Phönizier
Die Phönizier waren ein Volk der Antike und lebten hauptsächlich im Bereich des jetzigen Libanon und Syrien an der Mittelmeerküste. Ihre Hauptstadt heißt Ogareth (siehe: Diskussion) und liegt in der Nähe der heutigen Küstenstadt Latakia (Syrien) (Phönizien, nach altgriechisch phoinike "Purpurland"). Phönikische Gewebe, insbesondere Purpurstoffe, waren in Griechenland sehr geschätzt.
Das Reich bestand aus Stadtstaaten, welche politische Selbständigkeit hatten. Die wichtigsten Städte waren: Arados, Byblos, Berytos, Sidon und Tyros, welche in der Zeit zwischen 1000 bis ca. 774 v. Chr. die führende Macht unter den Städten war.
Der Name "Phönizier" ist von der griechischen Bezeichnung "Phoinikes" abgeleitet. Sie selbst haben sich nie "Phönizier" oder ähnlich genannt, sondern nach den Städten, aus denen sie kamen, z.B. Sidonier = Leute aus Sidon. Die Phönizier zählen zu den ersten Seefahrern.
Nach Herodot stammten die Phönizier von den Kanaanitern ab und hatten ihren Ursprung im Gebiet des persischen Golfs. Ihre Sprache war nordwestsemitisch. Eine phönizische Kolonie war Karthago (im heutigen Tunesien). Die Karthager wurden von den Römern Poeni (Punier) genannt.
Die Phönizier waren ausgezeichnete Seefahrer. Sie kolonisierten das Mittelmeer von Zypern über Sizilien bis Spanien, bereisten Gadir, Cerne und unter Hanno durchfuhren sie (von Karthago aus) Gibraltar und reisten bis zum Golf von Guinea. Sie handelten mit Britannien und kauften Zinn von den Gruben der Halbinsel Cornwall.
Im 8. Jahrhundert v. Chr. verloren die Phönizier ihre Unabhängigkeit und standen unter den Einfluss der Assyrer. Im Jahr 701 v. Chr. eroberte das Neuassyrische Reich unter Sanherib Phönikien (außer Tyros).
Ab dem Jahr 586 v. Chr. Zugehörigkeit zum Neubabylonischen Reich, außer Tyros, welches einer 13jährigen Belagerung (von 585 bis 573 v. Chr.) standhalten konnte.
Um 520 v. Chr. wiederum kam das Land schließlich unter persische Herrschaft, welches Vasallenkönigtümer errichtet.
Unter persischer Herrschaft, stellten sie einen großen Teil der persischen Kriegsflotte.
Im Auftrag des Pharaos Necho II. sollen sie um 600 v. Chr. eine große Expedition unternommen haben, von der Sinaihalbinsel ausgehend, mit Schiffen von ca. 40 m Länge, ausgestattet mit 40 Rudern und einem Segel, über Somalia, den Äquator nach Südafrika, und dann entlang der Westküste Afrikas zurück ins Mittelmeer, so dass sie binnen 3 Jahren ganz Afrika umrundeten – eine Strecke von 30.000 km in unbekannten Gewässern. Die Fahrt wurde durch längere Landaufenthalte zum Säen und Ernten von Getreide unterbrochen. Diese Reise wurde von Herodot beschrieben, ist aber sonst nicht verifiziert. Für ihre Plausibilität spricht jedoch, dass nach seinem Bericht die Seefahrer verwundert waren, dass sie, westwärts fahrend, die Mittagssonne auf der rechten Seite (also im Norden) zu sehen bekamen - was Herodot selbst nicht glauben wollte.
Die Phönizier waren kulturbildend. Sie schufen die Urform des europäischen Alphabets und waren die ersten bekannten Benutzer der Farbe Purpur, zwischen Rot und Violett. Quelle dieser königlichen Farbe war die Purpurschnecke (Murex trunculus). Purpur und die hervorragend für den Schiffbau geeignete Libanonzeder waren als natürliche Ressourcen maßgeblich am Aufstieg des Reiches beteiligt. Nach Vernichtung der Zedernbestände ging das ehemals mächtige Reich unter - ein eindrucksvolles Beispiel für die Folgen nicht nachhaltiger Nutzung.
In der griechischen Mythologie gilt der Phönix als Stammvater der Phönizier und ist Vater von Kadmos und Europa. Sie hatten einen höchsten Gott El sowie mehrere Stadtgötter, als bevorzugte weibliche Gottheit Astarte, und den Vegetationsgott Adonis.
Die Zerstörung von Tyros durch Alexander den Großen 332 v. Chr. und Karthagos durch die Römer 146 v. Chr. bedeutete das Ende der Phönizier.
Die heutigen Bewohner des Libanons sind zum großen Teil phönizischer Abstammung mit syro-mesopotamischer Mischung, die sich durch die syrische Christianisierung des Libanons bemerkbar ist. Die maronitische Kirche (zur der die meisten Christen in Libanon gehören) festigte die Verbindung des syrischen Ost-Christentums mit den historischen phönizischen Ursprünge des Landes.
Literatur
- Markoe, Glenn E.: Die Phönizier, Theis, Darmstadt 2003. ISBN 3806218161