Beckum
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Die Stadt Beckum ist eine Mittlere kreisangehörige Stadt im Kreis Warendorf in Nordrhein-Westfalen und hat ca. 39.000 Einwohner.
Weiterhin ist der Stadtname Namensgeber für einen kleinen Höhenzug im Münsterland, die Beckumer Berge.
Geografie
Ausdehnung des Stadtgebiets
Das Gebiet der Stadt Beckum besitzt eine Nord-Süd-Ausdehnung von 12,8 km und eine Ost-West-Ausdehnung von 12,3 km. Die Höhe ü. NN liegt im Bereich von 84,5 bis 164 m.
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn im Norden beginnend grenzt Beckum an Ennigerloh, Oelde, Wadersloh, Lippetal und Ahlen.
Stadtgliederung
Beckum besteht aus den vier Stadtteilen:
- Beckum (25.735)
- Neubeckum (11.046)
- Vellern (1.225)
- Roland (1.229)
Geschichte
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Beckum wurde im Jahre 1134 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt im Jahr 1224 Stadtrecht. Der Name leitet sich vom Namen Beckhem (Bachheim oder Heim an Bächen) ab, was auf den Zusammenfluss von drei Bächen im Stadtgebiet zurückzuführen ist. Die drei Bäche Kollenbach, Siechenbach und Lippbach, wiedergegeben im Wappen der Stadt, ergeben die Werse, die damit in Beckum ihren Ursprung hat. Die Stadt wurde zum Schutz gegen feindliche Truppen und Überfälle anderer Städte im Mittelalter mit einer Mauer umgeben. Auch die Feldmark, der landwirtschaftlich genutzte Bereich im Umfeld der Stadt, wurde von einer doppelten bis dreifachen Wallanlage geschützt. Ergänzt wurden die Befestigungsanlagen durch 4 Stadttore und 22 Wachtürme, von denen ein Wehrturm der Stadtmauer und die so genannte Soestwarte erhalten geblieben ist. Letztere steht Besuchern heute als Aussichtsturm zur Verfügung und erlaubt, durch seine Lage auf dem Höxberg, einen weiten Blick ins Umland. In der Stadt gibt es auch einige Bunkeranlagen, welche gelegentlich zur Besichtigung geöffnet sind.
Die frühesten Zeugnisse menschlicher Besiedlung im Raum Beckum stammen aus der Jungsteinzeit. Es handelt sich dabei um ein Steinkistengrab (Megalithgrab, volkstümlich auch Hünengrab), welches in der Bauerschaft Dalmer südlich der Stadt erhalten geblieben ist. Im frühen Mittelalter war die Gegend um Beckum von Germanenstämmen besiedelt. Davon zeugen mehrere Grabfunde aus der Zeit von 600 - 800 n. Chr., sowie eine Wallanlage südlich von Beckum. 1959 wurde bei Bauarbeiten ein sächsisches Fürstengrab freigelegt. In ihm fand man reiche Grabbeilagen, wie Pferdeskelette und kostbare Waffen. Im späteren Mittelalter wurde Beckum Mitglied der Hanse. Die erste Erwähnung dieser Handelsbeziehungen stammt aus dem Jahr 1433.
Der Legende nach soll Beckum identisch mit der Stadt Schilda sein, die Heimat der Schildbürger (Beckumer Anschläge).
Durch eine strategisch günstige Lage an der Kreuzung zweier Handelswege kam Beckum bereits im Mittelalter zu einigem Reichtum. Zahlreiche Kaufleute und Handwerker ließen sich in der durch eine Mauer befestigten Stadt nieder. In den folgenden Jahrhunderten verarmte die Stadt aufgrund von Kriegen, Seuchen und verheerenden Bränden (1655, 1657 und 1734), bei denen ein großer Teil der Stadt zerstört wurde.
Erst ab dem 19. Jahrhundert erholt sich die Wirtschaft allmählich. Im Jahr 1872 wurde in Beckum ein erstes Zementwerk erbaut, worauf noch zahlreiche folgten. Die günstigen Rohstoffvorkommen (Mergel), die Nähe zum Ruhrgebiet und der Anschluss an die neue Köln-Mindener Eisenbahn im Jahr 1847 ließen Beckum zu einem der bedeutendsten Zementreviere der Welt werden. Heute gibt es noch vier große Zementwerke in Beckum und Neubeckum.
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts kam außerdem noch der Abbau von Strontianit als Wirtschaftszweig hinzu. Zu dieser Zeit galt das Münsterland als einzige Lagerstätte für Strontianit weltweit. Das Mineral wurde in der Zuckerindustrie als Katalysator zur Melasse-Entzuckerung benötigt. Allerdings hielt die Nachfrage nach Strontianit nur ein paar Jahre an. Nachdem der billigere Coelestin als Ersatzstoff zum Einsatz kam, stellten die meist kleinen Gruben ihren Betrieb ein.
In der Zeit von 1816 bis 1975 war Beckum Kreisstadt (Kfz-Zeichen: BE), verliert diesen Status jedoch im Zuge der kommunalen Neuordnung an Warendorf.
Politik
Stadtrat
Der Rat der Stadt Beckum besteht aus insgesamt 42 Mitgliedern.
Kommunalwahl 2004
Die am 26. September 2004 durchgeführte Gemeinderatswahl ergab folgendes Ergebnis:
Partei | Wahlergebnis | Anzahl der Sitze im Rat |
---|---|---|
CDU | 42,3 % (−2,5 Prozentpunkte) | 18 (−1) |
SPD | 28,3 % (−3,3 Prozentpunkte) | 12 (−1) |
FWG | 13,2 % (+1,0 Prozentpunkte) | 5 (0) |
Grüne | 9,4 % (+2,8 Prozentpunkte) | 4 (+1) |
FDP | 6,1 % (+1,2 Prozentpunkte) | 3 (+1) |
Von den 29.684 Wahlberechtigten gaben 56,4 Prozent (+2,0 Prozentpunkte) ihre Stimme ab.
Bei der Bürgermeisterwahl fiel die Entscheidung mit 50,4 Prozent aller Stimmen im ersten Wahlgang für Karl-Uwe Strothmann (CDU) aus. Es gab zwei Gegenkandidaten.
Wappen
In Rot drei schräge weiße Wellenbalken.
Die drei Wellenbalken sind redendes Symbol des Ortsnamens Beckum = Bekehem = Bachheim und stehen für die drei Bäche Kollenbach, Siechenbach und Lippbach, die nach ihrem Zusammenfluss in Beckum die Werse bilden.
Neu bestätigt am 26. März 1976.
Städtepartnerschaften
- Heringsdorf, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
- La Celle Saint-Cloud, Frankreich
- Grodków, Polen
Aufgrund der langjährigen Städtepartnerschaften und den damit verbundenen Bestrebungen zur Vertiefung des europäischen Gedankens, wurde der Stadt Beckum durch den Europarat im Jahr 2003 das sogenannte Europadiplom und zwei Jahre später die Ehrenfahne überreicht.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Beckum hat einige architektonische und kunsthistorische Sehenswürdigkeiten. Im Stadtzentrum, direkt am Marktplatz, steht das alte Rathaus. Einige Teile des Gebäudes lassen sich bis auf das Jahr 1441 zurückdatieren. Seit 1986 ist dort das Stadtmuseum untergebracht.
Hinter dem Rathaus liegt die Propsteikirche St. Stephanus. Diese größte Kirche Beckums beherbergt den Prudentiaschrein, den bedeutendsten sakralen Schatz der Stadt. Es handelt sich dabei um ein goldenes Reliquiar aus den 1230er Jahren. Ursprünglich den Kirchenpatronen Stephanus und Sebastian gewidmet, wurden 1881 die Reliquien der Märtyrerin Prudentia in ihn überführt, seither auch der Name. Der Schrein ist der wohl wertvollste seiner Art in ganz Westfalen. Von Bedeutung ist auch die historische Klaisorgel mit 60 Registern (pneumatische Kegelladenorgel von 1913; restauriert 1984), die als die größte erhaltene romatische Orgel in ganz Westfalen gilt!
An der Südstraße finden sich die Reste des ehemaligen Augustinerinnenklosters Blumenthal. Ursprünglich westlich vor den Toren der Stadt gelegen, wurde es 1451 in die Stadt verlegt. 1463 wurde die nicht mehr vorhandene Kirche geweiht. Beim großen Stadtbrand von 1657 wurde der gesamte Klosterkomplex fast völlig vernichtet. 1814 wurde das Kloster endgültig aufgehoben. Von den ab 1845 abgebrochenen Gebäuden blieb nur noch das einstige Dormitorium stehen.
Die ehemalige Posthalterei am Eingang der Nordstraße entstand 1857/58. Der spätklassizistische Bau mit dreiachsigem Mittelrisalit und Freitreppe wurde 1980/81 umfassend restauriert.
Aufgrund dreier Stadtbrände (1655, 1657 und 1734) blieben in der Innenstadt nur wenige ältere Wohnbauten erhalten, darunter Linnenstraße 7 (Gaststätte „Ackerbürgerhaus“), ein Fachwerk-Dielenhaus aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die meisten anderen Häuser dürften erst später entstanden sein.
Am Westenfeuermarkt (eigentlich: Westen„vor„markt) wurde im Jahr 1886 das Kreisständehaus erbaut. Der im neugotischen Stil errichtete Bau diente als Sitz der Kreisverwaltung und ist auch heute noch sehr gut erhalten.
In der Nähe des Westenfeuermarktes steht der viereckige Buddenturm, der letzte von ehemals 22 zur mittelalterlichen Stadtbefestigung gehörenden Wehrtürmen. Er wurde mehrfach umgebaut und dient heute als Heimatstube. Die Soestwarte auf dem Höxberg ist eines der letzten Zeugnisse der einst die Feldmark umschließenden Landwehr.
Der jüdische Friedhof liegt im Bereich der einstigen Wallanlagen. Er wurde 1690 erstmals urkundlich erwähnt. Hier finden sich noch mehrere Grabsteine des 18. bis 20. Jahrhunderts.
Freizeit & Kultur
Die Stadt Beckum liegt in einer von Landwirtschaft geprägten Landschaft und bietet daher eine Vielzahl von Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Rund um Beckum gibt es ca. 370 km gut ausgebaute Radwege, die durch die hügelige Landschaft des südöstlichen Münsterlandes führen. In Stadtnähe liegen einige renaturierte Steinbrüche, die zu Naherholungsgebieten ausgebaut wurden und zum Wandern, Baden, oder zu sonstigen sportlichen Aktivitäten einladen. In der Innenstadt stehen mehrere Park- und Grünanlagen als Ruheoasen zur Verfügung. Mehrere Hotels in und um Beckum gewährleisten die Unterbringung von Touristen.
Des weiteren besitzt Beckum eine große Anzahl verschiedener Sportstätten wie z. B. Hallen- und Freibäder, Sporthallen, Sportplätze, Tennisanlagen, Reitanlagen und eine Kletterwand des Deutschen Alpenvereins (DAV).
Das Vereinsleben hat in Beckum eine lange Tradition und spiegelt sich in der Vielzahl an Sport,- Schützen-, Karnevals- und sonstigen Vereinen wider. Als Hochburg des rheinisch-westfälischen Karnevals ist der alljährliche Rosenmontagsumzug weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und zieht viele Tausend Besucher an.
Weitere kulturelle Einrichtungen sind das Stadtmuseum mit einer Dauerausstellung zur Beckumer Stadtgeschichte, einem Karnevalsmuseum und wechselnden Ausstellungen, das Stadttheater mit seiner „Kulturinitiative Filou“, die Museumsschmiede sowie zahlreiche kulturelle Veranstaltungen und Feste. Seit über zwanzig Jahren bildet die Musik im Alten Pfarrhaus mit über 250 hochrangigen Kammerkonzerten einen wichtigen Teil des Musiklebens der Stadt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr

Beckum liegt an der Bahnstrecke Hamm–Bielefeld. Am Bahnhof Neubeckum halten jeweils im Stundentakt der RE 6 „Westfalen-Express“ Düsseldorf–Dortmund–Hamm–Bielefeld–Minden und die RB 69 „Westfalen-Bahn“ Münster–Hamm–Bielefeld, sodass insgesamt ein Halbstundentakt besteht. Beide Linien werden von DB Regio NRW betrieben. Außerdem verfügt Beckum über eine Anschlußstelle an der Autobahn A2 Ruhrgebiet- Hannover. In Beckum beginnt die Bundesstraße 58, die bis zum Niederrhein führt. Die B 61 und B475 durchqueren die Stadt.
Ansässige Unternehmen
Heutzutage sind neben der Zementindustrie zahlreiche kleine und mittelständische Industriebetriebe aus dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau sowie Dienstleistungsunternehmen und Kornbrennereien in Beckum angesiedelt.
Telekommunikation
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ferdinand Krüger (* 27. Oktober 1843; † 8. Februar 1915), Dichter und Arzt
- Uri Avnery (* 10. September 1923), israelischer Publizist und Friedensaktivist
- Franz-Josef Steffens (* 27. Dezember 1923; † 5. Mai 2006) Schauspieler, Synchronsprecher, Sprecher in zahlreichen Hörspielen
- Rolf Aldag (* 25. August 1968), Radrennfahrer
- Markus Bollmann (* 6. Januar 1981), Fußballprofi
- Nils-Ole Book (* 17. Februar 1986), Fußballprofi
- Michael Wiemann (* 09. Februar 1987), Fußballprofi
- Thorsten Stuckmann (* 17.03.1981), Fußballprofi bei Alemannia Aachen, früher beim SV Neubeckum und der SpVgg Beckum aktiv
- Bernd Kruse (* 10. Mai 1954), ehemal. Bundesligaschiedsrichter
- Udo Horsmann (* 30. März 1952), ehem. Fußballprofi, u.a. von 1975 bis 1983 bei Bayern München, gewann mit Bayern die Deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal, den Pokal der Landesmeister sowie den Weltpokal
Persönlichkeiten, die mit Beckum verbunden sind
- Wilhelm Emmanuel von Ketteler (* 25. Dezember 1811 in Münster (Westfalen); † 13. Juli 1877 in Burghausen, Landkreis Altötting), späterer „Sozialbischof“ und deutscher Politiker (Zentrumspartei), 1844 - 1846 Kaplan in Beckum
- Dr. Reinhard Lettmann (* 9. März 1933 in Datteln), Bischof von Münster, 1959 Kaplan in Beckum St. Stephanus
- Peter Paziorek (* 29. Mai 1948 in Gelsenkirchen-Buer), deutscher Politiker, von 1983 - 1990 Stadtdirektor in Beckum, Mitglied des Deutschen Bundestages und seit November 2005 Parlamentarischer Staatssekretär
- Wendelin Wiedeking (* 1952 in Ahlen, aufgewachsen in Beckum) Vorsitzender des Vorstandes der Porsche AG
Weblinks
- Website der Stadt Beckum
- Informationen zur Stadt
- Wetterwebside von BeckumLinkkatalog zum Thema Beckum bei curlie.org (ehemals DMOZ)