Sankt Goar
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Sankt Goar am Rhein ist eine Stadt im Bundesland Rheinland-Pfalz der Bundesrepublik Deutschland. Die Stadt gehört der Verbandsgemeinde Sankt Goar-Oberwesel an.
Bekannt ist Sankt Goar unter anderen wegen der Nähe zum sagenumwobenen Loreleyfelsen und der Ruine Burg Rheinfels. Der berühmte Blick auf das Rheintal wurde sogar im Berliner Haus Vaterland in der dortigen Gaststätte Rheinterrasse, die zum Ende des zweiten Weltkrieges zerstört wurde, nachgestaltet. Sankt Goar liegt mitten im UNESCO Weltkulturerbe oberes Mittelrheintal, das im Juli 2002 in die Liste der Welterbestätten aufgenommen wurde.
Geografie

Geografische Lage
Sankt Goar liegt im Herzen des Mittelrheintals in unmittelbarer Nähe zur Loreley.
Die nächsten größeren Städte sind Koblenz, Luftlinie ca. 24 km nördlich und Bingen am Rhein, Luftlinie ca. 25 km südöstlich. Sankt Goar ist mit einer Fähre mit der Schwesterstadt Sankt Goarshausen auf der rechten Rheinseite verbunden.
In Sankt Goar mündet der vom Hunsrück kommende Gründelbach in den Rhein.
Stadtgliederung
Die Stadt besteht neben der am Rhein liegenden Kernstadt St. Goar aus den Höhenstadtteilen Biebernheim, Werlau sowie dem nördlich am Rhein gelegenen Fellen.
Geschichte




- In römischer Zeit besiedelt. Der frühmittelalterliche Name war Wochara, nach dem hier in den Rhein mündenden kurzen Bach.
- Um 520 ließ sich der spätere Namensgeber Goar, der aus Aquitanien stammte, hier innerhalb der terminatio Wasaliacinse (Amt Oberwesel) nieder. Er war wohl kein Missionar (die Bevölkerung war seit 2 Jahrhunderten christlich, zumindest pro forma), sondern hatte eine hohe Funktion (Aufsicht über den Verkehr auf dem und über den Rhein), als welcher er eine kleine Kirche und ein Hospiz errichtete. Nach seinem Tod um 575 wurde dann das Grab Goars zur Wallfahrtsstätte.
- 765 überließ Pippin der Jüngere das Hospiz dem Abt der Benediktinerabtei Prüm in der Eifel, Asver, zum persönlichen Benefizium.
- 782 übertrug Karl der Große das ehemalige Königsgut der Benediktinerabtei Prüm
- 820 schenkt Ludwig der Fromme Prüm, bzw. St. Goar, ein großes Waldgebiet, das innerhalb der ‘‘fisci‘‘ (Ober)wesel und Boppard liegt, und das später das "Amt Rheinfels" wird.
- Ab 1190 stand die Stadt unter militärischem Schutz und der Gerichtsbarkeit des Grafenhauses von Katzenelnbogen, den Klostervögten, die den Besitz an sich bringen.
- Im Jahr 1245 erbaute Graf Diether V. von Katzenelnbogen die Burg Rheinfels.
- 1479: durch den Tod des letzten Grafen von Katzenelnbogen, Philipps des Älteren, fällt St. Goar an die Landgrafschaft Hessen
- Am 1. November 1527 begann der spätere Theologieprofessor Adam Krafft im Auftrag des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen die Reformation einzuführen.
- 1567 wurde mit dem Tode Philipps I. die Landgrafschaft Hessen unter seine vier Söhne aufgeteilt. Sein jüngster Sohn, Philipp II. von Hessen-Rheinfels, erhielt die Niedergrafschaft Katzenelnbogen, also auch Burg und Stadt.
- 1580 fielen der Pest in St. Goar 175 Personen zum Opfer; nur 18 Jahre später, 1598, abermals 142.
- 1635, mitten im Dreißigjährigen Krieg, raffte die Pest über 200 Personen hinweg.
- In Folge des anhaltenden Rechtsstreits zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt über die Aufteilung der Landgrafschaft Hessen ließ letztere mit Hilfe kaiserlicher Truppen Rheinfels und St. Goar im Sommer 1626 mehrere Wochen lang belagern, was schließlich zur Kapitulation und anschließenden Plünderung der Stadt durch spanische Truppenteile führte. Zwischen 1626 bis 1647 gehörte St. Goar zu Hessen-Darmstadt.
- 1647 eroberten die Truppen der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel Burg Rheinfels und die Stadt.
- Am 14. April 1648 trat dann Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt die Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit St. Goar „auf ewige Zeiten“ an Hessen-Kassel ab.
- Während nun Hessen-Kassel reichsrechtlich die Landeshoheit behielt, fiel die Herrschaft über die Grafschaft Niederkatzenelnbogen an Landgraf Ernst, der am 30.3.1649 seinen Einzug in St. Goar hielt und die Linie Hessen-Rheinfels-(Rotenburg) gründete. Landgraf Ernst regierte bis zu seinem Tode 1693 auf Burg Rheinfels, seinem Residenzschloß, als religiös toleranter, geistig höchst interessierter Herrscher, der wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt St. Goar beitrug, die unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu leiden hatte.
- 1692 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges Belagerung von Burg und Stadt durch zuletzt 28000 Franzosen. Auch der letzte Sturmversuch wird abgeschlagen.
- 1794 wurde die Festung kampflos an französische Revolutionstruppen übergeben und 17967/97 in großen Teilen gesprengt. Bis 1813 stand sie unter französischer Verwaltung.
- 1815 kam die Burg in preußischen Besitz und Sankt Goar wurde Kreisstadt.
- Mitte März 1945 erreichten Truppenverbände der US-Armee St. Goar, dessen Besatzung und Verwaltung Anfang Juli an Frankreich übergeben wurde.
- Mit der Verwaltungsreform 1969 Auflösung des Kreises St. Goar und Zuordnung zum Rhein-Hunsrück-Kreis mit Sitz in Simmern.
- 1972 wurde die Stadt St. Goar in die Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel mit Sitz in Oberwesel eingegliedert.
Eingemeindungen
Im Zuge der Verwaltungsreform bildet sich am 22. April 1972, aus dem Städten St. Goar und Oberwesel die neue Verbandsgemeinde Sankt Goar-Oberwesel mit dem Verwaltungssitz Oberwesel.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohnerzahlen |
---|---|
10. Oktober 1613 | 1.134 |
1640 | 714 |
1794 | 1.992 |
1815 | 1.108 |
1847 ¹ | 1.452 |
3. Dezember 1867 | 1.330 |
22. Dezember 1885 | 1.453 |
27. Oktober 1903 | 1.673 |
13. Juli 1970 | 3.546 |
31. Dezember 1998 | 3.213 |
31. Dezember 2001 | 3.147 |
31. Dezember 2003 | 3.128 |
¹ Zählungsergebnis
Politik
Wappen
Beschreibung
Im oberen Teil ein blaubewehrter roter Löwe mit goldenem Hintergrund (heraldisch Leopard). Im unteren Teil goldene Lilien auf blauem Feld in einem goldenen Gitter.
Bedeutung
Der Löwe das Wappentier der Grafen von Katzenelnbogen, die seit dem 13. Jahrhundert in St. Goar herrschten. Die Niedergrafschaft von Katzenelnbogen hatte ihren Hauptsitz in St. Goar. Die Lilien beziehen sich auf das Marienpatrozinium von Darmstadt, dem Hauptort der Obergrafschaft Katzenelnbogen.
Die Stadtfarben sind Rot und Weiß.
Städtepartnerschaften
- Kanton Châtillon-en-Bazois aus dem Departement Nièvre, Frankreich, seit 1973
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Deutsches Puppen- und Bärenmuseum
- Wahrschauer- und Lotsen-Museum
Bauwerke
- Burg Rheinfels mit Heimatmuseum
- Kirchen:
- Evangelische Stiftskirche mit dreischiffiger, romanischer Krypta (Ende 11. Jahrhundert) sowie Wandmalereien im dreischiffigen, gotischen Langhaus aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
- Neugotische katholische Pfarrkirche mit spätgotischer Grabplatte des Hl. Goar
Regelmäßige Veranstaltungen
- 1. Wochenende im Juni: Burgmarkt und Ritterturnier auf Burg Rheinfels
- 4. Wochenende im Juli: Traditionelles Werlauer Heimatfest im Stadtteil Werlau.
- 3. Wochenende im Juli: Schützen- und Heimatfest
- 1. Wochenende im August: Hansenfest
- 3. Wochenende im August: Fest des Fördervereins der freiwilligen Feuerwehr St. Goar
- 1. Wochenende im September: Traditionelle "Biewerumer Quetschekerb" im Stadtteil Biebernheim
- 3. Wochenende im September: Rhein in Flammen Großfeuerwerke von Burg Katz bei Sankt Goarshausen, Burg Rheinfels bei Sankt Goar und von der Rheinmitte aus.
Wirtschaft und Infrastruktur
Tourismus und Weinbau
St. Goar ist Sitz einer Wasserschutzpolizeistation, die für den Bereich von Bacharach bis Osterspai (544-575 km) zuständig ist.
Verkehr
Eisenbahn
St. Goar liegt an der linken Rheinstrecke Frankfurt - Mainz - Bingen - Koblenz - (Köln) = Kursbuch Nr. 471 der DB. Ehemals wurden Fahrkarten am Schalter, dann in einem Reisebüro unweit des Bahnhofs verkauft. Mittlerweile ist beides stillgelegt, Fahrkartenverkauf erfolgt nur noch am Automaten.
Straßenverkehr
Durch St. Goar (Kernstadt) und den Ortsteil Fellen führt die Bundesstraße B 9.
Autobahnanschluß an die A 61 Ludwigshafen-Mönchengladbach nahe dem 14 km entfernt liegenden Emmelshausen.
Schiffsverkehr
In St. Goar legen regelmäßig die Ausflugsschiffe der Köln-Düsseldorfer-Rheinschiffahrt an.
Anlegestelle weiterer Rheinschiffahrtslinien.
Eine Personen- und Autofähre, die „Loreley VI", verbindet das linksrheinische St. Goar mit der rechtsrheinischen Schwesterstadt St. Goarshausen.
Öffentliche Einrichtungen
In Sankt Goar befinden sich ein Amtsgericht. Dieses wird auch als Rheinschifffahrtsgericht und Moselschifffahrtsgericht tätig. Als solches ist es direkt dem Rhein- bzw. Moselschifffahrtsobergericht Köln unterstellt.
Daneben gibt es einen Posten der Wasserschutzpolizei und eine Außenstelle des Finanzamtes St Goarshausen - St Goar.
Persönlichkeiten
in Sankt Goar geboren
- Nikolaus Burgmann (1360–1443), Domdekan, Professor in Heidelberg an der Juristenfakultät
- Justin Göbler (1504–1567), Jurist
- Johann Samuel Eduard d’Alton (1803–1854), Anatom
- Adolf Friedrich Graf von Schack (1888-1945), Major, Beteiligter des Aufstandes vom 20. Juli 1944
mit Sankt Goar verbunden
- Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels-Rotenburg (1623-1693), wählte als Landgraf die Burg Rheinfels zu seiner Residenz, ließ sie zur Festung ausbauen und zog 1649 ein. Er trug wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung von St. Goar bei, das unter dem Dreißigjährigen Kriege schwer gelitten hatte.
Literatur
- Josef Heinzelmann: Der Weg nach Trigorium… Grenzen, Straßen und Herrschaft zwischen Untermosel und Mittelrhein im Frühmittelalter, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 21 (1995), S. 9–132.
- Josef Heinzelmann: Die Landgrafen-Grablege in der Stiftskirche St. Goar, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 29 (2003), S. 25–61.