Combat 84
Combat 84 ist die am meisten kontrovers diskutierte Band der britischen Oi! Szene. Sie ist beheimatet in London im Stadtteil Chelsea (London).
Geschichte
Die Gruppe begann als Idee von John Deptford und Chris "Chubby" Henderson, welcher schon vor der Gründungszeit der Band eine bekannte Persönlichkeit in der Punkszene war. Er war einst Security u.a. bei The Damned und Madness.
Die Entscheidung eine Band zu gründen wurde im Chelsea Drugstore in der Kings Road getroffen. Die Idee hinter der Gruppe war Musik sowohl für Skinheads als auch Punks zu machen. Dieses Unterfangen gelang der Gruppe nie, da viele Punks, wegen des Publikums, Probleme bei ihren Konzerten bekamen.
Das erste Line-Up von Combat 84 bestand aus Chris "Chubby" Henderson (Gesang), Jim (Gitarre), John Deptford (Bass) und Jacko (Schlagzeug). Jacko wurde bald darauf durch Brownie ersetzt, weil Jacko selbst für eine Band innerhalb der Punkszene zu schlecht spielte. Brownie war zu der Zeit Reiniger von Beruf.
Der größte Teil der Songs wurde von Chris und John geschrieben. Ihr erster Auftritt war als Vorband von The Last Resort im "Walmer Castle", Peckham. Zu der Zeit bestand ihre Setlist lediglich aus 3 Titeln und sie mussten die Verstärker Headliners mitnutzen. Roi Pearce, der Sänger von The Last Resort zeigte Interesse an der Band und sie nahmen ihr erstes Demo mit 2 Songs auf, welche Combat 84 und Soldier waren.
Durch die Demokassette und dem zusätzlichen Interesse von Gary Hitchok, der Manager der The 4-Skins, wurde die Band von Secret Records Label kontaktiert, welches Heimat solch namhafter Bands wie der The 4-Skins, The Business, The Exploited, Infa Riot und Chron Gen war. Doch der Plattendeal mit Secret kam nie zustande. Der Grund hierfür war der einflussreiche Journalist Garry Bushell, der das Label über die angeblich extrem rechten Ansichten von Chris informierte. Er hatte vermutlich ein persönliches Problem mit Chris und mit der Tatsache, dass die Band ein Angebot von Secret bekam, ohne dass er sie vorher durch seine Berichterstattung unterstützen musste. Secret Records vermied es daraufhin die Band unter Vertrag zu nehmen um eventuelle Probleme zu vermeiden. Deshalb unterschrieb Combat 84 einen Plattenvertrag bei dem Label Victory Records, bei welchem die erste EP der Band, Orders of The Day, veröffentlicht wurde. Die Aufnahmen fanden in einem Studio in Hoxton statt. Die Auflage war auf 10000 Stück limitiert. Die EP bekam daraufhin eine gute Kritik von Becky Bondage (Vice Squad) im Melody Maker. Victory Records selbst gehörte Dave Long. Dave war der Manager von Splodge und von einer Gruppe mit dem Namen The Case.
1982 wurde die Band von der BBC angesprochen, mit der Absicht einen vierzigminütigen Dokumentarfilm über die Skinheadszene zu machen. Am 25.01.1982 filmte die BBC ein Konzert der Gruppe, welches im Benny Club in Harlow, Essex statt fand. Unglücklicherweise endete der Gig in einem Aufstand von 150 Personen (eine Gruppe aus South London gegen eine Gruppe aus Harlow). Dieser Krawall kam vor die Kameras. Die Aufnahmen wurden im Herbst des selben Jahres ausgestrahlt. Inzwischen erreichte die EP zahlreiche positive Kritiken bei der alternativ gerichteten Musikpresse. Auch wenn in den Medien die politischen Sympathien von Chris bei der Berichterstattung mehr in den Vordergrund traten als die Musik der Band selbst.
Tatsächlich schrieb das Musikmagazin Sounds in einem Bericht vom 6. Februar 1982: „Einer der Mitglieder der Band ist berüchtigt für seine nicht unbeträchtliche politische Vergangenheit.“
Combat 84 entschloss sich später den Schlagzeuger Brownie durch John Fisher zu ersetzen. Dieser spielte für eine kurze Zeit bei The Business, ist aber nie auf einer derer Platten vertreten gewesen. Brownie war daraufhin für ein kurzes Intermezzo bei der, zu jener Zeit ebenfalls umstrittenen und später nationalsozialistisch gerichteten Gruppe Brutal Attack zu sehen. Bald darauf nahm die Band mit ihrem neuen Schlagzeuger weiteres Material im Alaska Aufnahmestudio in Waterloo auf. Dieses wurde als zweite EP, ebenfalls auf Victory Records, unter den Namen Rapist veröffentlicht. Aufgrund der aufsehnerregenden Zeilen des Songs Right to Choose:
„When you're on knees with a gun to your head, it's better to be dead than a fucking red!!“ - „Wenn du auf deinen Knien mit einer Waffe an deinem Kopf bist, ist es besser tot zu sein als verdammt noch mal rot“
wurde die Band, kurz bevor die neue EP veröffentlicht werden sollte, von White Noise, dem Label der British National Front für einen Plattenvertrag angeworben. Aber dadurch, dass sich im Text vermeintlich positiv über die amerikanischen Flugkörper bzw. Wurfgeschosse geäußert wird:
„We Want The Cruise!“ - „Wir wollen die Vergnügungsreise“
kam dies nicht zustande. Denn dies war für die unabhängige Politik der National Front unannehmbar. Es ist aber unklar ob die Bemerkung wirklich im wörtlichen Sinne gemeint war oder ob sie, wie typisch für die Punkszene provozierend gemeint war, da sich Chris angeblich bei dem Text auf den damals sehr populären Kinofilm Apocalypse Now bezog. Im Herbst wurde dann schließlich von der BBC die Dokumentation mit dem Konzert vom 25.01.1982 ausgestrahlt inklusive einem Interview mit Chris im Anschluss. Die BBC berichtete in diesem Zusammenhang von einem angeblichen Neonazi in der Band. Der Ruf der Gruppe war deswegen daraufhin gänzlich zerstört. Die Dokumentation war ein Todesurteil für Combat 84. Auch die Tatsache, dass sie sich weigerten auf antirassistischen Konzerten zu spielen, wie zum Beispiel Rock Against Racism, verschlechterte ihre Position. Doch Chris sprach weiter ehrlich, offen und in einer radikalen Weise über seine politische Meinung. Auch John, der weniger extremistischer als Chris war, äußerte sich im Interview aber dennoch nationalistisch. Zusätzlich war die Band positiv gegenüber der politischen Linie Margaret Thatchers eingestellt. Dies war ein Widerspruch zu dem Rest der Punk- und Oi!-Szene der sich weitestgehend gegen Thatcher stellte. Als Vertreter dieser Seite gelten zum Beispiel auch die schon genannten The Exploited, eine Band bei der John später spielen wird.
Nachfolgend nahm Combat 84 8 neue Titel auf. Ihr Label Victory Records hatte Angst vor Problemen mit der Presse und verkaufte, auch wegen finanziellen Problemen, die Rechte der Songs an Rock-O-Rama. Ihre erstes Album wurde später im Jahr 1984 von Rock-O-Rama, einem Label dass zunehmend Material neonazistischer Bands veröffentlicht, mit dem Titel Send in The Marines heraus gebracht. 8 Titel (die erwähnten neuen Songs) wurden im Studio aufgenommen, 5 weitere stammen von älteren Liveaufnahmen. Der Fakt bei Rock-O-Rama eine Platte herausgebracht zu haben verschlechterte den Ruf von Combat 84 im nachhinein. Auch meinten ein Mitglied später, dass ihr Album keinen guten Eindruck über die Band vermittelt, da das Album angeblich von keiner hohen Qualität zeugt. Der Mangel an akustischer Qualität ist typisch für zahlreiche Rock-O-Rama Produktionen. Die beste Wirkung würden ihre ersten beiden Singles machen, die heute enorme Sammlerpreise erzielen.
Nun war es für die Gruppe, dank der Dokumentation und ihrem Bild in der Öffentlichkeit unmöglich Auftrittsmöglichkeiten irgendeiner Art zu bekommen. Kein Londoner Pub wollte Combat 84 bei sich spielen lassen. Deshalb trat die Gruppe, nachdem sie eine Tour als Vorband der The 4-Skins in Nord England machten, unter einem anderen Namen (The 7th Cavalry) für mehrere Konzerte auf. Gespielt wurde zum Beispiel in Tooting Castle, in Kingston und im 100 Club. Der neue Bandname bezieht sich vermutlich auf eine Kavallerieeinheit die George Armstrong Custer u.a. bei dem Indianerkrieg gegen Sitting Bull am Little Big Horn unterstand. Das lässt weitere Rückschlüsse auf die politische Ansicht der Band zu. Es könnte aber auch erneut rein provozierend gemeint gewesen sein. Einige Liveaufnahmen unter dem Ersatznamen wurden später auf der Splitscheibe mit The Last Resort unter dem Titel The Charge of 7th Cavalry veröffentlicht.
Aufgrund der Erfolglosigkeit der Band, welche in der schlechten Presse, den Krawallen und der politischen Äußerungen einiger Bandmitglieder begründet war, wurde sie aufgelöst. John Fisher spielte bald darauf kurz bei den The Warriors, eine Gruppe mit ehemaligen The Last Resort Mitgliedern. Nach dieser Band war er in einer Heavy Metal Band namens April 19th. John war wie erwähnt auch kurzzeitig Mitglied von The Exploited, welche ebenfalls teilweise umstritten war. John Deptford und Jim wurden Roadies der UK Subs. Danach spielten sie beide in einer unbekannten Streetpunkband. Chris war daraufhin aktiv bei den Chelsea Headhunters, einer Hooligangruppe. Über diese Zeit schrieb er zusammen mit Colin Ward ein Buch mit dem Titel Who Wants it?. Später eröffnete er mit Steve "Hicky" Hickmont , einem weiteren Mitglied der Chelsea Headhunters, eine Bar namens The Dog's Bollocks in Pattaya, Thailand. Steve Hickmont ist Autor des Buches Armed for the Match. 2000 wurde die Band neugegründet mit John Deptford (Gesang, Bass), Jim (Gitarre) und CJ (Schlagzeug). Mit diesem Line-Up nahmen sie eine Mini-CD auf. CJ verließ in der Folge die Gruppe und wurde durch Suds ersetzt. Es wurde über eine Split-CD und einer Tour mit der Washington Oi!-Band Iron Cross geplant. Doch Combat 84 verschwand erneut von der Bildfläche der Oi!-Musiklandschaft, sodass man eigentlich nicht von einer wirklichen Reunion sprechen kann.
Politik
Die Band argumentierte, dass eine Band keine politische Institution ist und dass die in der Öffentlichkeit geäußerten politischen Ansichten nur von einigen Mitgliedern der Gruppe vertreten wurden. Außerdem meinte ein Mitglied der Gruppe später in einem Interview dass Politik und Musik nicht zueinander gehören würden. Dennoch hatte einer ihrer Songs antikommunistische Inhalte was im Kontrast zu ihrer angeblich unpolitischen Meinung steht. Combat 84 war aber auch in einer Zeit in der Punk- und Oi! Szene aktiv, die sehr reich an Widersprüchen war. Zahlreiche Personen gaben offen zu die damals schon neonazistische Band Skrewdriver zu hören, obwohl sie einräumten dass sie nicht mit deren Ansichten konform gehen würden. Umgekehrt fand dies mit den Angelic Upstarts statt, die sich eindeutig ins linke Spektrum einordnen ließen. Sie waren im Gegensatz aber auch in rechten Fankreisen sehr beliebt. Es ist ebenfalls verwunderlich dass Bands wie The 4-Skins und The Last Resort Combat 84 als ihre Vorband akzeptierten, obwohl doch diese Bands selber ihren neonazistischen Fankreis überwinden wollten und sich von diesem distanzierten, was Combat 84 nie tat.
Des weiteren stellte sich die Band gegen Vergewaltiger und Straßenräuber. Im Zusammenhang mit Vergewaltigern befürwortete die Band die Todesstrafe. Generell ist Combat 84 ins demokratisch konservative Spektrum einzuordnen.
Chris und John gaben als einzige eindeutig zu nationalistisch zu sein, während der Rest der Gruppe sich nie Öffentlich zu irgendeiner politischen Meinung bekannte. Chris war auch Mitglied einer rechts gerichteten Londoner Skinheadgang.
Diskografie
- Orders of the Day EP – Victory Records
- Rapist EP – Victory Records
- Send in the Marines LP – Rock-O-Rama
- Tooled Up EP – 7th Cavalry Records