Zum Inhalt springen

Piratenpartei Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Dezember 2007 um 19:23 Uhr durch Itschi187 (Diskussion | Beiträge) (Änderung 40018137 von 88.70.160.68 (Diskussion) wurde rückgängig gemacht.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Logo
Datei:Piratenpartei-Logo.png
Basisdaten
Gründungsdatum: 10. September 2006
Gründungsort: Berlin
Vorsitzender: Jens Seipenbusch
Stellvertreter: Sven Riedel
Politischer Geschäftsführer: Jan Huwald
Generalsekretär: Bastian Grundmann
Schatzmeister: Peter Böhm
Mitglieder: etwa 572
(Stand: Oktober 2007)
Durchschnittsalter: 31 Jahre
Parteigliederung: 7 Landesverbände
Website: www.piratenpartei.de

Die Piratenpartei Deutschland (PIRATEN) ist eine deutsche Kleinpartei.

Sie versteht sich in Anlehnung an die schwedische Piratpartiet als Partei der Informationsgesellschaft. Ihre Ziele umfassen die Förderung freien Wissens und freier Kultur, Schutz vor dem Überwachungsstaat sowie einen Paradigmenwechsel vom gläsernen Bürger zum gläsernen Staat.

Weiterhin umfasst ihr Grundsatzprogramm die Sicherung des Fernmeldegeheimnisses, eine Reduzierung der Patentierbarkeit insbesondere in den Bereichen Software, Gentechnik und Medizin sowie freien Zugang zu Ergebnissen der öffentlich geförderten Forschung und Entwicklung.

Entwicklung

Die Gründungsversammlung fand am 10. September 2006 mit 53 Teilnehmern in der Berliner c-base statt. Ende Oktober 2007 besitzt sie nach eigenen Angaben 572 Mitglieder.[1] Bisher hat die Partei sieben Landesverbände in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, weitere stehen vor der Gründung.

Ziel der Partei ist es, zur Wahl des Europaparlaments und der Bundestagswahl 2009 anzutreten.

Die deutsche Piratenpartei wird sich als zweite Piratenpartei weltweit (nach der schwedischen Piratpartiet) einer Wahl stellen, der Landtagswahl in Hessen 2008 am 27. Januar 2008. Auch der Hamburger Landesverband sammelt aktuell Unterschriften für eine Zulassung zur Wahl der Hamburgischen Bürgerschaft am 24. Februar 2008.

Parteiprogramm

Grundsätzliches

Aus Sicht der Piratenpartei Deutschland ist im Zuge der Digitalen Revolution aller Lebensbereiche die Würde und die Freiheit des Menschen in bisher ungeahnter Art und Weise gefährdet. Dies geschehe zudem in einem Tempo, das die gesellschaftliche Meinungsbildung und die staatliche Gesetzgebung ebenso überfordere wie den Einzelnen selbst. Gleichzeitig schwänden die Möglichkeiten, diesen Prozess mit demokratisch gewonnenen Regeln auf der Ebene eines einzelnen Staates zu gestalten, dahin. Die Partei lehnt weiterhin das übliche politische Spektrum als veraltet ab und ordnet sich nicht darin ein.

Datenschutz/Privatsphäre

Jeder Mensch habe eine Privatsphäre, die frei von Überwachung bleiben müsse. Ohne begründeten Anfangsverdacht dürfe es keine Bewegungsprofile, keine staatlichen Übergriffe, kein Lauschangriff und keine Rasterfahndungen geben.

Die Sicherung des Fernmeldegeheimnisses sei ein wichtiger Grundpfeiler zum Erhalt der Demokratie. Das Fernmeldegeheimnis sei unter anderem durch die Einführung der Vorratsdatenspeicherung bedroht.

Staatliche und privatwirtschaftliche Stellen sollten Betroffene über die Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten informieren.

Auch solle die Kontrolle der Geheimdienste verbessert werden. Bessere Datensicherung und Sicherung der Privatsphäre sollten eingeführt werden. Dagegen sollten biometrische Pässe, die Gesundheitskarte oder RFID neu überdacht werden: Durch sie seien Datenschutz und Privatsphäre gefährdet. Der Ausbau der Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen müsse gestoppt werden, da er nur scheinbare Sicherheit vermittle, und eine Verschwendung von Steuergeldern darstelle.

Transparenz des Staatswesens

Stärkere Transparenz auf allen politischen und betrieblichen Ebenen führe allgemein zu weniger Korruption. Jeder Bürger solle das Recht haben, sich bei der Verwaltung über deren Tätigkeit zu informieren. Ausnahmen sollten da gemacht werden, wo Datenschutzrechte anderer Bürger betroffen sind. Zudem will die Piratenpartei Amtsträger besser kontrollierbar machen, und somit einen Beitrag auf dem Weg zum gläsernen Staat schaffen.

Wahlmaschinen sollen verboten werden, da Vorwürfe bezüglich möglicher Manipulationen nicht ausgeräumt werden konnten. Durch den Einsatz von Wahlmaschienen würden Wahlen deshalb ihre Transparenz verlieren.

Open Access

Freier Zugang (Open Access) zu Ergebnissen von Forschung und Entwicklung, die durch Steuergelder finanziert wurden, solle selbstverständlich werden. Dadurch soll jedem Bürger der Zugang zu kostenlosen Informationen ermöglicht werden.

Urheberrecht

Die Piratenpartei Deutschland fordert ein Recht auf Privatkopien und ein Ende der Kriminalisierung von Tauschbörsennutzern. Durch den einseitigen Druck der Musikindustrie sei das Urheberrecht massiv zu Gunsten der Verwerter verschärft worden. Dies habe dazu geführt, dass große Bevölkerungsteile kriminalisiert wurden. Im Moment sind Werke von Künstlern siebzig Jahre nach deren Tod urheberrechtlich geschützt. Dies habe nichts mehr mit dem ursprünglichen Sinn des Urheberrechts zu tun, sondern führe zu einer einseitigen Verknappung des Angebots an Wissen. Dadurch profitiere die Verwerterindustrie auf Kosten der Bürger. Daher fordert die Piratenpartei eine Verkürzung der Schutzfristen von urheberrechtlich geschützten Werken – im Gegenzug solle die Kultur vielfältiger gefördert werden. Auch sollen verbraucherfeindliche Behinderungen der Kopierbarkeit, wie sie nach Meinung der Piratenpartei durch Digitale Rechteverwaltung entstehen, abgeschafft werden.

Ein Wahlspruch der Piratenpartei lautet „Freier Zugang zu Wissen für alle“. Dies gelte insbesondere für Schulen und Universitäten. Nach Aussage der Piratenpartei könne ohne die engen Schranken des Urheberrechts Wissen effektiver vermittelt werden. Sie will so verhindern, dass Wissen zu einem Luxusgut wird.

Patentwesen

Die Patentierbarkeit von sogenanntem geistigem Eigentum solle reduziert werden; insbesondere in den Bereichen Software, Gentechnik und Geschäftsideen, da dies in einigen Fällen bereits zu absurden Patenten geführt habe, und grundsätzliche Zweifel an den positiven Effekten dieser Patente beständen. Auch schadeten Patente kleinen Unternehmen und schafften Monopole.

Die Piratenpartei Deutschland fordert eine Reform des Patentsystems, da dieses Innovation stärker behindere als schütze.

Infrastrukturmonopole

Die Internetinfrastruktur müsse ausgebaut werden, damit auch abgelegene Gegenden bessere Internetzugänge erhalten und somit alle vom Fortschritt profitieren könnten.

Eine Filterung des Internets seitens staatlicher Stellen wird abgelehnt. Die Piratenpartei Deutschland befürchtet, dass dies langfristig zu Zensur, und damit letztlich zum Verlust des Rechtsstaats führe.

Name

Der Name "Piratenpartei Deutschland" entstand durch das Vorbild der schwedischen Piratpartiet. Er ist eine ironische Antwort auf den Vorwurf von Seiten der Musik- und Filmindustrie, Nutzer von Internet-Tauschbörsen wären "Raubkopierer" und "Piraten". Die Partei befürwortet nicht die Verbreitung von Kopien, sondern setzt sich dafür ein, das Recht auf Privatkopie zu erhalten und eine Kriminalisierung von Tauschbörsennutzern zu verhindern.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. vgl. die Angaben im Wiki der Piratenpartei