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Fußball-Weltmeisterschaft 1934

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Fußball-Weltmeisterschaft 1934 - Italien
Campionato Mondiale Di Calcio
Anzahl Nationen 32 (16 Endrunde)
Weltmeister Italien
Austragungsort Italien
Eröffnung 27. Mai 1934
Endspiel 10. Juni 1934
Zuschauer 390.000 (23.000 pro Spiel)
Tore 70 (4,1 pro Spiel)
Torschützenkönig Oldrich Nejedlý (Tschechoslowakei) 5 Tore

Die 2. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 27. Mai - 10. Juni 1934 in Italien ausgetragen.

Es war die erste Fußball-Weltmeisterschaft, die auf europäischem Boden ausgetragen wurde. Das Turnier erhielt jedoch durch den fußballbegeisterten italienischen Diktator Benito Mussolini einen faden Beigeschmack, da er zum einen die WM, ähnlich wie Hitler die Olympischen Sommerspiele 1936, zu propagandistischen Zwecken missbrauchte. Zum anderen, weil er direkt auf die Spiele Einfluss nahm, indem er Schiedsrichter bestach bzw. unter Druck setzte.
Italien gewann seinen ersten Weltmeistertitel. Das Deutsche Reich wurde Dritter, Österreich Vierter. Die Schweiz erreichte das Viertelfinale.

Austragungsorte

In insgesamt 8 Stadien wurde die WM 1934 ausgetragen. In Turin, Neapel und Florenz wurden eigens zur WM neue Stadien erbaut. Alle anderen Stadien wurden extra zur WM renoviert. Als Folge des Baubooms ging die Lira auf Talfahrt und den Arbeitern wurden die Löhne gekürzt.

In folgenden Städten wurden WM-Spiele gespielt:

Bologna - Florenz - Genua - Mailand - Neapel - Rom - Triest - Turin

Qualifikation

32 Nationen aus Europa (21), Afrika/Asien (3), Nord- (4) und Südamerika (4) nahmen an der Qualifikation teil. Darunter war auch (im Gegensatz zu heute) der Veranstalter Italien, der sich gegen Griechenland durchsetzen musste. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft gewann gegen Luxemburg mit 9:1 und konnte sich somit als Gruppenerster in der Gruppe 8 gemeinsam mit Frankreich für die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien qualifizieren.

Uruguay nahm als Revanche für das geringe europäische Interesse an der WM 1930 nicht teil. Auch England boykottierte die WM, da die WM erneut nicht im Mutterland des Fußballs augetragen wurde.
Für Ägypten, das Deutsche Reich, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechoslowakei und Ungarn war es die erste Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft.

Folgende Teams qualifizierten sich für die WM 1934:
Afrika/Asien: Ägypten (Info)
Europa: Belgien (Info) - Deutsches Reich (Info) - Frankreich (Info) - Italien (Info) - Niederlande (Info) - Österreich (Info) - Rumänien (Info) - Schweden (Info) - Schweiz (Info) - Spanien (Info) - Tschechoslowakei (Info) - Ungarn (Info)
Nord- u. Mittelamerika: USA (Info)
Südamerika: Argentinien (Info) - Brasilien (Info)


Alle Spiele der Qualifikation: Statistik

Spielergebnisse

Achtelfinale

Italien hatte recht wenig Mühe gegen die USA, den Vertreter Nordamerikas. Zwischen beiden Teams bestand ein deutlicher Klassenunterschied, der sich auch im Endergebnis ausdrückte.

Die Tschechoslowakei musste gegen Rumänien, die in der Qualifikation den Halbfinalisten der WM 1930, Jugoslawien, besiegten. In der ersten Hälfte hatte die Tschechoslowakei, die als Mitfavorit auf den Titel in das Turnier ging, große Probleme gegen die Rumänen und lag auch mit 0:1 zurück. In der 2. Halbzeit konnten die Tschechoslowaken das Spiel allerdings noch drehen und kamen somit eine Runde weiter.

Das Deutsche Reich musste gegen den Landesnachbarn aus Belgien. Lange Zeit war es ein offenes Spiel und die Belgier führten zur Halbzeit mit 2:1. Nach der Pause drehten die Deutschen allerdings auf und konnten das 1:2 in ein 5:2 verwandeln. Edmund Conen erzielte dabei einen lupenreinen Hattrick (3 Tore hintereinander in einer Halbzeit) und sorgte somit für ein deutliches Endergebnis zu Gunsten der Deutschen.

Die Österreicher bekamen es in der ersten Runde mit Frankreich zu tun. Österreich galt vor dem Turnier als Geheimfavorit, da sie eine lange Siegesserie vorzuweisen hatten. Nach der regulären Spielzeit hieß es 1:1, die Verlängerung sollte also die Entscheidung bringen. In der Verlängerung schienen die Österreicher die größeren Kraftreserven zu haben und führten nach 110 Minuten mit 3:1. Der Anschlusstreffer der Franzosen in der 117. Minute änderte nichts mehr am Ausgang des Spiels.

Die Spanier mussten gegen das einzige ernstzunehmende Team aus Südamerika, Brasilien. Die Brasilianer dominierten die Spanier zwar spielerisch und waren technisch weitaus überlegen, die Spanier konzentrierten sich allerdings auf das wichtigste im Fußball - das Tore schießen. Bereits nach einer halben Stunde führten die Spanier mit 3:0. Nach dem Seitenwechsel kamen die Spanier nicht mehr ins Spiel und den Brasilianern gelang der 1:3 Anschlusstreffer. Als allerdings der spanische Weltklassetorhüter Ricardo Zamora einen Foulelfmeter parieren konnte, war bei den Brasilianern der Spielfluss dahin und die Spanier konnten die Führung verteidigen.

Die Schweiz bekam es in Runde 1 mit den Niederlanden zu tun. In einem äußerst ausgeglichenen Spiel behielten die Schweizer am Ende die Oberhand. Spieler des Tages war der Schweizer Leopold Kielholz, dem 2 Treffer gelangen.

Schweden hatte mit Argentinien den zweiten südamerikanischen Vertreter als Gegner zugelost bekommen. Die Argentinier reisten lediglich mit einer Amateurmannschaft an, die keinesfalls die Klasse der Mannschaft von der WM 1930 hatte, als Argentinien Vize-Weltmeister wurde. Dennoch taten die Schweden sich äußerst schwer und mussten zwei Mal einen Rückstand aufholen, bevor sie kurz vor Ende doch noch das Siegtor zum 3:2 erzielen konnten.

Ungarn musste gegen Ägypten antreten, welche als schwächstes Team des Turniers eingeschätzt wurden. Die meisten wurden in dieser Einschätzung bestärkt, als die Magyaren schnell mit 2:0 in Führung gingen. Doch der Außenseiter kämpfte sich zurück ins Spiel und konnte noch vor der Pause den 2:2 Ausgleich erzielen. In der 2. Hälfte dominierten allerdings die Ungarn ihren Gegner nach Belieben und schafften so am Ende einen letztlich ungefährdeten 4:2 Sieg.

Datei:Italien flagge gross.png Italien - Datei:Us flag medium.png USA 7:1 (3:0)
Datei:Czech republic flag medium.png Tschechoslowakei - Datei:Romania flag medium.png Rumänien 2:1 (0:1)
Datei:Flag Germany 1933.png Deutsches Reich - Datei:Belgien flagge gross.png Belgien 5:2 (1:2)
Datei:Austria flag medium.png Österreich - Frankreich 3:2 n.V. (1:1,1:1)
Datei:Spain flag medium.png Spanien - Datei:Brasilien flagge gross.png Brasilien 3:1 (3:1)
Datei:Switzerland flag medium.png Schweiz - Datei:Netherlands flag medium.png Niederlande 3:2 (2:1)
Datei:Schweden flagge.png Schweden - Datei:Argentinien flagge gross.png Argentinien 3:2 (1:1)
Datei:Hungary flag medium.png Ungarn - Datei:Flagge von Ägypten.png Ägypten 4:2 (2:2)

Alle Spiele des Achtelfinals: Statistik

Viertelfinale

Die Tschechoslowakei setzte sich gegen die Schweiz dank ihres sehr gut haltenden Torhüters Frantisek Plánicka mit 3:2 durch. Die Schweiz konnte lange Zeit das Spiel gegen den Favoriten offen halten. Kurz vor Schluss erzielte der tschechoslowakische Topstürmer Oldrich Nejedlý jedoch den entscheidenden Treffer.

Die Deutschen bekamen es in der Runde der letzten Acht mit Schweden zu tun. Zwei Treffer von Karl Hohmann entschieden das Spiel zu Gunsten der Deutschen. Wie schon im Spiel gegen Belgien war das Deutsche Reich auch hier in der zweiten Halbzeit deutlich stärker als in der ersten. Schweden war kaum gefährlich und konnte den deutschen Sieg nie wirklich gefährden.

In der Partie Österreich gegen Ungarn trafen erstmalig zwei Titelaspiranten bei der WM 1934 aufeinander. Östereich setzte sich dabei verdient durch. Insbesondere die zweite Hälfte wurde mit extrem viel Härte geführt, so dass gegen den Ungarn Markos der einzige Platzverweis der WM ausgesprochen wurde.

Das Spiel Italien gegen Spanien erhielt besondere Dramatik. Nachdem es nach 90 Minuten 1:1 gestanden hatte, wurde die Verlängerung fällig. Dabei zeichnete sich erneut der spanische Torhüter Zamora besonders aus. Zudem gab es einen Postenschuss des Spaniers Lángara (113.) und einen Lattentreffer des Italieners Giuseppe Meazza in der 119. Spielminute. Da das Elfmeterschießen erst 1970 eingeführt wurde, gab es ein Wiederholungsspiel.

Datei:Czech republic flag medium.png Tschechoslowakei - Datei:Switzerland flag medium.png Schweiz 3:2 (1:1)
Datei:Flag Germany 1933.png Deutsches Reich - Datei:Schweden flagge.png Schweden 2:1 (0:0)
Datei:Austria flag medium.png Österreich - Datei:Hungary flag medium.png Ungarn 2:1 (1:0)
Datei:Italien flagge gross.png Italien - Datei:Spain flag medium.png Spanien 1:1 n.V. (1:1,1:1)


Wiederholungsspiel:

Nur einen Tag später gab es an selber Stätte das Wiederholungsspiel zwischen Italien und Spanien. Dabei kam es zu einem echten Skandalspiel. Durch die Strapazen des vorangegangen Spiels setzten die Italiener 4, die Spanier 7 neue Leute ein, unter den ausgetauschten war auch der spanische Torhüter Zamora.
Beim 1:0 für die Italiener wurde der spanische Ersatztorhüter gleich von mehreren Italienern klar behindert, während sich Meazza gar bei ihm aufstützte um so zum Kopfball zu kommen. Trotz großer Proteste der Spanier wurde der Treffer gegeben. In der Folgezeit fielen die Italiener nur noch durch böse Fouls auf, die vom Schiedsrichter in den seltensten Fällen geahndet wurden. Die Spanier hatten gegen Ende der Partie 3 verletzte Spieler (Auswechslungen waren erst ab 1965 gestattet). Im Verlauf der Partie wurden den Spaniern zwei Elfmeter verweigert, in der zweiten Halbzeit gar 2 reguläre Tore.
Beim Abpfiff jubelten die italienischen Fans mehr den Spaniern als ihrem eigenen Team zu.

Der schweizer Schiedsrichter Mercet wurde später von seinem Verband auf Lebenszeit gesperrt.

Datei:Italien flagge gross.png Italien - Datei:Spain flag medium.png Spanien 1:0 (1:0)

Alle Spiele des Viertelfinals: Statistik

Halbfinale

Die Tschechoslowakei war gegen das Deutsche Reich klarer Favorit. Zudem fehlte Hohmann, der im Viertelfinale die beiden Treffer für die Deutschen erzielte, verletzungsbedingt. Klarer Matchwinner war Oldrich Nejedlý, der alle 3 Tore für die Tschechoslowakei erzielte. Allerdings wurde er dabei tatkräftig vom deutschen Torhüter Willibald Kress unterstützt, der mehrfach patzte. Die Deutschen waren zwar nicht schlechter, nutzten ihre Chancen jedoch nicht. Alleine Stanislaus Kobierski hatte ein halbes Dutzend Großchancen, die allesamt ungenutzt blieben. Am Ende setzte sich das routiniertere Team durch.

Die Italiener schafften es trotz der Zusatzbelastung durch das Wiederholungsspiel sich gegen Österreich durchzusetzen. Auch hier fiel das Siegtor wieder nach einem Foul am Torhüter. Im Gegensatz zum Wiederholungsspiel gegen Spanien war der Schiedsrichter Eklind ansonsten aber objektiv in seinen Entscheidungen. Die Österreicher verpassten es ihre Torchancen zu nutzen und schieden somit unglücklich aus.

Datei:Czech republic flag medium.png Tschechoslowakei - Datei:Flag Germany 1933.png Deutsches Reich 3:1 (1:0)
Datei:Italien flagge gross.png Italien - Datei:Austria flag medium.png Österreich 1:0 (1:0)


Alle Spiele des Halbfinals: Statistik

Spiel um den dritten Platz

Das Spiel der Halbfinalverlierer ging verdient zu Gunsten der Deutschen aus. Zum ersten Mal im Turnier spielten die Deutschen bereits in der ersten Halbzeit guten Fußball und dominierten das Spiel. Beste Spieler auf Seiten der Deutschen waren Edmund Conen und Ernst Lehner. Das Deutsche Reich wurde damit unerwartet Dritter, Österreich Vierter.

Datei:Flag Germany 1933.png Deutsches Reich - Datei:Austria flag medium.png Österreich 3:2 (3:1)

Endspiel

Auch im Finale profitierten die Italiener von der Schiedsrichterleistung. Der schwedische Schiedsrichter Ivan Eklind war in der zweiten Hälfte dem teilweise überharten Spiel der Italiener nachsichtig und verzichtete auf fällige Feldverweise. Dennoch gelang den Tschechoslowaken Mitte der zweiten Halbzeit der Führungstreffer. 10 Minuten vor Ende konnten die Italiener jedoch den Ausgleich erzielen. In der Verlängerung behielt Italien die Oberhand und gewann die Fußballweltmeisterschaft 1934.

Datei:Italien flagge gross.png Italien - Datei:Czech republic flag medium.png Tschechoslowakei 2:1 n.V. (0:0,1:1)


Die Finalspiele: Statistik

Weltmeister Datei:Italien flagge gross.png Italien

Die Weltmeistermannschaft: Giampiero Combi; Eraldo Monzeglio, Luigi Allemandi, Attilio Ferraris, Luis Monti, Luigi Bertolini, Enrico Guaita, Giuseppe Meazza, Angelo Schiavio, Giovanni Ferrari, Raimondo Orsi.


Statistik

Beste Torschützen

Name Land Tore
Oldrich Nejedlý Tschechoslowakei 5
Edmund Conen Deutsches Reich 4
Angelo Schiavio Italien 4
Raimundo Orsi Italien 3
Leopold Kielholz Schweiz 3

Die Stars der Weltmeisterschaft

Literatur

  • Hans J. Müllenbach: Fussball-Weltmeisterschaft Italien 1934, 1991, ISBN 3861250012
  • Raphael Keppel: WM 34 - 2. Fussball-Weltmeisterschaft 1934 in Italien, 1990, ISBN 3928562002
  • Hardy Grüne: Fußballweltmeisterschaft 1934 Italien, 2002, ISBN 3897841983


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