Psycho (1960)
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Psycho ist der Titel zweier Filme nach einem Roman von Robert Bloch. Die Originalverfilmung entstand 1960, das Remake 1998.
Handlung
Robert Bloch hatte sich bei seiner Romanvorlage von dem Massenmörder Ed Gein inspirieren lassen. Diese Mischung aus Thriller und Horrorfilm wurde in der ersten Version von Alfred Hitchcock zu einem zentralen Film der genannten Genres. Das außergewöhnliche Remake Gus Van Sants übernahm zum Teil ganze Kamera- Einstellungen und Dialoge der Vorlage und führte somit das Genre des Remakes zu einem konsequenten Ende.
In einem Motel, das von Norman Bates verwaltet wird, der mit seiner dominanten Mutter im angrenzenden Wohnhaus lebt, geschehen grausame Morde. Die Schwester einer Ermordeten findet heraus, dass sich hinter dem Mörder nicht - wie angenommen - die Mutter von Norman Bates steckt, sondern Bates selbst, der sich bei seinen Taten als seine schon tote Mutter verkleidet hat.
Bewertung
Mit Psycho hat der Regisseur Alfred Hitchcock seinen wohl berühmtesten Film gedreht. Wegen seiner durchdacht eingesetzten Horroreffekte war der Film bei jüngeren Zuschauern beliebt, stieß aber bei Kritikern zu der Zeit auf einige Ablehnung, v.a. in Bezug auf Hitchcock vorherige Werke, insbesondere in Bezug zu seinem Vorgängerfilm Der unsichtbare Dritte.
Mit dem Mord unter der Dusche hat Hitchcock wohl eine der meistzitierten Szenen der Filmgeschichte inszeniert, an der neben dem aufwändigem Schnitt auch die Musik von Bernard Herrmann hervorzuheben ist.
Hitchcock hat sich mit dem Film bewusst von seinen vorherigen Filmen abgesetzt. Waren vormals aufwändige - teilweise heitere - Thriller verfilmt worden, bildet Psycho mit seiner düsteren Handlung dazu einen starken Kontrast und leitete eine Wende in Hitchcocks Schaffen zu mehr psychologisch orientierten Filmen ein (folgend: Die Vögel und Marnie).
Hitchcock arbeitete an Psycho mit seinem TV-Team von Alfred Hitchcock Presents, so dass sich der Film, unter anderem auch weil er somit als schwarz-weiß-Film realisiert worden ist, sich auch stilistisch von den anderen Filmen absetzt. Die Produktionskosten waren damit relativ niedrig, und da Hitchcock den Film wegen fehlender Investoren selbst finanzierte, ist er durch den großen Erfolg sein finanziell erfolgreichster Film geworden.
Psycho steht mit seinen beiden Nachfolgerfilmen Die Vögel und Marnie in einem Bezug, was man, wie Hitchcock selbst darlegte, in den Namen der Hauptcharaktere sieht: "Marion" (Psycho) + "Melanie" (Die Vögel) = "Marnie" (Marnie).
Zitate
"Meine Mutter ist, wie sagt man, nicht ganz sie selbst heute." (Norman Bates)
"Ihr Haus allerdings ist das erste, das sich vor der Welt versteckt." (Arborgast zu Norman Bates)
Filmmusik
Die Musik von Bernard Herrmann wird sehr wirkungsvoll eingesetzt, insbesondere in der zitierten Dusch-Szene, wo die stakkatohaften metallenen Streicher für einen Gänsehaut-Effekt sorgen. Viele Motive der Musik, so die auflösende Bassführung, basieren auf der Dante-Sinfonie von Franz Liszt.
Verbindungen und Symbole
- Alle Beteiligten in der Handlung verstecken, verbergen, verheimlichen etwas (Beziehungen, Schlaftabletten, Whiskey, Geld, Mütter).
- Spiegel: Als Symbol einer gespaltenen Persönlichkeit und das Erkennen von sich selbst (zum Beispiel Lila Crane gespalten von mehreren Spiegeln in Mrs. Bates Zimmer).
- Spaltungen, Zerschneidungen: Der zerschnittene Vorspann, die Komposition der Bilder, die gespaltenen Persönlichkeiten. Das hohe Haus und das flache Motel, der stehende Sam und die liegende Marion zu Beginn des Filmes. Der Zuschauer selbst ist zerrissen, der Diebin Marion die Flucht zu gönnen und später mit ihrem Mörder Bates zu hoffen, dass das Auto doch noch im Sumpf versinkt.
- Sehen und Voyeurismus: Norman Bates spannt durch ein vestecktes Guckloch in Marion Cranes Zimmer. Die Kamera spielt in der ersten Szene Voyeur (des heimlichen Treffens mit Sam und Marion). Norman Bates fühlt sich zum Ende hin beobachtet. Die Vögel können nur ins Leere schauen. Der Zuschauer ist ebenfalls Voyeur, er will alles sehen (zum Beispiel wenn Lila Crane sich entscheidet in den Keller zu gehen). Dafür muss er aber die moralischen Grundlagen verlassen (Voyeurismus, Perspektivenwechsel). Er wird Komplize des "Bösen". Trotzdem bekommt er nicht alles in seinen Blick: Der Inhalt des Buches ohne Titel, in das Lila Crane erschrocken schaut, wird nicht gezeigt.
- Vögel: Sie beobachten scheinbar Norman Bates, starren aber nur ins Leere. Der auffälligste Vogel ist die Eule, ein Jagdvogel, der seine Beute nachts fängt. Eventuell auch ein sexueller Verweis auf Norman Bates' Handeln: Dem Erstechen der Frau, in die er sich verliebt hat, im Auftrag der eifersüchtigen Mutter mit einem übertrieben großem Messer. Natürlich auch eine Verbindung zum Nachfolgerfilm Die Vögel (1962), in dem die Tiere dann aber aktiv werden.
- Familie: Sam kann Marion aus Geldnot nicht heiraten. Der texanische Vater, der seine Tochter mit Geld schützt. Marions Kollegin (gespielt von der Hitchcocks Tochter Patricia) wird von der Mutter umsorgt. Und natürlich Norman Bates, der seine Mutter und ihren neuen Freund - wahrscheinlich aus Eifersucht - umgebracht hat (siehe auch de Entwicklung von Marnie im Nach-Nachfolgerfilm (1963)), die aber als Tote ihren Einfluss weiter ausübt (siehe auch der Vor-Vorgängerfilm Vertigo (1957)) und schließlich die vollständige Kontrolle über ihn besitzt.
Preise
Die Originalverfilmung von 1960 erhielt vier Oscarnominierungen. In der Kategorie Bester Regisseur für Alfred Hitchcock. In der Kategorie Beste Nebendarstellerin für Janet Leigh. In der Kategorie Bestes Szenenbild in einem Schwarz-Weiß-Film und für die beste Schwarz-Weiß-Kamera.
Janet Leigh gewann den Golden Globe in der Kategorie Beste Nebendarstellerin.