Zum Inhalt springen

Europäischer Kartellverband

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Dezember 2007 um 18:16 Uhr durch AlMa77 (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: Kurienseite erg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Europäische Kartellverband der christlichen Studentenverbände (EKV) ist ein konfessionsübergeifender Zusammenschluss unterschiedlicher Dachverbände christlicher Studentenverbindungen in Europa. Der EKV versteht sich als Arbeitsgemeinschaft der christlichen Korporationsverbände und nicht als ein Dachverband von Verbänden. Gemäß seiner Satzung hat der EKV keine Befugnis, in die Angelegenheiten seiner Mitgliedsverbände oder gar deren Verbindungen einzugreifen, geschweige denn, verbindliche Beschlüsse zu fassen.

Geschichte

1970 wurde die Gründung des EKV von den Vorsitzenden des (Deutschen) Technischen Cartellverbands (TCV) und des (Österreichischen) Mittelschüler Kartellverbands (MKV) initiiert.

Am 15. November 1975 wurde der EKV dann formell gegründet. Dies geschah auf Schloss Klessheim in Salzburg durch den TCV, den MKV, den Cartellverband der Katholischen Österreichischen Studentenverbindungen (ÖCV), den Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV), den Ring Katholischer Akademischer Burschenschaften (RKAB), den Südtiroler Mittelschülerverband (StMV) und den Ring Katholischer Deutscher Burschenschaften (RKDB).

Seit 1985 besitzt der EKV Konsultativstatus (in seiner Eigenschaft als NGO) beim Europarat. Die Schwerpunkte der Arbeit des EKV liegen im Bereich der Interessenvertretung für die Bereiche Bildung, Schulung und Information. Dazu wurden bisher unter anderem bildungspolitische Konferenzen und sechs europäische Studententage abgehalten.

Auf einstimmigen Beschluss des CV-Rats wird der Cartellverband ab dem 1. Januar 2007 bis Ende 2008 seine Mitgliedschaft im EKV ruhen lassen. Der Verband zieht mit diesem Schritt die Konsequenzen aus der aus seiner Sicht ungenügenden Arbeit des EKV in den vergangenen Jahren. Ein endgültiger Austritt aus dem EKV wird zur Zeit nicht erwogen, da die originäre Idee, eine Organisationsstruktur aller christlichen, studentischen Verbände, Verbindungen und Vereine auf europäischer Ebene zu bilden, nach wie vor vom Cartellverband als wertvoll erachtet wird. Der CV-Rat sucht nun nach Möglichkeiten einer generellen Reorganisation.

Austritte aus dem EKV hat es bislang nicht gegeben.

2003 wurde der Verbands in das deutsche Vereinsregister eingetragen, seitdem heißt er offiziell EKV e.V.. Im Zuge der Reorganisation wurden der im MKV aufgegangene StMV sowie die Verbindung L.A.V. Rheinmark Vaduz nicht mehr Mitglied des EKV e.V., letztere unter der Begründung der religiösen Ungebundenheit ihres Bundes.

Die Mitgliedschaft besitzen derzeit 15 Verbände sowie die sogenannte Kurie der freien Vereinigungen im EKV, insgesamt rund 120.000 Akademiker, Studenten und Schüler in ca. 660 Verbindungen. In der Kurie sind 13 Verbindungen vereint, die keinem Dachverband angehören.

Mitglieder

Im EKV sind konfessionsübergreifend katholische, protestantische und allgemein christliche Dachverbände und Verbindungen von Studenten und Schülern zusammengeschlossen. Sie stammen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Frankreich, Italien, Litauen, Polen, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, der Ukraine und Rumänien. In den Mitgliedsverbänden des EKV gibt es reine Damen- und reine Männerverbindungen, sowie gemischte Verbindungen. Es gibt sowohl farbentragende als auch nicht-farbentragende Verbindungen.

Dachverbände

Studenten

Schüler

Kurie der freien Vereinigungen

Studenten

  • A.V. Austria-Sagitta Wien (A-S) (Österreich) - alle christlichen Konfessionen, nur Männer, farbentragend
  • A.K.Z. Amos Maribor (Slowenien)
  • KStV Pragensis Prag (Tschechien) - alle christlichen Konfessionen, Damen und Männer, farbentragend
  • S.K.A.S. Istropolitan Bratislava (Slowakei)
  • G.U.K.S. Obnowa (OBN) mit zwei Sektionen in Czernowitz, einer in Lemberg und einer in Ternopil (Ukraine) - nur Katholiken, Damen und Männer
  • E.St.V. Robert Schuman Argentorata Straßburg (RSA) (Frankreich) - nur Katholiken, nur Männer, farbentragend
  • Ch.Ö.Stb. Liechtenstein Wiener Neustadt (Österreich) - alle christlichen Konfessionen, nur Männer, farbentragend
  • C.St.V. Wingolf zu Wien (Österreich) - alle christlichen Konfessionen, nur Männer, farbentragend (assoziierter Status)
  • K.Ö.H.V. Universitas Wien (Österreich) - alle christlichen Konfessionen, Damen und Männer, farbentragend
  • K.A.V. Merkenstein Wien (Österreich) - nur Katholiken, Damen und Männer, farbentragend
  • Korporation Tautito Kaunas (Litauen) - nur Katholiken, Damen und Männer
  • K.Ö.St.V. Golania zu Arné (Österreich/Syrien) - nur Katholiken, nur Männer, farbentragend

Schüler

  • E.M.V. Tauriscia zu Oberschützen (TAO) (Österreich) - nur Protestanten, nur Männer, farbentragend
  • Audacia Napocensis zu Klausenburg (Cluj) (ANK) (Rumänien) - alle christlichen Konfessionen, nur Männer, farbentragend

Zwecke und Kritik

Die Satzung des EKV beinhaltet folgende Aufgaben für die Arbeitsgemeinschaft:

  • die Vertretung in und gegenüber den europäischen Einrichtungen,
  • das Schaffen, Fördern und Koordinieren von Initiativen insbesondere im Sektor der Bildungs- und Gesellschaftspolitik im europäischen Bereich,
  • die Informationsvermittlung zwischen den europäischen Einrichtungen und den Mitgliedsverbänden,
  • die Beobachtung geistiger und gesellschaftspolitischer Entwicklungen in Europa,
  • die Förderung der Zusammenarbeit der Mitgliedsverbände,
  • die aktive Mitarbeit an der Neugestaltung Europas.

Die Tätigkeit des EKV ist allein auf diese Aufgaben beschränkt, andere Aufgaben sind nicht vorgesehen.

Organisatorisch wird also deutlich nur eine koordinierende Funktion zwischen den Mitgliedsverbänden angestrebt. Direkter Kontakt zu Mitgliedsverbindungen von Mitgliedsverbänden ist nicht vorgesehen. Weiterhin ist die Aktivität inhaltlich beschränkt auf das Thema Bildung. Aktivitäten im Bereich der Religions- und Freundschaftspflege gehören nicht zum Aufgabenbereich des EKV.

Korporative Elemente sind ebenfalls nicht vorgesehen. Es gibt keine Regelung zum Duzen (sogenanntes „kartellbrüderliches Du“); auch das Tragen von eigenen EKV-Funktionsbändern, das Chargieren von EKV-Funktionären und gegenseitige Anwesenheits-, Besuchs-, oder Mitgliedsrechte einzelner Mitglieder der Dachverbände sind nicht vorgesehen oder geregelt, die Führung eines EKV-Wappens ebensowenig – dies ist allerdings schon langjähriger Brauch.

Auch sollte der EKV-Vorstand die satzungsvorgesehene Autonomie der Mitgliedsverbände nicht verletzen. Auf vermeintliche Verletzungen dieser Autonomie wird seitens der Mitgliedsverbände bisweilen mit überhöhter Sensibilität reagiert. So geschehen beispielsweise im Anschluss an einen persönlich gezeichneten Aufruf des EKV-Altvizepräsidenten und EKV-Europaratsdelegierten Bernhard Altermatt aus dem Schweizerischen Studentenverein (SchwStV) in der Verbandszeitschrift Academia des deutschen Cartellverbandes, Nr. 2006/01 (Seite 43).[1] Ganz im Geiste des Schweizerischen Studentenvereins, der seinen Mitgliedsverbindungen die Aufnahme von Studentinnen seit 1968 freistellt, regte Bernhard Altermatt diesbezügliche Reformen in den österreichischen und deutschen EKV-Mitgliedsverbänden an. Denkanstoss seiner Äusserungen war der wiederholt geäusserte Wunsch, der EKV möge sich in Brüssel vermehrt um Fördergelder bemühen. Angesichts des Grundsatzes des sogenannten Gender-Mainstreaming, der von europäischen Institutionen bei allen Projekteingaben ein zentrales Kritierum darstellt, ist hier der EKV aufgrund der rein männlichen Zusammensetzung seiner grössten und wichtigsten Mitgliedsverbände benachteiligt. Innerhalb des EKV nehmen mehrere Verbände Studentinnen und Studenten auf, darunter der schweizerische (SchwStV) und der flämische Verband KVHV. Bezeichnenderweise stützt sich die Frauen-Aufnahme im SchwStV in erster Linie auf den Grundsatz der (Verbindungs-)Autonomie, der ja auch in Deutschland und Österreich hoch gehalten wird. Im Schweizerischen Studentenverein wirkt das Prinzip der Verbindungsautonomie - als Spiegel der föderalistischen Tradition des Landes - einschränkend auf den zweiten Leitsatz: die Gleichstellung von Mann und Frau.

Referenzen

  1. http://www.cartellverband.de/pub/db/documents/academia/academia_06_01.pdf

Literatur

  • Arbeitsgemeinschaft Europäischer Studententag, Verbindungsverzeichnis, Wien, 1998
  • Urs Altermatt (Hrsg): Den Riesenkampf mit dieser Zeit zu wagen... Schweizerischer Studentenverein 1841-1991. Maihof-Verlag, Luzern, 1993, ISBN 3952002720

Siehe auch