Erwachsenen- und Weiterbildung
Die Begriffe Erwachsenenbildung und Weiterbildung werden in der Fachliteratur häufig synonym, in einzeln Artikeln auch additiv verwendet (Tippelt, 1999, S.11).
Definition Der Deutsche Bildungsrat hat im Jahr 1970 Erwachsenenbildung (Weiterbildung) definiert als "Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase".
Erwachsenen- und Weiterbildung im Überblick
Das Berichtssystem Weiterbildung (Kuwan et al 2003) unterscheidet:
- die Beruflichen Weiterbildung (Sonderform: Betriebliche Weiterbildung);
- die Allgemeine Weiterbildung;
- die Politische Weiterbildung sowie
- das Informelle Lernen
Neben der Teilnahme an Seminaren zählen auch Fernunterricht, computergestütztes Lernen, training on the job, selbstorganisiertes Lernen zur Weiterbildung.
Erwachsenen- und Weiterbildung lässt sich auch durch ihre Zielgruppe unterscheiden: Frauenbildung, Männerbildung, Familienbildung, Arbeiterbildung, usf. Für die Erwachsenenbildung/Weiterbildung wurden eigene theoretische Grundlagen und Methoden entwickelt oder adaptiert.
Zur Erwachsenenbildung gehört auch die schulische Weiterbildung, bei der auf dem Zweiten Bildungsweg fehlende Schulabschlüsse, wie z.B. das Abitur, nachgeholt werden können.
Eine große Bedeutung hatte bis Anfang der 90er Jahre die durch die Arbeitsämter (Arbeitsagenturen) öffentlich geförderte berufliche Weiterbildung.
Geschichte der Erwachsenen- und Weiterbildung
Die Ursprünge der Erwachsenenbildung in Deutschland gehen zurück auf Bemühungen der Arbeiterbildungsvereine im 19. Jh., die anfänglich deutlich einem emanzipatorischen Ansatz verschrieben waren. Hier gründen auch die ersten gewerkschaftlichen und sozialistischen Weiterbildungsinitiativen. Die Praxis der gegenwärtigen bundesdeutschen Erwachsenenbildung dagegen sieht sich eher in der Tradition des bürgerlichen Bildungsideals.
Lese- und Literaturgesellschaften boten im Bürgertum des 19. Jahrhunderts erste Ansätze. Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden die Volksbildungsvereine. Daneben entwickelte sich die Bewegung der Arbeiterbildung, die sich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit fortsetzt. Erste Einsichten zu einer Notwendigkeit eines "Life long Learning" finden sich in der Industrialisierten Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts.
Recht und Weiterbildung
Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ist in verschiedenen Kodexen auf nationaler und internationaler Ebene festgeschrieben. Daraus ergibt sich auch eine staatliche Pflicht zur Förderung von Erwachsenenbildung.
Insbesondere im Bereich der Umschulung hatte die Erwachsenenbildung in den letzten Jahren aufgrund der real restriktiven Sozialgesetzgebung Rückgänge zu verzeichnen.
Institutionen der Erwachsenen- und Weiterbildung
Träger und Anbieter der Erwachsenenbildung/Weiterbildung sind u.a. die Volkshochschule, gewerkschaftliche und kirchliche Einrichtungen, Bildungszentren der Kammern (z.B. Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer), private Bildungseinrichtungen, Bildungseinrichtungen in Betrieben und auch an den Hochschulen (Wissenschaftliche Weiterbildung). Regional unterschiedlich arbeiten weitere weltanschaulich gebundene wie auch unabhängige nichtkommerzielle Einrichtungen.
Die Allgemeine Hochschulreife (das Abitur) kann an einem Abendgymnasium, per Fernunterricht oder - in Tagesform - auch an einem Kolleg erworben werden.
Neben einzelnen Instituten der Universitäten und kleineren Forschungseinrichtungen beschäftigt sich z.B. das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung ([1]) wissenschaftlich mit der Erwachsenen- und Weiterbildung.
Weiterhin gibt es Einrichtungen, die Weiterbildung ausschließlich über das Internet als E-Learning bzw. tele-Lernen [2] betreiben betreiben. Ein Beispiel hierfür ist die tele-akademie der Fachhochschule Furtwangen [3].
Weitere Einrichtungen der Erwachsenenbildung siehe bei Bessere Welt Links
siehe auch: Zweiter Bildungsweg, Computeria
Weiterbildungsbeteiligung
Dem aktuellen Berichtssystem Weiterbildung (Kuwan et al., 2003) lassen sich jeweils aktuelle Zahlen zur Weiterbildungsbeteiligung der Deutschen entnehmen.
Im Jahr 2000 haben demnach 43 Prozent der Befragten zwischen 19 und 64 Jahren an beruflicher oder allgemeiner Weiterbildung in Form von Lehrgängen/Kursen oder Vorträgen teilgenommen, die Gesamtteilnahmequote war damit - verglichen mit den Jahren 1986-19997 erstmals rückläufig (Kuwan, 2003, S. 17).
Siehe auch: Andragogik
Literatur
- Kade, J./Nittel, D./Seitter, W.: Einführung in die Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Stuttgart, Berlin, Köln 1999: Kohlhammer. ISBN 3-17-015904-6
- Tippelt, Rudolf (1999). Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Opladen: Leske + Budrich. ISBN 3-8100-2329
- Kuwan et al. (2003). Berichtssystem Weiterbildung VIII. Herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Links
- eine (kleine) Sammlung deutschsprachiger Online-Literatur-Links findet sich hier: http://wiki.pruefung.net/Wiki/Erwachsenen_2d_20und_20Weiterbildung?action=show
- eine große Linksammlung zu Erwachsenenbildung findet sich hier: http://www.bessereweltlinks.de/erwachsenenbildung.htm
- Über Fernunterricht informieren die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU)[4] oder das Forum DistancE-Learning [5], der Fachverband für Fernlernen und Lernmedien e.V.
Weiterbildung für Weiterbildungsverantwortliche
Das Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Technischen Universität Kaiserslautern bietet eine berufsbegleitende Weiterbildung für Weiterbildungsverantwortliche per Fernstudium (Fernstudium "Erwachsenenbildung") an. Das in Deutschland einmalige Fernstudium schließt mit dem akademischen Grad "Master of Arts" ab. Einschreibungen sind immer zum Wintersemester eines Jahres möglich.
Ausführliche Informationen: http://www.zfuw.uni-kl.de/human-ressourcen/eb-top.html