Benutzer:Gewa13/Bilder/Lebensmittel
Als Materia medica wird in der Pharmazie die Gesamtheit aller Arzneimittel - der sogenannte Arzneimittelschatz - bezeichnet. Es ist ein Begriff aus dem Mittelalter und aus der Renaissance, der heute außerhalb der Pharmaziegeschichte und Homöopathie kaum noch verwendet wird. Häufig wird er auf eine Therapierichtung oder eine Zeitepoche hin bezogen. Auch auf eine geografisch abgegrenzte Region bezogen wird er benutzt und schließt die Kenntnisse über Arzneimittel mit ein. Besonders häufig kommt er in den Buchtiteln alter Arzneimittellehren vor.
Geschichte
Europa
Archäologische Funde von Überresten von Pflanzen, die nach heutiger Kenntnis zu den Heilpflanzen zählen, sind nicht selten, werden aber in der Frage, ob sie arzneilich verwendet wurden meist zurückhaltend bewertet. Beeindruckende neuere Beobachtungen finden sich sogar bei Schimpansen. In Neanderthalergräbern - bekannt unter der Bezeichnung Shanidar IV, im heutigen Irak ca. 70.000 - 40.000 Jahre alt - konnten sieben Heilpflanzenarten nachgewiesen werden (darunter Malve, Tausengüldenkraut und Ephedra). Bandkeramische Fundkomplexe des 4. und 5. Jahrtausends v. Chr. enthalten viele Pflanzenarten, bei denen es naheliegt, daß sie als Heilpflanzen verwendet wurden: Klebkraut (Galium aparine), das möglicherweise auch zur Käsebereitung (Labferment) diente, die Wilde Malve (Malva sylvestris), der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), der Schlafmohn (Papaver somniferum, natürlich auch eine wichtige Ölpflanze), der Vogelknöterich (Polygonum aviculare), der Holunder (Sambucus nigra), das Eisenkraut (Verbena officinalis) u.v.a.m. In Assyrien und Ägypten waren einige hundert pflanzliche, tierische und mineralische Arzneimittel in Gebrauch.
Bei den Griechen und Rämern waren weit über 1.000 Drogen aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich bekannt. Plinius (Gaius Secundus d. Ältere, lebte von 23/24 bis 79 n.Chr.), war römischer Offizier und Staatsbeamter. Seine Ämter führten ihn u.a. nach Germanien, Spanien, Syrien, Judäa und Nordafrika. Er schrieb neben militärischen Fachbüchern und historischen Schriften, die nicht mehr erhalten sind, eine höchst umfangreiche enzyklopädische Naturkunde in 37 Büchern, die ’Naturalis historia’. Sie ist eine in jahrelanger Arbeit entstandene Materialsammlung, ca. 2000 Bände von etwa 100 Autoren dienten als Quellen. Da diese Quellen sorgfältig genannt werden, ist Plinius Überlieferer einer untergegangenen Bibliothek griechischer und römischer Fachbücher. Behandelt werden Kosmologie, Geographie, Anthropologie, Zoologie, Botanik, Metallund Steinkunde, Kunst und - hier von Bedeutung - in den Büchern 20-32 dieHeilmittel, darunter beinahe 1.000 aus dem Pflanzenreich in den Büchern 20-27. Dioskurides war Militärarzt zur Zeit der Kaiser Claudius und Nero (1. Jh), er stammte aus Anazarba (in der Nähe von Tarsus in Kilikien, in der heutigen Türkei). Der Titel seines in griechischer Sprache abgefaßten Hauptwerkes lautet ’Περι υλης ιατρικης’, in lateinischer Übersetzung ’De materia medica’. Es erschien um 78 n. Chr. und wirkte über Jahrhunderte. Die in fünf Büchern abgefaßte Arzneimittellehre ist die umfangreichste und besonders in botanischer Hinsicht reichhaltigste des Altertums. Schon im Altertum, etwa von Galen (um 130 - 200) gerühmt, gewinnt das Werk im Mittelalter uneingeschränkte Autorität und behält sie bis weit in die Neuzeit hinein: Der ersten gedruckten Ausgabe Ende des 15. Jahrhunderts folgen bis 1800 ca. 100 verschiedene Ausgaben, davon fast 80 im 17. Jahrhundert. Dioskurides behandelt Arzneimittel aus allen drei Naturreichen, es werden 102 mineralische, 101 tierische und 813 pflanzliche Arzneimittel beschrieben. Aufgrund seiner überragenden Bedeutung für das Mittelalter und bis in dieNeuzeit soll kurz etwas zur Textüberlieferung gesagt werden. Die Klostermedizin von Hildegard (1098 bis 1179) enthält in etwa 500 Abschnitten Pflanzen, Tiere und Mineralien, davon etwa 230 Pflanzne und ca. 170 Tiere (70 Vögel).
Mexiko
Der indianische Arzt Mart�n de la Cruz legte 1552 sein Wissen �ber aztekische Heilpflanzen in seinem Kr�uterbuch �Libellus de medicinalibus Indorum herbis� nieder. Es enth�lt 185 meist farbige Miniaturen von seinerzeit in Mexiko gebr�uchlichen Arzneipflanzen mit Angaben zu ihrer heilkundlichen Verwendung.
Schlie�lich erkundete der spanische Arzt Francisco Hern�ndez im Auftrag Philipps II. von 1571 bis 1577 die mexikanische Materia medica. Weit �ber tausend damals in Mexiko verwendete Medizinalpflanzen soll Hern�ndez beschrieben und bildlich dargestellt haben. Da das urspr�ngliche Manuskript aber gr��tenteils einem Brand zum Opfer fiel, sind nur summarische Versionen sowie erg�nzte und kommentierte Fragmente �berliefert, die Mitte des 17. Jahrhunderts unter dem Titel �Rerum medicarum novae Hispaniae thesaurus� zusammengefasst und ver�ffentlicht wurden.
China
Die älteste Materia Medica, das legendäre Shen-nong pen-ts'ao ching, welche schon in der vorchristlichen Zeit verfasst wurde, enthält bereits Aufzeichnungen über die Anwendung von 365 Arzneidrogen. In einem der umfassendsten Werke der chinesischen Materia Medica, dem "Ben Cao" Ming-Dynastie (1368-1636 n.Chr.)wurden über 11'000 Rezepturen aus 1872 Einzelsubstanzen beschrieben, darunter die verschiedensten Bestandteile von Pflanzen, Mineralien, Insekten, Tieren und Fossilien. Im heute gültigen chinesischen Arzneibuch sind noch über 500 Arzneidrogen enthalten.