Zum Inhalt springen

Juristenprozess

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Januar 2005 um 00:40 Uhr durch 172.176.125.73 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Nürnberger Juristenprozess war das dritte Nachfolgeverfahren des Nürnberger Prozesses gegen die Haupkriegsverbrecher.

Während der Hauptkriegsverbrecherprozes vor einem internationalen Militärtribunal (IMT oder IMG, Internationaler Militärgerichtshof) stattfand, waren die Folgeprozessse rein amerikanisch.

Die Anklage

Ankläger war Telford Taylor, der auch die Anklageschrift vom 4. Januar 1947 verfasst hatte. Die Anklage umfasste vier Punkte:

Die Anklagepunkte I bis III richteten sich gegen alle Angeklagten, der Anklagepunkt IV nur gegen einzelne.

Das Gericht

Das Gericht setzte sich aus vier amerikanischen Richtern zusammen:

Nachdem Marshall aufgrund Krankheit aus dem Verfahren ausscheiden musste, wurde Brand zum Vorsitzenden Richter bestimmt und Harding rückte vom stellvertretenden Richter zum Richter auf.

Die Angeklagten

Angeklagt waren 16 hohe Justizbeamte und Richter des NS-Regimes
("Vereinigte Staaten vs. Josef Altstötter et al.").

Die Urteile

Die Urteile wurden am 3. und 4. Dezember 1947 verkündet. Vier Angeklagte wurden zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt, vier weitere wurden freigesprochen. Im übrigen verhängte das Gericht Freiheitsstrafen von fünf bis zehn Jahren Zuchthaus. Im Gegensatz zu dem Verfahren vor dem IMT und zu anderen Folgeprozessen wurden keine Todesurteile verhängt. Das Urteil wurde vielfach als zu mild empfunden.

  • Altstötter: 5 Jahre Zuchthaus
  • von Ammon: 10 Jahre Zuchthaus
  • Barnickel: Freispruch
  • Cuhorst: Freispruch
  • Engert: wegen Krankheit aus dem Verfahren ausgeschieden
  • Joel: 10 Jahre Zuchthaus
  • Klemm: lebenslanges Zuchthaus
  • Lautz: 10 Jahre Zuchthaus
  • Mettgenberg: 10 Jahre Zuchthaus
  • Nebelung: Freispruch
  • Oeschey: lebenslanges Zuchthaus
  • Petersen: Freispruch
  • Rothaug: lebenslanges Zuchthaus
  • Rothenberger: 7 Jahre Zuchthaus
  • Schlegelberger: lebenslanges Zuchthaus
  • Westphal: Selbstmord vor Verhandlungsbeginn

Nach dem Urteil

Die meisten der Verurteilten waren aufgrund von Amnestien bereits Anfang der 1950er Jahre wieder auf freiem Fuß. Manche von ihnen (Lautz, Rothenberger, Schlegelberger) erhielten in der Bundesrepublik Deutschland wegen ihrer früheren Tätigkeiten Pensionszahlungen. Der Name Schlegelberger begegnete über Jahrzehnte jedem Jurastudenten in der Bundesrepublik Deutschland, aber nicht als einer der Verurteilten aus dem Juristenprozess, sondern als Begründer eines Kommentars zum Handelsgesetzbuch und anderer juristischer Werke. Noch heute erscheint "Das Recht der Gegenwart" unter dem Namen Franz Schlegelberger (ISBN 3800628597)

Literatur

H. Ostendorf, H. ter Veen, Das Nürnberger Juristenurteil, Eine kommentierte Dokumentation, Campus Verlag, ISBN 3593334240

Film

Der Juristenprozess war 1961 die Vorlage für den amerikanischen Film "Judgement in Nuremberg", deutsch "Urteil von Nürnberg" mit Spencer Tracy, Burt Lancaster, Maximilian Schell und anderen.

  • The Nuremberg Trials: The Justice Trial [1]
  • Der Nürnberger Juristen-Prozess 1947 [2]

Nürnberger Prozesse

Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher - Fall I: Ärzte-Prozess - Fall II: Milch-Prozess - Fall III: Juristen-Prozess - Fall IV: Prozess Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS - Fall V: Flick-Prozess - Fall VI: IG-Farben-Prozess - Fall VII: Prozess Generäle in Südosteuropa - Fall VIII: Prozess Rasse- und Siedlungshauptamt der SS - Fall IX: Einsatzgruppen-Prozess - Fall X: Krupp-Prozess - Fall XI: Wilhelmstraßen-Prozess - Fall XII: Prozess Oberkommando der Wehrmacht