JungdemokratInnen/Junge Linke
Die JungdemokratInnen/Junge Linke sind eine radikaldemokratische und emanzipatorische politische Jugendorganisation. Abkürzung ist JD/JL. Sie sind Mitglied von ENDYL.
Mitgliedschaft
Die JungdemokratInnen haben heute knapp 10.000 Mitglieder. Mitglied kann werden, wer über 14 und unter 30 Jahren ist.
Aufbau
Die JungdemokratInnen bestehen aus dem Bundesverband mit Sitz in Berlin und 16 Landesverbänden. Unterhalb der Landesverbände bestehen Kreisverbände oder Basisgruppen. Höhstes Gremium ist die einmal im Jahr stattfindende Bundesdelegiertenversammlung.
Symbol
Heutiges Symbol der Jungdemokraten ist eine kleine mit Fahne und Mistgabel ausgestattete Gruppe protestierender Menschen. Dieses Emblem wurde 1978 vom liberalen finnischen Jugendverband übernommen und kam in den Folgejahren immer stärker in Gebrauch.
Geschichte
Als Reichsbund der Deutschen Demokratischen Jugendvereine, nach einigen Jahren dann Reichsbund der Deutschen Jungdemokraten wurden die Jungdemokraten im April 1919 als der DDP nahestehende Jugendorganisation gegründet. 1930 fusionierte die DDP unter Verlust ihres linken Flügels mit dem Jungdeutschen Orden (JungDO) zur Deutschen Staatspartei. Die Jungdemokraten trennten sich von der bisherigen Mutterpartei und lehnten sich an die von linken Demokraten neu gegründete Radikaldemokratische Partei an. 1933 beschlossen die Jungdemokraten die Selbstauflösung. Führende Mitglieder waren zum Beispiel Ernst Lemmer, Julie Meyer, Erich Lüth, Thomas Dehler. Aber auch die Schriftstellerin Lilo Linke, die Schauspielerin Inge Meysel, die Widerstandskämpfer Fritz Straßmann und Hans Robinsohn und der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann waren Mitglieder der Weimarer Jungdemokraten.
1947 gründeten sich die Jungdemokraten als der FDP nahestehender Jugendverband neu - auf Vorschlag ihres ehemaligen Aktiven Thomas Dehler unter dem Namen Deutsche Jungdemokraten (DJD). Zunächst rechtsliberal, wurde unter Einfluß der Studentenbewegung aus den Jungdemokraten ein linker Jugendverband.
Nach dem Koalitionswechsel der FDP am 1. Oktober 1982 (Sturz der SPD/FDP-Regierung durch CDU/CSU/FDP) beschloß die Bundeskonferenz der DJD in Bochum am 27. November 1982 einstimmig die Trennung von der FDP. Neuer Jugendverband der FDP wurden im Sommer 1983 die Jungen Liberalen.
Die Jungdemokraten unterstützen zunächst die Gründung der Liberalen Demokraten (LD). Nachdem aber deutlich wurde, dass die LD nicht über den Status einer Splitterpartei hinaus kommen würde, arbeiteten sie relativ eng mit den Grünen zusammen. Viele frühere Jungdemokraten wie zum Beispiel Claudia Roth sind heute noch bei den Grünen aktiv.
Heute ist die Zusammenarbeit mit den Grünen schwächer geworden. Gründe sind unter anderem die Aufgabe pazifistischer Positionen, zunehmende Professionalisierung und Parlamentarisierung und die Bildung der Grünen Jugend als direkte Jugendorganisation der Grünen.
Nach der Wende in der DDR kam es ab 1990 zur Zusammenarbeit mit dem "Marxistischen Jugendverband/Junge Linke". Im Jahre 1993 fusionierten Jungdemokraten und Junge Linke unter dem Namen "Jungdemokraten/Junge Linke". Heute sind JungdemokratInnen/Junge Linke deutlich im linken Spektrum positioniert und stehen parteipolitisch zwischen den Grünen und PDS. Mitglieder von JD/JL sind heute vor allem über die PDS in diversen Landtagen vertreten, z. B. Benjamin Hoff, Steffen Zillich, Heike Werner.
Von rein sozialistischen Positionen grenzt die JungdemokratInnen das Bekenntnis zu Radikaldemokratie ab.
In den 90er prägte zunehmend die Debatte zwischen radikaldemokratischen sowie antinationalen und marxistischen Flügel die Verbandsarbeit. 1999 verließ schließlich der linke Flügel den Verband (siehe die Austrittserklärung) und gründete die "Junge Linke", die vor allem in Niedersachsen, Berlin, Bremen, Hamburg und Thüringen aktiv ist.
Konflikte
Nach dem Beschluss der Grünen 1998 den Kosovo-Einsatz zu unterstützen, kam es zu einem Konflikt zwischen JD/JL und den Grünen. Die JungdemokratInnen hielten damals, anders als die grüne Partei, an ihren antimilitaristischen Positionen fest.
Aktivitäten
Die JungdemokratInnen führen schon seit vielen Jahren das bundesweite Linke Sommercamp durch, welches sich über die Zeit zu einer größeren und international besuchten Jugendfreizeit entwickelt hat.
Die JungdemokratInnen stehen ebenso hinter dem Reiseprogramm radikal reisen, welches Bildungsfahrten ins Ausland anbietet.
Der Verband unterhält thematisch arbeitende Bundesarbeitskreise zu den Themen Demokratie und Grundrechte, Frieden und Antimilitarismus, Wirtschaft und Soziales sowie Antifaschismus.
Seit mehreren Jahren arbeiten JD/JL innerhalb der globalisierungskritischen Bewegung. JD/JL sind zum Beispiel im Rat von attac vertreten. Die JungdemokratInnen haben in jüngster Zeit zu den Europäischen Sozialforen aufgerufen.
JD/JL geben die Zeitschrift tendenz heraus. Darüber hinaus geben die autonom arbeitenden Landesverbände eigene Zeitschriften heraus.
Über das Netzwerk europäischer linker Jugendverbände ENDYL konnten die JD/JL intensive Kontakte zu anderen linken Jugendverbänden in Europa aufbauen.
JD/JL arbeiten mit dem Ludwig-Quidde-Forum, den LandesschülerInnen-Vertretungen (LSV) und im Bereich Bürgerrechte und Demokratie mit der Humanistische Union zusammen.
Die den JungdemokratInnen nahestehenden Hochschulgruppen arbeiten im Bündnis linker und radikaldemokratischer Hochschulgruppen (LiRa) mit. Im Bereich der Schularbeit existiert die Linke SchülerInnen Aktion (LiSA).
Als parlamentarischen Kontakt haben die JD/JL die Grünen und die PDS gewählt. Über diese beiden Parteien bemühen sich JD/JL auch parlamentarisch Einluss zu nehmen.
Themen
Schwerpunkte in der politischen Arbeit sind Demokratie und Bürgerrechte, Antimilitarismus, Bildung und Sozialpolitik. Die JungdemokratInnen/Junge Linke sehen sich als Teil der Menschenrechts- und Bürgerrechtsbewegung Sie arbeiten jedoch auch als gesellschaftskritische Kraft in der Ökologiebewegung und als antimilitaristische und antinationalistische Kraft in der Friedensbewegung. Sie vertreten im Wirtschafts- und Sozialpolitik sozialistisch orientierte Positionen und treten für eine Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftens ein.
Projekte
Aktuelles Projekt von JD/JL ist die Kampagne Solidarisches Europa, die sich kritisch mit der deutschen Sozialpoltik auseinander setzt. Daneben gab es Projekte wie Gats Stoppen oder vom hessischen Landesverband initiert zur Agenda 2010.
Literatur
- Albrecht, Ulrich: Militärpolitik und Demokratiekonzeption von Jungdemokraten und Jungsozialisten. in: Jungsozialisten und Jungdemokraten zur Friedens- und Sicherheitspolitik. Frankfurt a.M. 1977, S. 212-241
- Alt, Dietmar W.: Informationen zur Geschichte der Jungdemokraten. in: DJD-Aktuell 5/78
- Appel, Roland: 60 Jahre Jungdemokraten. Ziele und Grenzen liberaler Jugendarbeit - 35 Jahre Deutsche Jungdemokraten. in: Arbeitsmateralien zum Seminar der Theodor-Heuss-Akademie am 22.-24. Oktober 1982)
- Bilstein, Helmut/Hohlbein, Hartmut/Klose, Hans-Ulrich: Jungsozialisten-Junge Union-Jungdemokraten. Die Nachwuchsorganisationen der Parteien in der Bundesrepublik. 2. verb. Auflage, Opladen 1972
- Gutsch, Gernot/Kallenbach, Volkmar/Meyer, Berthold: Radikal für Freiheit, Demokratie und Frieden. In: Jungsozialisten und Jungdemokraten zur Friedens- und Sicherheitspolitik. Frankfurt a.M. 1977, S. 105-130
- Hirschfeld, Michael/Korte, Elisabeth (Hrsg.): Antiimperialistische Solidarität. Deutsche Jungdemokraten und ihr Verhältnis zu kommunistischen Organisationen in der Bundesrepublik und der DDR. Berlin 1981
- Hohlbein, Hartmut: Die Deutschen Jungdemokraten. Verband zwischen FDP und APO. in: Jungsozialisten - Junge Union - Jungdemokraten. Opladen 1971, S. 55-66
- Kleff, Michael: 30 Jahre Jungdemokraten - ein historischer Rückblick. in: liberal 19 (IV/1977), S. 295-299
- Kleff, Michael: Die Geschichte der Deutschen Jungdemokraten von 1945-1975. Die Entwicklung eines politischen Jugendverbandes. unveröffentlichte Diplomarbeit, Köln 1976
- Kunze, Jürgen: Die Jungdemokraten zwischen Liberalismus und Sozialismus. in: Parteiensystem in der Legitimationskrise. Opladen 1973, S. 307-326
- Kunze, Jürgen: Jungdemokraten zwischen Sozialismus und Liberalismus. in: Dittberner, Jürgen/Ebbighausen, Rolf: Parteiensystem in der Legitimationskrise. Studien und Materialien zur Soziologie der Parteien in der BRD. Opladen 1973
- Neunhöffer, Friedrich: Jungdemokraten, FDP und Arbeiterbewegung. In: Blätter für deutsche und internationale Politik 18 (1973), S. 498-506
- Rommel, Hans-Otto: Die Deutschen Jungdemokraten nach 1945. in: liberal 22 (IV/1980), S. 563-573
- Wolfgang R. Krabbe: Parteijugend in Deutschland. Junge Union, Jungsozialisten und Jungdemokraten 1945-1980, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002, ISBN 3531138421
Weblinks
- www.jdjl.org Bundesverband Jungdemokraten/Junge Linke
- www.jungdemokraten.de Landesverband Berlin
- www.jungdemokratenhessen.de Landesverband Hessen
- www.jungdemokratinnen.de Landesverband NRW
Der ehemals linke Flügel von JD/JL, heute Junge Linke
Siehe auch: Liste von Jugendorganisationen in Deutschland