Radhose


Definition
Die Radlerhose oder Radhose ist eine hautenge, meist kurze (Beinabschluss liegt über dem Knie) Hose für den Radsport. Ebenfalls als Radlerhose werden seit den 1990er Jahren umgangssprachlich Leggings mit kurzem, über dem Knie endenden Bein bezeichnet.
Radlerhosen mit Einsatz
Im Gegensatz zu Radler-Leggings, die eher als Alltagskleidung spezifiziert sind, sind Radsport-Hosen auf die Bedürfnisse der Radsportler beim oft stundenlangen Fahren ausgelegt und besitzen im Gegensatz zu diesen einen Sitzeinsatz aus Rehleder oder synthetischem Material. Synthetische Einsätze haben solche aus Leder fast verdrängt, da sie keine spezielle Pflege erfordern. Dieser Einsatz ist steifer als die übrige Hose und trägt (von außen deutlich erkennbar) relativ stark auf. Der Schnitt des Sitzeinsatzes ist geschlechtsspezifisch: Bei Männer-Radhosen ist er deutlich länger als bei Modellen für Frauen, da er die äußeren Geschlechtsorgane des Mannes vor Quetschung schützen soll.
Üblicherweise werden Radlerhosen ohne Unterwäsche getragen, so dass das (in der Regel nahtfreie) Sitzpolster direkt auf der Haut aufliegt, um ein Wundscheuern zu verhindern. Zusätzlich werden zu diesem Zweck bei langen Fahrten Sitzpolster und Gesäß oft mit Babycreme oder einer Salbe eingestrichen.
Als Material für die Hose dient heute meistens ein Nylon/Elastan-Mischgewebe, das durch seine Dehnbarkeit eine hautenge Passform ermöglicht, den vom Radfahrer reichlich produzierten Schweiß von der Haut des Trägers ableitet und so die früher verwendete Wolle verdrängt hat. Radlerhosen sind als Bund- oder Trägerhose erhältlich, wobei die Trägerhose den Vorteil hat, nicht auf den Bauch des Radlers zu drücken.
Eine Sonderform sind Zeitfahranzüge oder Einteiler, die gegenüber der klassischen Kombination aus Radlerhose und Trikot vor allem aerodynamische Vorteile bringen.
Radlerhosen ohne Einsatz
Die Radlerhosen, welche kein spezielles Innenpolster besitzen, haben ihre Verwendung auch über den Radsportbereich hinaus. Als bereits erwähnte Alltagsmode waren Radlerhosen (oder kurz: Radler) und Leggins, als die langbeinige Variante dieser engangliegenden Hosen, seit den späten Achziger Jahren des letzten Jahrhunderts verbreitet. Ihren Höhepunkt erlebte diese Mode in den frühen Neunziger Jahren, ebbte danach jedoch rasch ab, was durch einen gewissen Imageverlust dieser Kleidungsstücke zu erklären ist. Der geringe Stoffbedarf, und der daraus resultierende niedrige Preis, ebenso wie die stark figurbetonende Passform der Hosen, führten zu einer Abwertung derselben als "Kleidung für sozial Schwache" oder "modisch Unbewusste". Demzufolge wurden Radlerhosen in der Öffentlichkeit fast ausschließlich nur noch als funktionsgebundene Bekleidung bei sportlicher Betätigung getragen. (Hier jedoch nicht nur im Leistungs- sondern auch im Breitensport). Im privaten Bereich wurden Radlerhosen auch weiterhin getragen, wenn auch hier mit stetig sinkender Verbreitung. Auch hat sich die Beschaffenheit der Hosen seit ihrem Aufkommen verändert. Während in der Frühphase der Großteil dieser Hosen aus einem Kunstfasergemisch bestand (in aller Regel ein Polyester-Elasthan-Gemisch im Verhältnis 80% zu 20%, (siehe auch Spandex)) und oftmals in neonbunten Farben bedruckt war, so sind seit der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre mehr Hosen mit einem hohen Baumwollanteil, und zudem meist in dezenteren Farben erhältlich. Auch bezüglich der Benutzer der Radlerhosen hat es einen Wandel gegeben. Ursprünglich waren sie als Mode für sowohl Frauen, Männer und Kinder beiderlei Geschlecht gedacht. Bereits früh machte sich jedoch der Trend bemerkbar, das Radlerhosen von Männern fast ausschließlich als Sportkleidung, nicht jedoch als Freizeitmode getragen wurden. Bei Kindern setzt diese Differenzierung in etwa mit der Pubertät ein. Eine vermutete Ursache für diese Unbeliebtheit der Hosen bei Männern ist ihre enge Form, die darunterliegende Körperteile deutlich hervorhebt, statt diese zu verdecken.
Vor- und Nachteile dieser als Freizeit- oder Gymnastikhosen getragenen Radlerhosen
Vorteile:
- gute Beweglichkeit, was bei vielen Sportarten von Nutzen ist
- können auch unter anderer Kleidung getragen werden, z.B. beim Fußball
- pflegeleichtes Material, schnelltrocknend
- vielseitig einsetzbar, z.B. auch als Badebekleidung
- Bequemlichkeit, keine Knöpfe, Taschen, Reißverschlüsse etc. die stören könnten
Nachteile:
- bei unpassenden Größen: Unangenemes Drücken oder Quetschen des Gewebes, besonders im Genitalbereich
- der enge Sitz dieser Hosen führt bei manchen Menschen zu Schamgefühlen
- geringe Robustheit; ein Sturz oder eine Bewegung auf einer rauhen Oberfläche kann den Stoff aufreißen