit der Folge, dass sich die Ferse aus dem Schuh hebt und die Zehen anstoßen. Der Schuh zeigt starke (Geh-)Falten, verschleißt schneller und zusätzliche Reibung mindert den Tragekomfort. Oft werden zu weite Schuhe deshalb zu kurz gekauft, was das Problem aber nur verlagert und die Bildung von Krallen- und Hammerzehen fördert. Ist die Schuhweite hingegen zu eng, wird der Schuh schnell ausgetreten, die Haltbarkeit verkürzt und die Zehengrundgelenke ständig zusammengepresst. Eine passende Schuhweite hält den Fuß an seiner breitesten Stelle, im Bereich der Ballenlinie (gedachte Verbindungslinie zwischen Kleinzehen- und Großzehenballen), fest im Schuh, ohne ihn spürbar zu beengen.

Schuhgrößenproblematik

Systemvielfalt und -widersprüchlichkeit

Es gibt viele historisch gewachsene, heute nebeneinander, teils mit nationalen Schwerpunkten, existierende Schuhgrößensysteme auf dem Markt. In Europa am stärksten verbreitet sind heutzutage für die Längengröße amerikanische und englische Size (historische Basis: drei Weizenkörner; heute: Zoll; kleinste Stufung dank halber Größen entspricht 4,23 mm; Herrengrößenbeispiel: 9,5) und der französische Stich (historische Basis: Nahtstichlänge; heute: 2/3 cm; kleinste Stufung theoretisch 3,3 mm als halbe Größe, praktisch so gut wie nicht vorhanden, deshalb 6,67 mm; Herrengrößenbeispiel: 44). Der französische Stich wird auch kontinentale Größe oder Pariser Stich genannt. Daneben existiert noch das Mondopointsystem (Basis: Millimeter; kleinste Stufung 5 mm; die Größenbezeichnung beinhaltet Angaben zur Länge und Weite; Beispiel: 265/98). Dieses System (ISO 9407:1991 (E)) wurde im Zuge einer internationalen Vereinheitlichung durch SI-Einheiten entwickelt. Allerdings hat sich dieses System, das unter anderem pro Schuhgröße drei verschiedene Weiten vorsieht, nicht allgemein durchsetzen können; man findet es in der Regel bei Skistiefeln und Militärschuhen, auch Birkenstock verwendet es.

Verschieden gesetzte Nullpunkte der Größenskalen, unterschiedliche Längeneinheiten (Zoll und Millimeter) und Abstufungen erschweren die Vergleichbarkeit und das Umrechnen im Kopf von Schuhgrößen unterschiedicher Systeme. So unterscheiden sich beispielsweise die english size und die american size um ein Zwölftel Inch, entsprechend 2,116 mm. In englischen Size die Schuhgröße 9 entspricht 8 11/12 amerikanischen Size. Eine Tatsache die von vielen Schuhherstellern ignoriert wird, so dass selbstdefinierte Größenumrechnungen einzelner Hersteller die Situation der Systemvielfalt künstlich vergrößern und eine direkte Vergleichbarkeit der Größenangaben verschiedener Hersteller oft unmöglich machen. Denn manche Hersteller definieren statt des tatsächlichen Unterschieds beider Systeme von 1/12 Inch, einen halbe Größe (halbes Size), andere wiederum eine ganze Größe (ganzes Size) als Differenz zwischen amerikanischen und englischen Size, und eine Minderheit rechnet mit einem Größenunterschied von 11/12 Zoll.

Erschwerend kommt des weiteren hinzu, dass es mehrere verbreitete amerikanische Schuhgrößensysteme gibt, wie beispielsweise die Brannock-Size (kleinste Stufung ebenfalls halbe Size, d. h. 4,23 mm). Das auf den Entwickler Charles Brannock zurückgehende System berücksichtigt - durchaus fußgerecht, neben der Breite des Ballens und der gesamten Fußsohlenlänge auch noch das Verhältnis zwischen Vorfuß und Rückfuß bei der Angabe seines Sizemaßes.

Für Kinder-, Damen- und Herrenschuhe/-füße gelten unterschiedliche Nullpunkte auf den Sizeskalen. Dadurch sind die Schuhgrößenangaben in Size zwischen Kinder-, Damen- und Herrschuhen selbst untereinander, d. h. im identischen Grundsystem, nicht vergleichbar. Ein Damenschuh der Schuhlängengröße 8 Size weist somit eine ganz andere Länge auf als ein Herrenschuh mit 8 Size.

Bezugsgrößenwirrwarr

Sogar bei einer exakten Kenntnis der Schuhlängensysteme, deren jeweiligen Nullpunkten und korrekten Umrechnungsfaktoren weisen Schuhe mit theoretisch gleicher/vergleichbarer Schuhgröße in der Praxis oft sehr unterschiedliche Längen (und Weiten) auf. Das liegt daran, dass nirgendwo festgelegt ist, worauf sich diese Längenmaße beziehen. Soll als Grundlage der Längenbezeichnung die Länge der Fußsohle verwendet werden, oder die Länge der Leistensohlenbahn, oder die Länge der Brandsohle? Soll eine standardisierte Zugabe mit eingerechnet werden, oder sollen die erforderlichen Zugaben unter Berücksichtigung der Schaftformen genommen werden? So kommt es, dass je nach Hersteller nominal gleiche Schuhgrößen in den tatsächlich resultierenden Schuhmaßen sehr unterschiedlich ausfallen können. Das ist der Grund, weshalb der eingangs genannte Kernbegriff der Schuhlänge nicht (einheitlich) präzise definiert werden kann (Außenlänge? Innenlänge? Leistensohlenbahnlänge? Brandsohlenlänge?)

Erschwernis durch Fußformenvielfalt

Nach der Zehenformation unterscheidet man die ägyptische, die quadratische und die griechische Fußform (bei der die zweite Zehe die Längste ist.)

Die Schuhgrößen sollten sich eigentlich am Fuß orientieren: Die Schuhlängengröße an der Fußsohlenlänge, und die Schuhweite am Ballenumfang des Fußes. Kinderschuhe und höherpreisige Schuhe werden oft in verschiedenen Weiten angeboten (Kinderschuhe in bis zu 5, Erwachsenenschuhe theoretisch in bis zu 10 verschiedenen Weiten je Schuhlängengröße; in der Praxis reduziert sich das meist auf 3 bis 5 Weiten je nach Schuhmodell und Hersteller). Bereits bei ein und derselben Person sind Maßabweichungen zwischen dem rechten und linken Fuß normal. Hinzu kommt aber noch die große Formenvielfalt „normaler“ Füße, so dass zwei Maße kaum ausreichen, um einen passenden Schuh zu definieren. Es kann zum Beispiel ein breiter Fuß mit flachem Spann den gleichen Ballenumfang haben, wie ein schmaler Fuß mit hohem Spann. Würde beiden Füßen ein Schuh in der gleichen Weite (Bezugsgröße = Ballenumfangsmaß) angeboten, kann dieser unmöglich beiden gleich gut passen. Und weil Schuhe von einer Grundgröße ausgehend nach oben und unten skaliert (gradiert) werden, sind die zugrundeliegenden Tabellen, die angeben wie groß die jeweiligen Millimetersprünge von Schuhgröße zu Schuhgröße sind, entscheidend, ob die mit der Schuhlänge zugleich zunehmende Schuhweite den tatsächlichen Gegebenheiten der Füße, für die diese Schuhe gemacht werden, entspricht. Die Hersteller orientieren sich an unterschiedlichen Tabellen, so dass ein Schuhmodell der Länge x und der Weite y bei einem Hersteller weiter, bei einem anderen enger ausfallen kann.

Verbreitete Schuhlängensysteme

Mittels folgender (stellenweise leider nicht korrekter) Tabelle lassen sich Schuhgrößenangaben verschiedener Systeme (amerikanisch, englisch, japanisch …) miteinander vergleichen.

Schuhgröße Fußlänge in cm USA UK Japan
Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer
34 21,7–22,3 4 22
34⅔ 4 22,5
35⅓ 22,4–23,0 5 23
36
36⅔ 23,1–23,6 6 6 23,5
37⅓
38 23,7–24,3 7 7 24
38⅔ 24,5
39⅓ 24,4–25,0 8 6 8
40 9 7 6 25 25
40⅔ 25,1–25,7 9 25,5 25,5
41⅓ 10 8 7 26
42 25,8–26,4 10½ 10
42⅔ 11 9 10½ 8 26,5
43⅓ 26,5–27,0 12 10 11
44 12½ 10½ 11½ 9 27
44⅔ 27,1–27,7 10 12 27,5
45 13 11 12½ 10 28
45⅓ 27,8–28,3 10 10½
45⅔ 13½ 11½ 11 28,5
46 28,4–29,0 14 12 11½
46⅔ 11½ 12 29
47⅓ 29,1–29,7 12 12½ 29,5
48 12½ 13 30
48⅔ 29,8–30,3 13 13½
49⅓ 13½ 14 30,5
50 30,4–31,0 14 14½
50⅔ 14 15 31
51⅓ 31,1–31,6 15 15½ 31,5
52 15½ 16 32
52⅔ 31,7–32,3 16 16½

Mustergrößen und die am meisten verkauften Schuhlängen

Da es an aktuellen statistischen Erhebungen über Fußmaße (Längen, Umfänge, Formen, Proportionen) mangelt und die vorhandenen Daten auf die sich die Industrie bezieht längst veraltet sind, weichen die von der Schuhindustrie verwendeten Mustergrößen (Größe 37 für Damen und 43 für Herren) von den meist gekauften Schuhlängen (Damengröße 39 beziehungsweise 44 für Herren) ab. Es ist jedoch eine statistische Reihenuntersuchung in Deutschland in Vorbereitung, so dass in absehbarer Zeit neues und dann auch mit der Wirklichkeit übereinstimmendes Datenmaterial vorliegen wird.

Siehe auch