Distinktives Merkmal
Ein distinktives Merkmal ist eine Eigenschaft von sprachlichen Objekten.
Der Begriff wurde ursprünglich von Roman Jakobson für phonologische Einheiten eingeführt. So ist in Bezug auf das Merkmal Stimmhaftigkeit der Laut d merkmalhaltig (auch merkmalhaft), während der Laut t merkmallos ist. Jakobson stellte in der Phonologie ein System von binären Merkmalen auf, mit denen jeder Sprachlaut beschreibbar ist.
Betrachtet man ein Minimalpaar, d.h. ein Wortpaar, das sich bei unterschiedlicher Bedeutung und gleicher Lautzahl nur in einem Laut unterscheidet wie "Beet" [beːt] - "Bett" [bɛt], so beruht ihr Unterschied nur in den Lauten [eː] und [ɛ]. Diese Laute weisen folgende artikulatorischen Merkmale auf:
- [eː]: mittelhoch, vorne, ungerundet, lang
- [ɛ]: mittelhoch, vorne, ungerundet, kurz
Sie unterscheiden sich also nur in dem Merkmal kurz - lang. Dieser Merkmalsgegensatz allein ist aber in der Lage, die beiden Wörter für Sprecher und Hörer erkennbar zu unterscheiden, d.h. sie haben eine distinktive (unterscheidende) Funktion. Solche Merkmale werden daher distinktive Merkmale genannt. Damit ist klar, dass die beiden Laute auch Repräsentanten verschiedener Phoneme sind. Da Merkmale wie die genannten die wesentlichen Eigenschaften der Phoneme sind, kann man Phoneme auch als "Bündel distinktiver Merkmale" definieren.
Der Begriff Merkmal ist in der Computerlinguistik mehrdeutig, neben distinktiven Merkmalen gibt es auch sprachliche Merkmale in den sog. Merkmalstrukturen.
Literatur
- Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner, Stuttgart 2002 (3., aktualisierte und erweiterte Auflage Auflage) ISBN 3-520-45203-0