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Biehla (Elsterwerda)

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Der Glockenturm in Biehla

Biehla ist ein Ortsteil der Stadt Elsterwerda im Landkreis Elbe-Elster im Land Brandenburg unweit der Grenze zu Sachsen.

Biehla gehörte bis zur Kreisgebietsreform in Brandenburg im Jahr 1993 zum Landkreis Bad Liebenwerda. Der Ort liegt nördlich des Stadtgebietes von Elsterwerda am Winterberg.

Deutung des Ortsnamen

Biehla verdankt seinen Namen dem urslawischen bel, was soviel wie weiß oder glänzend heißt und in unzähligen slawischen Flur-, Gewässer- und Ortsnamen vertreten ist.

Geschichte und Entwicklung

Erste urkundliche Erwähnung und Entwicklung des Ortsnamens

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1247 in einer Urkunde, welche sich im Staatsarchiv Weimar befindet. Der Ort wird 1406 in einer Urkunde des Staatsarchives Dresden als Bele benannt. Aufgrund des slawischen Ursprungs des Namens, wird angenommen, dass der Ort einstmals auch von Slawen gegründet wurde. 1672 erscheint dann in den Kirchenvisitationsberichten der Euphorien Elsterwerda und Liebenwerda der Name Piehla bzw. Biehla.

Spätes Mittelalter und Frühe Neuzeit

Die Erbherren von Biehla saßen einst auf dem Gut in Krauschütz und der Ort durchlebte wie die anderen Dörfer der Herrschaft Elsterwerda eine ähnliche Geschichte der Herrschaffts-Geschlechter.

Von 1312 bis 1512 waren dies die Herren des Rittergeschlechts von Köckritz, ihnen folgte bis 1539 der Herzog Georg von Sachsen, bis 1612 das Geschlecht von Maltitz und später bis 1708 die Herren von Rohr.

Danach erwarb Freiherr Waldemar von Loewendahl (Königlich polnischer Oberhofmarschal, wirklicher Geheimrat und Cabinetsminister, sowie Oberbergrats-Direktor) den Besitz und damit auch Biehla. Dieser kam allerdings aufgrund seiner umfangreichen Bauarbeiten am Schloss Elsterwerda in finanzielle Schwierigkeiten und er musste, was aktenkundlich bewiesen ist, seinen Besitz in Elsterwerda mit allem Zubehör auf Drängen seiner Gläubiger am 20. März 1727 öffentlich vor dem Amte in Dresden subkastieren. Nach reiflicher Beratung ersteigerte August der Starke die Burg und wurde damit auch Herr von Biehla, welcher diesen Besitz wiederum seiner Schwiegertochter Maria Josepha von Österreich, der Gemahlin des späteren Königs August III. von Polen schenkte.

Neuzeit

Nach der Durchführung der Teilung Sachsens 1815, zufolge der Bestimmungen des Wiener Kongresses, kam der Ort zur preußischen Provinz Sachsen.

Im Jahr 1825 wurden die Dörfer von den Hof- und Spanndiensten befreit.

1860 wird auf dem Schulberg der neue Friedhof angelegt, da die Biehlaer bis dahin auf dem alten Friedhof in Elsterwerda bestattet werden mussten und schließlich 1862 der Glockenturm errichtet.

1874 erfolgt der Bau der Oberlausitzer Eisenbahn von Kohlfurt über Biehla bis Falkenberg. Am 17. Juni 1875 setzte der Zugbetrieb von Dresden nach Berlin ein, deren Strecke in Biehla in Höhe des Oberlausitzer Bahnhofs die Erstere kreuzt und durch eine sogenannte Verbindungsstrecke mit ihr und der ebenfalls 1875 in Betrieb genommene Elsterwerda-Riesaer Eisenbahn verbunden ist. Biehla wurde dadurch zum Eisenbahnknoten.

1894 gründete Carl Wilhelm Reichenbach in Gemeinschaft mit dem Werkmeister Springer aus Lauchhammer am Oberlausitzer Bahnhof die Elsterwerdaer Fahrradfabrik in welcher zunächst 16 Arbeiter Fahrräder der Marke "Ägir" herstellten. Bereits 1914 hatten hier 200 Arbeiter Lohn und Brot. Ab 1928 wurden hier Motorräder hergestellt[1].

1940 erfolgte gemeinsam mit Krauschütz die Zwangseingemeindung in die Stadtgemeinde Elsterwerda.

Am 3. Juli 1955 erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau der Kirche in Elsterwerda-Biehla. Am 3. Dezember 1961 fand die Einweihung statt.

Weitere historische Daten

  • 1835 hat Biehla 38 Wohnhäuser mit 247 Einwohnern, 26 Pferden, 163 Rindern und 15 Schweinen.

Weitere Quellen[2][3]

Einwohnerentwicklung[4]


Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1835 247 1900 976
1890 534 1905 1.440
1895 662 1910 1.872

Der Weinbau in Biehla

Biehlscher Wein und Heedscher Most zieh´n den Mund von West nach Ost.

Der mit seinem 1913 erbauten Wasserturm von weitem sichtbare Winterberg war in alter Zeit das Weinanbaugebiet der Region. Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein geht der Anbau von Wein auf den Hügeln von Biehla, deren Südseite der Sonne und dem Elstertal zugewandt liegt.

In älteren Schriften aus einem Erbrezess des Erasmus von Maltitz aus dem Jahre 1699 ist ersichtlich, welche Hofdienste dieser für den erbherrlichen Weinberg von den Biehlaern verlangte.

18 Hüfner zu Biehle sein schuldig, jedweder 30 Füdergen Dinger (Dünger) in den Weinberg zu führen, bekommen von der Herrschaft für solche Anführung jährlich 12 Silbergroschen.
Bei der Weinlese haben die Biehlaer Hüfner des benötigte Weingefäße von Krauschütz an die Weinpresse zu führen, wie auch an den Festtagen die Herrschaft zu holen und abends wieder heimzuführen.

Sie besaßen einen Weinberg von 17 Morgen Größe auf dem Winterberg, welchen man damals noch den Weißen Berg nannte und es gab ca. 42.000 Weinstöcke. Außerdem befanden sich am Berghang Weinkeller, zwei Weinpressen und sogar ein fünfeckiges Lustschlösschen der Herrschaft von Maltitz soll es gegeben haben.

Die Bauern selbst besaßen ebenfalls einen Weinberg, welcher eine Größe von 14 Morgen hatte und auf dem ca. 40.000 Weinstöcke standen.

1708 verlangte der neue Gutsherr von Löwendahl von den Bauern eine Arbeitsleistung auf den Gutsfeldern bis abends 11 Uhr. Worauf diesen der Geduldsfaden riss und sie ihn vor dem Hofgericht in Dresden anklagten. Das Gericht setzte die täglichen Frondienste auf die bis dahin üblichen Zeiten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fest. Auch die kostenlos geforderten Lohnfuhren musste der Herr von Löwendahl künftig selbst zahlen.

1724 gelang Hannß Richter der erste Einbruch in den Zwang der Lehnshoheit über die Biehlaer Bauern. Er kaufte dem in Geldnot geratenem von Löwendahl den Wintzerschen Garten mit Mittelmühle in Biehla unter der Bedingung ab, dass Löwendahl den Käufer von allen Frondiensten auf den gekauften Grundstücken entbinde und die Lehnshoheit darüber ausdrücklich aufhebe. So wurde die erste freie Bauernstelle in Biehla geschaffen. [5]

Der Weinbau ging allerdings immer mehr zurück und verlor später an Bedeutung, da sich der Anbau für die hiesigen Winzer wegen drastischer Ertragseinbußen nicht mehr lohnte. Wahrscheinlich spielte hier die Regulierung der Schwarzen Elster in den Jahren 1852/53 eine große Rolle, da die unzähligen Fließe, Lachen und Sümpfe des Elstervorlandes verschwanden. Den Reben fehlte der Tau und der Nebel, welchen einst der unregulierte Elsterstrom aufsteigen ließ.[6]

Bauwerke

Der Glockenturm

Der Wasserturm in Biehla

Nachdem 1860 der neue Friedhof am Schulberg durch Superintendent eingeweiht wurde, entstand der Wunsch, eine Glocke zu schaffen, da das Glockengeläut fehlte. Am 20. Juli 1862 brachte man die Glocke schließlich nach Biehla. Hier wurde sie im von Baumeister Dietrich im gleichen Jahre erbauten Turm untergebracht und am 22. Oktober 1862 eingeweiht.

In einer Inschrift las man: Ich lobe Gott mit Schalle und ruf die Christen alle; ich weck zur Freude und Trost im Leib und mahne an die Ewigkeit.

Die Glocke überdauerte den ersten Weltkrieg, wurde aber zu Beginn des 2.Weltkrieges abgenommen und eingeschmolzen.

Ab 1948 gab es eine neue in Apolda gegossene Glocke. Diese wurde aber 1963 abgenommen und im Turm der Friedhofskapelle am Weinberg aufgehängt.

Der Wasserturm

Der Wasserturm von Biehla wurde 1913 erbaut und 1914 in Betrieb genommen. Er hat ein Fassungsvermögen von 90 m³ und befindet sich 140 m über NN weithin sichtbar auf dem Winterberg.

Folgende Inschrift befindet sich über dem Eingang:
Wasserturm der Gemeinde Biehla. Erbaut im 100. Jahre nach der Befreiung Deutschlands vom Corsischen Joche.

Seine eigenartige Architektur verdankt er der damaligen patriotischen Haltung seiner Biehlaer Bauherrn, welche eine Silhouette ähnlich dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig schufen.

Commons: Elsterwerda – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Heimatkalender 1995, S.217-220
  2. Broschüre "Stadt Elsterwerda"
  3. „Die Schwarze Elster" 1985, Nr. 19 , S.8-10 (Dessen Quelle für die statistischen Angaben ist eine 1837 erschienene Schrift von Carl von Lichtenberg „Die Chronik der Stadt Liebenwerda"
  4. Nebelsieck, Geschichte d. Kreises Liebenwerda 1912, S.92
  5. M. Karl Fitzkow Zur älteren Geschichte der Stadt Liebenwerda und ihres Kreisgebietes-Heft 2 1961, Seite 96/97
  6. Touristisches Info-Blatt der Stadt Elsterwerda zum Weinbau in Biehla

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