Zum Inhalt springen

Versuchung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Dezember 2007 um 06:58 Uhr durch Bene16 (Diskussion | Beiträge) (Versuchung im Christentum). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Versuchung

Eine Versuchung ist der Anreiz oder die Verleitung zu einer Handlung, die reizvoll erscheint, jedoch verboten oder unzweckmäßig ist. Sie kann sich auf alle denkbaren Arten von Handlungen beziehen (z. B. die Missachtung von Diätvorschriften, das Fremdgehen, den Kauf von Luxusgegenständen, das Aufschieben von Aufgaben, Gelegenheitsdiebstahl, Machtmissbrauch usw.). Auch Tiere können in Versuchung geführt werden (z. B. eine Nahrung trotz unangemessen großer Gefahr zu ergattern).

Die begangene Handlung kann anschließend Reue und Schuldgefühle auslösen.

Die Versuchung kann in dem Gegenstand der Begierde als solchem oder in der Art seiner Präsentation (Werbung) liegen oder aber durch andere Personen hervorgerufen werden, die durch Verführungskünste in Versuchung führen (z. B. Schmeicheln, Bitten, Anleiten, Anstiftung, Anpreisen, Erwecken von Neugier, Einsatz von Autorität, Erzeugen von Angst, Drohung mit Verlust oder Manipulation).

In der Werbung ist Versuchung ein zentrales Thema für Marketing und Reklame, so sollen Verbraucher dazu bewegt werden, ein Angebot anzunehmen. Eine sehr bekannte Werbekampagne wertet hierzu auch den Begriff selbst im positiven und verharmlosenden Sinne um ("die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt").

Versuchung im Christentum

Im christlichen Kontext ist Versuchung der Anreiz, eine Sünde oder eine unmoralische Handlung zu begehen. Die Bitte um Bewahrung vor Versuchung ist ein zentraler Bestandteil des Vaterunser. Der Kern aller Versuchungen ist das Beiseitschieben Gottes, der als überflüssig und störend, neben dem vordringlich Erscheinenden gesehen wird. Die Welt aus Eigenem, ohne Gott in Ordnung zu bringen, auf das Eigene bauend, nur die politischen und materiellen Realitäten als Wirklichkeit anzuerkennen. Das Wesen der Versuchung ist oft verkleidet in eine moralische Gebärde. Der Mensch soll sich allein der Verbesserung der Welt zuwenden. Das Reale ist das Vorkommende - Macht und Brot; die Dinge Gottes erscheinen demgegenüber als irreale Sekundärwelt, derer es nicht mehr bedarf.

In der Bibel wird die Versuchung mit dem Bösen in Verbindung gebracht, geht insbesondere vom Teufel selbst aus. Die bekanntesten Versuchungsgeschichten in der Bibel sind der im 1. Buch Mose beschriebene Sündenfall durch Adam und Eva, die Versuchung des frommen Ijob (Bibel) durch Satan.

Steine zu Brot

Datei:Kramskoj Christ desert.jpg
Christus in der Wüste (Iwan Nikolajewitsch Kramskoi)

Im Neuen Testament (in den Synoptischen Evangelien) sind es unter anderem die drei Versuchungungen Jesu Christi durch den Teufel in der Wüste (Mt 4:1-11; Mk 1:12-13; Lk 4:1-13).

Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.(Mt 4,3)

Was ist tragischer und widerspricht mehr dem Glauben an einen guten Gott, als der Hunger in der Menschheit. Jesus wird mit diesen Worten vom Teufel in Versuchung geführt. Der erste Ausweis eines Erlösers der Welt sollte sein, dass er das Problem der Welternährung, die sozialen Probleme allgemein rasch löst. Der Marxismus hat dies zum Kern seiner Heilverkündigung gemacht. Er werde dafür sorgen, dass aller Hunger endet und die Wüste zu Brot wird. Diese Versuchungsfrage stellt sich immer wieder von neuem auch an die Kirche. Wenn du Kirche Gottes sein willst , dann kümmere dich zuerst um Brot für die Welt - das andere kommt hernach.

Wenn du der Sohn Gottes bist, dann steig doch herab vom Kreuz.(Mt.27,40)

Diese Worte rufen die Leute Jesu unterm Kreuz zu. Spott und Versuchung gehen am Ende des Leben Jesus ineinander über.

Der Teufel als Schriftausleger

In der zweiten Versuchung tritt der Teufel als Theologe auf. Er zitiert die Heilige Schrift um Jesus in eine Falle zu locken.

Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.(Ps 91,11f) in (Mt 4,6)

Dieses Wort gewinnt noch deswegen ein besonderes Gewicht, dass der Psalm an einen heiligen Ort den Tempel gebunden ist. Der Beter erhofft sich Schutz im Tempel und dort tritt der Teufel als Schriftkenner auf. Bibelauslegung kann also auch zur Versuchung werden. Aus scheinbaren Ergebnissen der wissenschaftlichen Exegese sind die schlimmsten Bücher der Zerstörung der Gestalt Jesu, der Demontage des Glaubens geflochten worden. Das theologische Gespräch Jesu und dem Teufel ist zu aller Zeit ein Sinnbild des Disputes um die rechte Schriftauslegung. Ist er, der ohne weltliche Macht gebleiben ist, wahrhaftig der Sohn des lebendigen Gottes?

Weltkönigtum

Teufel zeigt Jesus die Welt

In der dritten und letzten Versuchung bietet der Teufel Jesu das Weltkönigtum an. Will er nicht der Weltkönig werden, der die ganze Erde in einem großen Reich des Friedens und Wohlstands vereinigt?

Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.(Mt 4,8f)

Das christliche Kaisertum versuchte auch alsbald, den Glauben zum politischen Faktor der Reichseinheit zu machen Das Reich Christi sollte nun doch die Gestalt eines politischen Reiches und seinen Glanz erhalten. Der Ohnmacht des Glaubens soll durch politische und militärische Macht aufgeholfen werden. Jesus widersteht der Versuchung. Aber die Frage entsteht immer wieder. Was hat Jesus den gebracht, wenn nicht Weltfrieden und Wohlstand für alle? Er hat einfach das Antlitz Gottes, Gott zu allen Menschen gebracht.

Siehe auch

Literatur

  • Erik Aurelius, Martin Klein, Johann Anselm Steiger, Eric O. Springsted, Sabine Bobert: Art. Versuchung I. Altes Testament II. Neues Testament III. Kirchengeschichtlich IV. Systematisch-theologisch V. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 35 (2003), S. 44-70 (umfassender theol. Überblick)
  • Benedikt XVI., Jesus von Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung, Herder, 2007, ISBN 3-4512-9861-9
  • Joachim Gnilka, Das Evangelium nach Matthäus (Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament Bd. 1), Freiburg/B 1986.

Zitate

  • Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.

( Oscar Wilde - 16.10.1854 - 30.11.190 - irischer Dramatiker und Schriftsteller)

  • Manch einer, der vor der Versuchung flieht, hofft doch heimlich, daß sie ihn einholt.

( Giovanni Guareschi - 01.05.1908 - 22.07.1968 - ital. Journalist und Schriftsteller)

  • Jede Versuchung ist genau so groß wie die Bereitschaft des Versuchten ihr zu erliegen.

(Silke Zajonz - *11.03.1970, Deutschland )