Felsberg (Odenwald)


Der Felsberg ist ein 514 m ü. NN hoher Berg im nördlichen vorderen Odenwald und Bestandteil des UNESCO Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald. Sein Kern besteht aus Quarzdiorit, der zur Familie der Granitoide gehört und im Wesentlichen aus den Mineralen Feldspat, Hornblende, Pyroxen und Quarz besteht. Er ist nicht, wie der benachbarte Melibokus, vulkanischen Ursprungs, sondern entstand durch aufsteigende Magmaschmelze. An seinen südlichen Hängen bildete sich das Felsenmeer von Reichenbach aus.
Tourismus
In erster Linie bedingt durch das Felsenmeer zählt der zum überwiegenden Teil bewaldete Felsberg zu den touristischen Hauptattraktionen des Odenwaldes mit verkehrstechnisch guter Anbindung, zahlreichen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten und entsprechender gastronomischer Infrastruktur auf dem Berg selbst sowie in der unmittelbaren Umgebung. Auf dem Gipfel befindet sich ein Ausflugslokal, ein Sendeturm und der Ohlyturm . Letzterer ist ein früher vom Odenwaldklub betriebener Aussichtsturm, der nach einem ehemaligen Bürgermeister von Darmstadt benannt ist. Zur Zeit ist er baufällig und kann daher nicht bestiegen werden (Stand 1. Januar 2007).
Naturschutz
Der Felsberg ist seit 1972 ein Naturschutzgebiet: Durch Verordnung des Regierungspräsidiums Darmstadt wurde er in diese höchste Schutzkategorie aufgenommen, die das deutsche Naturschutzrecht kennt. Mit dem Tage des Inkrafttretens, dem 12. Juli 1972, wurde das rund 168 Hektar große Gebiet in das Naturschutzbuch des Landes Hessen eingetragen und damit dem Schutz des seinerzeit noch geltenden Reichsnaturschutzgesetzes unterstellt.
Tatsächlich wird der Naturschutz am Felsberg jedoch, wie Károly Henrich in einer Studie zu diesem Thema zu belegen versucht, nur unzureichend betrieben und touristischen Geschäftsinteressen untergeordnet, vor allem im Bereich des Felsenmeers, das weit vom Zustand eines intakten Felsökosystems entfernt sei. Die Missachtung des Naturschutzes wird nach seiner Meinung schon daraus ersichtlich, dass der gesetzlichen Kennzeichnungspflicht nur mit dem absoluten Minimum genügt wird, dem offiziellen dreieckigen grüngerandeten Naturschutzgebiet-Schild mit der schwarzen Flugbildzeichnung eines schwebenden Seeadlers.[1] Am Haupteingangsort, dem Felsenmeer, müsse man selbst nach dieser Minimalkennzeichnung lange suchen. Liebevoll gestaltete größere Hinweisschilder, die über die anzutreffenden Pflanzen, Tiere und Ökosysteme informieren und die mitteilen, was geboten und verboten ist, seien dagegen anders als in vielen sonstigen Naturschutzgebieten am Felsberg nicht zu finden. Auch im Internetauftritt der Gemeinde Lautertal fehlt, wie Henrich vermerkt, jeglicher Hinweis auf das Naturschutzgebiet Felsberg und die übrigen Schutzgebiete in der Gemeinde.[2]
Unter den Pflanzengesellschaften des Felsbergs dominiert der Rotbuchenwald, der seit einiger Zeit in ganz Europa wegen seiner besonderen Schutzwürdigkeit Aufmerksamkeit genießt und sich durch eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt auszeichnet.
Seit dem Jahre 2000 ist der Felsberg bei Reichenbach nicht nur ein Naturschutzgebiet, sondern – nach der Anmeldung durch das Land Hessen bei der Europäischen Kommission – auch ein FFH- und Natura 2000-Gebiet und damit Bestandteil des zusammenhängenden europäischen ökologischen Netzwerks, das der ständigen Verminderung der biologischen Vielfalt entgegenwirken soll. Daraus leiten sich für den Felsberg besondere Erhaltungsziele ab, die sich vor allem auf die Buchenwälder beziehen. Durch die Verpflichtung zu regelmäßiger Kontrolle der Erhaltungsmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit sollen Bewahrung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes gesichert werden. Ein weiteres wichtiges Instrument, das am Felsberg „unsanften Tourismus“ unterbinden könnte, ist die FFH-Verträglichkeitsprüfung, die vor Eingriffen in ein ausgewiesenes Gebiet vorgeschrieben ist, falls es sich um Pläne oder Projekte handelt, die erhebliche Beeinträchtigungen erwarten lassen.
Belege
- ↑ Károly Henrich:Das Odenwälder Felsenmeer und das „vergessene“ Naturschutzgebiet Felsberg. Kassel 2007, S. 17-21.(PDF)
- ↑ Károly Henrich:Das Odenwälder Felsenmeer und das „vergessene“ Naturschutzgebiet Felsberg. Kassel 2007, S. 13.(PDF)
Siehe auch
Literatur und Kartenmaterial
- Marieta Hiller: Abenteuer Felsberg. Felsenmeere und Römersteine. Lautertal: Hiller, Glaser und Reiser, 2002. ISBN 3-9806064-3-0
- Hessisches Landesvermessungsamt: TF 20-5, Bergstraße-Odenwald. Topographische Freizeitkarte 1:20.000. Wiesbaden: Hessisches Landesvermessungsamt, 2001. ISBN 3-89446-311-2.
- Hessisches Landesvermessungsamt: TF 20-2, Nördlicher Vorderer Odenwald. Topographische Freizeitkarte 1:20.000. Wiesbaden: Hessisches Landesvermessungsamt, 2000. ISBN 3-89446-300-7.
- Károly Henrich: Das Odenwälder Felsenmeer und das „vergessene“ Naturschutzgebiet Felsberg. Kassel 2007. (PDF)
Weblinks
- Touristikzentrum Felsenmeer Serviceportal zum Felsenmeer (Beiträge zur Entstehung, Historie und Veranstaltungskalender - die Weiterentwicklung von informationszentrum-felsenmeer.de)
- Geologie des Felsbergs und des Felsenmeers auf der Seite geocaching.com
- Geo-Naturpark offizielle Seite des UNESCO Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
- Ausflugsempfehlung auf der Seite des Ortes Balkhausen
- Geschichte des Ohlyturms auf der Ohly Familienseite